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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 195)

Varia, Buchbesprechungen 
Österreichischer Kunsthistorikerverband gegründet 
Als dringendes Erfordernis seit langem erkannt. konstituierte 
sich am 14. Oktober 1983 in Wien der Österreichische Kunst- 
historikerverband. Einzelne kunsthistorische Gesellschaften 
haben nach 1945 bestanden(z.B. in Wien. Graz, Salzburg).aber 
eskambisherniezueinergesamtösterreichischenVereinigung 
der heimischen Kunsthistoriker. Aniäßlich des ersten österrei- 
chischen Kunsthistorikertages in Graz 1981 wurde der Wunsch 
nach einer solchen Vereinigung ausgesprochen, deren Grün- 
dung nach langen Statutenverhandlungen nun durchgeführt 
wurde. 
Die Vereinsziele gehen über eine notwendige lnteressensver- 
tretung der Kunsthistoriker in Berufs- und Standesfragen hin- 
aus. vor allem auch in Hinblick auf die Vertretung der Kunstge- 
schichte in der Öffentlichkeit. Zugleich wird es Ziel des 
Verbandes sein. die Kunstgeschichte selbst verstärkt in die 
Gesellschaft zu integrieren, sich mit der Kunst der Gegenwart 
vermehrt zu belassen und über die allgemeinen Fragen der 
Kunst. der Denkrrialerhaitung zu reflektieren. DerVerband wird 
zu Fragen der Kunst und der Kuilurpolitik Stellung nehmen und 
durch Tagungen. Symposien und Publikationen den dauernden 
Versuch unternehmen, diese Probleme zu diskutieren und der 
Öffentlichkeit vertraut zu machen. Ein in kürzeren Abständen 
erscheinendes Informationsblatt, das Stellenausschreibun- 
gen, vakante Stellen, Berichte über die Aktivitäten des Verban- 
des und ein- bis zweimal jährlich Kurzberichte und eine Über- 
sicht der Publikationen zur Kunstgeschichte etc. enthalten soll, 
ist ebenfalls geplant. Dabei sind in der Zukunft auch For- 
schungsaufträge. deren Koordination im interdisziplinären 
Raum. Diskussionen über die Struktur der Museen und deren 
Wandel und insbesondere auch die Probleme der Studenten 
und der ins Berufsleben eintretenden Kunsthistorikerein beson- 
deres Anliegen. 
Der Österreichische Kunsthistorikerverband gliedert sich in 
fünf Kurie ' 
1. Universität und Kunsthoohschule 
2. Museum 
3. Denkmalpflege 
4. freie Berufe 
5. Studenten (ab dem zweiten Studienabschnitt). 
DieVereinsstruktursiehteine Mehrheitsabstimmungindenein- 
zelnen Kurien vor. Der Beschlußerfolgtdurch dieVoten derfünf 
Kurien. Jede Kurie wählt zwei ihrer Mitglieder in den Vorstand. 
Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung Kandidaten für 
den Vorsitzenden vor, die kurial den Vorsitzenden wählt. Die 
Gründungsversammlung am 14. Oktober 1983 wählte zuerst 
den Vorstand, dann den Vorsitzenden und der Vorstand 
anschließend die übrigen Funktionäre auf die Dauer von zwei 
Jahren. Das Ergebnis: 
Vorsitzender: Univ.-Prof.DDr. WilfriedSkreiner. Graz (Museum) 
1 Stellvertreter: Univ.-Ass.Dr.Dieter Bogner. Wien(Universität) 
2. Stellvertreter: Dr. Selma Krasa, Wien (freie Berufe) 
Schriftführer: Dr. Elga Lanc, Wien (freie Berufe) 
Stellvertreter: Dr. cand. phil. Judith Schöbel, Wien (Studentin) 
Kassler: Dr. Karl Schütz. Wien (Museum) 
Stellvertreter: Dr. Geza Hajos, Wien (Denkmalpflege) - Univ.- 
Prof.Dr. Günter Brucher, Graz (Universität) - Dr. Andreas 
Lehne, Wien (Denkmalpflege) - candphli, Gerhard Plasser, 
Salzburg (Student) 
DerSitz desVereinsistlautStatutenan den WohnsitzdesVorsit- 
zenden gebunden. 
