und ihr Hofstaat ließen sich trotzdem nicht vom asketi-
sehen Geist des Hauses beeindruckenii"
Wie in Mauerbach gingen auch beim Chorherrenstift
St. Pöiten die Pläne zum Neubau des Klosters mit irFür-
sten ZimITIETHK um 1650 von einem Propst aus, der als
irsac. Caesar Mtis. consiliarius Aulicus, Eiusdem Aulae
supremus hereditarius Capellanusr in engem Kontakt
zum Wiener Hof stand."
In Lilienfeld . das schon 1652, 1657 und 1659 kaiser-
lichen Besuch erlebte. konnte Leopold I. 1665 den
eilends fertiggestellten neuen Kaisertrakt beziehen, in
dem er und sein ganzer Hof rliberalissimerr bewirtet
wurden." Ihr heutiges Aussehen erhielten die Raume
aber erst im 1B. Jh., während die Kaiserzimmer in Heili-
genkreuz schon ab 1690 mit den auf die Habsburger
Bezug nehmenden neuen Stuckdecken versehen
wurden."
Um 1680 wurde in Kremsmünster das neben dem Kai-
sersaal befindliche Kaiserzimmer freskiert und mit
Tapisserien, die den Triumph des Herrschers Tamerlan
über den Sultan Bajoret zeigen. ausgestattet. Ein weite-
res Gastzimmer erhielt damals eine Stuckdecke mit
Adlernsowie Lorbeer-und Eichenzweigemwährendder
Ofen des i-Statthaltereizimmersv mit den Wappen von
Habsburg und Toskana erst um die Mitte des 18. Jh.s
entstand."
Melk erhielt ebenfalls während der Regierungszeit Kai-
ser Leopoids. nämlich 1676- 80. einen neuen Kaiser-
trakt, der auch über ein irelegantissmum Sac. Caes.
Majestatis oratoriumw verfügte. und 1716117 von
Prandtauer in den Neubau des Stiftes integriert und
umgestaltet wurde." Letzterer wurde von Abt Berthold,
nlhres Kayserl. und Königl. katholl. Mayt. gewest-Würckhl.
Geheimben Raths. Nach Anfall eines dem Fundations Instru-
ment, wie verlauthet. expresse enthaltenen Clausul, darumben
so Prachtig Wie nichtmilnder Weithschichtig Gefilhret. damit,
wan allenfahls auß dem Erzherzogl. Haus Oesterreich, jemand
in Allerhdchsler Person daselbsten eintreffen werde. für Sich
und dero suite ein kommentliches unterkommen zuhaben
seymi."
Und eine Melker Nachricht besagt überdies. daß der
Kaisereine prächtige Erbauung der Kirche und des Klo-
sters (mitdem Kaisertrakt) nsuo sacritlsslmo orei ange-
regt habe."
Auch in St. Florian enthielt der frllhbarocke Gasttrakt
ein 1689 im Nachlaßinventar genanntes nKayser Zim-
merir, und es scheint irkaum zweifelhaft. daß Propst
David (Fuhrmann) unter dem Eindruck der kaiserlichen
Dankwallfahrt (zum hl. Florian 1684) den Neubau von
Stiftskirche und Klosterbeschlossen hatten Die Kaiser-
zimmerdes Neubaues gestaltete PropstJohann Baptist
Fodermayr ab 1728 zu einem regelrechten iikaiserli-
chen Hofquartierit um, das der dort verherrlichte Kaiser
Karl VI. aber nur einmal sah, nämlich im September
1732, als er noffentlichü) untereinervon hiesigen Musi-
cis produzierten Music in dem mit dem roten Samt aus-
palierten sogenannten Kaiserzimmer unter einen kost-
baren Baldachin gespeisetii."
Vermutlich ebenfalls in unserem Zusammenhang zu
berücksichtigen istdie BautatigkeitdesSchlaglerAbtes
undVerordneten des oö. Pralatenstandes Siard Worath,
der ab 1707 win erster Linie die Gästezimmer vermehrt
und die Repräsenlationsräume ausgebaut hatr.
