äustave Moreau, Ausschnitt i1Die Chimarenii, ohne Datie-
ung, nicht vollendet, vermutl. um 1883 ZeichnungfLein-
vand, 157 X133 cm Musee Gustave Moreau. Paris
ibrnisch-Deutsche Kaiserkrone (Couronne de Charle-
nagne conservee ä Vienne); aus Monuments, Bd 1, p 19
itoltresteaus dem 12. JahrhunderHFragmentdu Vetemenl
le Soie, de Pierre Lombard): aus Monuments, Bd. 1. p 7B
ierkurigen 1 - 15
E EINHORNER (1-1 1.15. 1. 0,90 m1, signiert unten links ohne DJIIE
ng. MUSEUM GUSTAVE MOREAU, Paris.
E DAME MIT DEM ElNHClRN, sechsteiligerBildleppicttseil 18831111
USEUM CLUNY, Paris
ATHIEU, PleffE-LUKS, GUSTAVE MOREAU, Paris 197a, s 154 iiLes
ilebres tapisseriesdu Musee deClunysont a raiigiriede celteccirnpo-
1011 Moreau a ätä ioiiemeni oenetre de FBSDHI de ces terilures.
iquefles 11 a empniie le deslgn des licornes, 1a gtäce reveuse et los
15111111115 des lemmes athSl gue de nombrenx accessoires, man am
zrispcrles, corrirric Ies ecus HEIEVGIQUES. les hllßux etc .1
E CHIMÄREN 111 1.51. t 1.33 111i. MUSEUM GUSTAVE Moneixu.
1115
Die Frage nach der künstlerischen Genese von Bildern
des franzosischen Symbolisten Gustave Moreau
(1826 e 1898). beziehungsweise nach rnoglichen Ruck-
grillen auf altere Vorlagen. war bisher kaum Gegen-
stand eingehender Forschung Fur DIE EINHÖRNER
z B werden die TAPISSEHIEN VON CLUNY als Inspi-
rationsguelle für die künstlerische Kreativitat Moreaus
genannt; im gesamten bis hin zur einzelnen Detail-
durchgestaltung hätten sie als Vorbild gedient Dieser
angenommene. enge Kcnnex konnte wissenschaftlich
nicht belegtwerden-außer: hie Einhorn - da Einhorn.
hie dekorativ - da dekorativ, Bei genauerem Hin-
sehen erweisen sich sowohl Ornamente wie einzelne
Obiekte als akribische Ubernahme bisher unbekannter
Vorlagen, als wörtliche Zitate
Den Ausgangspunkt furdie vorliegende Untersuchung,
diezudieserThesefuhrt.bildetdieKroneaufdem Haupt
einer Frau in den CHIMAAREN - diese Krone ist die
detailgenaue Nachzeichnung einer graphischen Um-
setzung der Rornisch-Deutscheri Kaiserkrone Das
direkte Vorbild. das Moreau offensichtlich benutzt
hatte, konntein dem zweibandigenwerk MONUMENTS
FBANQAIS INEDITS gefunden werden. Die beiden
Bände befinden sich noch heute in der Bibliothek des
MUSEUM GUSTAVE MOREAU in Paris. Die Vermutung
liegt nahe, daß Moreau nicht nur bei der Krone auf Vor-
lagen zurückgegriffen hat Und in der Tat ebenfalls in
den MONUMENTS ist ein Stoffresl aus dem 12 Jh.
