MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 201 und 202)

sterreichisches Museum für angewandte 
Jnst - Sammlung von Metallen lzu einer 
auerwerbung 
 
 
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Als Beispiel einer englischen Beeinflussung muß die 
Teekanne gesehen werden, die Josef M. Kiermayer 
1783 ausgeführt hat (Abb. 1). Der Corpus ist gedrückt 
birnenförmig. der Ausguß glatt und gerade, der flache 
Deckel in den Gefäßkörper eingelassen, damit im obe- 
ren Teil der runde Umriß bewahrt bleibt. 
Glatte, geometrische, kaum verzierte Formen sind für 
das einfache TafeIQerätderQOerJahre des 1 8. Jahrhun- 
derts charakteristisch. Der von Frankreich ausge- 
hende, beginnende Empirestil wird bereits spürbar. Bei 
der Beurteilung der einzelnen Objekte muß auch 
bedacht werden. daß Gefäßtypen und Dekore teilweise 
erst fünf bis zehn Jahre nach ihrem Aufkommen in 
Frankreich und England in Mitteleuropa in die Produk- 
tion aufgenommen wurden. Der Leuchtertypus mit run- 
dem, leicht profiliertem Fuß mit glattem Balusterschaft 
(Abb. 2) wurde bereits bald nach seinem Auftreten - 
um 1790 in England - in Wien abgewandelt, um sich 
dann zum typisch schlanken, hochgezogenen Wiener 
Empireleuchterzu entwickelnvon eigenstandigerWie- 
ner Provenienz kann man diesbezüglich erst im ersten 
Viertel des 19. Jahrhunderts sprechen. 
5 - B Kaffse- und Teeservice, Silber, Entwurf: Ettore Sottsas. 
Ausführung: Ftossi 8- Aroandi, Cleto, Munari. Vicenza 
198i. OMAK Inv. Nr. Gc 2063 
Ein Jahr später als das Leuchterpaar entstand die 
sicherlich zu einem Speiseservice gehörende Schüssel 
(Abb. 3). Die zylindrische Form mit dem sparsam einge- 
setzten Blattdekor an den Henkeln weist in ihrer 
Schlichtheit bereits auf das nun auch in Wien einzie- 
hende Empire hin. das dann im Aussehen und Dekorbei 
der Deckelterrine (Abb. 4) vollständig ausgeprägt Ist. 
Die aus 15lotigem Silber gefertigte Deckelschüs- 
sel weist viele Stilmerkmale auf, die bei den Arbeiten 
von Martin Guillaume Biennais, einem der Hcfgold- 
schmiede von Napoleon I. in Paris. zu finden sind'. 
Man kann die Wiener Goldschmiede betreffend ihrer 
handwerklichen Qualitäten im ersten Drittel des 19. 
Jahrhunderts sicherlich mit den anderen europäischen 
Goldschmiedezentren gleichsetzen. 
Es ist jedoch nicht nur Aufgabe des Museums, be- 
stehende Lücken der Sammlungen zu schließen, son- 
dern auch Gegenwärtiges darin aufzunehmen. So 
waren beispielsweise das Zusammenwirken von form- 
schönem Design und guter handwerklicherAusführung 
bei dem Kaffee- und Teeservice, nach einem Entwurf 
von Ettore Sottsass1981 in Vicenza ausgeführt, bestim- 
mend für den Ankauf (Abb. 5 - 8). 
Anmerkungen 1 - 3 
i Hans Schdrl. Das Purtzeribuctt. Linz 1949. s tt. 
l Alfred Rohrwasser. osterreicris Purizen. Edelmelallpunzierung iriÖster- 
reich von r524 bis 1984, Perchtoldsdorf 1993. s. 12. 
1 Da die Wiener Amtspunze rrirt wechselnder Jahreszahl ari ihrer letzten 
Stelle verschlagen lSl, reißt sich nicht exakt feststellen, ob die Deckellar- 
ririe l8t2oderiS19 entstanden ist. Wäre das Enlstehurigsdatum tatz. 
müßle die Deckelschüssel zeitgleich in Form und Dekor mit französi- 
schert Arbeiten angesehen werden. Es nette keine provirizlelie Verzöge- 
rurig stattgefunden. 
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