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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

 
3 Hans Fronius, ,Mythograwphiu' 
- Sirenen 
thographia" die erste Folge der von der Wiener 
Albertina publizierten Reihe „Mythen und Bilder" 
darstellt. Die Akademische Druck- und Verlags- 
anstalt in Graz nahm sie in ihre Verlagsproduktion 
auf. 
An dieser Publikation ist alles ins Große gediehen 
und dem Thema einer „Mythographia" adäquat. 
Vom Großfolioformat an über die verschiedenen 
kostbaren Papiersorten und den in Kapitalschrift 
abgesetzten Texten - Vorworte von Paul Strutzel 
und Walter Koschatzky, Einführung von Hans 
Suesserott und den Begleittexten der antiken Auto- 
ren - bis hin zu dem Hauptstück, den von Hans 
Fronius eigenhändig geschaffenen Lithographien, 
deren Steine nach der Auflage von T50 Blatt wieder 
abgeschliffen wurden. 
Alle neun Blätter, ohne Ausnahme, zeigen einen 
Künstler auf der Höhe seines Schaffens und ergeben 
ein Alterswerk, das auch einen einmaligen Höhe- 
punkt im Gesamtschaffen darstellt. Fronius be- 
herrscht die lithographische Technik so vollkommen, 
4 Hans Fronius, "Mythographio" i Minotaurus und The- 
seus 
daß er sich alles leisten, daß er bis an ihre 
äußerste Grenze gehen kann. Beim wiederholten 
Betrachten der Blätter zusammen mit der Lektüre 
der auf den Umschlagen angebrachten Zitate aus 
den Dichtungen der alten Autoren, die als Ein- 
stimmung und ideelle Vorbereitung durchaus gelesen 
werden sollten, gewinnt man den Eindruck, daß es 
nicht allein die technische Meisterschaft ist - das 
Einsetzen subtilster Schwarzweißnuancen, kühnster 
graphischer Abbreviaturen und völlig unkonven- 
tioneller Kompositionsweisen -, sondern vielmehr 
eine bei allen Blättern durchgehaltene besondere 
Konzentration und Intensität. Diese erscheinen aber 
weniger das Ergebnis intellektueller Überlegungen 
zu sein, als vielmehr einem „furor poeticus" zu 
entstammen, einem von intuitiver Selbstidentifizie- 
rung durchfeuerten Schaffens- und Gestaltungs- 
willen, dem die leere Fläche des lithographischen 
Steines zum dramatischen Schauplatz einer Selbst- 
darstellung wurde, die sich beim Schaffen völlig 
selbstvergessen konnte. Alle „Helden" seiner My- 
4 
 
thographia, von Cheiran über Theseus, Ödipus, 
Orpheus bis zu Hades sind in Schuld und Sühne 
verstrickte „Leidende", letztlich Sich-Selbstverges- 
sende und Sich-Opfernde. Sie sind alle näher den 
Menschen als den Göttern und auf diese Weise zu 
Vertretern, Präfiguratianen einer Mythographia per- 
ennis der europäisch westlichen Kultur geworden. 
Aus dieser Sicht und in dieser Gestaltung kann das 
antik-humanistische Gedankengut auch für den Zeit- 
genossen von Bedeutung sein. 
Veröffentlichungen der Albertina Vl 
Mythen und Bilder 
l. Folge 
HANS FRONIUS 
Mythographia 
Neun Original-Lithographien auf Stein zu griechi- 
schen Mythen im Format 532 x 657 mm. 
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz-Austria. 
33
	        
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