Damalswurden neben dem alten auch ein riPhbnix-oder
neues Fürstenzimmerri sowie ein Adler- und ein Ler-
chenzimmer geschaffen, zu deren Schmuck wahr-
scheinlich auch die 1710 angeschafften vier Kaiserpor-
träts sowie das ob. und das nö. Wappen mit Herzogshut
dienten?
Quellenmaßig besserbelegbar istder Einfluß des Hofes
auf den Bau des Stiftes Gottweig." Die Grundsteinle-
gung erfolgte schon 1719
rAuspice irnp. Caes. Aug. Plo, CAROLO Vl. Antlquae Gloriae
Restauratore. Auctore novae: Ab lllustrissimo, Et Excellen-
tissmo Domino. domirio GUNDACCARO, Sec. Ftorn. lmp. Oom.
Ab ALTHANNF
und der kaiserliche Generalbaudirektor wurde später
auch im F resko der Kaiserstiege als der dem Sonnen-
gott Karl VI. voraneilende rMorgensternit verewigt.
20
Die Vermittlung des kaiserlichen Hotarchitekten Jo-
hann Lucas von Hildebrandt kam durch den Reichsvize-
kanzler Friedrich Carl von Schönborn zustande", des-
sen Onkel, der Mainzer Kurfürst Lothar Franz. daher
schonwahrendderPlanungnichtohnelroniebemerkte,
wwas nuhn der h. praelat zu köttweig under der direktion (!) des
H. R. V. canzlers mit zuziehung des Jean Luca ausbruhen wirdt.
das wirdt vermutlich nicht so gahr sehr nach den munchen
(Mönchen) schmeckenrr?
Und tatsächlich verlagert sich vor allem in der zweiten
Planung ridasSchwergewicht aufden kaiserlichen Trakt
im Westenii. Die Gründe für diese Plananderung sind
daher wohl nicht win einem Gesinnungswandel des
Abtes, sondern vielmehr in einer maßgeblichen Beein-
flussung von höherer Steller zu suchen?
Das Göttweiger ldealprojekt, bei dem die Gastzimmer
allein die Hälfte der Zimmerzahi des ersten Stockwer-
kes beanspruchen. hat daher nmit der Ordensregel
kaum mehr etwas gemeinsam. Die repräsentative
Funktion ist merklich. sich verselbstandigend, in den
Vordergrund getreten-FG
In Altenburg entstand in den dreißiger Jahren um den
nördlichen Hof eine Folge von prächtig marmorierten
und stuckierten Räumen. deren Programm diese als
Kaiserzimmer ausweist", und an deren Verbindungs-
punkt zur Kirche in der Sakristei die Verflechtung von
Kirche undStaatunter KarIVl. inallegorischer Form ver-
herrlicht wurde?"
Eindeutig nachweisbar istdie kaiserliche Einflußnahme
hingegen auf die Bautätigkeit in Klosterneuburg. Schon
bei Baubeginn 1730 wurde der Entwurf für den nohne
alle pracht und ganz klostermäßigit geplanten Neubau
wallsogleich von dem herrn prälaten von Mölk Seiner kaiserl.
kdn. kathol. Majestät, Carl dem Sechsten, zur allerhöchsten
begnehmigung vorgelegt. Ererhielt nichtnuralleinSeiner Maje-
stät allerhöchsten beifall, sondern Seine Majestät bewilligten
auch allergnadigst nach selben zu bauen. Ich machte mithin all-
sogleich die einteilung sowohl für die wohnung Seiner Majestät
und höchstderoselberi gewöhnliches gsfolgeri.