Anschrift: Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, 8010 
Graz, Sackstraße 16Ill, Tel.: (0316) 791 55, 791 86,791 59. 
Der parteipolitisch unabhängige Verband wird den Kontakt zu 
den kunsthistorischen Vereinen der Nachbarländer aufnehmen 
und auch im Inland mit Verbänden ähnlicher Zieirichtungen 
zusammenarbeiten. Er ist jedoch die einzige kunslhistorische 
Vereinigung in Österreich. red. 
Redaktionelle Gründe erlaubten erst jetzt die Information über 
diese im Vorjahr erfolgte Gründung. 
 
GrieskirchenlWien - Lobmeyr 
Kurt Walfstab ist als Künstler mit seinem xGlas vor der Lampen 
zwischen Experiment und Disziplin verankert. Diese Kunstform 
gestattet ihm ein reiches Farbspiei sowie hohe Strukturreize 
auszuspielen, zu raffiniert schönen Formen harmonisch zu ver- 
schmelzen. Wallstab, mit dem Ooburger Giaspreis 1977 und 
dem Bayerischen Staatspreis 1982 ausgezeichnet, ist noch bis 
16. August bei Lobmeyr zu Gast. Seine erlesenen i-Glas(pro- 
dukle) vor der Lampe-i können nicht nur mit Vergnügen gese- 
hen, sie können auch erworben werden. 
Die Sammlung HaraldC. Rath zeigtzu gleicherZeit mit Wallstab 
die in den letzten drei Jahren gesammelten Llkor-(Schnapsr) 
Gläser. Eine erlesene Auswahl aus einem Sammelsurium 
150jährigen Bemühens vieler vieler Glaskünstler, die dieses 
gesellschaftlich hoch strapazierte und viel benützte Objekt 
gestalteten. H.C. Fiath öffnet seine Sammlung aus gutem 
Grund: Er will sowohl die schöpferische Mannigfaltigkeit, den 
Facettenreichtum seines Sammelgutes aufzeigen, wie auch 
Gleichgesinnten diese bunte Anhäufung edlen Glases zur 
gemeinsamen Freude öffentlich machen. Erwlll aber auch dar- 
über reden, um neue Wege zwischen Freunden und Sammlern 
dieser Spezies zu suchen und diskutierend neue Verbindungen 
eröffnen. I. n. 
46 
Kirchliche Schätze aus bayerischen Schlössern 
Liturgische Gewänder und Geräte des 16.- 19. Jahr- 
hunderts 
Aus Anlaß des B8. Deutschen Kalholikentages zeigt die Bayeri- 
sche Schlösserverwaltung in der Münchner Residenz erstmals 
eine Auswahl bisher nicht zugänglicher oder wenig bekannter 
kirchlicher Textilien aus bayerischen Schloßkirchen und 
-kapeilen. Die Paramente gehören überwiegend zur liturgi- 
schen Ausstattung der Kapeilen der Münchner Residenz - der 
Reichen Kapelle, der Residenzhofkapelle und der Allerheiligen- 
hofkirche-,derNymphenburgerSchloßkapelle,derHofkirche 
der Würzburger Residenz und der Marienkirche der Würzbur- 
ger Festung Marienberg sowie derAschaffenburger Schloßka- 
pelle. So sind die Stücke vor allem mit den bayerischen Herr- 
schern des Hauses Wittelsbach, mit den Fürstbischüfen von 
Würzburg und den Kurfürst-Erzbischofenvon Mainzverbunden. 
Zum großen Teil handelt es sich um üppig mit Gold und Silber in 
Seide gearbeitete Prunkgarnlturen des späten 16. bis mittleren 
19. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind die in Norditalien um 
1800 gewebten Stoffe der Paramente der Reichen Kapelle Kur- 
fürst Maximilians l. sowie die in vielfältigen Ausführungen ver- 
tretenen Lyoner Seiden des I8. Jahrhunderts. Die reichen 
Stickereien lassen sich vor allem für München, Würzburg und 
Mainz sichern. Besonderes Interesse speziell für Österreich 
besitzen verschiedene Paramente des ab 1749 in Wien tätigen 
Würzburger Stickers Seberth und einige Stickereien in der 1906 
von Moriz Dreger beschriebenen Applikationstechnik, wie sie 
sich sehr ähnlich auch inÖsterreich zurZeit MariaTheresiasfin- 
det; zudem beansprucht der 1837 in Wien gewebte Stoff eines 
Prunkornats der Aiierheiligenhofkirche besondere Aufmerk- 
samkeit. 
