Apprcturmittel und Harzprodudle.
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Ein Theil der gröfseren Fabriken arbeitet mit Centrifugen. Von den einzelnen
Stärkeforten find es vornehmlich die Kartoffelftärke und Weizenftärke, welche in
Oefterreich producirt werden, und zwar liefert Böhmen vorhergehend Kartoffel
ftärke, während die Weizenftärke Fabrikation hauptfächlich ihren Sitz in den der
Grenze Ungarns näher liegenden Ländern Cisleithaniens hat. Von anderen Stärkefor
ten wird in Oefterreich fowohl Reis-als auch Maisftärke fabriksmäfsig erzeugt, doch
hat diefe Produktion bislang keine hervorragende Bedeutung.
Die einzelnen Ausftellungsobjekte betreffend, möchten vor Allen jene der
CamillFürftRoh an’fchen Stärkeproducten-Fabrik zu Dafenic in Böh
men hervorgehoben werden. Die Leiftungen diefes erft feit 1868 beftehenden Eta-
bliffements dürfen ungefchmeichelt als die beften bezeichnet werden, welche fich auf
der Ausftellung fanden. Die ausgeftellten Kartoffelftärke-Sorten waren von der hoch
feinen bis zur ordinärenQualitätherab muftergiltige Produkte, und nicht minder kann
diefs von den ausgeftellten künftlichen Gummaten: Adragantin, Dextrin und Gom-
melin gefagt werden. Befondere Aufmerkfamkeit erregten mit Recht die ausgeftellten
Proben von Kryftallgummi, von welchem namentlich das weifse unbeftritten das
befte Erzeugnifs diefer Art war, welches die Ausftellung fah. Das in Rede flehende
Etabliffement hat übrigens auch eine erhebliche Produktionsgröfse aufzuweifen
und beläuft fich feine Jahresproduktion auf circa 2000 Centner Stärke und etwa
5000 Centner künftlicher Gummate bei einem Rohmaterialverbrauche von jährlich
etwa30.oooMetzenKartoffeln.Auch die a 11 g r äf 1 i c h S a 1 m’fche S t ä r k e f a b r i k zu
Svetlä in Böhmen hatte vorzügliche Proben von Kartoffelftärke, fowohl weifs als auch
mit intenfiven Färbungen, fowie ein gleichtalls treffliches Kunftgummi, dann tadel-
lofes Gommelin etc. ausgeftellt. Auch diefes Etabliffement hat eine ziemlich bedeu
tende Produktion (5 bis 6000 Centner jährlich). Befonders bemerkenswerth war
übrigens auch die Ausftellung von J. Fr. Gärtner jun. in Rannersdorf und Wiener-
Pierberg. Diefe Firma erzeugt fowohl Kartoffel als auch Weizen- und endlich
Maisftärke, fowie künftliche Gummate, wie: Amidon und Leogomme. Die ausge
ftellten Stärkemehl-Proben, zumal die fogenannte Mouffeline-Weizenftärke, waren
als ganz gute Erzeugniffe zu bezeichnen. Gärtner ift unferes Wiffens bisher die
einzige Firma, welche fich in Oefterreich mit der Maisftärke-Fabrikation befafst.
Sonft hatten noch H. F i e d 1 e r in Bruck an der Leitha, F. W a w r i k in
Gaudenzdorf, Götzen’s Erben in Wiener Neuftadt und L. C h i o z z a in Cervi-
gnagno Weizenftärke von guter Qualität ausgeftellt. Die Meiften der Genannten
ftellten auch Proben trockenen Klebers aus, von welchen namentlich jene von
Wawrik und jene von Götzen’s Erben befonders fchön waren. Unter den ange
führten Firmen dürften C. Gr. v. Götzen’s Erben die relativ gröfste Produktion
(100 Centner Weizen täglicher Rohmaterialverbrauch, Wawrik 5oCentner, Chiozza
30 Centner) aufzuweifen haben. Fiedler gibt eine Jahresproduktion von 2500 Cent
ner feiner, 1200 Centner ordinärer Stärke und 400 Centner Stärkegummi neben
700 Centner Kleber an. Reisftärke hatte Hermann Hirf ch in Hohenems (Vorarl
berg) ausgeftellt. Sein Erzeugnifs, das er je nach Qualität im Preife von 14 bis
19 fl. öfterreiehifcher Währung per Zollcentner hält, war, wenn auch dem engli-
fchen unftreitig nachftehend, doch gut zu nennen
Aufser den angeführten Ausftellern find noch einige Firmen zu nennen,
welche fich vornehmlich oder ausfchliefslich mit der Darftellung von künftlichen
Gummaten befaßen und die Stärkewinnung felbft gar nicht oder doch nur zur
Deckung des Eigenbedarfs betreiben.
An der Ausftellung hatten fleh mehrere diefer Firmen betheiligt und die
meiften derfelben hatten fehr gute Produkte aufzuweifen. Befonders feien hier
erwähnt die Ausftellungen von Julius H o f m e i e r und Jofef Nowak in Prag.
Die erftgenannte, um die öfterreichifche Induftrie befonders verdiente Firma
unterhält in Wien, Prag, Peft, Prefsburg, dann aber auch in Berlin grofsartige
Etabliffements, die, in erfter Linie der Albuminfabrikation dienend, nebenbei fich
auch mit der Fabrikation von künftlichen Gummaten befaßen. Die ausgeftellten
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