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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 194)

zhs verschiedenen von einerGlocke oder Blase bis 
iner Lotusform reichenden Varianten möglich, 
l Höhe soll ein Drittel der Gesamthöhe und drei 
iel des Basisdurchmessers betragen. Spezifisch 
ialesisch sind vier konzentrisch um die gaeba lau- 
e Säulenkreise, die eine hölzerne Bedachung der 
iandlungsterrasse (pradaksinä patha) tragen. 
en Stüpas (tsedi) von Burma (das schon nach 420 
am Buddhismus bekanntgemachtwurde, abererst 
w Erhebung des Theraväda (Hinayäna) zur Staats- 
on (Mine 11. Jh.) eine rege Kultbautätigkeit ent- 
alte, kann man einen zwiebelförmigen (tibetani- 
n Jurten-)Typ (9. Jh.), einen über ein- oder 
stöckigen oktogonalen Sockel erhebenden 
renförmigenTypmit in halber Hdheflach modellier- 
fingen, einen von Gesimsen umgebenen glocken- 
igen Typ ohne begehbare Terrasse und einen ter- 
znlosen, gesimskranzlosen glockenförmigen Typ 
scheiden. Ab dem 12. Jahrhundert ist bei birmani- 
n Stüpas eine generelle Neigung, den glockenför- 
n Tumuius zu vergrößern, zuzuspitzen und am Fuß 
ohwingen zu lassen, feststellbar. 
i Stüpa Thailands trafen sich singhalesische und 
anische Einflüsse. in Indonesien (d. h. in Mitteljava 
' der buddhistischen Shailendradynastie [778 bis 
i entstanden glockenformige Stüpas mit abgeplat- 
Spitze und leicht ausschwingendem Fuß. 
iutan, Nepal und Tibet besitzt der Stüpatumulus 
-pa) eine nach oben zu kreissegmenthaft vorkra- 
e, nach unten zu verjüngende, nicht ausschwin- 
e Silhouette. Diese individuelle Stüpaform, die 
n auf Felszeichnungen des 9. bis 1 1 . Jahrhunderts 
iucht, wanderte im Zuge des Lamaismus (ab 7.I 
.) über die Mongolen (ab 13. Jh., besonders seit 
h.) als Flaschenpagode (Mtschod-rten) auch nach 
a, in die Mongolei und Mandschurei. 
an Oasen Zentralasiens wurde der gandhäreske 
iratische Stüpasockelzu hohen Stockwerkstürmen 
zrentwickell. 
h Verbreitung des Buddhismus über die zentral- 
ische Seidenstraße (65 nach Christus wird 
nals eine buddhistische Gemeinde in Pencheng 
hnt) metamorphosierte sich der indische Stüpaoin 
iypologisch und stilistisch andere Architekturer- 
inung: die ostasiatische Pagode. 
t Stüpa Indiens gab es ab dem 2. Jahrhundert (bis 
i.l8. nachchristliche) die deutliche Evolution von 
n oben abgeflachten, dekorlosen Hügel zu immer 
zrer Höhenentwicklung, die entweder turmartig 
inke Gestalt oder in Verbindung mit einem terras- 
jrmigenAufbau stufenpyramidalenCharakter(ver- 
hedie monumentalisiene Sonderform des Borobu- 
n Java [8.l9. Jh.]) annehmen bzw. in Hinterindien 
renförmig mit elegant gedehnter Spitze und in Ver- 
JHQ mit den Turmheiligtümern der Khmer auch stu- 
yramidal fundamentiert und innen zugänglich sein 
te. Obgleich also bereits in Indien die Tendenz: 
h Translormierung der runden Stüpabasis zu 
n kubischen pilastergegliederten Sockeleine deut- 
(ontrastierende Terrassenwirkung zu artikulieren 
durch Sockelgeschoßadditionen und Längung der 
ieligen anda mit kegeiförmiger Ehrenschirmab- 
i (abgesehen von den in Indien ab dem 2. nach- 
itlichen Jahrhundert nachweisbaren Tempeltür- 
igopura, isedi. sikharaj) eine Vertikalisierung zu 
igen ablesbar ist, wäre es dennoch nicht ohne chi- 
sches Erbe zur Geburt der ostasiatischen Pagode 
rmmenEineschon bei hanzeitlichen Gehöfttorbau- 
ind Lau-Fachwerkhäusern (2. Jh. vorbis 2. Jh. nach 
derZeitenwende)feststellbarechinesischeTraditionist 
die Auftürmung immer kleinerer Stockwerkseinheiten. 
die durch vorkragende Dächer deutlich separiert wer- 
den. 
