Rossacher
' NORDlSMO-Diskussion
tNr. 7 95 dieser Zeitschrift erschienen vier Beiträge zum
Terminus NOFIDISMO von Gerhard Boti, Dieter Ronle
JVI Hossacher. Daraulliin wurde am 24. und 25. Septem-
i84 ein Symposien im Saizburger Barockmuseum abge-
unter Teilnahme von:
rd Boti, Germanisches Naiionalmuseum Nürnberg;
Busnart, Universität München; Bettina Fenr, Bonn;
I Feuchlniüller, Didzesanmuseum Wien; Franz Fuhr-
UniversiiäiSaIzburgKlara Garas, Museum derSclidnen
e in Budapest; Rüdiger Klessmann, Herzog-Anlon-Ulrich-
JITi Braunschweig; Franz Matsche, Universität Münster;
imMesserer, Universiiätäalzburg;PavelPreiss, National-
e Prag; Kur! Rossacher, Salzburger Barockmuseum;
Wagner, Saizburger Barockniuseum; Kun Woiserschla-
lie Galerie am Joanrieum Graz.
Diskussion bestand aus einem terminologischen
einem kulturhistorischen Teil. Als Oberbegriff
Ie der Expressivismus als in der Kulturgeschichte
l nicht verankerter Begriff für besonders aus-
ksbetonte Spannungskunst herausgearbeitet. Er
s Extrembegrilf der Ausdruckskunst Polarbegriff,
iem Formaten. Klassischen gegenübersteht,
Expressionismus ist ein Teil des Expressivismus.
Begriff NORDMISMO (Nordheit) wird als Leitwort
en Expressivismus aus klangiichenGründen vorge-
agen. Das Wort NOFlDlSMO kommt in ltalien für
sse künstlerische Erscheinungen des Nordens als
iruck für Verfremdung, Ferne. Einsamkeit, Klage,
Dieser Begriff ist nicht nur ein Begriff der Himmels-
ung - für welchen das Wort Nordicismo genügt
2- sondern er ist auch als Begriff von unten nach
l für das Schöpfungserlebnis des Künstlers zu den-
Zitat Josef Weinheber: n. . . Stirn, die hinauf zu den
wen leidet und lodert und fragtk. Der Ausdruck
ie erstmalig nach Meinung Kurt Rossachers von
eppe Fiocco, Universität Padua, vorzwei cappricci
Irancesco Guardi gebraucht. Erwird in Italien auch
Verken Franz Kafkas, Robert Musils und Aiessan-
vtagnascos verwendet. Rückfragen beim romanti-
Efl Institut in Salzburg ergaben, daß der Terminus
l bei E. T. A. Hofmann hervorragend verwendbar
Einzelne Bedenken wurden hinsichtlich der rein
iraphischen Fticntungsbezogenheit des Terminus
ißert. Es wurde betont, daB NORDISMO Auflösung
1
der Norm, Loslösung vom Kanon, gegen etablierte
Kunst, Zugehörigkeit zu einer anderen Welt fern aller
akademischen Regeln zeigt.
Die bisher verwendeten zweipolaren Begriffe wie
Dyonisisch-apollinisch, sentimentalisch-naiv. klas-
sisch-romantisch, waren auf seilen des expressiven
Pols nicht durch die Jahrhunderte raumdeckend. Am
deckendsten ist das Begriffspaar expressivistisch-
klassisch bzw. NORDlSMO-classico.
Nach Darstellung Kuri Rossachers erlauben die Polar-
begriffe nur eine flächige Gegenüberstellung der Ereig-
nisse, nur ein zweidimensionales Beurteilen ohne
Raumtiete und innerem Zusammenhang. Diese fla-
chlge Darstellung wäre nurdurch Denken in die Torsion
der dritten Dimension und Hohersteigen in die Serpen-
tine möglich. Serpentine und Drall sind bei der großen
Kunst immanente wesentliche Komponenten.
Zu den beiden Polarbegrilfen führt die zentripetale
Formsuche im Gegensatz zur zentrifugaien Ausdrucks-
suche. Das Zusammenwirken beider Kräfte führt zur
jeweiligen Formfindung.
Der zentrifugaie NOFlDlSMO zeigt die offene Form,
während das zentripetale Classico von der geschlosse-
nen Form beherrscht wird.
NOFtDISMO und Tragik: im allgemeinen löst der Künst-
ler im NOFlDlSMO sich heftig befreiend seine Pro-
bleme, Aus dem NORDISMO erwächst somit nicht das
tragische Werk - es wird aufgehoben.
Die Äußerungen des NORDISMO dienen der Enth
mung, er drückt Trauer, Angst, Furcht. Entset.
Grauen. aberauch Verzückung und Ekstase aus. E
jedoch in jedem Falle die kulturhistorische ebenso
die spezielle psychologische Situation ausschlag
bend.
Die Ausdrucksmittel des NORDISMO werden in
Lichtführung. in der Farbgestaltung, der Verfremd
und im Bewegungsablauf eingesetzt. Bei der Licht-
Farbführung ist die Betonung des hellldunkei, die'
schärfung und das Aullodern von Farbtönen ebenso
das Hinwenden zur Grisaille kennzeichnend.
Die Verfremdung erscheint als Hauptmittel des N
DISMO. Sie erfolgt als Disproportionierung der Be
gung der Statik, des Physiognomlschen.
Der Begriff der Verfremdung wurde von den Teiii
mern in seiner generellen Verwendung teilweise
grund seinervielfältigen anderen Anwendung auf iit
rischem und phiiosophischem Gebiet abgelehnt. i
Rossacherpiädiertjedoch, den Begrilfverfremdung
Ausdruck für eine extreme atmosphärische Veräi
rung des Natürlichen beizubehalten.
Die Ausdrucksmittel der Bewegung umfassen
Gesten und Gebärden der Arme, die Ekstase unc
Verzückung der Gesamtfigur.
Die Übermalung wird als spezielles Ausdrucksrr
Arnulf Reiners festgehalten.
Die Verhüllung tritt bei der Verwendung von Salzbu
Rotscheckmarmor auf den Grabmaiern der Spatg