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hungen auch an den geringfügigjiingeren Nachtrag der
Patrone von Aquileia, Hermagor und Fortunatus"
(12. 7.). Wie dieser Nachtrag zu verstehen ist, laßt sich
dem um 1166 geschriebenen (BI. 8v) Pergament-Kodex
38" der UB Klagenfurt entnehmen. Dort werden näm-
lich Hermagor und Fortunatus (BI. 4v) neben anderen
Aquileia-Heiligen" noch in der ursprünglichen Kalen-
derfassung genannt. Auch fehlt dort die Erwähnung der
wTranslatio FlupenMBl. 5v)zum24.September. Die Ver-
bindung Millstatts mit Aquileia kommt also viel deutli-
cher zum Ausdruck als im jüngeren Sakramentar. Die
Reduzierung des ursprünglichen Eintrags auf einen
Nachtrag und die gleichzeitige Einführung der Transla-
tio Ruperti ist wohl auf die Vorlage des Sakramentars.
aber auch an die stärkere Bindung Millstatts an Salz-
burg durch den aus Admont stammenden Abt Hein-
rich II." (1166 - 1177) zurückzuführen. Während oder
kurz nach dessen Herrschaft" dürfte nämlich das vor-
liegende Sakramentar entstanden sein. Daß Hermagor
und Forlunatus im Gegensatz zu Salzburg damals in
Kärnten schon tatsächlich verehrt wurden, zeigt das
Verzeichnis ihres Offiziums im Text des Sakramentars
165r).
Ahnlich interessant und überraschend wie die eben
behandelten Festvermerke, die die enge Verbindung
MillstattsmitFriaul undAquileiazumAusdruckbringen,
ist auch die Nennung des hl. Abtes Nonnosus" zum
2. September(BI. 87V). Ungewöhnlich ist dieser Eintrag
zunächst vor allem deshalb, weil Nonnosus nirgends
in den genannten Kalendarien aulscheint, wohl aber
in vergleichbaren Freisinger Handschriften, wie im
Clm 11011?" aus der Bayerischen Staatsbibliothek in
München. Die Verbindung dieses Heiligen mit Freising
wirdauchdadurohdokumenliert,daßderBerichtseiner
Vita und der seiner Wunder von dort seinen Ausgang
nahm." Berücksichtigt man jedoch, daß Millstatt einst
zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Lurn" gehörte,
in dem auch das Freisinger Hochstift" seit dem 9. Jahr-
hundert Besitzungen hatte, wird der Nonnosusvermerk
schon verständlicher. Verdeutlicht wird dieser Zusam-
menhang auch noch durch die Tatsache, daß das zur
Grundherrschaft von Millstatt zählende Gebiet um
Lengholzs" (im Drautal) im Umfeld der Oberkärntner
Freisinger Besitzungen von St. Peter im Holz" und
Lendorfs" liegt. Eine analoge Verbindung ergibt sich
auch im Zusammenhang mit der Moosburgsz, dem Sitz
der Grafen von Gorz, den Vogten" von Millstatt, da
auch diese im Einfiußbereich des Freisinger Hochstif-
tes war. Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse fallt
auch ein neues Licht auf die von Klebe!" angenomme-
nen und von Eggerü wieder abgelehnten vNonno-
susrish-Patronate im oben schon erwähnten St. Peter
im Holz und in Berg im Drautal. Der Nonnosus im Kalen-
derdes Millstätter Sakramentars und der hNOnOSiUSN in
St. Peter im Holz und in Berg dürfte nämlich derselbe
Helligeseln.BemerkenswertistindieserHinsichtauch,
daB gerade das Chorherrenstift Maria Wbrih. eineGrün-
dung des Freisinger Hochstiftes. im Jahre 1528 in die
Herrschaft von Millstatt inkorporlert wurde."
Daßder Nonnosus-Eintrag im Kalenderdes zu lokalisie-
renden Sakramentars tatsächlich als Anhaltspunkt
einer Millstätter Entstehung aufgefaßt werden kann.
zeigt auch das jüngere Mlllstatter Missale, da er auch
dort noch genannt wird (Kärnten, Landesarchiv, Cod.
