Ein Museum für weibliche Handarbeiten m Wien. Anlässlich
des nächstiährigen Regierungsjubiläums Sr. Maj. des Kaisers soll in Wien
ein Museum für weibliche Handarbeiten gegründet werden, das nicht nur
in humanitärer Richtung - durch Arbeitsvermittlung u. dgl.- sondern
auch in geschmacksbildender und künstlerischer Beziehung eine glückliche
Thätigkeit zu entfalten verspricht. Zahlreiche Techniken, die in das
Bereich der weiblichen Handarbeit im engeren, ernsteren Sinne fallen -
alle nDilettantenkunstn ist wohl im Vorhinein ausgeschlossen -- kennt
unser Publicum nur von der praktischen, nicht von der künstlerischen
Seite, und darin gibt es von den alten Kunstperioden noch so Manches
zu lernen! Aber das neue Museum wird auch insofern die Beachtung
all' derer erfordern, die sich über die hohe Stellung der weiblichen Hand-
arbeit in Bezug auf die Geschmacksbildung der Allgemeinheit im Klaren
sind, als die modernen kunstgewerblichen Reformbestrebungen in aller-
erster Linie der Theilnahme eines populären Kunstzweiges bedürfen, um
selbst populär zu werden!
Dass dem neuen Unternehmen, dessen vorbereitendes Comite seinen
Sitz in Wien, XV., Schönbrunnerstraße 14, bei der Inhaberin und
Leiterin der k. k. concess. ersten österreichischen Privatlehranstalt für
Kunststrickerei, Frau Hofräthin Aurelie Obermayer, aufgeschlagen hat,
alle Förderer und Interessenten hochwillkommen sind, braucht wohl nicht
betont zu werden.
Taplsaerlen. Der Louvre besitzt Zeichnungen des Brüsseler Malers Barend van
Orley (1490-1542), die nach einer Prüfung von Wauters die am zg. Februar rgz; ge-
schlagene Schlacht bei Pavia darstellen sollen. Diese Verrnuthung hat sich jetzt als
richtig erwiesen. Das Museum in Neapel erhielt im Jahre 1860 von dem Marquis von
Guast Tapisserien im Werthe von 3 MIlIlOIICII Francs, Arbeiten vlamischer Kunst. Die
Zeichnungen dieser Tapisserien besitzt das Louvre-Museum. L. Beltrami hat jetzt über
diese Tapisserien und Zeichnungen eine Schrift veröffentlicht, die beweist, dass sie in
der That die Schlacht bei Pavia darstellen. Der Name Vsn 0rley's, der sich unter den
Zeichnungen im Louvre befindet, kann schwerlich bestritten werden. Die Tapisserie
kann nur in Brüssel hergestellt sein; zu jener Zeit wurden derartige Arbeiten nur in
Brüssel ausgeführt. Fehlt auf der Tapisserie der t528 eingeführte Stempel Brüssels, so
rührt dieser Mangel wohl daher, dass sie unmittelbar nach der Schlacht angefertigt
worden ist.
Rbmiaoho Ausgrabungen. Bei den Ausgrabungen zu Martres, einer Vorstadt
von Toulouse, sind t7 römische Standbilder gefunden worden. Sie sind alle mehr oder
weniger verstümmelt, aber manche werden sich mit den dabei gefundenen Bruchstücken
erglnzen lassen. Das Museum zu Toulouse besitzt schon eine Menge an dieser Stelle
gefundener Kunstwerke, wie z. B. die Venus von Martres, die dadurch berühmt geworden
ist, dass sie als Modell der Büste der Republik gedient hat, die fast in allen Rsthhausern
Frankreichs aufgestellt ist. Außer den Standbildern wurden in unterirdischen Gewölben
schone Büsten, prächtige Flschbilder mythologischen Inhalts, Bronzen, feine. leichte
Glasgefaße, Saulenknaufe, Schlosserei-Arbeiten, allerlei Hausrath u. s. w. gefunden. An
den Wanden der Gewölbe befinden sich Malereien, deren Farbenfrische allgemeines
Erstaunen erregt. Die Fundstüclte sind sammtlich römischen Ursprungs und geboren
wohl meist dem vierten und fünften Jahrhundert an.
Für die Redlcdon verantwortlich: J. Fnlunicl und F. Riner.
Selbnnerhg du k. k. Oellerr. Museum: für Kunnl und lndlulrie.
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