 
Da die Stücke sich oft in älteren lnventaren nachweisen und 
schon darum näher datieren lassen. kommt dem bislang kaum 
bekannten Bestand textilhistorisch hohe Bedeutung zu. Ein 
gemeinsames Kennzeichen der ausgestellten Paramente ist 
zudemderausgezeichnete Erhaltungszustand,dadie Stückein 
den Hofkapellen nur recht selten verwendet wurden. - Eine 
gleichwertige Ergänzung zu den Textilien bilden bislang nicht 
gezeigte Reliquiare und Geräte - überwiegend Augsburger 
und MünchnerGoldschmiedearbeiten-scwieAndachtsbilder 
und Klosterarbeiten aus den Münchner Hofkirchen. 
Das Kataloghandbuch (320 Saiten mit 16 Farbabbiidungen und 
220 Schwärzweißabbildungen) enthält auch ein Gesamtver- 
zeichnis der Paramente im Besitz der Bayerischen Schlösser- 
verwaitung (Preis in der Ausstellung DM 25.-). 
Lorenz Seelig 
Gestickte Kasel aus der Holkirche der Würzburger Residenz. Würzburg. 
um 1130140 (Abb. oben) 
Ausstellung nKirchliche Schätze aus bayerischen Schlössern. Liturgische 
Gewänder und Geräte des 16.- lQ. Jahrhunderten Münchner Residenz. 
28. G. - 3D. 9. 1984, geöffnet täglich (außer Montag) 10 bis 16.30 Uhr, 
Carl Aubdck 60 Jahre 
Carl Aubbck ist heuer SO Jahre alt geworden. Er feierte diesen 
Geburtstag nicht in Wien, sondern in lndien. wo er im Auftrag 
einer internationalen Organisation als Berater in einem der 
wichtigsten Entwicklungsgebiete tätig ist. Für ihn, der seine 
Arbeit, sei es nun als Architekt, Designer oder als Hochschul- 
lehrer. immerals Dienstleistung aufgefaßt hat, ebenso bezeich- 
nend wie befriedigend. red. 
Gerhardt Kapner, Anton Hanak Kunst und Künstlt 
Ein BeispieLJugend undVolk,Wien-München 198 
Seiten 
Kapner studierte Geschichte, Psychologie und Philosop 
veröffentlichtebereitseinigeArbeiten überArchilekturu 
stik,besondersseierwähntirFreiplastikinWienr undirDie 
mäler der Wiener Ringstraße-i; er ist a.o. Universitätsprc 
für Kunstsoziologie in Wien. Das vorliegende Buch ls' 
Monographie und kein Werkverzeichnis, Es ist eine UI 
chung über den Künstler zur Jahrhundertwende am B 
Hanak. Es ist eine sehr ausführliche und grundsä 
Betrachtung des Bildhauers von seiner handws 
technischen Meisterschaft hin zu einer kultischen-reif 
Sendung, wie wir sie im Laufe der Entwicklung und an de 
ziellen Beispiel verfolgen können. Der Autor geht dabi 
gründlichzuwerkezeigtdiewirtschaftlichen,sozialenui 
tischen Zusammenhänge auf, bringt sehr viele Nach 
Zitate. Brief- und Vortragsslellen zum Thema. Hanak w 
dadurch wahrscheinlich viel nähergebracht, alses injed 
chen Monographie der Fall wäre. Es entrolit sich ein kt 
schichtliches Panorama vor dem Blick des Lesers von 
Breite und Hefe. das bis in unsere Tage reicht. das aber 
Endes immer wieder in eine sozialgeschichtliche, schl 
auch in eine ideologische Komponente von axemplari 
Wert mündet. Ein Bildteil, Hinweis aufQueIIen, Dokumei 
Lebenslauf Anton Hanaks und ein ausführlicher Bildhinvi 
genauem Standort der gezeigten Werke und Hinweise 2 
Entstehung ergänzen den Text. 
