line durch die Tournure abgelöst - statt der Reifen wur-
den kleine Metall- oder Fischbetnbogen und versteitte
Volants verwendet -, dazu gehörten die neuen iisanf-
tenir Farben, reiche Lockenfrisuren und kleine, in die
Stirn gesetzte Hüte. In der Männerrnode beobachtet
man eine Wandlung zu praktischer Kleidung, verdrängt
doch das bequemeSakko den Frack. Mitdem aus einem
Stoff gearbeiteten einheitlichen Anzug war der letzte
Schritt zu einer Herrenkleidung getan, die in ihren
wesentlichen Formen bis heute Gültigkeit hat.
Dieses Zeitalter war ebenso geprägt von der Pflege der
Hausmusik und musikalischen Salons, von einem rei-
chen und vielgestaltigen Konzertleben und einem auf
breiter Basis gepflegten Opernrepertoire, Volkslied und
Volksmusik lösten eine besondere Begeisterung aus.
und der Volkssänger war aus der musikalischen Szene
der Städte nicht wegzudenken. Es war aber auch jene
Epoche, in derein Franz Grillparzer seine Dramen und
Erzählungen schuf und darin den für ihn charakteristi-
schen Grundkonflikt zwischen Gewissen und Handeln
und zwischen Kunst und Leben deutlich machte, in der
Johann Nestroy, der große satirische Komiker, auf den
Brettern derVorstadttheaterTriumphefeierteundAdal-
bert Stifter in seinen Erzählungen und Romanen sich als
Meister der Naturschilderung erwies und seinen Glau-
ben an das Walten eines wisanften Gesetzesw in der
Natur vertrat.
Bis 1880 hat sich gegenüber den ersten Regierungsjah-
rendes Monarchenviel gewandelt. es sind sogar erfreu-
liche soziale Ansätze zu beobachten. Die maximale
Arbeitszeit wurde mit elf Stunden festgesetzt, die
Frauen- und Kinderarbeit eingeschränkt, Unfall- und
Krankenversicherungen sowie Gewerbeinspektoren
eingeführt. Mitden Dezernbergesetzenvon 1867 waren
bereits die allgemeinen Rechte der Staatsbürger wie
Glaubens- und Gewissensfreiheit, unverletzliches
Recht jedes Volksstammes auf Wahrung und Pflege 58k
rier Nationalität und Sprache gewährleistet worden. Mit
dem Staatsgrundgesetz von 1867 wurde auch die
Grundlage für eine relative Pressefreiheit geschaffen
22
und derAufstieg der österreichischen Presse zu e
politischen Machtfaktor eingeleitet. Josef Sct
führte mit dem 1867 gegründeten iiNeuen Wiener
blattri erfolgreich eine Pressekampagne zur Erha
des Wienerwaldes.
Es muß aber kritisch angemerkt werden, daß r
Gesetze jeweils dem Kaiser abgerungen werden
ten, war er doch nur dann zu Zugeständnissen b
wenn außen- oder innenpolitische Ereignisse ihn
zwangen.
Franz Joseph war überzeugt, in militärischrdipl
tischen Angelegenheiten eine unglückliche Har
haben und ein iiPechvogeltr zu sein. Nichtsdesto
ger war er persönlich ein vollendeter Kavalier
Schule, ein Grandseigneur voll Noblesse und von
schütterlicher Ehrenhaftigkeit und Korrektheit,
auch pünktlich und peinlich fastbis zur Pedanterie
vollundabgeneigtallerhöfischenSchmeichelei,E
an einem ganz persönlich gefaßten Begriff der iiAn
digkeitri fest und bezeichnete mit dem Ausdruck i)!
dalrr Vorgänge des zwischenstaatlichen und inners
lichen Lebens,dieseinenunverrückbaren Grundsz
von Moral und Ordnung widersprachen. Hier ist
auch einer der Ansatzpunkte für viele FHlßQlÜCKIE
scheidungen; eine seltsam zeitfremde Art des U
überAuswirkung und Austragung von Lebenspnnz
und Lebensinteressen der Staaten und Völker.
Der Mythos, der sich schon zeitlebens gebilde
scheint nicht zuletzt darauf zurückzuführen zu seir
wiseine Mißerfolge ihm Zutrauen gewonnen h;
seine Leiden Mitleid erweckt, sein Unglück ihn po
gemacht habent (F, Herre).
Dies warjedoch nicht immerder Fall. Nach derve
nen Schlacht bei Königgrätz war das Ansehen de
sers an einem Tietpunkt angelangt, Die Wiener St
ben damals an die Hofburg das Pamphlet:
vFTeIWilliQe ohne Knopf]
Minister ohne Kopf.
Ein Kaiser ohne Hirn,
Da müssen wir verlier'n.u