Varia, Buchbesprechungen
Österreichischer Kunsthistorikerverband gegründet
Als dringendes Erfordernis seit langem erkannt. konstituierte
sich am 14. Oktober 1983 in Wien der Österreichische Kunst-
historikerverband. Einzelne kunsthistorische Gesellschaften
haben nach 1945 bestanden(z.B. in Wien. Graz, Salzburg).aber
eskambisherniezueinergesamtösterreichischenVereinigung
der heimischen Kunsthistoriker. Aniäßlich des ersten österrei-
chischen Kunsthistorikertages in Graz 1981 wurde der Wunsch
nach einer solchen Vereinigung ausgesprochen, deren Grün-
dung nach langen Statutenverhandlungen nun durchgeführt
wurde.
Die Vereinsziele gehen über eine notwendige lnteressensver-
tretung der Kunsthistoriker in Berufs- und Standesfragen hin-
aus. vor allem auch in Hinblick auf die Vertretung der Kunstge-
schichte in der Öffentlichkeit. Zugleich wird es Ziel des
Verbandes sein. die Kunstgeschichte selbst verstärkt in die
Gesellschaft zu integrieren, sich mit der Kunst der Gegenwart
vermehrt zu belassen und über die allgemeinen Fragen der
Kunst. der Denkrrialerhaitung zu reflektieren. DerVerband wird
zu Fragen der Kunst und der Kuilurpolitik Stellung nehmen und
durch Tagungen. Symposien und Publikationen den dauernden
Versuch unternehmen, diese Probleme zu diskutieren und der
Öffentlichkeit vertraut zu machen. Ein in kürzeren Abständen
erscheinendes Informationsblatt, das Stellenausschreibun-
gen, vakante Stellen, Berichte über die Aktivitäten des Verban-
des und ein- bis zweimal jährlich Kurzberichte und eine Über-
sicht der Publikationen zur Kunstgeschichte etc. enthalten soll,
ist ebenfalls geplant. Dabei sind in der Zukunft auch For-
schungsaufträge. deren Koordination im interdisziplinären
Raum. Diskussionen über die Struktur der Museen und deren
Wandel und insbesondere auch die Probleme der Studenten
und der ins Berufsleben eintretenden Kunsthistorikerein beson-
deres Anliegen.
Der Österreichische Kunsthistorikerverband gliedert sich in
fünf Kurie '
1. Universität und Kunsthoohschule
2. Museum
3. Denkmalpflege
4. freie Berufe
5. Studenten (ab dem zweiten Studienabschnitt).
DieVereinsstruktursiehteine Mehrheitsabstimmungindenein-
zelnen Kurien vor. Der Beschlußerfolgtdurch dieVoten derfünf
Kurien. Jede Kurie wählt zwei ihrer Mitglieder in den Vorstand.
Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung Kandidaten für
den Vorsitzenden vor, die kurial den Vorsitzenden wählt. Die
Gründungsversammlung am 14. Oktober 1983 wählte zuerst
den Vorstand, dann den Vorsitzenden und der Vorstand
anschließend die übrigen Funktionäre auf die Dauer von zwei
Jahren. Das Ergebnis:
Vorsitzender: Univ.-Prof.DDr. WilfriedSkreiner. Graz (Museum)
1 Stellvertreter: Univ.-Ass.Dr.Dieter Bogner. Wien(Universität)
2. Stellvertreter: Dr. Selma Krasa, Wien (freie Berufe)
Schriftführer: Dr. Elga Lanc, Wien (freie Berufe)
Stellvertreter: Dr. cand. phil. Judith Schöbel, Wien (Studentin)
Kassler: Dr. Karl Schütz. Wien (Museum)
Stellvertreter: Dr. Geza Hajos, Wien (Denkmalpflege) - Univ.-
Prof.Dr. Günter Brucher, Graz (Universität) - Dr. Andreas
Lehne, Wien (Denkmalpflege) - candphli, Gerhard Plasser,
Salzburg (Student)
DerSitz desVereinsistlautStatutenan den WohnsitzdesVorsit-
zenden gebunden.