Ein wichtiger Diskussionbeitrag zum besseren Verst 
der Entwicklung der Stellung des Künstlers in unsere Z 
Aloi: 
Die Welt des Kelim - Salzburger Sommer 1981 
Kennern und Sammlern ist der Begriff des Kelim geläufig 
mein istereherwenigerbekannt.Jetztbeginnt.von versr 
nen Umständen und Initiativen bewirkt, der Kelim aus 
verborgenen Dasein zu kommen. Allerorten blühen um I 
vitäten auf, Publikationen befassen sich in der Sache r 
helfen gründlicheres Wissen um dieses doch viel vervi 
antik-orientalische Textilobjekt zu verbreiten. Man we 
der Kelim in erster Linie zur Ausstattung des Heimes u 
Eigenbedarf des Benützers hergestellt wurde. Auch s. 
Diensten diente er in seiner Funktion. Aus diesen Gründ 
er als ein Produkt angewandter Kunst eherweniger in d: 
dei, was seine gewisseAbsenz auf Messen und Märkten 
Als Textil leichter im Gewicht, dünn und ohne Flor, untr 
det er sich wesentlich vom gewohnten "Biidw des Kr 
pichs. Was man am Kelim schätzt, wodurch er vielleicl 
und mehr an Boden gewinnt. ist seine feierlich-bunte A1 
lung, gebändigt in einer strengen geometrisierendei 
mentik. 
Heute versteht man unter dem Kelim allgemein ein Proc 
Orients. Jedoch. er ist auch in den Breiten Nordamei 
Hause und nicht nur dortwirder gewebt und verwendet. 
zelnen lndianervolkern, in Mexiko, ja sogar in Europa, in 
navien, gibtes Kelims, was manche überraschen wird. Ü 
schwedischen Kelim, wie wir meinen, gelangt der 
zwangsläufig in unsere heimischen Alpengaue und mar 
sucht, hier im Bereich der Volkskunst ähnliche Webwe 
zuspürenVergleiche mit Objekten hierzulande, besond 
die Verwendung betrifft, in Haus und Hof, führen z 
raschenden Wahrnehmungen. 
Der irklassischer Kelim kann im Sommer 1984 in Salzt 
einem Platz bewundert und erworben werden. Franz Sa 
vor kurzem erst inmitten des Salzburger Festspielt 
seine prächtige nGalerie Antiker Teppiche und Text 
eröffnet hat. zeigt vom 26. 7. bis 31. 8. 1984 seine wThr 
of the Kilimu, Prachtvolle Stücke aus AfrikalTunesier 
amerikalNavajolndianer, SüdamerikaIPeru, PersienIS 
west-West-Nordwest-Persien. FiußlandlKaukasus. Tui 
SkandinavienISchweden und TürkeiIAnatollen. 
Langenzersdorl bei Wien - Hanak-Museum 
Im Jahrseines 50. Todestages wird Anton Hanak im Krei 
Schüler wieder ungemein lebendig. i-Anton Hanak un 
Schülern, eine sehr gründlich erstellte Präsentation, Zl 
Bildhauer sowohl als Lehrenden an der Wiener Kunstgi 
schule wie an der Akademieder bildenden Künste. Gaze 
den Arbeiten aus seinem großen Schülerkreis. vorv 
noch heute Lebenden, die im Westen Österreichs zu 
sind, wieJ. Adlhart, H. Baier. K. Bodingbauer. F. Budig, 
hart. G. Resatz, M. Rieder, Hertha Schulda-Müller, F.) 
Vor allern in seinemTodesjahr193-4waren esWirth, Riet 
berer und Thorak. welche an sein Werk anknüplten. es 
führten oder vollendeten. Einer großen Anzahl von Leil 
verdanken wir diese instruktive, sehenswerte Aussteilui 
die Erich Gusel als Hausherr verantwortlich zeichnet. 
Aktuell in derWiener Secession derzeit (hauseigene) Ze 
gen und Skizzen von Anton Hanak. Aus innen ist eine 
über den Künstler und Menschen zu erfahren. Schwere 
hauerhand, seelische Bedrängnis und künstlerische h 
hen unverwechselbar auf. Uber spontane Skizzen zu 
sind auch existentielle Unsicherheit und Unruhe in 
Selbstporträts erkennbar. Diese Hanak-Zeichnungen L 
zen können neben dem Hauptwerk des biidhauerische 
fens als überaus reiche Quelle psychischer Aufschlußi 
ketten gelten. I
	        
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