1er besonders evident wird, wenn das Marienbild von
Kit-Bunzlau (Stare Boleslav) zitiert wird.'9 Johannes
llepomuk hatte zu Maria und speziell zum Bunzlauer
Snadenbild eine große Verehrung; derTullner Freskant
rannte das von Pfeffel tradierte Bild genau, er wird es
später noch verwenden. In der Beichtszene der Königin
-bei Pfeffel im Hintergrund ein Spiegel (Stich 10) - ist
iber ein anderes Marienbild: Vorbild dafür dürfte ein
Bild gewesen sein in der Art der sogenannten ßMaria
ron Lorettoir. das Flatlael zugeschrieben wurde, und nur
nehrin Kopienerhalten ist. Mariaziehthierden leichten
ächleier vom aufwachenden Jesuskind, während
ioseph aus dem Hintergrund die Szene beobachtet."
Iür seine geradezu klassisch-ruhig konstruierte
lauptszene mag unserem Künstlerdas Bild des Raffaei
iesonders geeignetgeschienen haben,esvollendetdie
äeklärtheit der Verwendungskomposition durch die
iigene Ausgewogenheit. Doch steckt hier noch mehr
larin: am Fuß der Pyramide bedeuten die beiden Putti
nit ihren Gesten Verschwiegenheit und Vertrauen (Ver-
ichlossenheit und Hingabe). Maria offenbart die gott-
nenschliche Schuldlosigkeit und Schuldübernahme in
ler Hoffnung des Kindes: verschlossen werden
nenschiiche Unzulänglichkeit und Hoffnungslosigkeit:
.0 dürfen wirwohl die Gegensätzlichkeit derAllusionen
erstehen. Die sichvon den Putti aufbauende Dreiecks-
omposition ist nicht nur künstlerisches Mittel. in ihrer
rnwendung auf den Beichtvorgang wird zugleich die
Zedeutung des Sakramentes formuliert. das Johannes
'on Pomuk exemplarisch in allen Konsequenzen ver-
valtete. Es ist nun die Vorsorge der Gesamtbildorgani-
ation. daß die geschlossene Feierlichkeit dieses Fres-
os mit seiner vergleichsweisen Nahsichtigkeit über
len in den Blendbogen aufgestellten Beichtstühlen
ingebracht wurde.
1 den Seitenmedaillons haben ie zwei Putti nochmals
lie Aufgabe (auch mit Hilfe von Schriftbändern: i-Posui
iri meo oustodiam Ps 39V Zrr und nConfitebor adversum
'18 iniustitiam Ps 31 V Sri) simulierend Bekenntnis und
erschwiegenheit des Sakramentes auszudeuten. Mo-
"IEHIBHG Aktualität und Historie gehen also Hand in
land. Der Hauptduktus der Freskenerzahlung verlauft
n den vier Hauptgewölbefeldern, wobei es dem ideel-
en Organisator (zweifellos ein Angehöriger des Klo-
ters) und auch dem Maler gelang, eine durchgehende.
iramatische Konsequenz glaubhaft zu machen, die
iassive und die aktive Gestik (übrigens durchaus ein
iestentypus, der keine sehr große Bandbreite des Aus-
irucks beanspruchen kann; er ist auch nicht auf unse-
en Heiligen beschränkt) des Titelheiligen symbolisiert
lie Grundstromung der vier Bilder. In die Deckenbilder
tußten mehrere Fäden elngewoben aber auch enthüllt
rerden. Über der Westempore bietet König Wenzel
em späteren Heiligen den Bischofssitz von Leito-
wischt (Litomysl) und die Probsteiwürde vom Wyscheh-
ad - zwei Bischofsmitren sind sichtbar. Nach der Vita
Klr. 7. Stich 9) geschah dies aber vor der Beichte der
Iönigin. diese Diskrepanz ist nun insofern überspielt
iorden, als der König nicht nur anbietet. sondern mit
charfer Miene und Handhaltung den Priester zur
ösung des Beichtgeheimnisses erpreßt. Die Antwort-
este des Heiligen kann beiden entsprechen. Die aus
em Hintergrund vordringenden Soldaten zeigen
ereits an, wohin sich das Geschehen fatal entwickeln
rird. Das alles istsehr knapp undpräzis-treffend erzählt
rorden. Es dringt hier eine Parallelassoziation des Bild-
totivs durch: das Verhör Christi durch Pilatus wird
egenwartig. sodaß aus der herkömmlichen Kenntnis
ieses Bildtypus der tddliche Ausgang absehbar wird.
