Thomsin unter dem Namen ihres Mannes entstanden.
Nach der Aufnahme in die Zunft am 21. Juni 1746 war
Moserberechtigt. seine eigene initiaipunze einzuschia-
gen. Diefastidentische Monstranzin derPropsteikirche
zu Staatz gehört noch demselben Jahr an. trägt aber
schon das Meisterzeichen IM.
Die Schatzkammer-Monstranz vertritt den Typus der
Sonnenmonstranz. jenen Typus also. der sich am An-
fang des 17. Jahrhunderts entwickelte und charakteri-
stisch fürdas Aussehen einer Barockmonstranz wurde.
Die Strahiengiorie, in deren Mitte sich die Hostienni-
sche öffnet, ist eine Illustration des Psaimvers nln soie
pcsuittabernacuium suumk(Ps. 18.6). Auch Moserfoigt
diesem Bild; die schlichte Gesamtform und die sparsa-
me Ausstattung mit symbolhaften Details (Trauben, Äh-
ren. Rosen. Taube des Hi. Geistes) unterscheidet seine
Komposition jedoch von gleichzeitigen Augsburger
Monstranzen. deren Hostienrahmen mit zahlreichen
Sinnbildern und Attributen geschmückt, manchmal so-
gar überladen sindf"
Zur Zeit Mcsers vermißte die Wiener Kunst eine kreati-
ve. in ihren Erfindungen wegweisende Schöpferpersön-
iichkeit. von der auch die Goldschmiede manche Anre-
gung beziehen konnten. Besonders bei anspruchsvol-
len. der Kieinpiastik verwandten Aufgaben gab es keine
zeitgemäßen. fortschrittlichen Vorlagen. Moser orien-
tierte sich deshalb in vielen Fällen an älteren Vorbildern,
wie zum Beispiel an Kelnischbauers Lösungen. die die-
14
servor ungefähr einem halben Jahrhundert geschaffen
hatte. Er war damit der einzige Wiener Goldschmied,
der nicht nur allgemein Känischbauers Anregungen
aufnahm. sondern direkt die Nachfolge des großen Mei-
sters antrat.
Das wohl bekannteste Werk Mosers. die sogenannte
wKoiomanni-Monstranzr (Wiener Beschau 1752, Stift
Meik) (Abb. 4) übernimmt von Känischbauers berühm-
ter xSchieiermonstranzu (1711-14, Entwurf von Matt-
hias Steinl. Stift Kiosterneuburg) die Komposition in
Form eines Baumes (Abb. 5). Bei beiden Darstellungen
istsomitderHinweisaufdiezugrundeiiegende Legende
deutiichsichtbanWahrend KanischbauerdieSzeneder
Erscheinung ausführlich schilderte und auch die betei-
ligten Figuren miteinbezog, beschränkte sich Moserauf
die Präsentation derAttribute des hi. Märtyrers. Er kon-
zentrierte sich auf das wirklichkeitstreue Arrangement
der Marterwerkzeuge und die realistische Bildung des
Hciunderbaumes. auf dem der Heilige erhängt wur-
de." Er verzichtete weitgehend auf kunstgewerbiichen
Zierrat und ging im iilusionismus der Kieinplastik weit
über Känlschbauers reich geschmückte Prachtmon-
stranz hinaus. Ein ikonogrephischer Unterschied be-
steht zudem darin. daß die wKolomanni-Monstranzu im
eigentlichen Sinn nie als Monstranz. sondern aus-
schließlich als Schaugefäß für die Unterkieferreiiquie
des hi. Koioman konzipiert war; deshalb erfüllt sie
gewisse inhaltliche Forderungen einer Monstranz
3 Monstranz; Silber vergoldet. Perlen. grünes Email; Wiener
Beschau1746.Meistermarke Q1 (Conrad Jos. Thomsin);
H : 56 cm; Wien. Schatzkammer (B 18)
4 Reliquiar für die Kinniade des hi. Koioman; Silber vergoldet.
Silberblüten. Brillanten. Granaten. Smaragde. Amethyste.