6l34, BI. 100.5" Erwähnt wird der hi. Nonnosus schließ-
lich auch noch im oben schon zitierten Pergamentko-
dex 38 aus der UB Klagenfurt (BI. 133V)?"
Nachdem nun einigermaßen deutlich geworden ist. daß
der Kalender des Millstätter Sakramentars tatsächlich
für Millstatt geschrieben wurde und die zeitgenössi-
sche, für Millstatt gültige Festordnung enthält, können
wiruns noch einmal mitdem eingangs erwähnten Domi-
tian-Eintrag zum 5, Februar (Abb. 4) beschäftigen. Die
Auseinandersetzung mit diesem Eintrag an dieser
Stelle ist vorallem deshalb wichtig, da erstietzt sichtbar
wird, daßer nicht ein Anhängsel an ein außerregionales
Kalendar ist, sondern als homogene Einfügung in den
zeitgenössischen Millstätter Festkaiender zu verste-
hen ist, Auch in paläographischer Hinsicht wird diese
Erkenntnisinsofern bestätigt, alswederdievenivendete
Tinte, noch der Duktus (vgl. Abb. 4) auf einen Nachtrag
schließen lassen. Der Domitian-Eintrag gehört zur
ursprünglichen Kalenderfassung. Erwähnenswert ist
darüber hinaus aber auch die Beobachtung, daß der
Domitian-Vermerk im Kalender des Millstätter Sakra-
mentars nur als Hinweis einer zeitgenössischen, regio-
nalen Verehrung aufzufassen ist. Die Verbindung Domi-
tians mit einer karolingischen Gründung Millstatts
erfolgt erst später im Millstätter Totenbuchsl (vgl. Kla-
genfurt, Landesarchiv, Cod. 6136, Bl. 137r).
Daß diese Einordnung des Kalenders nicht isoliert
betrachtet werden darf. sondern maßgebend ist für die
Herkunftsbestimmung der gesamten Handschrift,
ergibt sich aus der Einheit der Schrift und den stilisti-
schen Zusammenhängen zwischen den Tierkreisbil-
dern (BI. 83V - B9r) und den Tierzeichnungen innerhalb
der Flankenlnitialen. So kann man beobachten, daB der
Schreiber des Kalenders auch im Gradualteil (BI. 9r ff.)
nachweisbar ist und die Zeichnung eines Hundes auf
Anmerkungen 41 - 45
" vgl. bei Egger. Callnlhla I 134 7 135 (1941), 21 732 die Umstellung
überdle -Helligen vonhqulleiaw. Neben Hermagm und Fortunamswer-
den auch noch Hllarius, Tatisnus. Canuus. Fmlus, Chrysogonus und
Felix angeführt
" ZurBeschreibungvgLEislerNr. 25 und Menhardl Q7. - Eisler hnltwchi
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au! Grund der lrlilialomamenlik eine Emslehunq In Salzburg luv mog-
llchv Elrle solche Lokallslslunq Isl jedoch mit Sicherheit auszuschlie-
ßen. DleS läßl sich Wwohl dem Kalender entnehmen, der mehrere
Aqullela-Helllge emhall. als auch dem linearen lrlillalslll. Die Erwäh-
nung das hl. Nnnnosus In der Allevhelllgenlllanel (BV. 133V) könnte
sogar Hirvwals einer MIIISGHQI Hülkunll (vgl. Anm. ÄBMSGIH. AUCH der
Nnchtmg des Joselsleslesßl, 2v) und die Schritt (Abb. M) spncht IOr
eine Einordnung In den gananmsn umkvels.
Erwähnt werden unter anderem Elschol Hilariusund de! Diakon Talian
zum l6.Mävz(Bl.2v).7Vgl.auch EggeLCarinlhial 134x1asns47y21,
Vgl. Wslnzlerl 1 1117m: Hemnch ISIGEY erste Mlllslältev Abt. dessen
Vamlllüre Hsrkunft bekannt ist. Elwar der Sohn desGralen Foppe I. von
Andecns.
" Wl8AnlTL132-134.
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