}{ Für den Kunstsammler
Johannes Wieninger
Zinn nach Silberart
Der Eintluß der Gold- und Silberschmiedekunst aut die
Gestaltung von Zinngetäßen, der vor allem im deutsch-
sprachigen Raum während des 18. Jahrhunderts zu
beobachten ist, hat eine Tradition, die bis in die Zeit der
Renaissance zurückreicht.
Zunächst muß aul sehr ähnliche Umstände in der Her-
stellung von Objekten aus Edelmetall oder Zinn hin-
gewiesen werden. Goldschmied und Zinngießer waren
in städtischen Zünften und lnnungen organisiert; sie
unterlagensehrstrengen KontrollenöllentlicherBehör-
den, welche Reinheit und Zusammensetzung der ver-
wendeten Metalle durch eingeschlagene Marken
(Stadtzeichen) bestätigten.
Edelmetalle wie auch Zinn wurden von Großhändlern
bezogen und in Meisterbetrieben in einander ähnlichen
Techniken verarbeitet. DerGußwardiegeläutigsteHer-
stellungstorm, Überarbeitungen und Verzierungen
durch Treiben, Schleifen, Ziselieren und Gravieren
üblich.
Darüber hinaus muß bedacht werden. daß so Gold- und
Zinngetäße nicht nur Gebrauchsobjekte sondern auch
Wertanlagen waren; Altgold und -silber konnten ebenso
wie Altzinn eingeschmolzen und neu verarbeitet wer-
den.
Edelzinn aus dem 16. und 17. Jahrhundert, welches ita-
lienische Gbldschmiedearbeiten nachzuahmen ver-
sucht, stammt vor allem aus Lyon und Nürnberg, beide
sehr wichtige Handelsstädte und Kunstzentren.
Daß ein und dieselbe Formensprache in edlem und
unedlem Metall Anwendung land, liegt nicht nur im ähn-
lichen Produktionsvorgang. Die Käuterschicht von
Edelzinn und Goldarbeiten stammte durchwegs aus
1 Deckelterrine. Schlaggenwald, um 1760, unbekannter Mei-
ster GAS Ovale, gedrungene Geläßlorm, Deckel mit Durch-
bruchsarbeit und Rocaillenornamenten (Hintze Bd. 4.
Nr. 1448). L: 35.5 crn, B: 21 cm, H: 29,5 cm. lnv. Nr. Zi 626
2 DasOberederKuplertafelstelltvierProbierarbeitervonwel-
chemitderProbierungdesjenigenneuenZirinsdasins Reich
kommt, beschäftigt sind. . Der Erste macht die Probe aul
dem Steine Unten aul der Kuptertalel kommen die Formen
und Gestalten von den verschiedenen Zinnstangen vor. die
man im Handel gewühnlich antrittl MM sind Zinrie aus
Malaga, N ist zinn ll'l halben runden Stücken in Fässern, so
wie es aus den Verzinnungs-Manulakturen kommt; 0 ist Zinn
aus Indien; Pgroße und dicke Zinnstücke aus England; Omitt-
lere: R kleine (Zinnstücke aus England), S Zinn aus Siam. ..
Aus dem Werk von Salmon, L'Art du Potier d'Etain, Parts.
1788 Tab. l, wDie Zinngießerkunstix.
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