Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
ander; als Ergebnis dieses Bemühens wird nun eine große
Anzahl von Ölbildern und Kollagen gezeigt. Man merkt, daß
dahinter konsequente methodische Experimentierarbeit steckt
e nicht jemand, der nach Zufallsiösungen suchen, sondern
jemand, der dem angamessensten Ausdruck für das. was zum
Bild werden soll. finden will, ist da am Werk. Die Beschäftigung
mit Fragen der Farbgebung scheint dabei etwas in den Hinter-
grund zu treten. doch kann die Malerin in Ölbiidern wie etwa
nBruckmandlvauch anders als mit scharfen Kontrasten Wirkun-
gen erreichen. im Zentrum jedoch stehen Form und Material.
Diese beiden Gestaltungsbereiche treffen sich zu einer ergiebi-
gen Synthese in vielen wColiagen ohne Rahmen-r. Hier treten
ständig neue Konstellationen zutage, und reizvolle Ergebnisse
können mit Gewinn auf die Ölmalerei übertragen werden.
(4. 10. -4. 11. 1984) - (B. Nach dem Flug. 1983. Collage)
SalzburglGaIerie Flopac - Jakob Gasteiger
In dieser schönen Schau zeigt Jakob Gasteiger sieben Blätter
in Mischtechnik aus seinem Zyklus nGoidene Stundenx und
zwölf große Arbeiten auf Leinwand. Hervorstechendes Merk-
mal letzterer ist dieTechnik, die zur Anwendung kommt: Enkau-
stik. Wiewohl seitderAntika bekannt. wurde sie in der neuzeitli-
chen Kunstentwicklung mit Ausnahme des Klassizismus eher
stiefmütterlich behandelt. Der 1953 geborene und in Wien
arbeitende Künstler führt nun überzeugend vor Augen, daß sie
sich in besonderem Maße flir die Anliegen der Moderne frucht-
barmachenlassen kann. lmGegensatz zum ÖlgeslattetWachs
als Bindemittel, dem Bild haptlsche Qualitäten zukommen zu
lassen. ohne daß sich beim Betrachter das Gefühl einstellt. sie
wären mit im Grunde unangemessenen Mitteln erreicht wor-
den. Der expressive Auftragsgestus wird sozusagen mit dem
Material versöhnt. Ein zweites scheint bedeutsam: wird bei Pol-
lockdie Linieerstmalszum autonomen Farbträger, so gerät hier
die Farbfiäche zum ausschließlichen Träger einer Linie; diese
ist in jener eingeritzt. in der malerischen Großform offenbart
sich beim Nähertreten ein Kosmos zeichnerischer Kleinfor-
men. die, obgleich eigentlich nicht sichtbar, dennoch verfolg-
bar, gegenständliche Folien über die farbige Situation legen.
Der Betrachter darf sich also nicht nur mit den Augen auf den
Nachvofizug einlassen. Diese Bilder dulden nichts neben sich
- dank ihrer Tiefe und Schönheit brauchen sie aber auch
nichts. (7. 11.-30. 11. 1984)
SalzburglRupertinum - Günther Selichar
viTageszeit: Nachtir - zu diesem Thema präsentiert der Salz-
burger Fotograf Günther Seiichar seine Fotoinstallation
xNachtliches Fiealltatenbüroii. Durch einen Eingang mit
schwarzem Vorhang betritt man einen schwarz ausgekleideten
Raum; er wird von zwei Glühbirnen schwach erleuchtet und mit
Musik und Nachtgeräuschen von einer Tonbandkollage erfüllt.
An drei Wänden findet man je neun Tableaus zu je vier Bildern.
