2 Matthäus Günther. wMartyrium des hl. Marinusu. Zustand vor
der Restaurierung. Augsburg, Deutsche Baruckgalerie
s
3 Mallhaus Gunlher, vMavlyvwum des hl. Marmusu. Rot! am lnn,
Fresko um bsthchen Gewölbe der ehem Benedlkunerkwrche
An
1
merkungen t - 6
Die Skizze war vom Vorbesitzer rea4 Hermann Bauer ln München vor-
gelegt worden. der sie als ersler identilizierte.
Hermann Bauer, Eine wiedergelundene Skizze Matthäus Günthers lür
Roll am lnn. in: Das Münster, il. 1958. S. 267 ll.
Apollo als Gott der Musik. Hälfte der Olskizze für dre Decke des Musik-
saals im Stuttgarter Neuen Sohloß, 1976 aus Pariser Kunsthandel
erworben, Musees de la Ville de Tours, sowie Venus vnr Jupiter, frag-
mentiene Skizze für das Mltielteld des Aeneaslreskos im Stuttgarter
Neuen SchloB. um 1978 aus Pariser Kunsthandel erworben. Frivatbe-
sitz Mainz. Vgl. Johannes zahlten. Das Aeneaslresko Matthäus Gün-
thersimStuttgarterNeuenschloß.in:Fantneon.XXXVlI,1979mS.i52.
Farbtafel l. sowie Johannes Zehllen, r-Ein Saal von Apollo die Musique
zu probieren: Im Stuttgarter Neuen Scnloß, In: Aussiellungskalaiog
Barock in Baden-Württemberg, Brucnsal 1981, 5d. 2. S, l 12 ll, Abb. B.
Willi Birkrnaier. Benedikt II. Lulz von Lutzenklrchen -Abt. Bauherr und
rrHelllger verschwenden, ln: Rott am Inn. Beitrage zur Kunst und
Geschichte der ehemaligen Benediktinerabtei, neraesweqeben von
Wllli Btrkmsler, Welßenhurn rosa. s 1a.
Hermann Gundershelmer. Mennaue eunrner, Augsburg rsao, s. a2.
S. St. Anm. l53.
w. Birkmaier (vgl. Anm. 4). s. 74, 75.
schon 1757 mit der zunächst geplanten Renovierung
und Modernisierung der baufälligen Klosterkirche in
Flott beauftragt wordenf mit Fischer, dem Architekten
des Neubaues, hatte Feichtmayr um 1736 in Diessen
zusammengearbeitet.
Dem Beginn des Neubaus muß eine ungewöhnlich
genaue und detaillierte Planung vorangegangen sein.
Am 30. April 1759, mehr als einen Monat vorder Grund-
steinlegung, erhielten nicht nur der Architekt. sondern
auch der Stukkator Feichlmayr, der Maler Günther und
die Bildhauer Gotsch und Günther unterschiedliche
Beträge für ihre Modelle ausbezahlt. Auf den Freskan-
ten Günther entfielen 43 Gulden 8 Kreuzerf Damit
dürften die beiden Ölskizzen in München und Augsburg
gemeint sein, falls nicht auch eine dritte für das west-
liche Kuppelfresko dazugehört hatte. Am 25. März 1 803
verzeichnet nämlich der rwHerr Komissär Dillisu unter
den Gemälden und Kupferstichen. die er in dem aufge-
hobenen Kloster ausgewählt und in Kisten verpackt
hatteä xEine Skizze von dem Dekenstük der Kloster
Kirche mit der Geschichte des H. Benedict. Von Gün-
ther. Eine dergleichen Skize von dem Nemlichen. Beyd
auf Leinwand: Eine weitere Kiste enthält "Ein Decken-
stück aus der Klosterkirche von Günther ohne Namemr.
Dabei könnte es sich um die dritte Kuppelskizze han-
deln,die indessen bishernlcht aufgetaucht ist.Auch die
Skizzen für die beiden Seitenaltarblätter hatte Dillis
damals aus Flott abtransportieren lassen.
Ausgeführt wurde unsere Skizze vermutlich erst zwei
Jahre später. lmAugust 1760 hatteJakob Rauch mitder
Stuckierung im Choralchor begonnen, vom 4. Juni bis
14. August des folgenden Jahres arbeitete Günther
erstmalig an den Fresken. Nachdem er 1762 fünf
Monate. vom 5.Juni bis6. November, 1763 dagegen nur
vom 7. März bis April in Rott tätig war, das westliche
Fresko aber 1763 datiert ist. wird man das östliche
Fresko an den Anfang der Arbeiten setzen dürfen. nFür
die Frescomalereyem wurden insgesamt 1700 Gulden
ausgegeben?
Die Ausführung (Abb. 4) unterscheidet sich nicht unbe-
trächtlich von derSkizze. Aus der reinen Kreiskornposi-
tlon ist ein Quadrat mit abgerundeten Ecken und leicht
gekurvten Seiten geworden, während die Skizze offen-
barnurfürdie eigentliche Wölbungsschale vorgesehen
war. Günther mußte daher seine Komposition in die
Ecken hinaus erweitern und dem Verlauf des vergolde-
ten Stuckrahmens anpassen. Dementsprechend teilte
er sie in vier Szenen auf, die er um die Apotheose des
Heiligen inder Mitte herum an dievierSeitengruppierte.
Der brennende Scheiterhaufen bildetjetzt die Hauptan-
sicht, rechts folgen der Stutzer In der Unterhaltung mit
dem Türken und die Holzträger, links staffelt sich die
Klause mit der Soldateska empor. Die vierte Seite neh-
men, auf den Kopf gestellt, die Engel auf den Wolken-
bänken und die in Ausdehnung und Größe reduzierte
Landschaft mitZeltlager, Wald und Klause des hl. Ania-
nus ein. Verändert sind auch die Gruppen selbst. Die
Flammen umlodern den Körperdes Toten zu beiden Sei-
ten. die Schergen sind symmetrisch angeordnet. Der
Türke hat sein linkes Bein angewinkelt, dafür erhalten
dieHolzsammlerundTrägermehrPlatz. Die linke Szene
ist sogar thematisch neu gestaltet. Das grausige Marty-
rium fehlt, nur die zerstreut herumliegenden eisernen
Haken und Morgensferne deuten die vorangegangene
Untat an. Statt dessen beschäftigt sich die Horde mit
der Plünderung der Klause. mit dern Verpacken schwe-
rer Ballen, dem Transport einer Schatztruhe. der Ver-
schleppung kostbaren kirchlichen Geräts. In dervierten
Szene oben wird klein, aber deutlich. der kranke Anfa-
nus in der Tür seiner Klause sichtbar.
Diese Unterschiede haben nicht nur mit der Formabän-
derung oder der Übertragung in den größeren Maßstab
des Freskos zu tun. Vielmehr äußert sich darin ein künst-
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