I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Vien
Vierter Künstlerhaus - Die Türken vor Wien
uropa und die Entscheidung an der Donau 1683 ist der Unterti-
zl dieser vom Historischen Museum der Stadt Wien veranstal-
zten Ausstellung. Die Gestaltung lag in den Händen des Arch.
lans Hollein, der sich, wie immer. etwas Originelles und auch
ie Besucher Ansprechendes einfallen ließ. Schon die Fassade
ls Türkenzeit lädt zum Betreten des Hauses ein. Die Aufstel-
ing der Exponate ist übersichtlich und durch Gruppierungen,
iioramen und die Licht- und akustische Spiele im großen Saal
esonders für junge Menschen sehr eindrucksvoll und zugleich
idaktisch. Viele der 1500 Objekte haben aber auch einen ganz
ervorragenden künstlerischen Wert, so die Gemälde, Teppi-
he und anderen Stoffe. die Keramiken. Waffen. Handschriften
nd Münzen. Eine Fülle von wertvollen Gegenständen, die aus
ller Weit zusammengetragen wurden und die man kaum bei ei-
em Rundgang erfassen kann. Der über40OSeiten starke Kata-
xg (öS 170.-). der viele farbige Abbildungen hat, ist eine sehr
innvoile Ergänzung. Geschichtliche Zusammenhänge werden
ierdeutlich, die Besonderheiten der ausgestellten Objekteerst
n Detail erfaßbar. (5. 5. - 30. 10. 1983)
tlois Oberndorfer
)ie 40 Objekte in irischen, lebendigen Farben beweisen den
.infallsreichtum ihres Autors. Mit kräftigen Strichen und spar-
am eingesetzten Coliagierungen erreicht der Maler auf etli-
ihen der gezeigten Blätter, etwa Nr. 32. 27. 24. 10, einen sehr
ieschlossenen Eindruck, bei anderen zerfiattert dieser eher.
lr. 11 und 12. die Köpfe assoziieren. können durchaus als
ielungen betrachtet werden. Die beiden collagienen Buch-
leckel sind Variationsspiele. die das Formgefühl des Spielers
iestätigen. (27. 4. - 28. 5. 1983) - (Abb. 1)
äaierie Würthle - Franz Lerch
895 in Wien geboren. Mitglied des alten Hagenbundes, wird
.erch zur Gruppe der Neuen Sachlichkeit gezählt. Der 1977 in
lew York Verstorbene zeigt in den zwanziger Jahren großflä-
ihige Strukturen. die sich fast zu abstrakten Farbkombinatio-
ien schlossen. Eswar eine sehr informative und einen schönen
Einblick in des reiche Werk dieses wichtigen und zu wenig be-
ichteten österreichischen Malers der Zwischenzeit gebende
ichau. (17. 3. - 9. 4. 1983) - (Abb. 2)
Ehrentraud Heis
Eroße Figuren, derb. oft bäuerlich, in fiächiger Manier mit brei-
en Pinselstrichen hingesetzt, kündenvon dem Engagementder
Aalerin. Die gezeigten Temperabilder waren fast durchwegs in
dumpfen Farben gehalten und drückten oft Verlassenheit, Un-
ieholfenheit und Beziehungsiosigkeit aus. Der Einfluß der Nai-
ien und in etlichen Bildern der Marc Chagalls ist unübersehbar.
14. v 30. 4. 1983) - (Abb. 3)
kifred Kubin
Vieder einmal wurden aus dem außerordentlich reichen Werk
les Zwickledter Meisters Aquarelle, Zeichnungen und Druck-
iraphiken gezeigt. Es handelte sich um Arbeiten aus allen
ichaffenspericden. Der Schwerpunkt der Auswahl war offen-
iar auf das erotische Motiv gelegt und zeigte besonders ausder
irühzeit. aus der etliche sehr selten ausgestellte Blätter aufla-
ien, sehr schonungslose Offenheit und eine gequtllte Verfallen-
ieit. Die meisten Arbeiten waren zu kaufen und die Preislagen
varen sonderbar und unmotiviert unterschiedlich. (5. 5. - 4.6.