ugleich die bildhafte und sinngemäße Ähnlichkeit mit
en letzten Stationen des Lebens Christi. Pleflel stellt
en Heiligen dreimal als Lehrenden bzw. als Prediger
ar: einmal unmittelbar nach Erlangung der Doktor-
iürde an der Universität Prag - wobei die Ähnlichkeit
1itdemlehrendenJesusknabenimTempelnichtnurals
liidanleihe gesehen werden darf(Slich 5); dann als Pre-
iger in St. Veil in Prag (Stich 7) und schließlich nach
em ersten Verhör(mit Folterung. Stich 19); die Homilie
des bereits durch das beginnende Martyrium gekenn-
zeichneten Priesters betraf die Worte Christi aus den
sogenannten Abschiedsreden (also ebenfalls unmittel-
bar mit der Passion verbunden): wModicum videbitis
meri (Vita Nr. 13; gemeint ist offenbar hier die gesamte
Sentenz von Joh16.16ff.). Im Stich bei Pfeffel ist dies im
unteren Aufbau vermerkt worden: wloannes super illud:
Post modicum dicens, concioni vale facit, mortem
suam. multaque Bohemiae imminentia mala vaticina-
tus. Vit. n. 13a. Abgesehen davon. daß bereits in der Vita
die Parallele zu Christus sogar durch Weissagungen
angestellt worden ist. wurde die Bildinszenierung in
Tulln noch um einiges deutlicher: aufder an einerArchi-
tekturfront fixierten Kanzel mit rechts und links ange-
ordneten Vorhängen befindet sich der Heilige mit Ora-
tionsgeste und über ihm ist in schwarzen Buchstaben
vermerkt: nModicum et iam non videbitis meu. So ist hier
nicht nur das Thema der Homilie aufgezeichnet, son-
dern auch der innere Ausdruck. derGefühlszustand des
Predigers begründet worden. Er gibt dann wieder die
Ursache ab für die Erregung der unter der Kanzel
befindlichen Hörer, die sowohl in den nimminentla
malau als auch darin steckt. daß der überaus beliebte
Geistliche aus dieser Welt scheiden muß.
Die hier dargelegten Anspielungen - bildgeworden
aufgrund des gesprochenen Wortes - haben aber
nicht nur den Negativeffekt des Todes im Martyrium:
das Wiedersehen des Heiligen geschieht wenig später
in der fugenartigen Glorie in der Apsis (so war es auch
bei Joh. 16gemeint; es ging um die WiederkunftCt
Wie bereits erwähnt: eine innige Verehrung ve.
den Heiligen mitder Muttergottes-die Kreuz-bzw
densverehrung des Heiligen wird in seiner Vita ja
besonders hervorgehoben e, erwar ihr auch zu b
derem Dank verpflichtet, da er auf Fürbitte der M
gottes schon im Kindheitsalter geheilt wurde (Vita
Die Kreuzesverehrung wird im Fresko noch durt
Kreuz an der Brust neben dem bildüblichen Rosen
sichtbar gemacht, im übrigen hat sich unser Fre
sehreng andie PfeflelscheVorlageangeschlosse
Vielfalt durchlaufender und erkennbar gema
Beziehungsfäden wird bei einem Vergleich aulgec
unterdem Stich 20 mit dem Gang des Heiligen nac
Bunzlau ist die Schrift: riloannes Boleslaviam vet
peregrinatur. vitae exitum Virgini Matri commer
rus. Vit. n. 141i Das "heilige und geheiligteu Beweg
motiv - erinnern wir uns - als Bild des ablaufe
Lebens überhaupt wurde bereits in der Gesamtö
mie der Fresken an der Decke der Eingangshall
tönen gelassen: introitus et exitus. Nach dem im Vt
angekündigten Weggang ist Johannes nun tatsac
auf seinem letzten Weg begriffen, jede der Gesi
drückt die Vehemenz, die rapide Sequenz in den le
Lebensstationen des Priesters aus; hier mischer
auch englische Wesen ein. verstärkend zu den Sti
von Pfeftel sind sie aber komplementäre Besten.
der höchst erregten Komposition. Sie weisen auc
ihre üppige Präsenz in Malerei und Stuck in der Apsl