Bald darauf entschloß man sich am Wiener Hofjedoch.
in Klosterneuburg auf Kosten des Stiftes eine Sommer-
residenzeinzurichten.Anläßlich des Besuches KarIsVI.
am Leopolditag dieses Jahres teilte der kaiserliche
Generalbaudirektor Graf Althann dem Propst mit,
ivdaß dieses Gebäude einestheils auch für eine residenz seiner
Majestät des Kaiser bestimmt sei und folgsam solle es rnit groß-
ter praoht und mehr aufirirand gebaut und nicht so fortgeführt
werden, wie selbes angefangen wordermiäg
Der Architekt Donato Felice d'Allio mußte daraufhin,
höchstwahrscheinlich unter der Anleitung des kaiser-
lichen Hofbaumeister Joseph Emanuel Fischer von
Erlach, neue Pläne ausarbeiten:
nZu diesem ende wurde mir auferlegt andere risse zu ma-
chen (. Diese neuen Risse wurden von dem herrn prälaten
von Mölk Seiner Majestät abermals vorgelegt und erhielten
nicht nur allein den allerhöchsten Beifall. sondern seine Maje-
stät befahlen auch das gebaude nach diesem prächtigen und
kostbaren entwurf aufzuführen-t"
Die Klosterneuburger Kaiserzimmer wurden vom
Kaiser 1739 zum ersten und letzten Mal wsumma cum
consolatione et complacentiar bewohnt."
In St. Blasien. wo es nicht nur einige Abtkreuzeü, son-
dern auch einen Zierbrunnen des frühen 17. Jh.s mit
einem Doppeladler als Bekrönung gab. entstand das
Kaiserappartement im Zuge des Neubaues ab 1728.
erhielt aber seine endgültige Ausstattung nach dem
Brand von 1768.53
Da in den kaiserlichen Appartements der Klöster
ebenso wie in den Schlössern Audienzen und öffentli-
che Tafeln abgehalten wurden. hatten diese auch ähnli-
chen zeremoniellen und repräsentativen Anforderun-
gen zu entsprechen. Dies bewirkte vor allem eine
besonders glanzvolle Ausstattung. Denn
rweil Regierende Fürsten und Herren. in allen Stücken. vor
andern Leuten einen großen Vorzug haben, so ist nichts billi-
chers. BIS daß man ihnen auch solche Wohnungen zurlcnte, in
denen die Kunst so noch gestiegen. um wie hoch Durchleuch-
tige Printzen die übrige Menschen in der Welt an Hoheit über-
stiegen haben?
Andererseits hatte auch die Raumfolge dieser Gäste-
zimmer auf die besondere Funktion Rücksicht zu neh-
Anmerkungen 41 - 64
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u
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n
41
n
et
ir
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Fesllext der GrundStSirliEgunQ (Titelblatt): eoo Jahre Stift GÖttWElg.
S. 343, KßtNr, 781 (M711).
RITTER Emmerarn OSB. Gottfried Bessel als Bauherr und Kunstma-
zen, in: Gdtttrißd BBSSGI (1572- 1749), Diplomat in Kurmainz A Abt
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Zitate aus der autobiographischen wlnlormazione delta Fabrica Impe-
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Ebenda. zitiert bei" ZACHARIAS Thomas. Joseph Emanuel Fischer von
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OEFINIK Berthold. Das Augusttner-Cnorherrertstlft Klosterneuburg.
Geschichtliche Daten, wieri isse, s 5a
Beim Kreuz von 173i handelt es sich um ein Geschenk Karls vi.- Das
tausendjährige si, Elaslen 200 Jähriges berriititriiaurri. Ausstellungs-
katai0g 1,5 224 ff . Nr. 17a
WORNER HsnsJekoti. DasschicirsaiaerkiosiergetrauaeirriLaureder
Jahrhunderte. int ebenda 2. S. 100 ff.
DECKEH Paulus. Fürsllicrter Baumeister 1, Augsburg 1711. zitiert inI
BERGEFI Eva Quellenmaterial zu den Bedingungen barocker Profan-
baukunst In Österreich. geisteswiss. Diss.. Wien 1964. S 133.