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und Goldstücken, der nach 1632 unter die Erde ge
kommen ist. Der dritte österreichische Gulden, von
1519, entstammt der letzten Prägung der Wiener
Hausgenossen, die nach dem Tode Maximilians un
ter der ständischen Zwischenregierung im Gegen
satz zu den landesherrlichen Beamten Gold zu prä
gen wagten; zur Strafe für diese Auflehnung wurden
sie aufgelöst und ihr Münzmeister enthauptet. Die
Gulden tragen die Legende lateinisch; »In allem
halte Maß!«
Von den außerdeutschen Nachahmungen der
führenden Münzen fällt ein schöner Dukat Ferdi
nands II. von Aragon mit seinem feingezeichneten
Brustbild auf; der Begründer des eigentlichen Rei
ches Spanien bietet ein klassisches Münzbild. Mit
Philipp IV. dem Schönen beginnt die Reihe der
herrlichen französischen Goldmünzen gotischen Stils,
die zum Schönsten gehören, was die Münzkunst je
hervorgebracht hat. Die Könige Frankreichs und
Englands waren durch Einziehung des Templeror
dens in den Besitz großer Reichtümer gelangt und
erhielten große Goldmengen zur Finanzierung des
100jährigen Krieges. Der Papst in Avignon gab 1339
bei Kriegsausbruch Philipp VI. sofort 100.000
Gulden, später noch mehr. Die Prunksucht der strei
tenden Könige mag auch eine gewisse Rolle bei der
Ausgabe solcher Münzen gespielt haben, denn die
gleichzeitigen Silbermünzen verschlechterten sich
allmählich stark. Nach Philipp VI. Vorbild prägte
Was JCollstein 4 & U P,
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Die am 24. und 25. Februar durch H o 11 s t e i n
& P u p p e 1 zur Versteigerung gelangende Sammlung
eines kunstliebenden Fürsten, vor unge
fähr 100 Jahren zusammengestellt und in ihrer Art
wohl einzig dastehend, enthält eine auf dem Kunst
markt seit Jahrzehnten nicht vorgekommene Quali
tät von Stichen der Zeit von 1780 bis 1850. Sämtliche
Blätter, fast durchweg in Mappen aufgehoben und
von äußeren Einflüssen bewahrt, liegen in herrlichen,
meist breitrandigen Exemplaren vor, die farbigen
Blätter zeigen eine Frische, wie man sie nur bei
alten Sammlungen vorfindet.
Das 18. Jahrhundert mit den englischen
und französischen Stichen, ist reich an
Qualitäten. Acht Blätter von Morland-Ward ,,Gip-
sies‘, .Travellers', ,Children Bird-Nesting‘, ,Cottagers‘,
,Jouvenil‘, Navigators; Children mutting; The Wood
cutter; 1 he Shepherd's Boy fallen besonders durch
ihre Farbenfrische auf, dann zwei Wheatly „Cries of
London“ in breitrandigen, farbigen Exemplaren, die
vollständige Freudeberger-Folge ,,Monument du
Costumes“ in der frühen Ausgabe, Blätter von Bar-
tolozzi, Baudouin, Bonnet, Boucher, Chardin, Debu-
court, Demarteau, Eisen, Guyot, Janinet, J. R.
Smith u. a. Von besonderem Reiz ist eine große
Reihe farbiger Stiche der Empirezeit, welche auf
Seide gedruckt sind.
Dann folgen die Serien der englischen
Sportblätter (ca. 30 Folgen), sämtlich von
wunderbarer Farbenfrische und mit breiten Rändern.
Die bekannten Künstler, wie Alken, Wolstenholme.
Dean Paul,_ Sutherland, Pollard, Heath, Turner u. a.,
sind mit vielen seltenen und vollständigen Folgen
vertreten. Andere schöne Sportblätter von Adam,
Debucourt, Jazet, Gruikshank, Vernet u. a. und die
fast vollständigen Jagdfolgen von J. E. Ridinger, so-
Eduard III. von England einen neuerworbenen
Ecu d'or (benannt nach dem Lilienschild) mit dem
thronenden Herrscher und dem geistlichen Spruch
lateinisch: »Christus siegt, Christus regiert, Christus
herrscht«; diese Münze ist wohl in Nordfrankreich
geschlagen; in Bordeaux schlug wahrscheinlich bald
nach seiner Landung der Schwarze Prinz, Eduard,
eine Goldmünze mit seinem Bildnis auf dem Stuhle
sitzend, eine sog. Chaise d'or. Schottische Gold
münzen zeigen z. B. König Jakob III. in voller
Rüstung zu Pferde, mit geschwungenem Schwert.