Anschrift: Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, 8010
Graz, Sackstraße 16Ill, Tel.: (0316) 791 55, 791 86,791 59.
Der parteipolitisch unabhängige Verband wird den Kontakt zu
den kunsthistorischen Vereinen der Nachbarländer aufnehmen
und auch im Inland mit Verbänden ähnlicher Zieirichtungen
zusammenarbeiten. Er ist jedoch die einzige kunslhistorische
Vereinigung in Österreich. red.
Redaktionelle Gründe erlaubten erst jetzt die Information über
diese im Vorjahr erfolgte Gründung.
GrieskirchenlWien - Lobmeyr
Kurt Walfstab ist als Künstler mit seinem xGlas vor der Lampen
zwischen Experiment und Disziplin verankert. Diese Kunstform
gestattet ihm ein reiches Farbspiei sowie hohe Strukturreize
auszuspielen, zu raffiniert schönen Formen harmonisch zu ver-
schmelzen. Wallstab, mit dem Ooburger Giaspreis 1977 und
dem Bayerischen Staatspreis 1982 ausgezeichnet, ist noch bis
16. August bei Lobmeyr zu Gast. Seine erlesenen i-Glas(pro-
dukle) vor der Lampe-i können nicht nur mit Vergnügen gese-
hen, sie können auch erworben werden.
Die Sammlung HaraldC. Rath zeigtzu gleicherZeit mit Wallstab
die in den letzten drei Jahren gesammelten Llkor-(Schnapsr)
Gläser. Eine erlesene Auswahl aus einem Sammelsurium
150jährigen Bemühens vieler vieler Glaskünstler, die dieses
gesellschaftlich hoch strapazierte und viel benützte Objekt
gestalteten. H.C. Fiath öffnet seine Sammlung aus gutem
Grund: Er will sowohl die schöpferische Mannigfaltigkeit, den
Facettenreichtum seines Sammelgutes aufzeigen, wie auch
Gleichgesinnten diese bunte Anhäufung edlen Glases zur
gemeinsamen Freude öffentlich machen. Erwlll aber auch dar-
über reden, um neue Wege zwischen Freunden und Sammlern
dieser Spezies zu suchen und diskutierend neue Verbindungen
eröffnen. I. n.
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Kirchliche Schätze aus bayerischen Schlössern
Liturgische Gewänder und Geräte des 16.- 19. Jahr-
hunderts
Aus Anlaß des B8. Deutschen Kalholikentages zeigt die Bayeri-
sche Schlösserverwaltung in der Münchner Residenz erstmals
eine Auswahl bisher nicht zugänglicher oder wenig bekannter
kirchlicher Textilien aus bayerischen Schloßkirchen und
-kapeilen. Die Paramente gehören überwiegend zur liturgi-
schen Ausstattung der Kapeilen der Münchner Residenz - der
Reichen Kapelle, der Residenzhofkapelle und der Allerheiligen-
hofkirche-,derNymphenburgerSchloßkapelle,derHofkirche
der Würzburger Residenz und der Marienkirche der Würzbur-
ger Festung Marienberg sowie derAschaffenburger Schloßka-
pelle. So sind die Stücke vor allem mit den bayerischen Herr-
schern des Hauses Wittelsbach, mit den Fürstbischüfen von
Würzburg und den Kurfürst-Erzbischofenvon Mainzverbunden.
Zum großen Teil handelt es sich um üppig mit Gold und Silber in
Seide gearbeitete Prunkgarnlturen des späten 16. bis mittleren
19. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind die in Norditalien um
1800 gewebten Stoffe der Paramente der Reichen Kapelle Kur-
fürst Maximilians l. sowie die in vielfältigen Ausführungen ver-
tretenen Lyoner Seiden des I8. Jahrhunderts. Die reichen
Stickereien lassen sich vor allem für München, Würzburg und
Mainz sichern. Besonderes Interesse speziell für Österreich
besitzen verschiedene Paramente des ab 1749 in Wien tätigen
Würzburger Stickers Seberth und einige Stickereien in der 1906
von Moriz Dreger beschriebenen Applikationstechnik, wie sie
sich sehr ähnlich auch inÖsterreich zurZeit MariaTheresiasfin-
det; zudem beansprucht der 1837 in Wien gewebte Stoff eines
Prunkornats der Aiierheiligenhofkirche besondere Aufmerk-
samkeit.