983) - (Abb. 4)
äalerie am Graben
.inde Wächter-Lechner
)ie Künstlerin zeigteKeramik.StelnzeugundPorzellan.lhreAr-
ieiten zeichnen sich durch eine zarte Farbgebung und feine
tiuanclerung aus. Besonders kennzeichnend für sie sind jene
ilastischenObjekte. die, meistineinergeschlossenen Form. Ei
)d6l gequetschter Kugel. durch schalenartige Schichtungen
nit ausgezackten Bruchstellen von der Verletzbarkelt des Ma-
erialskünden.EineAussegederKünstlerin.diesicherweitüber
las speziell von ihrverwendete Material hinausgeht. (22. 3. bis
l7. 4. 1983)
liloltgang Rahs
Ekythisches Stilleben nannte der 1952 in Vorau (Stmk.) Gebore-
ie seine Präsentation nach dem Hauptobjekt, das eine plasti-
sche Erinnerung an ein 197i in der Ukrainegefundenes Grabei-
ier skythischen Frau ist. Mit seinen ca. 35 Exponaten will Rahs
ien Betrachter und Schmuckträger zu kreativem Denken füh-
en. Ein Versuch, der in dieserArt sicherbei dem einen oder an-
leren auf fruchtbaren Boden fallen mag. ob freilich damit eine
znge Beziehung zum Schmuck im allgemeinen hergestellt wird.
nuß dahingestellt bleiben. Jedenfalls wurden die Bezüge von
äahs Arbeiten offenbar. (11. - 30.4. 1973) - (Abb. 5)
Xnna Heindl
(feine Broschen und Nadeln. die Farben der Emailien sind kräf-
ig. phantasievoll und bewegt, die Formen glatt und spitz. oft
iuch sperrig. Eigenwillige und kühle Gestaltungen. (2. - 28. 5.
eea)
äalerie Yppen - Oskar Bottoli
)er bekannte Bildhauer. immer der Figur verbunden, präsen-
ierte hier Zeichnungen und Plastiken der letztn Jahre. Immer
vieder ist es dasWeibliche. das er in unzähligen Variationen ge-
itaitet. Es ist kein Abklatsch des klischeehaft Schönen, es ist
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vielmehr der immerwährende Versuch einer Annäherung an
das Rätselhafte des Anderen, des Du, eines immerwährenden
Gegenüber des Mannes. Die Erfüllung in der Vereinigung wird
uns lfl der geschlossenen Form eines Torsos (i), eines beson-
ders schönen Werkes, bewußi. (22. 3. - 16. 4. 1 983) - (Abb. 6)
Ferdinand Stransky
Von dem leiderzufrüh Verstorbenen waren 26Arbeiten ausdem
Nachlaßzu sehen und um einen verhältnismäßig niederen Preis
zu erstehen. in den Ölbiidern ist in den schweren Pinseihieben
die Schwere der Leiber eingegangen. Die Graphiken. unter de-
nen viele die Festigkeit und Zielgerichtetheitdes Strichs bewei-
sen, hatten die Themen Landschaft und Mensch. Ein Stilleben
mit Totenkopf ist besonders hervorzuheben. (19. 4 - 14. 5.
1983) - (Abb. 7)
Felix Waske
Der 1942 in Wien geborene Weiler-Schüler ist ein außerordent-
lich fleißiger Zeichner. Auf den 22 zum Teil aquareilierten Blät-
tern wimmeit es nicht nurvon phantastischen Figuren. lemuren-
haft und in den unbestimmbaren Formen von Weichtieren. son-
dern dieganzen Flächen. vordenen sieorganisiert sind. werden
von Waske durchgezeichnet. Die Massen und Formen sind be-
stimmt kein Zufall und auch die Bahnen. in denen siesich i-bewe-
gen-r. sind in größerem Zusammenhang zu begreifen. 5 Radie-
rungen inderniederenAufiagevon 16Stücksindeiribesonderer
Anreiz für Sammler. (17. 5. - 17. 6 1983)
Galerie auf der Stubenbastei - Heinz Göbei
Der 1 947 geboreneSaizburgernenntseinein Mischtechnlkaus-
geführten Arbeiten wErdenbllder-i. Göbel kommt aus der Stro-
mung der Spurensicherer, wobei ein neunmonatiger Aufenthalt
in Ägypten und das Erlebnis der Ausgrabungen der alten Kultu-
ren sicher manches sehr unmittelbar dazu beigetragen hat.
