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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 195)

 
Eine erste skizzenhalte Befragung der mitteleuropä- 
ischen Kulturszene (italienisch - cultura mitteleuro- 
pea) von heute unterdem neuen kulturgeschichtlichen 
Begriff Nordismobringt mit Einschränkungen ein positi- 
ves Ergebnis. Im 20. Jahrhundert, einem Jahrhundert 
mit zwei Weltkriegen und einer sich immer mehr ver- 
dichtenden internationalen Medienlandschatt. können 
geographische Eingrenzungen kulturgeschichtlicher 
Phänomene nicht mehr so deutlich akzentuiert werden 
wie in früheren Jahrhunderten. Dennoch hat gerade 
Zentraleuropa. einschließlich des kulturellen Exports 
durch das Diktat der Nazis. dieweltkriege bis zurAtom- 
angst besonders intensiv gespürt. Mitteleuropa als zen- 
trales Spannungsfeld der internationalen Politik hat in 
seiner Kultur besondere Leistungen des Nordismo her- 
vorgebracht, besonders die alte Hauptstadt Wien. Wien 
hat auf Grund seiner residenzialen Struktur ein beson- 
deres Verhältnis zu einer Kunst und Kultur, die dem 
Ereignis verhaftet ist, der Unterhaltung ebenso wie der 
selbstquälerischen Hinterfragung der inneren Visionen 
(Unsicherheit und zugleich Selbstbehauptung des Indi- 
viduums). (Umgekehrt kann getragt werden. warum 
z. B. in Österreich eine kognitive Kunst wie die des Kon- 
struktivismus immer wieder negiert wird.) 
1919 schreibt Karl Kraus in dem Gedicht wFurohtw: 
wich lebe in dem Untergang 
und wohne in bedrohten RÄUFTIBH." 
Nach Karl Kraus nannte Werner Hotmann 1981 eine 
Ausstellung der Hamburger Kunsthalle vExperiment 
Weltuntergang. Wien um 1900". Das Wort von deröster- 
reichlschen ilversuchsstation des Weituntergangsß 
steht im Nachruf auf Franz Ferdinand. Zwar ist bei 
Kraus vom Untergang ständig die Rede. er hat ihn gera- 
dezu herbeigepredigt, heraufbeschworen, er liebte ihn 
sozusagen als Feststellung: "Der Zustand, in dem wir 
leben. ist der wahre Weltuntergang: der stabilew 
(nachts. 1919)? 
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