mes entsprechen. Der Hoirneisterei, das heißt der Ver-
waltung der Stiftsherrschaft war auch die Rechtsspre-
chungeingegliedert.Selbstdie Blutgerichtsbarkeitwur-
de durch mehrere Jahrhunderte in Altenburg ausgeübt
und ging erst nach einem verlorenen Prozeß endgültig
aui das Landgericht Horn über," Demgemäß sind
Fresken und Emblemata auf den Repräsentationsraum
der alten stittlichen Herrschaftsverwaltung abge-
stimmt.
lmTonnengewölbe selbst sind zwei Fresken in reichem
Stuck-Rollwerkrahmen angebracht.
im Sturmllug reitet Jupiter auf seinem Adler, das Blitze-
bündel schwingend, Kronos hinter sich lassend, Den
Neid mit dem Schlangenhaarß und die Hoffahrt stürzt
erindieTiefe. DemsiegreichenJupiterhuldigtMars,ge-
stützt auf den Gorgonenschild (Abb. 8).
im zweiten Deckeniresko wird der Triumph der Justitia
dargestellt. Auf Wolken thront die Gerechtigkeit mit
Schwert und Waage, unter ihr ergießen Abundantiam,
der Überfluß, und Luxuria, der Reichtum, ihre Schätze
auf die Erde" (Abb. 7).
Nachdem Jupiter, Neid und Hofiahrt, den Ursprung al-
ler Laster und Vergehen gestürzt. triumphiert die Ge-
rechtigkeit.NurwoGerechtigkeitherrschtgibtdieErde
ihre Frucht, gedeihen Handel und Gewerbe.
In den Fresken an den Gewölbeleldern sind zunächst
unterdern rächenden undsiegreichenJupiterdas göttli-
che Geschwisterpaar Apollo und Diana dargestellt
(Abb.2).ApoIIQderGottderSQnne,derGarantdersittli-
chen Ordnung und des edlen Maßes. Diana, die Mond-
göttin. Schutzherrin der Jugend und Jungfräulichkeit.
Ihnen gegenüber, unter dem Triumph der Gerechtig-
keit, tritt Juno, Hüterin der Ehe mit ihrem Attribut, dem
Pfau, aus dem Walde. Neben ihr Merkur, der Gott des
Handels und Gewerbes, der Flügelsandalen, Stab und
Reisehutträgt (Abb. 5). So wird vom lnventor gleichsam
ein Bogen gespannt von der Versinnbildlichung dersitt-
lichenOrdnung(Abb. 2), die herrschen kann,wenn Neid
oder Zwietracht und Hoffahrt gestürzt sind (Abb. 8), die
Gerechtigkeit regiert, Wohlstand und Reichtum erblü-
hen (Abb. 7), das heilige Recht der Ehe gewahrt bleibt
und der Handel floriert (Abb. 5).
In den Bogenfeldern zu selten vonJuno und Merkursind
Cephalus und Procris (Abb. 4) sowie Apoll und Daphne
(Abb. 6) dargestellt. Die Szenen entsprechen der litera-
rischen Grundlage in Ovids Metamorphosen Vll.
