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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

der Ältere stirbt bereits 1677. Der Zeitraum von sieben 
beziehungsweise vierzehn Jahren (Aufstellung der 
Altäre 1684 und 1691 )zwischen der Entstehung der Ent- 
wurtzeichnung und der tatsächlichen Ausführung be- 
ziehungsweise erst der Vollendung der Altäre wäre im 
Bereich des Möglichen. 
Eine nähere Betrachtung der beiden Bildhauerpersön- 
lichkeiten schließt aber den älteren Wolf Weißenkirch- 
ner als Zeichner dieses Blattes eindeutig aus. Die 
Zuschreibung an den Jüngeren kann mit Sicherheit 
geschehen. 
Wolf Weißenkirchner der Jüngere war von weit bedeu- 
tenderem Rang als sein Vater. Noch zu Lebzeiten des 
Älteren übernahm der Sohn die größeren Aufträge. 
Nach Pretzel stammen alle wesentlichen Werke der 
Übergangszeit, in der auch der Ältere durchaus noch 
tätig war, mit Sicherheit von dem Jüngeren.' Archive- 
lisch gibt es zu dieser Aussage iedoch keine Klarheit 
schaffenden Beweise, was immerwiederzu Venuechs- 
lungen führte. 
Der wahrscheinlich bedeutendste Auftrag Wolf Wei- 
ßenkirchners des Älteren war der Hochalter der Filial- 
klrche in Holzhausen aus dem Jahre 1667 (ÖKT. X. Fig. 
449). EinVergleichdieses Altares mildem für Innsbruck 
macht vorerst einen nicht zu übersehenden Qualitäts- 
unterschied zugunsten des lnnsbrucker Altares deut- 
lich. 
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Auch vermißt man bei den Skulpturen von Holzhausen 
jenes italienisch-barocke Körpergefühl, wie es in lnns- 
bruck spürbar ist. 
Die Putti auf den Giebelsegmenten des Altares in Holz- 
hausen wirken steil und unorganisch. 
Die Zeichnung hingegen, mit der wir es hier zu tun ha- 
ben, verrät vielmehr eine wohlgeschulte Hand des Bild- 
hauers. Es istiene WolfWeißenkirchners desJüngeren. 
Wo dieser seine Ausbildung erhalten hat, ist nicht 
bekannt. Allein schon die Altäre in Innsbruck weisen in 
derGesamtwirkung wie in den Details deutlich nach Ita- 
lien; angefangen beim Material über eine dezente 
Akzentverteilung zugunsten einer vornehm geschlos- 
senen Gesamtwirkungbishinzuden pausbäckigemflei- 
schlgen Putti. Die Vermutung, daß Weißenkirchner in 
Italien geschult wurde, wird allgemein als wahrschein- 
lich angenommen} 
Man bedenke den Künstlerkreis, dem Weißenkirchner 
zuzurechnen ist, nämlich Jakob Gerold, Thomas 
Schwanthaier und Balthasar Permoser, deren Schüler 
beziehungsweise Werkstattgenosse und Mitarbeiter er 
war." Am Ende seines Schaffens arbeitete er schließ- 
lich nach Modellen Johann Bernhard Fischers von 
Erlachf" 
Aus diesem Zusammenhang gesehen. überrascht die 
Qualität derBlatternIcht. DieZeichnung wirktfrisch und 
mit leichter Hand aufgetragen. Man möchte sie viel- 
leicht höher einstufen als die ausgeführten Art 
Vorallem inden freieren Details,wie etwa den ar 
telen Fruchtgehängen und den Putti des Aufsatz 
den Kartuschen und Engelsköplen in Aufsatz- 
und Sockelzone, ist die leichte Hand des Ze 
spürbar. 
Dern Typus nach handelt es sich um einen Säule 
laaitar, hier im Aufriß mit beigefügtem Grund! 
