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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 198 und 199)

frau. halb von heute, halb von irgendwann, Doch an den 
Schultern hat sie zwei mächtige Fittiche, dunkelblau, 
mit Reihen von hellen Pfauenaugen. Ehrsam und wun- 
dersam zugleich. hausbacken und erhaben. so sitzt sie 
und schaut und sinnt. Hinter ihr im Halbdunkel glühen 
rot und blau und goldig die uralten gotischen Glasfen- 
ster. Das Bild hieß ursprünglich nDie Gotiku. und das war 
der richtige Titel. Die Frau aber ist Frau Emilie. Das 
blaue Flügelpaar an ihren Schultern mag wohl ihr Gatte 
einmal wirklich erblickt haben. 
Alles in allem hat man hier den Anblick einer ehelich- 
künstlerischen Gemeinschaft, die sich ihre eigene Welt 
geschaffen hat. Ihren besonderen Anschauungs- und 
Empiindungskreis und eine eigene Technik dazu. Eine 
testbegründete Wahrhaftigkeit berührt sich mit einer 
wogenden. ringenden Phantastik, das Sinnentällige 
geht Arm in Arm mit dem Unwägbaren. Positivste 
Erscheinung und transzendente Neigungen. ein Realis- 
mus. der nach Stil strebt, ohne freilich einstweilen den 
Widerspruch lösen zu können, Böcklin. Klinger. Thema. 
Worpswede - auch die Mediz gehören in diese Reihe. 
die. mit starken. durchaus deutschen Eigenschaften 
ausgerüstet. an denGrenzenderbürgerlichenWeltsich 
eine überbürgerliche, poetisch-malerische Schöpfung 
aufbaut. Aus starken Sinnen heraus greifen sie in das 
Übersinnliche eln. nervig und nervös. Syrnboliker des 
Alltags. gesunde Farbendichter. Nach all dem YßJahf- 
hundertendeu der letzten Dekadenzen scheint in sol- 
chen Erscheinungen sich wieder Jahrhundertanfang 
anzukündigen.
	        
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