MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 203)

IIIIL! um". .r nnzsnaini 
_.j um _..r   u! nx 
Ehem. Minoritenkirche Tulln. linker vorderer Seitenaltar - 
hl. Franziskus 
Ehem. Minoritenkirche Tulln. Gruft 
Stich 10 von Johann Andreas Pfeffel aus der Nepomukle- 
gende mit der iiBeichte der Königin-i 
Ehem. Mincritenkirche Tulln. Deckenfresko unterder Orgel- 
empore mit der Szene liDie Beichte der Königin: aus der 
Nepomuklegende 
imerkungen 21- 35f. (Anm. 31 - 36 s. Text S. 18) 
wir nennen und verwenden hier ein Beispiel; P. Luca a Maire Dei. Die 
dreyfache Worckung des Heiligen Geistes ln Joanne von Nepomuck. 
. . .in sittlicher Lotr und Ehren-Rede vorgetragen - Wien 1752 Ohne 
Paginierung. 
Das Modell für das Silbergrabmal im Prager Veitsdom. von Antonio 
Corradini um 1733 geschehen. befindet sich heute in der Blschoilichen 
Residenz in Passau, s. Johannesvon Nepomuk(zii Anm. 9) 141 -143, 
Abb. 3G. 
s. Anm. 21 . 
AllemAnscneinnachistdieses Hildausdem Mnimeskönntehieraber 
aucheine bewußie Angleichung an das ebenfalls-alten Bild der Mutter- 
gottes mll Kind in der Loieiokapelle vorliegen. 
s. Anm. 5.: solche Zusammenhänge können natürlich nur angedeutet 
werden. da aber eine Fieihe solcher altertümlicher Züge in der Tullner 
Minoritenklrche gesehen werden können. so ist der Komplex doch 
üherlegenswert. 
s. den Beitrag von Helmut J. Mezler-Andelberg, Johannes von Nepo- 
muk fein Patron desalten Österreich? In: 25OJahre hl. Johannesvon 
Nepomuk ' Anm. e) 43 - 57. 
Als Beispi Sebasiiano Conca. Johannes v. Nepomuk kniend vor 
Madonna mit Kind. um 1730. Salzburg, Flesidenzgalerie. Abb. lrlI 250 
Jahre hl. Johannes von Nepomuk. Zlt. Anm. Q. Farbtafel V. 
Es ist nun tatsacrtlich das himmlische Reich, das in seiner Gesamtheit 
in allen Dimensionen der Malerei und der Plastik über dem Raum der 
Apsis sich eröffnet hat. Zur weiteren und stärkeren lllusionierung 
wurde auch noch eine Attika über dem Gebälk gemalt, sodaßdie Engel 
auch dadurch sehr glaubwürdig In den Otfenberungsraum der Apsis 
eindringen können. 
in dieser Kommunionbitte wird überhaupt die untrennbare Teilnahme 
der Trinitat am Erldsungswerk ausformuliert. naturlich paBt dies auch 
sehrgui zur Betonung des Altersakramentes, dieja auch von anderen 
Seiten in der Kirche geschieht. 
s. dazu nochmals das in Anrn. 7 Gesagte. 
Vita n. 2. (Zlt. Anm. 10): iiPietatis hoc indicium esi. ouod aetate lam 
senecta, cum prole omni carerenl. precibus et votis rusis ad Dei 
Matrem impetrarint iiliumn. 
Die im Norden der Kirche angeschlossene Eremitage, deren Bespre- 
chung eigens noch später erfolgen soll, bekam noch eine besondere 
Begründung durch die damit gegebene Mogllchkelt des Mlivoiizuges 
einzelner Lebensgewohnheiten des Heiligen für den sich hier zurllckr 
ziehenden Mdnch oder auch für Laien Der Gedanke einer solchen 
Anlage hat natürlich weit zurückrelchende Wurzeln. 