Maßstab an der linken Seite: 12 Salzburger 
schuechu beziehungsweise einZcllunddieverkl 
Maßtabelle nach nSchuechu bekräftigen die H 
des Blattes, nämlich Salzburg. 
im Aufbau ist Weißenkirchner hier klar und einl 
Kannelierte, leicht verjüngte Säulen mit korintl 
Kapitellen und einfachen Basen. malerisch marr 
sitzen auf Sockeln mit Palmettenmotiv. Eine Ble 
Kartusche mit einem Engelskopf, leicht unc 
gezeichnet, bezeichnet den Sockelmittelteil. 
Zwischen den Säulen fügt sich ein Rahmen in h: 
schen Maßen mit Eierstabmotiv. Eine zweite Kai 
in C-Schwüngen, mit einem Engeiskopf in der 
achse, ragt über die Begrenzung von Architr 
Fries hinaus. Die weitere Friesverzierung ist z 
nur sehr unkonkret angedeutet. Die ausgeführt: 
zeigt Akanthus. Seitlich zwei weitere Engelskür 
Das verkröpfte, vorspringende Gesims mit g 
Schattierung, auch der Prcfilierung, trägt sch 
den Aufsatz. In der Mitte wieder eine beherrsr 
Kartusche mit Engeisköpfen, Muschel- und Akt 
motiven. Direkt auf den Gesimsvorsprüngen 
zwei freistehende Putti. Der leicht geschwungei 
mentgiebelabschluß miteingerollten Seiten, vor 
Fruchtgehange ausgehen, erscheint vielleicr 
etwas unkonkret, malerisch skizziert. Die archi 
sche Ausführung zeigt nichts mehr von dieser U 
heit. 
ZurBekräftigungderIdentifizierung derSignatui 
des jüngeren Wolf Weißenkirchner konnte sch 
noch ein Quellenfund gemacht werden, naml 
Kontraktmit Besagtem aus dem Jahre 1691 , otfs 
lich für den zweiten, gleich gestalteten Querhar 
(Der Kontrakt wird im Anhang in extenso wiede 
ben.) Die Altäre links und rechts im Querschiff 
Architektonischen identisch und gehen aufein u 
selben Entwurf zurück. Feine Unterschiede sint 
den Aufsatzputti und den oberen Kartuschen zu 
nen. So nimmt der Vertrag Bezug auf den scr 
1684(AltaraufstelIung deslinken Altares)entstai 
Entwurf. Die Siegelspuren auf dem Dorsum von 
(Abb. 1) weisen schon darauf hin, daß da 
geschickt worden war. Aus dem Kontrakt wird d: 
daßderganzeAltarinSalzburg angefertigtword 
der Bildhauerauch dort seine Bezahlung erhalte 
underst nach dem Transportderfertigen Einzelt- 
Schiff wieder zur Aufstellung mit wzwen seiner g 
nach Innsbruck gekommen war. Interessante 
war der Vertrag in Innsbruck gemacht wordl 
Bezahlung war durch den königlichen Schatzr 
erfolgt, die Entwurfzeichnung aber stammt au 
burg. 
Ein zweites Blatt, nicht bezeichnet, stammt 
scheiniich von derselben Hand. Die Art, wie die 
ten gesetzt sind, wie die Puttl und die Engel 
gezeichnet sind, ebenso die leicht hingesetzte 
Zeichnung, vor allem bei den nur angedeuteter 
mentierungen, haben große Ähnlichkeit. 
Die Kartusche im Sockel der rechten Zeichnung 
lig identisch mit der des besprochenen Blattes 
als vldea Aitarisn bezeichneten Entwürfe slelli 
Altarvarianten in zwei halbierten Altaren dar. l 
dies wahrscheinlich vorausgegangene Entwürfi 
Vorschläge für die Querhausaltare, rechts verr 
für den lgnatiusaltar, welcher mit dem Ausge 
wesentliche Ähnlichkeit im Aufbau aufweist. Ou 
ist diese Zeichnung noch höher als Blatt l einzu: 
DerlinkeAltarzeigtzweiVarianten einerSäulena 
einmalmitglatter,einmalmitgedrohtenornamel 
Säule. Der Aufsatz gibt links einen stehenden
	        
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