Da die Stücke sich oft in älteren lnventaren nachweisen und
schon darum näher datieren lassen. kommt dem bislang kaum
bekannten Bestand textilhistorisch hohe Bedeutung zu. Ein
gemeinsames Kennzeichen der ausgestellten Paramente ist
zudemderausgezeichnete Erhaltungszustand,dadie Stückein
den Hofkapellen nur recht selten verwendet wurden. - Eine
gleichwertige Ergänzung zu den Textilien bilden bislang nicht
gezeigte Reliquiare und Geräte - überwiegend Augsburger
und MünchnerGoldschmiedearbeiten-scwieAndachtsbilder
und Klosterarbeiten aus den Münchner Hofkirchen.
Das Kataloghandbuch (320 Saiten mit 16 Farbabbiidungen und
220 Schwärzweißabbildungen) enthält auch ein Gesamtver-
zeichnis der Paramente im Besitz der Bayerischen Schlösser-
verwaitung (Preis in der Ausstellung DM 25.-).
Lorenz Seelig
Gestickte Kasel aus der Holkirche der Würzburger Residenz. Würzburg.
um 1130140 (Abb. oben)
Ausstellung nKirchliche Schätze aus bayerischen Schlössern. Liturgische
Gewänder und Geräte des 16.- lQ. Jahrhunderten Münchner Residenz.
28. G. - 3D. 9. 1984, geöffnet täglich (außer Montag) 10 bis 16.30 Uhr,
Carl Aubdck 60 Jahre
Carl Aubbck ist heuer SO Jahre alt geworden. Er feierte diesen
Geburtstag nicht in Wien, sondern in lndien. wo er im Auftrag
einer internationalen Organisation als Berater in einem der
wichtigsten Entwicklungsgebiete tätig ist. Für ihn, der seine
Arbeit, sei es nun als Architekt, Designer oder als Hochschul-
lehrer. immerals Dienstleistung aufgefaßt hat, ebenso bezeich-
nend wie befriedigend. red.
Gerhardt Kapner, Anton Hanak Kunst und Künstlt
Ein BeispieLJugend undVolk,Wien-München 198
Seiten
Kapner studierte Geschichte, Psychologie und Philosop
veröffentlichtebereitseinigeArbeiten überArchilekturu
stik,besondersseierwähntirFreiplastikinWienr undirDie
mäler der Wiener Ringstraße-i; er ist a.o. Universitätsprc
für Kunstsoziologie in Wien. Das vorliegende Buch ls'
Monographie und kein Werkverzeichnis, Es ist eine UI
chung über den Künstler zur Jahrhundertwende am B
Hanak. Es ist eine sehr ausführliche und grundsä
Betrachtung des Bildhauers von seiner handws
technischen Meisterschaft hin zu einer kultischen-reif
Sendung, wie wir sie im Laufe der Entwicklung und an de
ziellen Beispiel verfolgen können. Der Autor geht dabi
gründlichzuwerkezeigtdiewirtschaftlichen,sozialenui
tischen Zusammenhänge auf, bringt sehr viele Nach
Zitate. Brief- und Vortragsslellen zum Thema. Hanak w
dadurch wahrscheinlich viel nähergebracht, alses injed
chen Monographie der Fall wäre. Es entrolit sich ein kt
schichtliches Panorama vor dem Blick des Lesers von
Breite und Hefe. das bis in unsere Tage reicht. das aber
Endes immer wieder in eine sozialgeschichtliche, schl
auch in eine ideologische Komponente von axemplari
Wert mündet. Ein Bildteil, Hinweis aufQueIIen, Dokumei
Lebenslauf Anton Hanaks und ein ausführlicher Bildhinvi
genauem Standort der gezeigten Werke und Hinweise 2
Entstehung ergänzen den Text.