Jede dieser Tafeln enthält zwei Fotos von Kinofilmen als einer
repräsentativen und zugleich das eigene Medium aufgreifen
den nächtlichen Erscheinung. diebeidan anderen stammen aus
anderen Wirkliohkeitsbereichen. und alle vier bilden eine the-
matische Gruppe. Die Illusion. der durch das Raumambiente
und das Dargestellte freier Lauf gelassen wird, wird also durch
die formale Gestaltung wieder abgefangen und auf die Ebene
der Reflexion gehoben. Der Filter der Dunkelheit zerfällt die
Tageswir ichkeit in grelle Teilrealitäten, verbindet sie anderer-
seits wieder und ist zugleich Ursache für ihregegenseitige Sub-
stituierbarkeit und eigentliche iiEntzweckung-x. Ebenso werden
mit dem Medium Fotografie einzelne Erscheinungen in den
Blick genommen und herausgegriffen und in der Anordnung in
der Installation in einen in ihnen selbst nicht begründeten neuen
Zusammenhang gebracht, Dieser kann natürlich für jeden
Betrachterein anderersein: man muß die eigenen Erfahrungen
mit einbringen. (B. 11. -2. 12. 1984) Simon Wagner
Tirol
LandecklGalerie Elefant - Arno Heinz
Unter dem Titel xDas Glück des Sisyphusk zeigte der 1941 in
InnsbruckgeboreneArchilektZelchnungen. Mitfeinen Strichen
werden die Blätter bis zum Rand gefüllt. Manches erinnert an
Flora. Doch sehr stark sind in allen Darstellungen geometri-
sche. (scheimarchitektonische oder technische Elemente ein-
gebaut, dieeine -wenn auch erstzu entschlüsselnde- erzäh-
lerische Komponente ergeben. Viel Ironie und auch oft feiner
Humorist in diesen Bildern zu beobachten. (9. 10. - 9.11.1984)
- (9, Heu. 1983. Zeichnung)
Kärnten
VillachfGalerie an der Stadtmauer - Erich Tschinkel
Tschinkel 1948 in Leibnitz geboren. schuf für den Steirischen
Herbst 1982 eine Acrylfolge von 99 Arbeiten unter dem Titel
iiProjekt Friedensnobelpreisträgerx. Die 50x50 cm großen
Tafeln sind in schwarz und grau gehalten und nur die jeweiligen
Rahmen sind in den Landesfarben des Herkunftslandes des ein-
zelnen Preisträtgers. Tschinkal arbeitete nach Fotos oder
Druckwiedergaben von den Persönlichkeiten. und es gelingt
ihm.jeweilsnurrnitwenigenPinselstrichenwieauieinergroßen
Fotopiatte Charakteristisches festzuhalten. Es war an keine
Ehrengalerie gedacht. wArbeit fürden Friedenir sollte dokumen-
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tiert werden, wenn auch manche der voreilig gekürten später
enttäuschten, (5. -24. 10. 1984)
So sahen unsere Vater ihre Umwelt
Am Beispiel von Skizzen, Notizen und Bilddarsteliungen des
Arztes Dr. Ewald Koller(1881 - 1960)unddes Architekten Dipl.-
lng. Gustav Mistelbauer (1896- 1979) wurde ein Blick in die
Vergangenheit gemacht, Historisches, vom sogenannten Fort-
schritt Überrolltes ftir immer aufbewahrt. (28. 11} 14. 12.
1984)
Steiermark
GrazINeue Galerie am Landesmuseum Joanneum -
Werke der XIX. internationalen Malerwochen in der
Steiermark
Diesmal haben diese Arbeitswochen im Stift Rein stattgefun-
den. Prof. Hoke hat die Räume des Instituts für künstlerische
Gestaltung der Technischen Universität Graz zur Verfügung
gestellt, Dr. P. Rappold. Abt des Klosters. die Schlafräume. Die
Ergebnisse der 11 an den Treffen Beteiligten waren sehens-
wert. Die Italienerin Annibel (1950) schuf vier Ölbilder. Gitter-
werke spannen sich vor Flaume, Licht und Schatten dominiert.
Äkos Birkäs (1941), ein bedeutender Vertreter neuer Malerei
Ungarns,zeigteein 190 x 520 cmgroßesBteiIigesÖIIAcryI-Bild.
Vereinfachte Formen, spontan hingesetzt, sollen zu dem Titel
wBerglandschaft Stift Reim führen. Peter Hutter (1954), Villa-
oher. konfrontiert auf 6 Dispersionsbildern je zwei kontrastrei-
che Felder. Bei der Grazerin Doris Jauk-Hinz (1954) dominiert
in ihren6z. T. collagierten Mlschtechniken voraliem die Farbe.
Verhalten und poesievoll. Hans Jochl (1939). ebenfalls Steirer.