Anregungen zur Gestaltung dieser Gruppe durften vorn Grabmal des 
Grafen Mitrowitz In der Jakobskircne in Prag gekommen sein (datiert 
1715). wobei man aber durchaus sagen darr, daß unsere Gruppe um 
einiges dichter und innigergeformt wurde. besonders mußbetontwer- 
demdaßesdemTullner Meisiergelangdas Verhaitnisdes Heiligen - 
letztlich eines Menschen A zu den allegorischen Figuren in eine 
gemeinsame Stimmungs- und Vertrauensatmusphare zu transponie- 
ren. Sedlmaar, Hans. Johann Bernhard Fischer von Eriach. 2. A. 7 
Wien 1976 (Große Meister. Epochen u. Themen d osterr Kunst. 
Barock). 157. Abb. 171. Bes. nahe das Grabmal Kard. Richelieu in der 
Sorbonne In Paris von Francols Girardon. 1694. 
s dazu noch Anm. 7 
FolgendeApostel werden genannt (ieweiispaarweise) AndreasJako- 
bus; Thomas. Philippus: Matthäus. Judas Thaddaus. Simon. Barthoio 
maus: Jakobus. Johannes. ein Pilasterpaar im Norden ist durch die 
Kanzel besetzt. 
Wagner-Rieger. Renate. Bildende Kunst Architektur. in: Die Zeit der 
frühen Hahsburger. Dome u. klosier 1279 - 137Q.7Wlen1979(Kata- 
log des NÖ Landesmuseums NF. es). rode 126; bes. Bild 3 Eine 
andere Möglichkeltder Beeinflussung konntevorri romanischen Portal 
der Tullner PiarrklrChe gekommen sein, an dessen Seitenteilen in 
 
8 
tut sich eine himmlische Aula. eine sakral-profane Exe- 
dra eines repräsentativen Apsidensaales auf? (Es ist 
sicher nicht zu weit gegriffen, wenn man diese Raum- 
komposition in ihrer Farbräumlichkeit. sie kann in 
gewissem Sinn für sich allein existent angesprochen 
werden, ineine LiniemltderMelkerStiftskircheodermit 
einem Saal im Unteren Belvedere in Wien bringt.) 
Die beiden Statuen (wie alle Plastiken aus Gips) des 
hl. Leopold (links. von hinten gesehen) und des hl. Wen- 
zel (rechts). durch Wappen mit dem böhmischen Löwen 
unddie Märtyrerpalmeausgewiesen,bringenikonogra- 
phisch eine neue Linie. Der hi. Leopold - historisch- 
patriotisch zu sehen - wurde schon seit jeher in Verbin- 
dung mit dem hl. Johannes Nepomuk abgebildet; so 
erscheint er zusammen mit dem hl. Josef. der ja auch 
einenAltarinderKirchebesitzt.aufderBekrönungskar- 
tusche überderHeiligsprechungdes hl.Johannesinder 
Lateranbasilika in der deutschen Ausgabe von Balbi- 
nus. Augsburg 1730.25 
Sie bilden eine Art Schutzdrelhelt für Österreich. Der 
hl.Wenzelvertrittgleichsam dasgute,dasfromme Böh- 
men. er wird ebenfalls oft mit dem hl. Johannes zusam- 
men dargestelit. Kerngebiete der Habsburgermonar- 
chie sind symbolisch gegenwärtig. Natürlich hatte der 
hl. Leopold in Tulln ohne Zweifel große Popularität. 
An der Rückwand der Apsis ist nun ebenfalls in Fresko- 
technik. aber altarblattmäßig mit einem Kompositrah- 
men versehen der hl. Johannes vor dem Kreuz kniend 
und zur Muttergottes aufblickend gemalt. nOrdnungs- 
gemäßirmüßte MariasichdemfürdieStadtTullnSchutz 
flehenden Heiligen in einer Art lntercessionskonversa- 
tion zuwenden." Die lniercession ist ja auch mit Erfolg 
gekrönt: der Satan stürzt (links im Hintergrund die Stadt 
Tulln). Maria aber lenkt ihren Blick aus dem Bild hinaus 
über den Rahmen. der bereits von der Realität - es ist 
zugleich die höhere Realität des Himmels und der gött- 
lichen Ewigkeit - der Stuckwolken und der freiplasti- 
schert Engel überspieltwurde. Der iiBild im Bild-Gedan- 
keir war schon einige Male von unserem Maler 
angewendet worden. nun aber wird das künstlerische 
Anspielungszitat eines häufigen Bildtypus in eine zeit- 
und raumüberschreltende Vision aufgelöst. 
