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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 196 und 197)

23 Heinz Leinlellner. ß-Liegendeu, 
1960. Gips, rol palinierl, Länge 
27 cm 
24 Henry Moore, wReclinmg Fngureu, 
1939. Ulmenholz Collection Miss 
Ehzabeih OnsIow-Ford 
 
Die französische Künstlerin Germaine Richier, die 
HeinzLeinlellnerkannte, bietetsichzueinemVergleich 
an." Die besondere Domäne der Französin war ja das 
Doppelbödige. Phantastische - ein Kontakt Leinfell- 
ners mit ihrem Werk scheint nicht ohne Eindruck geblie- 
ben zu sein. Der vNacht-Menschrr (Abb. 15) von 1954 
zeigt eine symmetrisch aufgebaute Gesichtsmaske mit 
ausgesparten Augerischlitzen. Das Dämonische in der 
Wirkung besteht im Gegensatz der dunklen Gesichts- 
obertläche und dem dahinter liegenden hellen Raum, 
der durch die Augenschlitze durchblitzt. Die Gesichts- 
haut ist wie eine Membran zwischen Betrachter und 
dahinter liegendem Raum gespannt, der an die Stelle 
der geschlossenen plastischen Form getreten ist, 
Maskenform hat auch das iiPorlräl ReSltt (Abb. 16) aus 
dem Jahr 1956." Bei diesem Porträt ist allerdings das 
Unheimliche. Visionäre, das im Kopf M.B. kurz auf- 
tlackert. gänzlich verschwunden. Das Antlitz ist schei- 
benhaft flach w iiwie eine SonnenblumerU nach vorne 
gewölbt. Es ist ein extrovertierles Gesicht, ganz auf den 
Beschauer bezogen. Die malerische Oberflächenbe- 
handtung schafft eine gemeinsame Atmosphäre: die 
Dargestellte und der Betrachter atmen dieselbe Luft, 
etwaige hintergründige Deutungen sind verschwun- 
den. 
ln denselben Jahren entstanden aber auch vollplasti- 
sche Köpfe. die in besonders schöner Harmonie die 
Persönlichkeit derDargestellten,Materialgerechtigkeit 
und künstlerische Intention miteinander vereinigen. 
Das Porträt Olga B. (Abb. 17). 1950, gehört in diese 
Gruppe, ebenso ein undatiertes Porträt - wahrschein- 
lich eine Version MB. - aus den frühen fünfziger 
Jahren." 
Diebreite Palette im Porträt-Schaffen Leinfellners wird 
in diesem kurzen Überblick besonders deutlich. Ersetzt 
sich rnit den ihn unmittelbar ansprechenden Stilen oder 
vielmehr Künstlern - die Moderne zeigt immer mehr 
Personlichkeitsstiie" 7 auseinander. Diese Auseinan- 
dersetzungenwerdenallerdingsineinersehrindividuef- 
len Umformung sichtbar. Für ihn ist die Ausstrahlung 
des Dargestellten auf ihn selbst wesentlich, seine 
Grundkonzeption dabei bleibt die vollplastische, iige- 
bauten Kopfform. 
Nach der Trennung von Fritz Wotruba im Jahre 1952 
war Leinfellner längere Zeit als freischaffender Künst- 
lertätig. 1955 heiratete er die Malerin Therese Schütz 
(: Zwirschitz). ln der 2. Halfte der fünfziger Jahre 
wurde Leinfellnerauch verstärkt zu größeren Auftragen 
im öffentlichen Bereich herangezogen. ' Im Jahre 
1959 wurde seine erste große internationale Personal- 
ausstellung in Baden-Baden eröffnet, im selben Jahr 
erfolgte seine Berufung als Leiter der Meisterklasse für 
keramische Plastik an die Akademie für angewandte 
Kunst in Wien. 
Charakteristischfürihn geradeinZeitendesErfolgesist 
das Experimentieren mit neuen Möglichkeiten. Der Er- 
oberung des Raumes folgt ein Sich-Zurückziehen in die 
Fläche. Leinfellner hatte schon immer mit Porträtskiz- 
zen gearbeitet Außerdem lief parallel zu seinen voll- 
plastischen Arbeiten eine rege Relietproduktion, die 
sich vorallem bei den Porträts inzarten, zeichnerischen 
Profilköpfen in Ltnienrelieftechnik dokumentiert." 
Bei den vollplastischen Köpfen versucht er auf mehre- 
ren Wegen, sich der Fläche zu nähern. Zwei weibliche 
Köpfe (Abb. 1B) aus dem Jahre 1958 (Olga B.) veran- 
schaulichen eine der Möglichkeiten." Beide sind zwar 
aus dem Block entwickelt, aber dieser Block ist dem 
Profit nach orientiert und in die Länge gezogen, er wirkt 
fast scheibenhaft. Die Gesichtszüge hingegen sind 
reliefhaft-zeichnerisch eingeritzt. Die Gesichtszeich- 
nungselbslwirktdabeiwieeineOrnament-lnkrustation. 
Hinzu tritt die deutliche Ausprägung einer Schauseite 
- eben der Protillinie. Diese Köpfe bewahren viel von 
der Spontaneität einer Zeichnung. 
Diese bewußte Ausprägung einer Schauseite ist eine 
Anmerkungen 33 - 54 (Anm 33 7 38 s. Text S. 49) 
" H. Lelnlellner" FrlnIlplerl des plastischen Gestallens Kuns1 
emehung SISZ, S 171 ll Andruck eines Vortrages. gehall 
greß lül Kunst? und Werkerznehung m Bellin 1962. 
3' lnv. Nr. l l, 510019. H 3D cm 
u F. Wolruba: Bronzekopl 1959. Museum des 20 Jahlhund 
1' Holmann 09. CIL. S. 79. 
1' Sehr gul hal Wlßläfld Scnmad den Gegensatz wouuna - 
herausgearbellel Vgl. W. Schmid. Nach Kllml. SCHIIHSH 4 
Österreich. Sallbulg 1979. 5 147 I. (S1. Galler P1969311! Wl 
Abkehr Leinlellners vom wolluhesken Folmenkanon geh! 
personlichen Dillelenlen. die 1952 Im Ausscheiden Lein! 
der Akademie qlpteln. 
1' Trigon-Kalalog op. clL, wGedanken und Überlegungen-I nB( 
zum Beispiel Beatrice. .50 habe ich sie damals unbewußl: 
nachvome ausladena. einem Dachhahn ähhllßh. leslgehall 
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