hat 4 Arbeiten auf schwarzem Grund geschaffen. Menschen-
zeichenii nennt er die Figuren. Der Jugoslawe Milovan de stil
Markovic (1957) schuf 3 große Bilder. die starke Assoziationen
zu Kirchenfahnen hervorrufen. Geheimnisvolle Schriftzeichen
sind eingeschlossen. Sein Landsmann Dusan Minovski (1953)
stellte 12Ölbildervor. Kleinere Formate. Zeichenhaftgeometri-
sche Vereinfachungen, die ihre Wurzeln in der Volkskunst
haben. Der Slowene Jolef Muhoviö (1954) schuf 7 Objekte. Er
kommt von Picasso und Miro, neben Ölbildern und Collagen
hatte er auch einen Stein rundum bemalt. Marco Rotelli (1955),
in Venedig geboren, bot 4 lichtdurchflutete Acrylbilder Hubert
Stecker-Reicher (1963) aus Salzburg malte 7 Ölbilder zum
Thema "Bruneldau. expressiv. aufwühlend. Der Ungar Gabor
Szörtsey (1951) hielt in seinen 3 großflächigen Mlschtechniken
vegetabile Abstraktionen vor landschaftlichen Spurenelemen-
ten fest. (31. 8. - 16. 9. 1984) - (10, de stil Markovic, Sacred
Warrior il, Gold, Silberfarbe, BltumenlLwd)
Martin Kaltner
Geboren 1961 in Bruck an der Mur, Melcherschüler derWiener
Akademie. zeigt Kaltner hier 34 sehr unterschiedliche Werke.
Dawaren einmal 14sog. iiunterholzstückex.Aquarelle,dieinfri-
schen Farben langfaserige Strukturen zeigen. Freie Assoziatio-
nen, Ausschnitta aus der Natur, wie der Künstler sie sieht. Viel-
leicht ähnlich jenen Wiedergaben. wie wir sie bei Weiler oder
Hollega finden. Einer allgemeineren Schau nähersind dieAqua-
relle aus Marokko und der Türkei, ebenso die Siebdrucke und
Holzschnitte. Hier kommt auch Kaltners kritisches Element
deutlich zum Durchbruch. Die Fieischberge an den Stränden
werden in ihrer ganzen trostlosen Geistlosigkeit gezeigt, ein
Aufgehenin derOdeihrer Umgebungistevidentwieandersdie
einfachen Viehhändler in Zagora, weich Farbenjubel in Quarza-
zate.(19. 9. - 7. lO.1984)-(11. Antibes 3. 1983I84, Siebdruck)
Künstlerhaus - Märchen Mythen Monster
Die Sammlung wurde durch kunstinteressierte Kaufleute ange-
regt. Künstler aus sechs Ländern Europas trugen dazu bei. Das
Märchenhafte ist aber wohl am wenigsten vertreten, die Mon-
ster sind in vielerlei Gestalt und oft auch rnythisch trapiert auf
dem Vormarsch. Manchmal begegneten wir in diesen Werken
aberauch echten mythischen Bezügen. Ein solchervor allem in
dem großen Bild iDle Barenfraun von Alfred Kiinkan, ebenso.
wenn auch einem anderen Kulturkreis angenörend, in seinem
Diptychon iiTod und Wiedergeburt-t. Auch die Bilder der Deut-
schen isolde Wawrin, viel lockerer, erzählender, haben viel
davon eingebracht. Ein stark erotisches Moment ist in vielen
dieser fast durchwegs in einer heftigen figuralen Malweise
geschaffenen Bildern zu finden. (25. 9.- 14. 10. 1984)
Oberösterreich
LinzlStadtmuseum Nordico - Andrea Pisecky-Lip-
burger
Die Künstlerin. 1957 in Linz geboren, bevorzugt die graphische
Malweise. Die in den Bildern wiederkehrenden Gegenstände
aus der Sachwelt sind Zitate. sie müssen sich in einen neuen
Kontext einfügen. immer herrscht Unruhe in diesen Bildern,
Ausdruck der Suche nach einem Weg durch diese Welt, die
immer wieder einem Labyrinth gleicht. (10.-SO. 9. 1984) -
(12. Musik und Labyrinth i, 1983. Acryl)
Rudolf Schauberger
1940 in Linz geboren. studierte Schauberger Hoohbau. neben-
bei immerwiederals Gastschülerautder KunstschuleAb 1976
freier Graphiker. Diese Ausstellung bringt Illustrationen zu Tier-
fabeln. Deutlich wird unsdio Sicherheitdes Strichs und die
positionelle Einfachheit und Klarheit bewußt. Es wird ji
ersichtlich, daß hier seine Starke liegt. Erstaunlich. wie se
Charakteristik derTiere getroffen wurde. (1 1. 10. 7 4.11.