Der Blüte Flanderns im 14. Jahrhundert danken
prachtvolle Goldstücke ihre Entstehung, so die
größte Goldmünze Ludwigs von Male, genannt
der alte Heaume, der 1367—1368 in Gent in 336.000
Stück geschlagen wurde — das Gold stammte zum
großen Teil aus eingeschmolzenen englischen, fran
zösischen und brabantischen Goldmünzen. Hier er
scheinen Wappen in Architekturrahmen; und eine
andere Münze desselben Herrschers, 1369—70 in
Gent sogar in 684.500 Exemplaren geschlagen, bietet
den Grafen selbst mit übergeworfenen Mantel, den
flandrischen Löwen auf seinem Leibrock aufgenäht,
das Schwert geschultert in der Rechten, stehend
zwischen Helm und Wappenschild, die beide in einem
Architekturrahmen kunstvoll eingeordnet sind — ein
schönes Symbol aus dem anbrechenden »Herbst des
Mittelalters«.
wl im Februar bringen
wie viele seltene Blätter von Franz Krüger, schließen
sich an.
Unter den Lithographien befinden sich
seltene Arbeiten von Adam, Beilange, Charlet,
Daumier, Deveria, Gavarni, Maurin, Lami, Leprince,
Mcnnier, Raffet, Wattier u. a,, darunter eine der
frühesten Lithographien Daumiers und die fast voll
ständige Zeitschrift ,,La Caricature“, mit den vielen
raren Lithographien von D'aumier.
Besonders umfangreich ist eine Sammlung vcn
Ansichte n, Kcstümblättern, historische Darstel
lungen etc. Diese .meist farbigen Blätter sind eben
falls von hervorragender Frische und Erhaltung. Hier
finden wir die schönen großen Ansichten von Berlin,
Bremen, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, München,
Leipzig, Dresden und viele andere. Auch das Aus
land ist in dieser Abteilung stark vertreten. Viele
seltene Blätter kommen unter den Ansichten von
England, Schweiz, Tschechoslowakei u. a, vor. Kul
turhistorisch interessant sind noch eine Anzahl
Blätter, wie Berliner Redensarten, ModebläPer,
Marinedarstellungen, Studentica, Luftschiffahrt,
Theater und Tanz.
Am 26. Februar versteigert Hollstein &
Puppel eine Sammlung von ca. 300 Gemälden,
Aquarellen und Handzeichnungen, meist deutscher
Künstler aus der Zeit von 1800 bis 1860.
Durch den Brand des Glaspalastes in München
ist das Interesse für die Künstler dieser Zeit, nament
lich für die Nazarener, Romantiker und Deutsch
römer wieder sehr rege geworden und hat uns der
Wesensart derselben innerlich näher gebracht. Eine
ganze Reihe von Künstlern, von denen Werke bei
der Glaspalastkatastrophe verloren gegangen sind,
ist durch Gemälde und Zeichnungen vertreten, wie
Brechen, Carus, Catel, Cornelius, Führich, Koch,
Lessing, Olivier, Overbeck, Richter, Franz und
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Martin von Rohden, W. Schadow, Schnorr von
Carolsfeld, Schwind, Wasmann.
Um mit Wasmann zu beginnen, von dem wir
sechs Gemälde in der Sammlung finden, so dürfte
das bedeutendste Werk das Bildnis von der Künst
lers Frau und Tochter sein; unter den übrigen Bild
nissen, einem Künstlerkopf mit Fez, mehreren
Frauenköpfen, ist besonders ein Schulterbild eines
jungen Mädchens mit rötlichem Haar, halb vom
Rücken gesehen, durch seine impressionistische Mal
weise bemerkenswert. Diese Wasmann sehen Bilder
stammen sämtlich aus der Sammlung des verstor
benen Kunstmalers Bernt Grönvold; sie gehör
ten nicht zu der Museumsleihgabe und hingen in des
Sammlers Bibliothek. Dasselbe gilt von den beiden
Bildern Franz von Rohden's, wovon das eine des
Künstlers Gattin darstellt. Auch die Bilder des Ham
burgers Johann (Hans) Beckmann stammen aus
dieser Sammlung. Auch Franz von Rohden‘s Vater
Martin von Rohden ist durch eine Anzahl be
deutender Landschaftsszenen vertreten.
