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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 196 und 197)

äustave Moreau, Ausschnitt i1Die Chimarenii, ohne Datie- 
ung, nicht vollendet, vermutl. um 1883 ZeichnungfLein- 
vand, 157 X133 cm Musee Gustave Moreau. Paris 
ibrnisch-Deutsche Kaiserkrone (Couronne de Charle- 
nagne conservee ä Vienne); aus Monuments, Bd 1, p 19 
itoltresteaus dem 12. JahrhunderHFragmentdu Vetemenl 
le Soie, de Pierre Lombard): aus Monuments, Bd. 1. p 7B 
ierkurigen 1 - 15 
E EINHORNER (1-1 1.15. 1. 0,90 m1, signiert unten links ohne DJIIE 
ng. MUSEUM GUSTAVE MOREAU, Paris. 
E DAME MIT DEM ElNHClRN, sechsteiligerBildleppicttseil 18831111 
USEUM CLUNY, Paris 
ATHIEU, PleffE-LUKS, GUSTAVE MOREAU, Paris 197a, s 154 iiLes 
ilebres tapisseriesdu Musee deClunysont a raiigiriede celteccirnpo- 
1011 Moreau a ätä ioiiemeni oenetre de FBSDHI de ces terilures. 
iquefles 11 a empniie le deslgn des licornes, 1a gtäce reveuse et los 
15111111115 des lemmes athSl gue de nombrenx accessoires, man am 
zrispcrles, corrirric Ies ecus HEIEVGIQUES. les hllßux etc .1 
E CHIMÄREN 111 1.51. t 1.33 111i. MUSEUM GUSTAVE Moneixu. 
1115 
Die Frage nach der künstlerischen Genese von Bildern 
des franzosischen Symbolisten Gustave Moreau 
(1826 e 1898). beziehungsweise nach rnoglichen Ruck- 
grillen auf altere Vorlagen. war bisher kaum Gegen- 
stand eingehender Forschung Fur DIE EINHÖRNER 
z B werden die TAPISSEHIEN VON CLUNY als Inspi- 
rationsguelle für die künstlerische Kreativitat Moreaus 
genannt; im gesamten bis hin zur einzelnen Detail- 
durchgestaltung hätten sie als Vorbild gedient Dieser 
angenommene. enge Kcnnex konnte wissenschaftlich 
nicht belegtwerden-außer: hie Einhorn - da Einhorn. 
hie dekorativ - da dekorativ, Bei genauerem Hin- 
sehen erweisen sich sowohl Ornamente wie einzelne 
Obiekte als akribische Ubernahme bisher unbekannter 
Vorlagen, als wörtliche Zitate 
Den Ausgangspunkt furdie vorliegende Untersuchung, 
diezudieserThesefuhrt.bildetdieKroneaufdem Haupt 
einer Frau in den CHIMAAREN - diese Krone ist die 
detailgenaue Nachzeichnung einer graphischen Um- 
setzung der Rornisch-Deutscheri Kaiserkrone Das 
direkte Vorbild. das Moreau offensichtlich benutzt 
hatte, konntein dem zweibandigenwerk MONUMENTS 
FBANQAIS INEDITS gefunden werden. Die beiden 
Bände befinden sich noch heute in der Bibliothek des 
MUSEUM GUSTAVE MOREAU in Paris. Die Vermutung 
liegt nahe, daß Moreau nicht nur bei der Krone auf Vor- 
lagen zurückgegriffen hat Und in der Tat ebenfalls in 
den MONUMENTS ist ein Stoffresl aus dem 12 Jh. 
