EIN MODERNER KERAMIKER-
OHNSORG UBER OHNSORG
Während der Drucklegung dieses Heftes erreichte uns
die erschütternde Nachricht vom tragischen Tod Kurt
Ohnsargs. Der Künstler, der heuer mit dem Österreichi-
schen Staatspreis für angewandte Kunst ausgezeichnet
worden war, sollte mit dem folgenden Beitrag erstmals
in unserer Zeitschrift selbst zu Wort kommen.
ZUM PROGRAMM
Keramik läßt sich schlecht transportieren. Daher ent-
steht eine besondere Eigenart in jedem Land. Sie
trägt dazu bei, sein kulturelles Niveau auszudrücken.
Österreich hatte nie eine keramische Tradition, wenn
man von den Kachelöfen in den Klöstern und Schlös-
sern absieht (oder von der einzigen Porzellanmanu-
faktur, welche die Stilkopien der Duodezzeit noch
heute fröhlich weiter produziert; man benötigt sie
u. a. für Staatsgeschenke).
Die wenigen kleinen Werkstätten zählen kaum. da
sie meist der Produktion von Souvenirs dienen und
um Touristenzentren geschart sind. Die Werkstätte
als Erzeugungsort hat im industriellen Zeitalter ihren
Sinn überhaupt verloren. Kleinproduktion mit ge-
brauchsstörenden Fehlern, welche als „handwerk-
liche Reize" gewertet und gefördert werden, stellt
einen Anachronismus dar.
Das Berufsbild des Keramikers ist ein anderes ge-
worden. Er hat jene Erfahrungswerte zu schaffen,
nach denen sich die Großproduktion orientieren
kann (wozu er die Materie beherrschen muß). Das
heißt, er muß als freier, schöpferischer Mensch, der
sein Fach beherrscht, die Zusammenhänge zu den
Grundstoffen wahren, aus denen heraus er seine
Vorstellungen entwickelt.
1 Kurt Ohnsurg, Raku, H 42 cm
2 Kun Ohnsorg, Stuinzeug, n 26 cm, weiß-schwarz
s Kurt Ohnsolg, Teeschale, H s cm