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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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zugrundegegangen, einen anderen Teil ließ ich rei- j lichkeit, die nun darüber zu urteilen haben wird, ob
nigen und aufspannen (die Leinwänden waren groß- j meine Ueberzeugung, daß es sieh bei Richard Gerstl
tenteils’gerollt oder zusammengefaltet), j um einen der bedeutendsten österreichischen Maler
So übergebe ich diese Ausstellung der Oeffent- seiner Zeit gehandelt hat, zu Recht besteht.
Das folgerecht.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Einer Einladung des Reichsjustizministeriums
folgend, fand im Ministerium eine Besprechüng zwi
schen den interessierten Kreisen über die geplante
Einführung des Folgerechts statt, worunter das
Recht der bildenden Künstler auf einen Anteil an
der Wertsteigerung seiner Werke zu verstehen ist.
Seitens des Reichsverbandes bildender Künst
ler Deutschlands wurde dieses Folgerecht damit be
gründet, daß der Künstler in vielen Fällen gezwun
gen ist, sein Werk unter dem wahren Werte abzu
geben. Während der Schriftsteller im allgemeinen
an dem Erträgnis seiner Werke beteiligt bleibt, er
hält der Maler für sein Werk nur einmal eine Be
zahlung, die schon deshalb häufig unzureichend ist,
weil der wahre Wert des Werkes zunächst oft gar
nicht erkennbar ist.
Die Vertreter des Kunsthandels erkannten die
Berechtigung des Folgerechtes prinzipiell an, wand
ten aber ein, daß die Belastung durch das Folgerecht
den Verkauf moderner Werke überaus erschweren
würde. Demgegenüber wurde auf das Beispiel Frank
reichs hingewiesen, wo das Folgerecht seit mehr als
einem Dezennium bereits in Geltung ist und beson
ders betont, daß die französische Kammer vor einiger
Zeit sogar eine Verdopplung des bisherigen
Satzes beschlossen hat. Offenbar habe also in Frank
reich das Folgerecht dem Absatz der Werke keinen
Eintrag getan.
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß
in den Entwurf des österreichischen Justiz
ministeriums für die Reform des Urheberrechtes das
Folgerecht auf genommen worden ist.
Sammlung Sresley, Drakelotve.
Aus L on d o n wird uns geschrieben;
Eine Woche lang dauerte die Versteigerung des
Mobiliars von Dra k e 1 o we, der Residenz des Sir
Robert Gresley. Diese Versteigerung zog tag
täglich eine beträchtliche Anzahl von Sammlern und
Händlern aus London, der Provinz und dem Aus
land an, die sich heiße Schlachten lieferten. Die
erzielten Resultate waren dementsprechend sehr
gute.
Nachstehend die wichtigsten. Preise (in Pfund):
Zwei Eichenschränke aus dem 17. Jiahrh. . 72,m-
68.—
Eine geschnitzte Uhr 50.—
Eine Jafcoibinertruhei aus Eichenholz . . . . 54.—
Spiegel, Königin Anne 63.—
Holländischer Schreibtisch mit Schnitzarbeit 40.—
Truhe, Wilhelm und Marie . 42.—
Kredenz, Mahagoni,: Adam 80.—
Vier Pianneaux: in Tapisserie 1500,1—
Drei Brüsseler Panneaux . 1120.—
Große Boule^Uhr 48.—
Porzellan * Service mit Blumendekor; Wor-
cester 255.—
Zwei Krüge in alter französischer Fayence . 54.—
Drei Höchster Vasen, Fayence 35.—
Flache Rhodos-Schüssel, Fayence 26,—
Von den Gemälden erzielten:
ZuGcher o, Penelope, Schwester des Grafen
Essex 310.—
C. Jause n, Porträt d. Walsingham Gresley 255,—
Zuccher o,. Porträt d. Sir Georges Gresley 130.—
H, P i c k e r i n g, Porträt von Sir N. und Lady
Eli'si Gresley 145.—
R, Wilson, Flora Macdonald 155.—
Zucchero, Frauenbüste 65.—
Vän S'ömer, Porträt des George Villier . . 80.—
J. R, S m i t h, Porträt des 7. Baronett Gresley 54.—
Derselbe, Zwei Aquarelle: Ausfahrt und Rück
kehr der Fischer 48. : —
Silber: Zwei Leuchter, Wilhelm III. . . 150.—
Kaffeekanne, Georg II 52.—
3 Sheffield-Schüsseln 15%.—
Die Versteigerung wurde durch Hä mp ton &
Sons, London und J. Germ a 1 n & Son, d‘Äshby de
la Zeuch, Bar ton on Trent durchgeführt.
Bilder sch tvindel allerwegen.
Es ist geradezu unheimlich, in welcher Weise der Bilder
schwindel um sich greift. Neuesten« liegen uns Berichte aus
Budapest und Berlin vor, welche von weitverzweigten
Fälscherbanden Mitteilung machen.
In Budapest zeigte der dortige Arzt Dr. Paul T a k a cs
der Polizei an, daß der Teppichhändler Gabriel R e h a r, bei
dein er Einkäufe zu machen pflege, mit einem Herrn in seiner
Wohnung erschienen sei, den er ihm als den Bilderhändler
Franz Schrank vorstellte. -Schrank bot ihm einen Amer
ling an, den er um 1180 Pengö kaufte. Einen Teil des- Geldes
zahlte er in barem, für den Rest gab er ihm ein Ludwig Mark-
Bild und einen Bandermann-Teppich in Tausch. Später ver
kaufte ihm besagter Herr Schrank noch ein Gemälde von La
dislaus Paal um 450 Pengö; ein Benczur- und ein Marko-
Gemälde nahm Dr. Takacs, behielt sich aber bezüglich des
Kaufes noch Bedenkzeit vor.
Inzwischen ließ Dr, Takacs den Amerling und den Paal
von zwei Sachverständigen auf ihre Echtheit prüfen. Das Er
gebnis war sehr betrübend, denn beide Experten erklärten
die Bilder als plumpe Fälschungen, Schrank erstattete
dem Arzt die für den Paal gezahlten 450 Pengö zurück, den
Kaufpreis für Amerling konnte er aber nicht zurückerhalten.
Bei seinem Verhör bei der Polizei erklärte Franz Schrank,
daß er nicht geahnt habe, daß es sich um Falsifikate handle.
Er habe die Bilder als echt gekauft, wisse jedoch nicht mehr,
von wem, Die. Polizei leitete sofort umfassende Erhebungen
ein und kam darauf, daß in einem Hause in der Dob-utca eine
veritable Bilderfälscherfabrik bestehe, in der junge Maler und
Zöglinge der Hochschülfe für bildende Künstler für einige Pengö
Werke namhafter Künstler kopieren und gewisse Agenten
diese Kopien in den Verkehr bringen.
Ob der Amerling und der Paal auch aus dieser Fälscher-