Kehren wir aber nochmals zur unteren Zone zurück: 
Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist wer- 
den unmittelbar in vornehm-gemäßigter Würde vom 
lmpetus derTrinität berührt, die Trlnität in Gottvater mit 
derWeltenkugel. in derTaube des Hi. Geistes strömt im 
wVerbumw (divinum) in einer goldschimmernden Bahn 
nach unten." Das ganze wirkt gleichsam als Illustra- 
tion der Kommunionbitte (nach dem alten Missale) 
nDomine Jesu Christe. Fili Dei vivi. qui es voluntate 
 
Patris. cooperante Spiritu Sancto per mortem i 
mundum vivificastiir". Denn im geöffneten Buch 
Evangelisten leuchten dieWortedes Prologs: iiCari 
tum esta. Das Trinitätsereignis wurde innerweltlii 
Ereignis. Noch eine Bemerkung zurZusammenste 
dreier Heiliger mit demselben Namen. Die Annahn 
durchaus berechtigt. daß der ideelle Organisator 
Ausstattung auch hier aus der Pfeffelschen lllustri 
zurVita eine Anleihe nahm, obwohl natürlich die Se 
figuren eines Altares seit jeher thematische Koni 
zum Mittelbild zeigten. 
Bei allen Stichen sind rechts und links Heilige 
Selige mit dem Namen Johannes und einer ents 
chenden Unterschrift abgebildet." Mit ihrer Bewei 
und ihrem Ausdrucknehmen sie Bezug aufdas Ges 
hen zwischen ihnen. ein inhaltlicher Bezug aus 
Leben der betreffenden Namensvertreter ist bei di 
Fülle nicht leicht zu überprüfen, fallweise treffen 
Übereinstimmungen wohl zu. So wenn Johannes 
Evangelist auf Stich 20 im Buch schreibend ange 
wird. wobei im Mittelfeid Johannes Nepomuk auf st 
Wallfahrt nach Alt-Bunzlau eine (angedeutete) V 
der Gottesmutter mitdem Kind in einem Lichtschirr 
empfängt (was beim Tullner Fresko übrigens bei 
cher Thematik wegflel. hier treten die Engel ein). 
Evangelist ist hier als Seher auf Patmos gemeint, 
die Frau in der Sonne erscheint (Apc 12,1 ff.). Ode 
Stich 21 wird Johannes Nepomuk in den Kerker ge 
fen. der links postierte Johannes der Täufer wurde 
König Herodes ins Gefängnis geworfen (Mc 6.17 
Beiden Blutzeugen ist gemeinsam der Tod aus der 
achtung der Befehle frevelhafter Könige. Die Vor 
lichkeit und die Verwirklichung verwandter Zügi 
Leben prominenter Heiliger gingen aber noch tiefe 
wird bei den Stichen in derZusammenstellung der; 
stenzfiguren. die manchmal sogar zum innerbildlir 
Geschehen in der Mitte direkten lmpulsbezug bei 
men können, eine historisierend-theologische Au 
gemöglichkeit realisiert. Im Tullner Altarraurn we 
die lmpulsbezüge noch zu einer viel engeren B4 
gungsverknüpfung gesteigert. Hier geht die den Fl 
erfassende Kompositioninderverwirklichungvoni 
zusammenhängen noch tiefer. Die Vita Balb 
bemühte sich sehr deutlich erkennbar, gemeins 
Züge zwischen den Vorbildgestalten des AT und NT 
unserem Heiligen herauszustellen; Johannes Nr 
mukverwirklicht. machtdem Menschen seinerZeit 
dem der Barockzeit - dem vor allem - deutlich, 
im Leben der Vorbilder verborgen war. er entfaltet d 
Züge. Mit anderen Worten also: der hochmittelall 
che Gedanke von Typus und Antitypus ist überrascr
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.