Wie der Stüpa war auch die Pagode neben 
Kult(bild)halle, Lesehalle, Glockenhalle gleichberech- 
tigter(allerdingsoftunmassiver,betretbarer) Reliquien- 
kultbau, ist nach geomantischen Zeremonien zur Erln- 
nerung an einen vorbildlichen Heiligen oder ein 
denkwürdiges Ereignis oder auch als semantisches 
Wahrzeichen! als Glücksbringer (für eine Stadt) - da 
ihrSchutzsoweitausstrahltewieman sie sah-isoliert 
oder in einer Tempelanlage erbaut und kam auch in 
Kleinformat als Reliquiar, Weihrauchgefäß oder Votiv- 
gabevor. Sie kann rund oderpolygonal (gerade Eckzahl) 
sein und weist meist eine ungerade Stockwerkszahl 
(drei bisdreizehn) auf. Dieäliesteerhaltene PagodeChi- 
nas ist die zwölfeckige, vierzehngeschossige Ziegelpa- 
gode des Sung yüeh-szu in Honan (523). Daneben exi- 
stieren aber auch eine Vielzahl von Backstein- und 
Granitpagoden im ReichderMitte undsogarwelcheaus 
 
4 Der goldene Buddha des Wiener F rledensstüpas in Lehrge- 
ste. Als Verkünderder Lehre des Friedens nimmt er mit zwei 
ihn adorierenden Himmelswesen (apsarä) den Ehrenplatz 
ein 
Anmerkungen 6 - 8 
' Die ternissttiche Naturverbundenheit zeigt sich nicht nur darin, daß der 
chinesische Dichter Tu Fu 752 in einern Gedicht die schöne AUSSIOM 
vom obersten Geschcß der Großen Wildganspagode (701 - 705) in 
Sianfu pries, sondern auch, daß die Pagode ein religiös bedeutsames 
Element des chinesischen und japanisches Gartens werden konnte. 
1 Möglicherweise gab es Praeformierungen in kcqiiryii. 
I Der Tahötö (m pao : Pagode der vielen schaue) verdankt seine legen- 
dare Entstehung einer Episode der LOIUS sülra (Saddharma - punda- 
rhta sütra, chin.' Fa-huaching. jipJ Hokke-kyb-sülra), derzufolge der 
Vorgangerbuddha Prabhütaraina in einem kostbaren SiOpe erschien 
und dem am Geierberg (Gridiraküta) bei Räjagrika (Magadha) predi- 
gende Buddha Shäkyamunl den Platz an seiner Seite offerierte 
Der esoterische Buddhismus erzählt auch von einem mystischen Eisen- 
stüpa. der sich dem Patriarch Mägäryuna nach Siebenlagiger Verehrung 
orinete und ihm innen die letzten Wahrheiten verkündete. 
Gußeisen (Yuquansi in Dangyong, 1061) und Porzellan 
(am bekanntesten war die eigentlich aus glasiertem 
Steinzeug bestehende, oktogonale, neunstöckige Sin 
lin ponta in Nanking, 1412 - 1431, 1853 im Taipingauf- 
stand zerstört). Auf der koreanischen Halbinsel (372 
wurde der Buddhismus im nördlichen Königreich Kogu- 
ryo, 384 im südwestlichen Königreich Päktsche und 527 
in der dritten Monarchie der Zeit der Drei Königreiche 
[samguk], im südöstlichen Silla offizielle Staatsreligion) 
bevorzugte man ab dem Ende desö. Jh.s hauptsächlich 
kleine (unbegehbare dreistöckige) Granitpagoden (sel- 
ten Andesit) - es gibt nur sechs Ziegelpagoden. Die 
älteste erhaltene Pagode Koreas, die heute sechs- 
siöckige des ehemaligen Mi ReukTempels in lksan(zwi- 
schen 600 - 640) läßt zwar noch den Prozeß der Über- 
tragung von Holzformen in Steinarchitektur erkennen, 
doch Holzpagoden aus dieser Zeit haben sich in Korea 
ebensowenig wie in China erhalten, sondern nur in 
Japan. 