Ein wichtiger Diskussionbeitrag zum besseren Verst
der Entwicklung der Stellung des Künstlers in unsere Z
Aloi:
Die Welt des Kelim - Salzburger Sommer 1981
Kennern und Sammlern ist der Begriff des Kelim geläufig
mein istereherwenigerbekannt.Jetztbeginnt.von versr
nen Umständen und Initiativen bewirkt, der Kelim aus
verborgenen Dasein zu kommen. Allerorten blühen um I
vitäten auf, Publikationen befassen sich in der Sache r
helfen gründlicheres Wissen um dieses doch viel vervi
antik-orientalische Textilobjekt zu verbreiten. Man we
der Kelim in erster Linie zur Ausstattung des Heimes u
Eigenbedarf des Benützers hergestellt wurde. Auch s.
Diensten diente er in seiner Funktion. Aus diesen Gründ
er als ein Produkt angewandter Kunst eherweniger in d:
dei, was seine gewisseAbsenz auf Messen und Märkten
Als Textil leichter im Gewicht, dünn und ohne Flor, untr
det er sich wesentlich vom gewohnten "Biidw des Kr
pichs. Was man am Kelim schätzt, wodurch er vielleicl
und mehr an Boden gewinnt. ist seine feierlich-bunte A1
lung, gebändigt in einer strengen geometrisierendei
mentik.
Heute versteht man unter dem Kelim allgemein ein Proc
Orients. Jedoch. er ist auch in den Breiten Nordamei
Hause und nicht nur dortwirder gewebt und verwendet.
zelnen lndianervolkern, in Mexiko, ja sogar in Europa, in
navien, gibtes Kelims, was manche überraschen wird. Ü
schwedischen Kelim, wie wir meinen, gelangt der
zwangsläufig in unsere heimischen Alpengaue und mar
sucht, hier im Bereich der Volkskunst ähnliche Webwe
zuspürenVergleiche mit Objekten hierzulande, besond
die Verwendung betrifft, in Haus und Hof, führen z
raschenden Wahrnehmungen.
Der irklassischer Kelim kann im Sommer 1984 in Salzt
einem Platz bewundert und erworben werden. Franz Sa
vor kurzem erst inmitten des Salzburger Festspielt
seine prächtige nGalerie Antiker Teppiche und Text
eröffnet hat. zeigt vom 26. 7. bis 31. 8. 1984 seine wThr
of the Kilimu, Prachtvolle Stücke aus AfrikalTunesier
amerikalNavajolndianer, SüdamerikaIPeru, PersienIS
west-West-Nordwest-Persien. FiußlandlKaukasus. Tui
SkandinavienISchweden und TürkeiIAnatollen.
Langenzersdorl bei Wien - Hanak-Museum
Im Jahrseines 50. Todestages wird Anton Hanak im Krei
Schüler wieder ungemein lebendig. i-Anton Hanak un
Schülern, eine sehr gründlich erstellte Präsentation, Zl
Bildhauer sowohl als Lehrenden an der Wiener Kunstgi
schule wie an der Akademieder bildenden Künste. Gaze
den Arbeiten aus seinem großen Schülerkreis. vorv
noch heute Lebenden, die im Westen Österreichs zu
sind, wieJ. Adlhart, H. Baier. K. Bodingbauer. F. Budig,
hart. G. Resatz, M. Rieder, Hertha Schulda-Müller, F.)
Vor allern in seinemTodesjahr193-4waren esWirth, Riet
berer und Thorak. welche an sein Werk anknüplten. es
führten oder vollendeten. Einer großen Anzahl von Leil
verdanken wir diese instruktive, sehenswerte Aussteilui
die Erich Gusel als Hausherr verantwortlich zeichnet.
Aktuell in derWiener Secession derzeit (hauseigene) Ze
gen und Skizzen von Anton Hanak. Aus innen ist eine
über den Künstler und Menschen zu erfahren. Schwere
hauerhand, seelische Bedrängnis und künstlerische h
hen unverwechselbar auf. Uber spontane Skizzen zu
sind auch existentielle Unsicherheit und Unruhe in
Selbstporträts erkennbar. Diese Hanak-Zeichnungen L
zen können neben dem Hauptwerk des biidhauerische
fens als überaus reiche Quelle psychischer Aufschlußi
ketten gelten. I