abgebildet. Er wird von Moreau über den Körper der
Fraugefegtdiedie Kaiserkronetragt In beiden Banden
liegen noch vergilbte Markierungszettel. zwei davon
sind von Moreaus Hand beschriftet: wpeut-etre un peu
plus petitir steht auf dem einen. npour ma draperie ou
une centure de furie11 auf dem anderen Ob sie tur die
Abbildungen gelten. bei denen sie liegen, konnte nicht
nachgeprüft werden. aber sie bestatigen Moreaus Ar-
beitsweise
Dermethodischen Einfachheithalbersoll,umdie Darle-
gungderProblematiknäherzubringen, imfolgendendie
Analyse auf ein Beispiel. auf DIE EINHÖRNER als
Hauptwerk. beschränkt werden. Für DlE EINHÖRNER
erweist sich das MAGASIN PITTORESQUE als wahre
Fundgrube solch wörtlicher Zitate; offensichtlich fun-
gierte es für Moreau als eine Art Musterbuch. Die mei-
sten der 68 Bände dieses mit Holzschnitten ausgestat-
tetenJahrbuches(t833 - 1900) befinden sichebenfalls
in der Bibliothek des Museums. Auch in ihnen finden
sich vereinzelt Notizen, einige der Urrischlagdeckel
sind mit Briefentwürfen und kleineren Skizzen ver-
sehen,
Eine genauere Untersuchung der EINHÖRNER führte
zu überraschenden Ergebnissen. Über die mehr oder
wenigerausgemalten Partien sindrnit FederundChina-
tinte Gebilde eingezeichnet, für die Moreau bestimmte
Vorbilder verwendet: Die Architektur im Hintergrund
(zwei schmale Säulenkonstruktionen, die eine im Was-
ser. dieandere am Ufer)gibtdetailgetreu den ionischen
Tempel ausdem Garten der Villa Pallavicini bei Genua"
wieder und den Brunnen von Autun ' Tempel und Brun-
nen sind sogar im gleichen Großenverhältnis ihrer
Abbildung im MAGASIN auf das Bild übertragen. Der
Kopf der unterdem Baum sitzenden Frau ist einem Tep-
pich aus dem 15. Jh. entnommenÄ" Den roten Umgang
der Liegenden im Vordergrund hält eine Bronzeagraffe
aus einem helvetischen Grab." Der Henkel einer Elfen-
beinvase aus der Alhambra ist ihr als Kragen über die
Schulter gestülpt." Der Ellenbogen ruht auf einem
Kreuz aus Elfenbein des 11, Jh.s.'"' Die Sirenen auf
der Schärpe über dem Schenkel stammen aus dem
13. Jh."; Moreau hat die Vorlage aus dem MAGASlN
spiegelbildlicn angeordnet. Die bekleidete, hohe
Gestalt der Vordergrundfigur ist mit Ornamenten über-
sät. Zwei Kleiderspangen auf der nackten Schulter und
der Halsschmuck sind Wiedergaben aus einem Porträt
des 15. Jh.s.'5 Die Stoffbahn der rechten Körperseite
ist in der Hüfte mit einer Silberarbeit, die den hl. Georg
undcfiehl.Katharinadarstellt,geschmückLam Kniernit
dem hl Sebastian, beide um 1500m Die Taille wird
llllltxlX l'lll1r1.lS1_rl i.
urnmm-u1-mnvu_n-a
4 Guslave Moreau, Ausschnitt i-Die Einhörner" (Abb
viTempel und Brunnenii
5 Brunnen von Autun(La Fontaine Saint-Lazare, äAutu
Magasin Piltoresque, 1860, Bd. 28, p 301
6 Tempel der Villa Pallavicini bei Genua (LaVilla Pallavi
Le Temple de Flore). aus Magasin Pittcresque, 1860, l
p 77
5 WILLEMIN.N1COIHS.X.MONUMENTS FHANCAIS INEDITS. 2
Paris 1839, 1 Band. S 19 (die Seiten sind von Hand numericr
l MONUMENTS,1 Band. S 7B.
7 MAGASIN PfTTORESOUE Paris 1833 7 1900, 68 Bande
' MAGASIN. 1871, 39, 77
' MAGASIN. 1860, 28, 301
1" MAGASIN. 11347, 276
11 MAGASIN. 1654, 276
" MAGASIN, 1850, 212
H MAGASIN. 11377 299
1' MAGASIN. 1377, 996
ß MAGASIN. lß-tl, 100, und in MONUMENTS, Bd 2
'- MAGASIN. 1064, 140
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