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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 189)

Saizburger Barockmuseum 
 
Die Skizzenbücher des Paulus van Vianen 
Das Salzburger Barockmuseum zeigt in seinen jährlichen Son- 
ierausstellungen während des Sommers Meisterwerke der eu- 
opäischen Zeichenkunst. Für heuer ist es gelungen, zwei bis- 
ter noch nie ausgestellt gewesene Skizzenbücher mit Land- 
schartszeichnungen und Stadtansichten aus dem Beginn des 
17. Jahrhunderts zu präsentieren. 
aaulus van Vianen, um 1570 in Utrecht geboren und 1613 in 
Prag als kaiserlicher Kammergoidschmled verstorben, zählte 
zu den besonders virtuosen Goldschmieden i Ernst Kris hat 
hn als Schbpferdervier Reliefs an der Krone Rudolfs lI. angese- 
ten. Nach der Lehre inder Heimatwanderte undarbeitete erais 
Seselle in Frankreich, Italien und Deutschland; ab 1596 scheint 
sein Name in den bayerischen Hofzahiamtsrechnungen auf. 
zwei Jahre später erhielt er das Münchner Bürgerrecht. Trotz 
Iler gewiß zahlreichen Aufträge durch den Herzog scheint Via- 
wen dann ein anderer Fürstenhof noch mehrfasziniertzu heben: 
Am 18. Februar 1602 wurde in das Taufbuch der Salzburger 
Stadtpfarreeingelragen. daß an diesem Tage ndem ehrnvesten 
.ind khunstreichen Paulo von Vian. Holgoilschmit, und Christi- 
wae seiner Hausfrauen ein Khindt mit Namen Wolfgang getauft 
Nßldehl ist; Taufpate war kein geringerer als der iihochwirdig- 
ate Fürst und Herr, Herr Wolf Dietrich, Erzbischove zu Salz- 
aurgii, für den Vianen unter anderem eine von Kurt Rossacher 
Iviederentdeckte Kreuzigungsgruppe aus purem Gold schuf. 
Knappzwei Jahre später hatte Vianen die absolute Spitzenposi- 
tion in der damaligen europäischen Goldschmiedekunst nörd- 
lich der Alpen erreicht _ er stand im persönlichen Dienst des 
Kaisers. 
Frau Dr. TerezGerszi, die Leiterin derGraphikabteilung des Mu- 
i Hauser rAm Stein: In Salzburg, Ausschnitt aus dem linken Drittel, Feder 
in Braun, hellbraun iavien. 187 x 262 mm. Berlin, Slaatl. Museen Stif- 
tung Preußischer Kulturbesitz. Kupferatichkablnett (lnv, Nr. 13610) 
2 Flußlandschart mit Flüßen, Feder in Braun, blau laviert. 197 X 292 mm. 
Ausder Sammlung Eslerhäzy. Budapest. Museum derbildenden Künste 
(lnV. Nr. uns) 
60 
Landschartszeichnungen und Stadlansichten des 
Hotgoidschmiedes von Erzbischof Wolf Dietrich von 
Raitenau 
 
3 
s Baumstudie, Pinsel und Feder ih Grau. 147x198 mm. Amsterdam. 
Rliksprentenkebinet (lnV. Nr. ai; rasi 
 
seums der schonen Künste in Budapest. hat bei ihrenjahrelan- 
gen Forschungen zur niederländischen Zeichnung des späten 
16. und frühen 1 7.Jahrhunderts die aufregende Entdeckung ge- 
macht. daß ungefähr vierzig heute über viele europäische Mu- 
seen verstreute Zeichnungen mit Landschaftsdarstellungen 
und Stadtansichten zwei Skizzenbüchern entstammen müs- 
sen. die Paulus van Vianen während seines Salzburger Aufent- 
haltes vor der Natur geschaffen hat, Diese Blätter, die nun zum 
ersten Mal seit Jahrhunderten wieder vereinigt gezeigt werden. 
sind nicht nur hervorragende topographische Dokumente. In ih- 
nen ist der ganze ursprüngliche Reiz der Saizburger Landschaft 
eingefangen, vor allem sind sie - in ihren Blaulavierungen an 
die Technik chinesischer Tuschzeichnungen erinnernd - 
künstierische Aussagen von höchster Qualität. 
lrri Mitteipunktdes zeichnerischen Interesses im letzten Drittel 
des 16. Jahrhunderts standen nicht Elnzelstudien, sondern ide- 
alkompositionen im Sinne des modischen manieristischen 
Landschaftsstils. Vianens Zeichnungen aber waren von neuer 
Auffassung inder Kunst seinerZelt: Er ging von Beobachtungen 
der Wirklichkeit aus und zeichnete direkt vor der Natur. Seine 
mit lebendiger Kraft gezeichneten Wasserfälle. die besonnten 
Felsen. die Baume in der vollen Pracht ihrer Erscheinung oder 
in der Zeit des Vorfrühlings, die Sträucher und Gräser lassen für 
die Landschaftszeichnung seiner Zeit kaum Parallelen nennen. 
So ist der Saizburger Hofgoldschmied nicht nur einer der Vor- 
läufer der holländischen Landschaftskunst des 17. Jahrhun- 
derts. in seinem gesamten Werk erweistsich in besonders quali- 
tativer Hbhe die Einheit von irangewandterrr und rbildender- 
Kunst. Franz Wagner 
4 Blick auf das Salzachtal zwischen hohen Bergen, Feder in Braun, blau 
laviert. 191 x 29a mm. Berlin, Slaatl. Museen Stiftung Preußischer Kul- 
turbesitl, Kuoferstichkabinett (ihv. Nr. t36l5l 
s Baum mit Figuren. Federund Pinsel in Heilbraun.153 x (es rhrh Bräun- 
schweig, Herzog-Anton-Uirich-Museum (lrlv. Nr. 71) 

	        
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