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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 196 und 197)

 
ilol seine Einbindung in die europäische Entwick- 
i. DerT0rs0(Abb, 1), 1938 als Entwurl lurein Mahn- 
in Willersdorf entstanden , zeigt viele Qualitaten 
rustikalen Göttinnen und Nymphen Maillols. Das 
ke Korpervolumen sticht ins Auge, die betonte 
dansichtigkeit. Der Korper wird als Gesamtvolu- 
i gesehen, die Gelenke sind kaum artikuliert. Die 
los behandelte Oberflache suggeriert stotlliche i 
ichliche - Qualitäten. Aus diesen Elementen setzt 
ider klassische Gesamteindruck zusammen. Aller- 
ishatdieseKlassiketwasErdverbundenesRustika- 
an sich, das sich vor allem in den gedrungenen Pro- 
ionen undder uppigen Körperlichkeit ausdruckt. Es 
gibt auch in der Oberllachenbehandlung Parallelen 
beide Künstler tauchen die Figur durch eine pastose 
Behandlung des Fleisches in eine llimmernde Aura. 
Was allerdings bei Leintellner vollig fehlt. ist die szeni- 
scheAusgestaltung Bei ihm gibt es keine Flora (Abb 2) 
oder Venus. sondern den Frauenkorper an sich 
Die Serie der lruhen Portrats beginnt mit einer Blei- 
maskeiiiDie SlOWeniHti 1939). es folgen ein männlicher 
Bronzekopl (iiDer Mazedonien 1941), derWiener Gast- 
wirt Bett (1942), ein weiblicher Kopt, wie der vorige aus 
schwarzem Kunststein (1944), und ein weiblicher Mar- 
morkopl (1 944)." 
In dieser Serie sind bereits die plastischen Formkrite- 
rien Leinlellners ausgeprägt. Er geht bei seinen Arbei- 
ten grundsatzlich von der Schadelstruktur aus - sehr 
wohl erkennend. daß das Charakteristische einer Per- 
sönlichkeit olt in der Silhouette klarer zum Ausdruck 
kommt als in den individuellen Gesichtszugen So wer- 
den lolgerichtig seine lrühen Kopfe aul ihre klar umris- 
sene Kopttorm reduziert. Das Porträt Fiott ist ein kantig 
geformter Kubus. bei dem die Umrißlinie durch die Kno- 
chen - Wangen, Kinn, Augenbrauen - gelormt wer- 
den. Die Haulwird strall überdie Koptform gezogen und 
ist ganz undillerenziert. hat keine stofflichen Qualitä- 
ten. Die Gesichtszüge werden nur summarisch ange- 
deutetihaiterMund,lastmongolischeAugen.enganlie- 
gende Ohren 
Die selben Kriterien gelten lur den Mädchenkopl 
(Abb 3) von 1944 Über dem langen. schlanken Hals 
baut sich die Schadelforrn aul - charakteristischer- 
weisewie beim Mannerkopf ohne Kopihaar Die Silhou- 
ette ist geprägt durch die geschwungene Nase, den 
Schnitt derAugeribrauen, des Kinns, während die stoll- 
liche Substanz der Obertlache kaum angedeutet wird. 
Man hat diese Art der Stilisierung - sicher auch ange- 
regtdurchdasdunkleSteinmaterial des Porträts Rotti 
mit ägyptischer Plastik vergiichenÄ Diese Anlehnung 
istiedochnurallgemeinerArtundentsprichteineilaten- 
ten Strömung in der europäischen Plastik der Gegen- 
wart Die Beziehung der Bildhauer zur sogenannten 
iiprimitivenii Kunst oder auch zum Unvollendeten zum 
Torso. und die olt radikal iiantiklassischeii Grundstim- 
mungsindsichereineeigeneUntersuchungwertdeder 
Künstler hat hier seine ganz persönliche Relation erar- 
bettet." Bei Leintellner wird man iedoch auch den Ein- 
fluß Hanaks annehmen müssen. wobei er eher aut tru- 
 
7 Pablo Picasso. i-Frauenbusteii, 1931 
8 Heinz Leintellner. "Kopf der Fiuckblickendenii, 
Bronze. Hohe 16 cm 
1946. 
here Arbeiten seines Lehrers (um 191D) zuruckgreitt, 
also aut eine Zeit, in der Hanak eher Maiiloi als Rodin 
verpllichtet war " Trotzdem wird hier ein eigener Aus- 
drucksstil geschaffen, der innerhalbdes Oeuvres stark 
variieren kann. Ausgangspunkt bleibt jedoch von 
Beginn an die Schadelform, die Kontur, die Silhouette. 
In der Oberllächenbehandlung werden wir starke 
Abweichungen von dieser ersten Phase sehen Dies ist 
auch der Punkt, in dem sich bestätigt, daß er nie i-dug- 
rnatischiilwieeresselbstnennt)aneineArbeitherange- 
gangeri ist 
Nicht ohne Auswirkung ist in den folgenden Jahren der 
Ernlluß Fritz Wotrubas geblieben, dessen Assistent 
 
5 Hemz Le1111ellne1, 11Kcp1 des allen Mannesu, 1950 Sand 
Stein. Hohe 38 cm 
6 Henry Laurens, uBoxeru, vor 1920 
Anmerkungen 1 e 15 
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