835-860. sowie l, 490- 555. Wenngleich die Erzäh-
lungvonCephalusundProcrisnichtin Picinellis Mundus
symbolicusw aufgenommen ist, dürfte sie jedoch hier
gleichnishaft dafür stehen, daß unbegründete Eifer-
sucht in der Ehe zu Tod und Leid iührt,
Gegenüber dem über seine tote Procris trauernden Ce-
phalus verfolgt Apoll die keusche Daphne. Die Keusch-
heit wird durch die Flucht gerettet oder iiin fuga victo-
riamii gibt Picinelli als Lemma an's
Eifersucht in der Ehe und Begierde vor der Ehe führen
zur Verderbnis; die Flucht vor dem sündhaften Verge-
hen erklärt der Augustiner-Chorherr Picinelli als Sieg,
Daß der Maler aber nicht nur nach Angaben des Inven-
tors und derjenem bekannten literarischen Vorlage ge-
arbeitet hat, sondern sich darüber hinaus auch an Kup-
ferstlchvoriagewerken orientierte, kann gerade an die-
sem Fresko nachgewiesen werden. Der aus Straßburg
gebürtigeRadiererJohannWilhelrn Baurfolgtenachei-
nerlangenZeiLdie-erin ltalienverbrachthatte, imJahre
1637 dem Rufe Kaiser Ferdinands lll. nach Wien, wo er
Hofmalerwurde und zwischen 1639 und 1640 sein um-
langreiches Werk, die 151 bizarren und theatrali
Radierungen zu den Metamorphosen des Ovid
Das Werk erschien 1641. erfreute sich großer B
heit und wurde mehrfach kopiertfw Wenngleir
Szene derVerfolgung Daphnes durchApoll bei Ba
etwas derb volkstümlichen Art der Mitte des 17
hunderts entspricht, diente sie doch deutlich als
gefürdie Umsetzung in ein demStreben nach höli
Eleganz des späten 17. Jahrhunderts nachkomm
Fresko des Stiftes Altenburg.
AuchbeidemderDaphneszenefolgenden Bildde
gers Orpheus(Abb. 1), dargestellt nach Ovid, Met
phosen X. 145, kann eine kompositionelle Abhang
von Baurs Radierung festgestellt werden, wenn
hierdiederEntstehungszeitentsprechende stilis
Umsetzung in den Rahmen höfischer Eleganz
deutlicher ist als bei der Daphneszene.
Picinelli gibt im iiMundus symbolicusii der Szer
9 Ansicht des Stiftes Altenburg iiab Occidenteir au
Altenburger Hulelbuch von 1651
10 Alexander (Konstantin) der Große überreicht einer
herrn (Ludwig von BadeneBaden) den Marscht
Deckeniresko in der Galerie des Stiftes Altenburg
11 Merkur überbringt Jupiter undJunn die Botschait vo
der kaiserlichen Truppen, zu Nissa 16891 Deckenlri
der Galerie des Stiftes Altenburg
12 Jupiter emptangt den Sieger derschlacht von Nissa
graf Ludwig von Baden. Deckentresko in der Galei
Stiftes Altenburg
13 Mars läßt sich von Vulkan seine Walten schrr
Deckenfresko in gernalier Ornamentkartusche in de
rie des Stilles Altenburg
14 PaxweistMlnerva auldentnurnpnierenden Ludwigx
den. Deckenlresko in gernaller Ornamentkartuschs
Galerie des Stilles Altenburg
Anmerkungen 14 - l9(Anm 20 - 25 s. S. 6)
u Miiieiiung von Pater eregci scriweigncier
" Vgl. dazu: Caesare Rlpa, Iconoiogta, Padue 151 I. lnvidta, S. 2
Supefbla, s am, österreicriiscnes Museum rur angewandte
Bibliothek und Kunslblattersarnmlung, lnvxNr. B l B43 (D I 1
Darstellung irn Alterituurger Freskoweicnt etwas von der angcg
BeSCllrelburlg ab. Dennoch halle ICh diese Deutung tur angeme
als die Meinung, es handle sich um den Sturz der Giganten V
OKT V, S. 308.
" Abundantla, Ripa, 1611,a a 0 , S 1
u Die Luxuria weicnt von dem bDl Riga angegebenen Fgrrnenki
und nimmt ener lüge der Fortune und der Providentta dlvlfläi
Caesaris Hipae. des heruhrrilen italienischen Hitlers sinnbii
Gedaricken. welchen ledesmahlen eine nierzii taugiicne HlSlO
Glelchrilsbeygelügelder damaligrzAulorurid VerlegerJon Get
tel, in Augsburg (o. J l. Peis 2. Tal 132 152 und Tal 162
1' Fiiippc Picineiii. Muridus symtmltcus in emblematum universiia
1729 tiiaiieriische Erstausgabe Mailand 1653), ÖStEllElChiSCl
Seum für angewandte Kunst. Blblicltrek und Kunstbiattersan
lnv Nr s. l.2561D(DlllB)
1- Picirieiii, Sie oben pag. 154