Von Franz Catel sei das hübsche Oelbildchen
„Fisoherhütte am Posilipp mit Aussicht auf den Golf
von Neapel" erwähnt, von den übrigen der Dresdner
C a r u s, die drei Schnorr von Carolsfeld,
Ludwig Richter mit einer Reihe von Zeichnungen
zu Gemälden und Holzschnitten und Viktor Paul
Mohn mit einer Anzahl Aquarelle und Zeichnungen.
Von besonderem literarischen Interesse unter
den Berliner Künstlern sind die Aquarelle von Erd
mann Hummel, die frühe Fassung der Gesellschaft
in einer römischen Locanda, welches Bild E. T. A.
Hoffmann auf der Berliner-Austeilung von 1814 die
Anregung zu seiner Novelle „Die Fermate" gab. Von
P a p i n, dem Schwiegersohn Chodowiecki's, sind
die zwei Kreidebildnisse von Theodor Koerner und
das Bildnis von Koerner's Braut Antonie Adamber-
ger zu nennen. Weiter sind zu erwähnen von Carl
Blechen Oelbilder und Zeichnungen, ferner Zeich
nungen, Aquarelle und Gemälde von Chodowiecki,
Graeb, Hintze, Hosemann, Klose, Krüger, Schick und
Steffeck,
Von den Düsseldorfer - Künstlern interessiert
vor allem das Bildnis in Oel der Sängerin Milder-
Hauptmann von Wilhelm Schadow, unter den
Münchener - Künstlern eine ausgeführte Aquarelle
von Wilhelm von K o b e 1 1, außerdem drei Aquarelle
des Leipzigers Georg Martin Opitz. Schweizer-
Sammler seien auf ein bildmäßig ausgeführtes,
reizendes Aquarell von Gabriel Lory Fils und ein
Aquarell von Gottfried M i n d aufmerksam gemacht.
Die reich illustrierten Kataloge für die beiden
Auktionen werden in den nächsten Tagen versandt
werden.
Die Sammlung des Prinzen Oeopold von Preußen
Bei der Versteigerung der Sammlung des Prin
zen Leopold von Preußen durch die Firmen
Hermann Ball und Paul Graupe in Berlin
(siehe Nr, 1 der ,.Internationalen Sammler-Zeitung"),
wurden weiters folgende Preise (in Mark) erzielt:
Silber.