abgebildet. Er wird von Moreau über den Körper der 
Fraugefegtdiedie Kaiserkronetragt In beiden Banden 
liegen noch vergilbte Markierungszettel. zwei davon 
sind von Moreaus Hand beschriftet: wpeut-etre un peu 
plus petitir steht auf dem einen. npour ma draperie ou 
une centure de furie11 auf dem anderen Ob sie tur die 
Abbildungen gelten. bei denen sie liegen, konnte nicht 
nachgeprüft werden. aber sie bestatigen Moreaus Ar- 
beitsweise 
Dermethodischen Einfachheithalbersoll,umdie Darle- 
gungderProblematiknäherzubringen, imfolgendendie 
Analyse auf ein Beispiel. auf DIE EINHÖRNER als 
Hauptwerk. beschränkt werden. Für DlE EINHÖRNER 
erweist sich das MAGASIN PITTORESQUE als wahre 
Fundgrube solch wörtlicher Zitate; offensichtlich fun- 
gierte es für Moreau als eine Art Musterbuch. Die mei- 
sten der 68 Bände dieses mit Holzschnitten ausgestat- 
tetenJahrbuches(t833 - 1900) befinden sichebenfalls 
in der Bibliothek des Museums. Auch in ihnen finden 
sich vereinzelt Notizen, einige der Urrischlagdeckel 
sind mit Briefentwürfen und kleineren Skizzen ver- 
sehen, 
Eine genauere Untersuchung der EINHÖRNER führte 
zu überraschenden Ergebnissen. Über die mehr oder 
wenigerausgemalten Partien sindrnit FederundChina- 
tinte Gebilde eingezeichnet, für die Moreau bestimmte 
Vorbilder verwendet: Die Architektur im Hintergrund 
(zwei schmale Säulenkonstruktionen, die eine im Was- 
ser. dieandere am Ufer)gibtdetailgetreu den ionischen 
Tempel ausdem Garten der Villa Pallavicini bei Genua" 
wieder und den Brunnen von Autun ' Tempel und Brun- 
nen sind sogar im gleichen Großenverhältnis ihrer 
Abbildung im MAGASIN auf das Bild übertragen. Der 
Kopf der unterdem Baum sitzenden Frau ist einem Tep- 
pich aus dem 15. Jh. entnommenÄ" Den roten Umgang 
der Liegenden im Vordergrund hält eine Bronzeagraffe 
aus einem helvetischen Grab." Der Henkel einer Elfen- 
beinvase aus der Alhambra ist ihr als Kragen über die 
Schulter gestülpt." Der Ellenbogen ruht auf einem 
Kreuz aus Elfenbein des 11, Jh.s.'"' Die Sirenen auf 
der Schärpe über dem Schenkel stammen aus dem 
13. Jh."; Moreau hat die Vorlage aus dem MAGASlN 
spiegelbildlicn angeordnet. Die bekleidete, hohe 
Gestalt der Vordergrundfigur ist mit Ornamenten über- 
sät. Zwei Kleiderspangen auf der nackten Schulter und 
der Halsschmuck sind Wiedergaben aus einem Porträt 
des 15. Jh.s.'5 Die Stoffbahn der rechten Körperseite 
ist in der Hüfte mit einer Silberarbeit, die den hl. Georg 
undcfiehl.Katharinadarstellt,geschmückLam Kniernit 
dem hl Sebastian, beide um 1500m Die Taille wird 
llllltxlX l'lll1r1.lS1_rl i. 
urnmm-u1-mnvu_n-a 
4 Guslave Moreau, Ausschnitt i-Die Einhörner" (Abb 
viTempel und Brunnenii 
5 Brunnen von Autun(La Fontaine Saint-Lazare, äAutu 
Magasin Piltoresque, 1860, Bd. 28, p 301 
6 Tempel der Villa Pallavicini bei Genua (LaVilla Pallavi 
Le Temple de Flore). aus Magasin Pittcresque, 1860, l 
p 77 
5 WILLEMIN.N1COIHS.X.MONUMENTS FHANCAIS INEDITS. 2 
Paris 1839, 1 Band. S 19 (die Seiten sind von Hand numericr 
l MONUMENTS,1 Band. S 7B. 
7 MAGASIN PfTTORESOUE Paris 1833 7 1900, 68 Bande 
' MAGASIN. 1871, 39, 77 
' MAGASIN. 1860, 28, 301 
1" MAGASIN. 11347, 276 
11 MAGASIN. 1654, 276 
" MAGASIN, 1850, 212 
H MAGASIN. 11377 299 
1' MAGASIN. 1377, 996 
ß MAGASIN. lß-tl, 100, und in MONUMENTS, Bd 2 
'- MAGASIN. 1064, 140 
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