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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

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hungen auch an den geringfügigjiingeren Nachtrag der 
Patrone von Aquileia, Hermagor und Fortunatus" 
(12. 7.). Wie dieser Nachtrag zu verstehen ist, laßt sich 
dem um 1166 geschriebenen (BI. 8v) Pergament-Kodex 
38" der UB Klagenfurt entnehmen. Dort werden näm- 
lich Hermagor und Fortunatus (BI. 4v) neben anderen 
Aquileia-Heiligen" noch in der ursprünglichen Kalen- 
derfassung genannt. Auch fehlt dort die Erwähnung der 
wTranslatio FlupenMBl. 5v)zum24.September. Die Ver- 
bindung Millstatts mit Aquileia kommt also viel deutli- 
cher zum Ausdruck als im jüngeren Sakramentar. Die 
Reduzierung des ursprünglichen Eintrags auf einen 
Nachtrag und die gleichzeitige Einführung der Transla- 
tio Ruperti ist wohl auf die Vorlage des Sakramentars. 
aber auch an die stärkere Bindung Millstatts an Salz- 
burg durch den aus Admont stammenden Abt Hein- 
rich II." (1166 - 1177) zurückzuführen. Während oder 
kurz nach dessen Herrschaft" dürfte nämlich das vor- 
liegende Sakramentar entstanden sein. Daß Hermagor 
und Forlunatus im Gegensatz zu Salzburg damals in 
Kärnten schon tatsächlich verehrt wurden, zeigt das 
Verzeichnis ihres Offiziums im Text des Sakramentars 
 165r). 
Ahnlich interessant und überraschend wie die eben 
behandelten Festvermerke, die die enge Verbindung 
MillstattsmitFriaul undAquileiazumAusdruckbringen, 
ist auch die Nennung des hl. Abtes Nonnosus" zum 
2. September(BI. 87V). Ungewöhnlich ist dieser Eintrag 
zunächst vor allem deshalb, weil Nonnosus nirgends 
in den genannten Kalendarien aulscheint, wohl aber 
in vergleichbaren Freisinger Handschriften, wie im 
Clm 11011?" aus der Bayerischen Staatsbibliothek in 
München. Die Verbindung dieses Heiligen mit Freising 
wirdauchdadurohdokumenliert,daßderBerichtseiner 
Vita und der seiner Wunder von dort seinen Ausgang 
nahm." Berücksichtigt man jedoch, daß Millstatt einst 
zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Lurn" gehörte, 
in dem auch das Freisinger Hochstift" seit dem 9. Jahr- 
hundert Besitzungen hatte, wird der Nonnosusvermerk 
schon verständlicher. Verdeutlicht wird dieser Zusam- 
menhang auch noch durch die Tatsache, daß das zur 
Grundherrschaft von Millstatt zählende Gebiet um 
Lengholzs" (im Drautal) im Umfeld der Oberkärntner 
Freisinger Besitzungen von St. Peter im Holz" und 
Lendorfs" liegt. Eine analoge Verbindung ergibt sich 
auch im Zusammenhang mit der Moosburgsz, dem Sitz 
der Grafen von Gorz, den Vogten" von Millstatt, da 
auch diese im Einfiußbereich des Freisinger Hochstif- 
tes war. Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse fallt 
auch ein neues Licht auf die von Klebe!" angenomme- 
nen und von Eggerü wieder abgelehnten vNonno- 
susrish-Patronate im oben schon erwähnten St. Peter 
im Holz und in Berg im Drautal. Der Nonnosus im Kalen- 
derdes Millstätter Sakramentars und der hNOnOSiUSN in 
St. Peter im Holz und in Berg dürfte nämlich derselbe 
Helligeseln.BemerkenswertistindieserHinsichtauch, 
daB gerade das Chorherrenstift Maria Wbrih. eineGrün- 
dung des Freisinger Hochstiftes. im Jahre 1528 in die 
Herrschaft von Millstatt inkorporlert wurde." 
Daßder Nonnosus-Eintrag im Kalenderdes zu lokalisie- 
renden Sakramentars tatsächlich als Anhaltspunkt 
einer Millstätter Entstehung aufgefaßt werden kann. 
zeigt auch das jüngere Mlllstatter Missale, da er auch 
dort noch genannt wird (Kärnten, Landesarchiv, Cod. 
