Elisabeth Schmuttermeier
Silber des
18., 19. und 20. Jahrhunderts
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Als ein Sammiungsschwerpunkt unserer Metailabtel-
lung muß das WienerSilberangesehen werden. Für das
18. JahrhundertweistdieSammlungjedoch speziell auf
dem Sektor des Gebrauchsslibers große Lücken auf.
Das Österreichische Museum fürangewandte Kunst ist
daher bestrebt. durch gezielte Ankäufe diese Bestände
zu ergänzen. Der Mangel an Wiener Silber aus dem
18. Jahrhundert erschwert jedoch diese Bemühungen.
Vor allem haben die Kriege. die zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts In Europa geführt wurden. gewaltig zur Dezi-
mierung der Goldschmiedearbeiten beigetragen. So
wurden die Finanzen mittels der österreichischen
Repunzierungsvorschrift von 1806 verbessert. was
nicht nur eine starke Verteuerung der Punzierungsge-
bührfür neu erzeugteSilberwaren mit sich brachte. son-
dern auch die Auflage enthielt, schon Im Privatbesitz
befindliche Gold- und Silbergegenstände zu repunzie-
ren. Die Ftepunze war somit nur eine Empfangsbestäti-
gung fürdie entrichtete Steuer. jedoch kein Hinweis auf
den Feingehait der Objekte'. Da der Staatshaushalt
damit noch immer nicht genügend saniert war, erließ
KaiserFranz Il.(l.)am 19. Dezember 1809das Silberein-
iieferungspatent. Demzufolge mußte alles Silbergerat,
1 Teekanne, Silber. Joseph M. Kiermayer. Wien 1783, ÖMAK
lnv. Nr. G0 2065
2 Kerzenleuchter, Silber, Franz Lorenz Torlrrsky. Wien 1793,
OMAK lnv. Nr. G0 2067
mit Ausnahme von Löffeln (Eßbesteck). Uhrgehäusen
und anderen Kleinigkeiten, abgeliefert werden, außer
der Eigentümer konnte den Metaliwert in Konventions-
münze bezahlen und so die Gegenstände für sich
behalten'.
Bedeutende Stücke aus früheren Epochen gingen
jedoch auch aus modischen Aspekten verloren, zumal
es durchaus üblich wer. unmoderne Gegenstände ein-
zuschmelzen. um daraus neue Gefäßtypen mit zeitge-
mäßem Dekor herzustellen. Dabei bleiben Silber und
Gold vom Wert her erhalten. die äußere Form aber
wurde geändert und somit zerstört.
Von den wenigen Stücken. die sich bis in unsere Tage
erhalten haben, iaßt sich kaum ein spezifisch wienerl-
scher Stil ablesen. Bedingt durch seine geographische
Lage in Europa und die daraus resultierenden zahlrei-
chen politischen und dynastischen Beziehungen war
Österreich immer wieder den verschiedensten Einflüs-
sen fremder Geschmacksrichtungen aller Art ausge-
setzt. So haben die Wiener Goldschmiede je nach mo-
dischem Trend nach englischen, französischen,
niederländischen, skandinavischen und süddeutschen
Vorbildern gearbeitet.
3 Schüssel. Silber. lgnaz Sebastian Würth, Wien 1794. ÖMAK
lnv. Nr. G0 2068
4 Deckelterrine mit Unterteller, Silber, Josef BirrdeLWien 181 2
oder 1819, ÖMAK lnv. Nr. G0 2064
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