Auch die 24 hier gezeigten Blätter können aus diesem Blickwin-
kel betrachtet werden. Göbels Arbeiten zeichnen sich durch-
wegs durch Sauberkeit der Ausführung aus. Es sind nur durch
ihreStrukturenerahnbare, unbestimmbareZeugen eines Dage-
wesenseins. (B. 3. 7 5. 4. i983)-(Abb. 8)
Heinz Kummer
Zeichnungen in KohleundverschiedeneArbeiteninMischtech-
nlken geben den Eindruck von endzeitlicher Verbranntheit,
Massenllucht und allgemeiner Zerstörung. Dunkelheiten tun
sich wie Erdspaiten da und dortauf. Der 1935im Burgenland ge-
borene Maler gibt keine Anhaltspunkte der Hoffnung. (12. 4. bis
7. 5. 1983)
Neue Galerie - Rudolf Hoflehner
Neue Bilder und Zeichnungen wurden geboten. Die großen
OlarbeitenzeigtendeutlichsurrealistischeBezüge.DieWieder-
gabe weiblicher und männlicher Köpfe in einer von starker
Oberfiächsnstruktur gekennzeichneten Technik ist kontrast-
reich in der Farbeundzeichnetslchbei den vielenSelbstbiidnis-
sen durch eine ätzende Selbstkritik aus. (17. 3. - 23. 4. 1983)
Armin Pramstaller
Der 1938 in Dornbirn geboreneGraphiker legte hier eine umfas-
sende Kollektion seiner Radierungen vor. Es sind durchwegs
Landschaften. bewegt und schwungvoll. Der Bogen seiner Dar-
stellung spannt sich von fast in ein abstraktes Liniengefüge auf-
geiöstes, weithingebreitetes und in die Tiefe gehendes Gefüge
bis zu sehrdeutlich in seinen Rhythmen erkennbaren Örtlichkei-
ten. Die hochgezogenen Horizonte vermitteln förmlich eine kar-
tographische Draufsicht. (27. 4. - 28. 5. 1983) - (Abb. 9)
Galerie Contact - Hans Kruckenhauser
Auch dieser 1940 geborene Maler ist Vorarlberger. Die hier ge-
zeigten Aquarelle waren die Ausbeute eines Frankreichaufent-
haites. Die Farbtonung ist gedämpft. die Formensprache auf
Stufungen konzentriert. so daß eine gewisse Dichte vor-
herrscht.Daunddortkonntemanallerdingsauchelnimpulsives
Auftrurnpfen und Überschwappen der Gefühle feststellen.
(15. - 26. 3. 1983)
Harald Schreiber
Der junge Kärntner (1952) bot hauptsächlich zwei Zyklen:
vGeburts- und Todestageu und wSehnsuchtslandschaltenix. Bei
ersteremfindenwiru.a.graphischeAuseinandersetzungen mit
Max Ernst. Else Lasker-Schüler, ArthurSchnitzler. Ottowagner
u. v. a.. wobei manche Assoziationen recht weit hergeholt sind,
andere wieder wie bei Picasso an Wesentlichem vorbeigehen.
Wo Schreiber seiner Phantasie freien Lauf Iäßt. wie bei den
Sehnsuchtsbildern. ist er in seinem Element. Diese Blätter in
denverschiedenstenMischtechnikensetzenSchreibers Flug in
sein Herkommen fort. (19. 4. - 14. 5. 1983)
Kleine Galerie - Franz Terber
Am stärkstenscheinen unsTerbersCollagen zusein. Der Künst-
ler. das ging aus dieser viel zuwenig beachteten Schau hervor,
denkt sich etwas bei seinen sehr ausgewogen eingesetzten
Bildgestaltungen. Er verwendet dabei die unterschiedlichsten
Materialien und gleitet nie ins Oberflächliche oder Süßiiche ab.
R. Engerth sagtzu recht: v. . . daß in den Collagen von FrarizTer-
ber von Anfang an inhaltliche Aussage und formale Gestaltung
gleichen Rang genießen. DieformaleGewichtung dereinzelnen
Collageeiemente ist mit großem Raffinement gesetztwi - Aber
auch die reinen Graphiken beweisen einen starken Gestal-
tungswillen und eine die Zusammenhänge erfassende Hand.