6l34, BI. 100.5" Erwähnt wird der hi. Nonnosus schließ- 
lich auch noch im oben schon zitierten Pergamentko- 
dex 38 aus der UB Klagenfurt (BI. 133V)?" 
Nachdem nun einigermaßen deutlich geworden ist. daß 
der Kalender des Millstätter Sakramentars tatsächlich 
für Millstatt geschrieben wurde und die zeitgenössi- 
sche, für Millstatt gültige Festordnung enthält, können 
wiruns noch einmal mitdem eingangs erwähnten Domi- 
tian-Eintrag zum 5, Februar (Abb. 4) beschäftigen. Die 
Auseinandersetzung mit diesem Eintrag an dieser 
Stelle ist vorallem deshalb wichtig, da erstietzt sichtbar 
wird, daßer nicht ein Anhängsel an ein außerregionales 
Kalendar ist, sondern als homogene Einfügung in den 
zeitgenössischen Millstätter Festkaiender zu verste- 
hen ist, Auch in paläographischer Hinsicht wird diese 
Erkenntnisinsofern bestätigt, alswederdievenivendete 
Tinte, noch der Duktus (vgl. Abb. 4) auf einen Nachtrag 
schließen lassen. Der Domitian-Eintrag gehört zur 
ursprünglichen Kalenderfassung. Erwähnenswert ist 
darüber hinaus aber auch die Beobachtung, daß der 
Domitian-Vermerk im Kalender des Millstätter Sakra- 
mentars nur als Hinweis einer zeitgenössischen, regio- 
nalen Verehrung aufzufassen ist. Die Verbindung Domi- 
tians mit einer karolingischen Gründung Millstatts 
erfolgt erst später im Millstätter Totenbuchsl (vgl. Kla- 
genfurt, Landesarchiv, Cod. 6136, Bl. 137r). 
Daß diese Einordnung des Kalenders nicht isoliert 
betrachtet werden darf. sondern maßgebend ist für die 
Herkunftsbestimmung der gesamten Handschrift, 
ergibt sich aus der Einheit der Schrift und den stilisti- 
schen Zusammenhängen zwischen den Tierkreisbil- 
dern (BI. 83V - B9r) und den Tierzeichnungen innerhalb 
der Flankenlnitialen. So kann man beobachten, daB der 
Schreiber des Kalenders auch im Gradualteil (BI. 9r ff.) 
nachweisbar ist und die Zeichnung eines Hundes auf 
Anmerkungen 41 - 45 
" vgl. bei Egger. Callnlhla I 134 7 135 (1941), 21 732 die Umstellung 
überdle -Helligen vonhqulleiaw. Neben Hermagm und Fortunamswer- 
den auch noch Hllarius, Tatisnus. Canuus. Fmlus, Chrysogonus und 
Felix angeführt 
" ZurBeschreibungvgLEislerNr. 25 und Menhardl Q7. - Eisler hnltwchi 
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au! Grund der lrlilialomamenlik eine Emslehunq In Salzburg luv mog- 
llchv Elrle solche Lokallslslunq Isl jedoch mit Sicherheit auszuschlie- 
ßen. DleS läßl sich Wwohl dem Kalender entnehmen, der mehrere 
Aqullela-Helllge emhall. als auch dem linearen lrlillalslll. Die Erwäh- 
nung das hl. Nnnnosus In der Allevhelllgenlllanel (BV. 133V) könnte 
sogar Hirvwals einer MIIISGHQI Hülkunll (vgl. Anm. ÄBMSGIH. AUCH der 
Nnchtmg des Joselsleslesßl, 2v) und die Schritt (Abb. M) spncht IOr 
eine Einordnung In den gananmsn umkvels. 
Erwähnt werden unter anderem Elschol Hilariusund de! Diakon Talian 
zum l6.Mävz(Bl.2v).7Vgl.auch EggeLCarinlhial 134x1asns47y21, 
Vgl. Wslnzlerl 1 1117m: Hemnch ISIGEY erste Mlllslältev Abt. dessen 
Vamlllüre Hsrkunft bekannt ist. Elwar der Sohn desGralen Foppe I. von 
Andecns. 
" Wl8AnlTL132-134. 
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