Topase. Türkise; Wiener Beschau 1752. Meistermarke IM;
H : 66 Cm; Still Melk
5 rSchieiermonstranz-r von Joh.
1711 -14; Stift Klosterneuburg
6 Monstranz; Silber vergoldet. Amethyste. Granate, Olivine.
Bergkristall. Karneoie; Wiener Beschau 1759. Meistermar-
ke IM; H : 72.8 cm. Historisches Museum der Stadt Wien
(inv. 1816)
7 nDiamantenmonstranz-r von Joh. Bapt. Känischbauer. 1699;
Prag. Loretokirche
Bapt. Känischbauer.
Anmerkungen 10 - 14
" ÄN. bei Seiing. Bd. l. p. 128.
" Die Heiligenlegende Brlühil. diß dB! irische Kdnigssohn KOIOVIISH auf
einer Pilgerreise unter Verdacht geriet. ein Spion zu sein und erhängt
wurde. Da sein Leichnam nicht verweste und derdürre Hoiunderbaurn
wieder Blüten trieb. erkannte man seine Unschuld und verehrte ihn BIS
Märtyrer. _
" Die Monstranz befandslch biszur Übergabe an das Städtische Museum
(1876) im Liesinger Schloß; einer der Vorbesitzer war der Juwelier Va-
lentinvon Mack. ein Nachfahrevon Mosers Kollegen. des hotbetreiten
Goldschmiede Franz V00 MiCK. (Siehe S. Walther. Weltkunst. Jg. 49.
1979.Nf.10. p. 1257.)
" Auf die Herkunft des Sonnenmonstranzschemas mit Putten und Wol-
kenknäuei von derCathedra Fetri Bernlnls verwies bereits H. Filiitz. der
auchdieAbhangigkeit Joseph Mosersvon KltrlischbauerauIzeigte(Bei-
treg in: K. M. Swoboda. Barock in Böhmen. München 1964. p. 285).
" EXOGLIS. 40. 3A.
nicht. wie zum Beispiel den Hinweis aufctie Eucharistie.
Fünf Jahre später griff Moser abermals eine Komposi-
tionsidee von Kanischbauer auf. Die Strahlenmon-
stranz des Historischen Museums derStadt Wien (Wie-
ner Beschau 1759) (Abb. G)" steht in der Nachfolge der
Loreto-Monstranz (1699, vielleicht nach einem Entwurf
von Fischer von Eriach. Prag. Loretokirche) (Abb. 7);
auch sie besitzt den Charakter einer Kieinpiastik. die
sich kontinuierlich aus der Bodenplatte zu einer bildhaf-
ten. dreidimensionalen Darstellung entwickelt." An
Stelle der immakuiata bildet nun die Wolkensäuie die
Verbindung von irdischer und himmlischer Sphäre.
Während Känischbauereinesderwichtigsten program-
matischen Bilder der Gegenreformation zum Thema
hatte. illustrierte Moser eine alttestamentarische Sze-
ne. in der sich Gott in Gestalt einer Wolke unter den
GleubigeMBundesiade : Glaubensgemeinschaft)nie-
deriaßt und so lange verweilt. wie die Wolke sichtbar
ist." DerGedanke. auf dem die in Gold erstarrte Vision
basiert. ist die immerwährende Gegenwart Gottes in
der Kirche.
im Gegensatz zu Känischbauer. dessen Darstellung
durch den überaus reichen Edelsteinbesatz (die Loreto-
Monstranz erhielt deshalb auch den Namen nDiafTlETl-
tenmonstranzu) überstrahit und sogar etwas verunkiärt
wird. bemühte sich Moser. die Komposition aus plasti-
schenTeilmotiven übersichtlich undleichtlesbareufzu-
bauen. Zu diesem Zweck beschränkte er den ornamen-