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vorherrschend. In der Wand wird ihm eine Nische vorbereitet, weil er die
Architektur und Disposition der Einrichtung nicht stören darf. Am liebsten
sieht man ihn in der Ecke, welche er abzustumpfen bestimmt ist.
Wie mit den Kaminanordnungen, so befassen sich auch mit den Ofen-
bildungen die zahlreichen Kupferwerke, welche von Architekten und
Künstlern des Innenraumes herausgegeben wurden (Schübler und andere).
Die Linienführung, die plastische Gliederung der Wandiiäche, wirkt auf
den Ofen und seinen Schmuck zurück. Ganz freies Ornament, das auf die
Fugenteilung der Kacheln keine Rücksicht nimmt, belebt die Fläche und
den Umriß. So werden oft große Stücke, die frei geformt werden müssen,
zusammengebaut. Oft sieht man
ein zartes Blau, Grün, Gelb als
Grundfarbe, von dem weißes
Relief sich abhebt. Oft ist ver-
goldetes, selten versilbertes Or-
nament der Schmuck. Auch vor
dem wildesten und gewagte-
sten Schnörkelwerk schreckt
schließlich der Keramiker nicht
mehr zurück, so daß manchmal
keine gerade, keine ungebro-
chene Linie am Ofen zu er-
blicken ist.
Endlich führt der Klassizis-
mus wieder eine strenge Form-
gebung in den Ofenbau. Aber
auch jetzt gilt nicht mehr die
Kachelform als maßgebend;
jetzt herrscht nicht minder
die architektonische Linie. Nur
zeigt sich immer mehr die Vor-
liebe für den Säulenofen, der
weite Verbreitung und zierliche
Durchbildung erhält.
Die große Zylinderfläche
bekommt zarten Reliefschmuck,
leichte Gehänge. Nach oben
schließt ein Kranzgesims und
darüber eine Vase den Aufbau.
Manchmal versteigt sich die
Neigung zur Sentimentalität da-
zu, dem ganzen Ofen die Form
jener Grabdenkmale zu geben,
bei denen eine trauernde Figur
Ofen in der bischöflichen Residenz zu Würzburg