Die älteste erhaltene Holzpagode Japans (wohin der 
Buddhismus 552 von koreanischen Mönchen gebracht 
wurde) im Höryüji (607) variiert durch ihre Anordnung 
neben der Haupthaile' den von China und Korea über- 
nommenen Kudara Plan (bei dem Pagode, Goldene 
Halle und Predigthalle hintereinander auf einer Süd- 
Nord-Hauptsymmetrieachse stehen). Eine Eigentüm- 
lichkeit des rotweißen Gliederbaus der quadratischen 
(meist fünf-, öfters drei-, manchmal auch sieben- oder 
neunstöckigen) nur im Untergeschoß betretbaren japa- 
nischen hölzernen Galeriepagode ist der (in China nur 
im obersten Stock erhaltene)Zentral- oder Herzpfeiler 
(sorin), der einerseits die neunringige vergoldete Bron- 
zespitze mit durchbrochener Bronzeverzierung (suien 
: Wasserschleier) zu tragen und andererseits erdbe- 
benausgleichend den Schub der ihn umgreifenden fili- 
granen Holzkonstruktion in den Grundstein hinabzulei- 
ten hat. Datierungsmöglichkeiten bieten dieTendenzen 
von einer eher breiteren Pagodenform zu schmälerer 
(Daigoji, Kyöto, 951) bzw. zur Einfügung von Zwischen- 
geschossen (Yakushiji, Nara, 71 8). Erst ab dem 7. Jahr- 
hundert kommtes in China, Korea (Sazun-wang Tempel 
[G79], Kamun-sa [G82], Pulguk-sa [751], ...) und Japan 
(Yakushiji, 718) - nach Thomas Thilo (a.o., p. 140) 
infolge des Wandels des Buddhismus von einer intellek- 
tuellen Mönchsreligion zu einer Massenreligion der 
ehervon Kuitbildhallen begeisterten Laien - zu einem 
Bedeutungsschwund der Pagode insofern als sie jetzt 
verdoppeltwird,ihrezentraleUnikalilälverliertundspä- 
ter sogaraus dem inneren Tempelbezirk gedrängt wird. 
Ein selbständiger japanischer Pagodenbeitrag ist der 
des von Saichös (posthum Dengyö Daischi [767 - 822)) 
tantristisch-esoterischerTendai(chinesisch:Tientt'ai)- 
schule und Kukais (posthum: Kobo Daishi [774 bis 8351) 
weiße Magie anwendenden Shingon (chinesisch: Chen 
yan)-Schule als Symbol für die im Adi (: absoluten) 
Buddhavairocanamanifestierte absoluteWeisheitprä- 
destinierten zweigeschossigen Tahötö? Der Tahötö 
mit seiner über dern Pultdach des Erdgeschoßes erhe- 
benden, weiß verputzten Scheinkuppel unter ringförmi- 
gen Geschoß darüber bewahrte ebenso wie der kleine 
(ab Ende des 8. Jh.s verwendete) koreanische pudo und 
der bei der Shingonschule beliebte stereometrisch- 
abstrahierte gorintö optisch stärkere Verwandtschaft 
zum indischen Stüpa. 
Die Zen (chinesisch: Ch'an, koreanisch: Son -) ord- 
nendes 13. Jahrhunderts verzichteten überhaupt auf 
die Pagodezugunsten von Lehrhallen und auch in Korea 
nahm bereits in der buddhistischen Koryoepoche (935 
bis 1392) der Pagodenbau rapide ab. 
rndele Literatur 
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mgju und ihre Slullunq innerhalbder knmanisctnen Paqoden, unpw 
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