Neue Galerie Linz - Eugene lonescc
in Zusammenarbeit mit dem Landesthealer und dem La
verlag konnte erstmals in Österreich 30 Farblithographie
Künstlers anlaßlich der Aufführung seiner wNashdrneru gr
werden. Es sind eigenständige und kraftvolle Graphike
vitaler Farbigkeit. (11. 10.- 21. 12. 1984) -(13, Der Kül
vor seinen Farblithographien)
Joseph Beuys
Die in Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Mi
zustandegekommene Retrospektive vermittelte anhand v
Arbeiten einen charakteristischen sowie exklusiven
schnittdurchdaszeichnerischeGesamtwerkvon Beuyst
19847 5.1.1985)
MAERZ - Galerie am Taubenmarkt - Klaus Reist
'84
Der aus Graz kommende Reisinger installierte Objekte at
ner letzten Produktion. Es sind großformatige Platten mit
einfachen Formen gegliedert, oftmals mit Lichtquellen,d
und abschwellen. ausgestattet. Ebenso verhält es sich rr
nen dreidimensionalen Gebilden. bei denen noch verschi
farbige Lichtspiele, aberauch Tonfolgeri. etwa Klopfgerau
bei anderenTonbander, dazukommen. Reisinger hatauct
sierende i-Denkmäieri auf diese Weise aufgebaut. (13. 1
7. 12. t984)-(14, nspeakers worki. 1984. Multivisionso
Abspielgerät für 10 Min-endl. Tonbandschleife)
Niederösterreich
St. Pöiten I Dokumentationszentrum für Moderne t
- Franz Part
160 Arbeiten - Malereien, Sandbilder und Zeichnung
gaben einen Überblick über das Schaffen des 35jähriger
spontane, aus der naiven Welt der Kinderzeichnungen
mende Niederschrift, die impulsive Methodik des Action
ing undTachismus.dessurrealistisch-automatischenlrra
lismus. der sich ja ll'f der Verherrlichung des naiy-bildneri"
lmpetus der Geisteskranken konkretisiert, werden zu
gangspunkten der künstlerischen Absichten Franz F
(F. Kalrldl) (15. 9. - 7. 10. 1984) - (15. Sitzende Figur,
Mischtechnik)
Johann Fruhmann
Fruhmann, der seit Jahrzehnten im Schloß Lengenfe
Krems lebt, zeigte 140 großformatige Bilder. neben et
wenigen Beispielen frühererArbeitsweise. soder 50eruni
Jahre,warendiemeistenObjekteausdenletzten beidenJ
und zeugten von großem Fleiß. Bei Beibehaltung derThe
seiner vergangenen Epochen hat sich die Palette des Kün
wesentlich aufgehellt. Das graphische Element ist s
geworden. Finden wir früher oft aggressives Gegeneinan
den Bildern,sowerdenwirnuneinausgeglichenesNebeni
der gewahr. Ein umfangreicher Katalog begleitet die S
(t2. 10.-4. 11. 1984)
10 Jahre St. Pöltner Künstlergruppe PENTA
Eine Gruppe von 5 Malern bot hier einen Querschnitt
Schaffens. Hildegard Adamowicz schuf ihre besten Arl
auf dem Gebiet des Landschaftsaquarells, auch Franz
bevorzugt das Aquarell (schöner Akt). W. E. Suez setzt d
tere Tone. Gertraude Erlacher und Hannelore Mann sind
im graphischen Bereich angesiedelt. wobei sie sich nc
sehr vorn Thema überwältigen lassen, statt es zu bewäl
(12.10.?4.11.1984)
Perdita Mutschmann-Sanchez
Die 1934 in Estland geborene Keramikerin, heute in Großg
lebend. ist eine der wichtigsten Künstlerinnen Nieder
reichs auf diesem Gebiet. Ihre Arbeiten zeichnen sich t
ders durch das Einbeziehen ihrertäglichen Umwelt in ihrE
fen aus. Eine vollendete Glasurtechnik wird von der Kün:
besonders angestrebt. (30. 10.-25. 11. 1984) - (16. nl
Frauii, 1983. Schale, Keramik, glasiert)
Wiener Neustadt I Karmeliterkirche - Ferdi
Stransky
Der teiderzu früh verstorbene Künstlerware heuer80 Jal
geworden. Die Ausstellung umfaßte wichtige Beispiele a1
MalereisowieelnenGroßteildeiGraphikemdieaufderSr
burg im Sommer zu sehen waren. Eine Begegnung miti
der letzten wesentlichen Vertreter des österreichi
Expressionismus! (9. 11.-2. 12. 1984) - (17, Dächer.
ÖlILwd.)
Laxenburg l Schloß - Hans Detlef Dupal
1943 in Wien geboren. steht der Maler in der Tradition
Koiig. Boeckl und Hessing. Ein ursprüngliches Formprinz
er fleckenhaft auf. rhythmisiert es und fügt es durch kra
Pinselhiebe wlederzusammen. Erzeigte hier 32 Ülbilderi
Aquarelle und Gouachen (27. 9. - 13 10. 1984) 7 (18,
von Bordeaux. 1981. ÖllLwd.) Alois