(1. - 22. a. was) - (Abb. 10) Alois Vogel
Salzburg
Salzburg, Galerie Weiz - Zeichnungen europäis
Bildhauer des 20. Jahrhunderts
Auch diese gut ausgesuchten Zeichnungen bestätigen dir
stellung von einer gewissen Doppelbegabung mancher b
der Künstler, nämlich ebenso dreidimensional formen wie
dimensional zeichnen zu können. Zwar sind Skulptur und 2
nung polare Gegensätze, nur das Relief bildet eine Brucki
schen ihnen. da im Relief zu den tastbaren Elementen bild
Werte hinzutreten. Aber alle die hier gezeigten Arbeiten Vf
chipenko bis Zadkine oder von Barlach bis Rodin erwies:
neut die Schwierigkeit, die Freiheit des künstlerischen S
iens unterdem Gesichtspunktverschiedener Kategorien;
trachten. (16. 3. - 17. 4. 1983) - (Abb. 11)
Hans Fronius
Zum 80. Geburtstag des Meisters war hier eine Auswahl s
schönsten Ölbilderzu sehen. Fritz Nowotny hatte seinerze
den werzählendenri Farben in diesen Gemälden gesproche
raus trüber Dunkelheit oder aus verschwommenem Däi
oft in grellem Kontrast, aber auch in glühenden Halbtönen
vortreten. Alle diese Bilder sind keine nUmsetzungen-r at
wohl viel bekannteren Graphik des Künstlers heraus, soi
meisterhaft gestaltete Malerei, die den hohen Rang von
Fronius in der österreichischen Kunst unserer Zeit bekt
(18. 5. - 12. 6. 1983) - (Abb. 12)
Rauris, Malertage 1982
in den Räumen des Saizburger Kunstvereins im Traklhau:
den abermals die Ergebnisse dieser i-Malertagek ausgi
(vgl. Heft. 183, S. 42), abermals ein hervorragender Bewr
die vielfältigen Initiativen der Kulturabteilung der Salzb
Landesregierung. (25 5. - 12. G. 1983) Franz W
Vorarlberg
Götzis I Galerie Haemmerle - Martin Schweigi
Der1951inWeisgeboreneKünstler,der1971 - 1976diei
hochschuie Linz besuchte. stellte Malerei und Zeichni
aus. Als Leitfäden waren die Aussprüche Paul Ceza
nKunst eine Harmonie parallel zur Natura, Paul Klees: w
gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar
Pablo Picassos: sich suche nicht, ich finden gesetzt. (16.
14. 5. 1983)
Tirol
Innsbruck I Landesmuseum Ferdinandeum - .
Kienlechner
Anläßlich des 80. Geburtstages des bekannten Malers w
61 Werke derMalerei undGraphik aus den Jahren 191 9bis
gezeigt. Kienlechner wurde f903 in Bozen geboren. e
nach Berlin zu Karl Hofer und den deutschen Expression
Sein Bildwerk erscheint nie kalkuliert, nicht nach oberf
chen Effekten ausgerichtet. Figural betonte Sujets wie dir
me vor dem Spiegeln (1951) manifestieren wie Programm
das Resüme seiner Paris-Zeit und zugleich den Aufbruch
neues Kolorit. Die Begegnung mit den formalen Mogiichl
desGiasfensters prägen die Gemälde derGOerJahre. Die
angepeilte Reduktion der Form und der Intensität des Fa
trages führen ihn zu einem als logisch empfundenen Schr
Abstraktion. Dem geometrischen Konzept entspricht die
tigkeit der Lokalfarbe. sie zielt auf homogene Bildwirkui
Einen Höhepunkt finden Kiens Bemühungen in der Ser
"Besinnungsbilderu aus den beiden letzten Jahren. di
ausgewogener idealitat leben, in ihrer Selbstverständlif
sind sie Ausdruck seiner in Distanz zur Umwelt festgel
Positionunddermeditativen Betrachtungzugänglich.(22
12.6. 1983)- (Abb. 13)
Lienz I Rathaus - Franz Walchegger
EineGedächtnisausstellung des 1965verstorbenen Maler
heuer 70 Jahre geworden wäre. Ein gelungener Überblic
die ruhige und noble Farbkuiturvon Walcheggers ietzterE
fenszeit. die den Einfiuß der Franzosen widerspiegelt, t:
ders erkennen ließ. (24. 3. - 30. 4. 1983) - (Abb. 14)
Galerie Rondula - Hannelore Nenning-Bodner
Die geborene Lienzerin studierte in der Akademie in Wie
zeigte Aquarelle aus Osttirol. Die Künstlerin meinte dazt
habe mich in den letzten Jahren zunehmend der Aquarell
rei zugewandt, weil ich sie wie keine andere Technik gei
finde. die ,Poesie' einer Landschaft ins Biidhafte UfTIZLISl
dieWirkung desAduareils hat etwas Unstoffliches. In gest
scher Hinsicht teile ich die Auffassung, daß Jene Werk
größten Reiz besitzen, in denen sich ein Schwebezustan
schen Wirklichkeit und Abstraktion ergibtmw (18. 4. -
1983)
Kärnten
Klagenfurt I Landesgalerie - Arnulf Rainer
Der Maler zeigte Hand- und Fingermalereien aus den J
1981 und 1982. Er beschäftigt sich seitzehn Jahren mit I?
scher Handmalereir, die auch bereits voriges Jahr auf dr
cumenta 71 und 1978 auf der Biennaie von Venedig ausgi
war. Hierwurden 35 Bilder gezeigt. die eine starke Wirkur
ten. (9. 2. - 13. 3. 1983)