185 Ovales Tablett, Warschau, 18. J. 680 g 100
186 Schale, Rußland, 18. J. 395 g 220
187 Teekanne, Rußland, 1761, 530 g 81
188 Desgl., 700 g 135
189 Ovale Schüssel, Rußland, 18. J. 1320 g 80
190 Rechteckiges Tablett, Rußland, 18, J. 315 g . . . . 50
191 Rundes Tablett, Rußland, 1786, 480 g 85
192 Weinprobesehälchen, Rußland, 18. J. 30 g 31
194 Ovale Platte, Lausanne, 18. J. 1180 g 390
195 Zehn Teller, Wien 1747/49, 5000 g 1300
196 Zwei runde Deckeldosen, Wien, Anf, 19. J. 335 g . . 270
197 Kleines Schälchen, Wien, Anf. 19. J. 70 g 270
198 Rechteckige Schüssel auf Tablett, Wien, Anf. 19. J.
1440 g 310
199 Vase. Wien, 19. J 40
200 Brotkörbchen, Wien, um 1866, 640 g 100
201 Rundes Tablett, London, 19. J, 630 g 250
202 Satz von 3 vergoldeten. Bechern, London, Stempel
von Jackson, 540 g 150
203 Meßkelch, vergoldet, Norddeutschi., Anf, 16. J. 470 g . 580
204 Desgl., 500 g 600
205 Nautiluspokal, Süddeutsch)., 16. J. 1330 g 150
206 Vergoldeter Pokal, Süddeutschl., um 1600, 335 g . . • 160
207 Desgl., 150 g 145
208 Ovales Schälchen, Deutschi., 17. J. 110 g 50
209 Dose in Form einer Nuß, Deutschi., 17. J. 135 g . . 55
210 Kleines Schälchen, Deutschi., 17. J. 100 g 50
211 Liegender Widder als Trinkgeschirr, Augsburg, 17, J.
430 g 585
212 Große Platte, Süddeutschl., um 1700 230
213 Sternförmiger flacher Teller, Norddeutsch, um 1700
250 g 175
214 Großer Deckelhumpen, Süddeutschl., um 1700,
1490 g 250
215 Münzbecher, Deutsch, Ende 17. J. 580 g 120
216 Desgl., 305 g 135
217 Schraubflasche, Süddeutsch, Ende 17. J. 640 g . . . . 250
218 Desgl., 480 g 160
219 Deckeldose, Deutsch, Anf. 18. J. 255 g 25
220 Konischer Becher, Deutsch, Anf, 18. J. 100 g . . . . 32
221 Ovale Schale auf Fuß, Deutsch, 1, H. 18. J. 70
222 Kleines ovales Tablett, Deutsch, 18. J. 140 g . . . 56
223 Ein Paar 2-armige Kandelaber, Deutsch, Mitte 18. J.
1450 g 550
224 Ein Paar Zuckerschalen, Süddeutsch, 18. J. 430 g . . 105
225 Kleines Teeservice, Deutsch, 1765, 360 g 180
226 Ein Paar Spieileuchter, Deutsch, 18. J. 275 g .... 270
227 Kaffeekanne, Deutsch, Mitte 18. J. 460 g 100
228 Zwei Weinuntersätze, Deutsch, 18. J. 100 g 100
229 Ein Paar Kleiderbürsten, Deutsch, 18. J. 120
230 Drei Weinuntersätze, Deutsch, 18. J, 550 g . . . . 66
231 Kleiner Halbkugelbecher, Deutsch, 18. J. 50 g . . . . 28
232 Milchkännchen, Deutsch, 18. J. 180 g SO
233 Salznapf, Deutsch, Ende 18. J. 120 g 25
234 Kleines Kaffeekännchen, Deutsch, Ende 18 J. 330 g . 41
235 Sauciere, Deutsch, Ende 18. J. 430 g 53
236 Ein Paar zweiarmige Kandelaber, Deutsch, Ende 18. J.
2190 g 100
237 Zwei kleine ovale Platten, Deutsch, Ende 18. J. 200 g . 95
238 Zuckerschale, Deutsch, Ende 18. J. 185 g 60
239 Kleiner Pokal, Deutsch, Ende 18. J. 195 g 30
240 Ovales Tablettehen, Deutsch, 18. J. 120 g 65
241 Ovale Schale, Deutsch, Anf. 19. J. 11.00 g 115
242 Flacher Teller, Deutsch, Anf. 19. J. 320 g ..... 48
243 Ein Paar zweiarmige Leuchter, Deutsch, Anf. 19. J.
.2340 g 420
244 Rundes Schälchen, Deutsch, 120 g 31
245 Große ovale Platte, Augsburg, Ende 17. J. 2015 g . 620
246 Große, teilvergoldete Platte, Augsburg, Ende 17. J.
1130 g 520
247 Wasserkanne und Schale mit 2 Kerzenleuchtern. Augs
burg, um 1700, 2050 g 1550
247a Ovale Platte, Augsburg, 17, J, 280 g 260
248 Desgl., 730 g 160
249 Ovales Schälchen, Augsburg, 17. J. 70 g 55
250 Kleines Schälchen, Augsburg, Ende 17. J, 95 g . . . 50
251 Desgl., 60 g , 41
252 Deckelhumpen, Augsburg, Anf, 18. J. 1700 g . . . . 220
253 Runde Schüssel, Augsburg, Anf. 18, J. 415 g . . . 80
254 Teller, Augsburg, um 1730, 320 g 370
255 Zwei Teller, Augsburg, um 1750, 1130 g 170
256 Schreibzeug, Augsburg, Mitte 18. J. 370 g 220
257 Teekanne, Augsburg, 18. J. 580 g ......... 110
257a Tete-a-tete-Kaffeeservice, Augsburg, Meißen, Mitte
18. J 700
258 Zuckerdose, Augsburg 1761, 220 g 130
259 Vier Leuchter, Augsburg, 1763 350
260 Kleine Deckelschüssel, Augsburg, 1765 190
261 Ein Paar ovale Platten, Augsburg, 1781, 1390 g . . 410
262 Vorlegegarnitur, vergoldet, Augsburg, 1781, 340 g . . 65
263 Brotkorb, Augsburg, 1822, 740 g 200
264 Lichterhalter, Bamberg, um 1740, 250 g 120
265 Münzhumpen, Berlin, Anf, 18. J. 4710 g 1250
266 Tablett mit Rocaillenrand, Berlin, 18. J, 420 g . . . 250
267 Ovales Tablett, Berlin, Anf, 19. J. 850 g 130
268 Ein Paar Leuchter, Braunschweig, 1. H. 18. J. 710 g. 175