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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 195)

6 Meister H. L.. hl. Johannes der Evangelist. Nürnberg, Germa- 
niscnes Nationalmuseum 
eines Landschaftsausschnittes. der in seiner expressi- 
ven Zerrissenheit als wgemartertec Natur wirkt. Alle 
Äste des Baumes am linken Bildrand sindabgebrochen, 
ebenso an dem starken Baum, an dessen Aststümpfen 
der Heilige gefesselt ist. Marterpteile stecken im Bein 
des Sebastian wie im Baumstamm. Mensch und Natur 
sind gleichermaßen vgeschundena. 
Hans Wertinger aus Wertingen bei Augsburg breitet 
sein Weltbild gemächlich aufeiner Folge von Monatsbil- 
dern aus, von denen sich achterhalten haben(Germani- 
sches Nationalmuseum, Nürnberg. Abb. 5). Die Donau- 
schule gab Anregungen, die Allegorie des Monats 
Februar als Fuchs- und Hirscnjagd in einem winterli- 
chen Landschaftsausschnitt darzustellen. Wertinger 
hebt dieses Bild in seiner Bewegtneit und Asymmetrie 
von den übrigen Monatsbildern ab und zielt darauf, die 
temperamentvolle Bewegtheit einer Jagd mit Pferden 
und Schlitten von der bewußt eingesetzten Schilderung 
der Schroffheit und Zerzaustheit von einzelstehenden 
Baumen und der Düsterkeit eines ruppigen Nadelwal- 
des begleiten zu lassen. Auch hier wird der Stimmungs- 
gehalt der Szene mit den Stilmitteln einer schon fast ins 
Abstruse getriebenen Exaitlertheit der Naturwieder- 
gabe gesteigert. Alles gerät ins Bedrohliche, die Heiter- 
keit eines Jagdvergnügens wird zum Kampfder Mächte 
der Natur mit den Menschen. 
So wie es einen Streit darüber gibt. ob der Donaustil als 
Verabredungsbegriff sich auch auf die Äußerungen der 
plastischen Kunst aus dem gleichen topographischen 
Gebiet übertragen läßt - fürAnton Legner und andere 
gibt es durchaus eine wPlastik des Donaustilsw - so 
muß gefragt werden, ob der Begriff des NOFlDlSMO 
auch für die Plastik gelten kann. Legner sieht eine hauf- 
fällige Stiikongruenz von Malerei und Plastiku in der 
Kunst der Donauschule, die besonders in der nmaleri- 
schen Komponente der Donaustilplastikw sich aus- 
drückt. Michael Ostendorters Holzschnitt eines Sakra- 
mentshäuschens in der wpittcresken Art des Aufbaus, 
im gemäldehaften Charakter des Reliefs. in der beweg- 
ten Figurengestaltunga wird als vorbiidhaft für die Bild- 
hauer der wDonaustilrichtunga herangezogen. Einen 
ähnlichen wunräumlichena malerischen und pittoresken 
Charakter trägt auch der am Oberrhein tätige Meister 
H. L. mitseinen Figuren und Schnltzwerken vor. Die Kör- 
per sind überspielt von quirienden und dichten Parallel- 
falten. die zum dynamischen Ornament werden. das 
auch im Gesichtsausdruck der Heiligen einen Widerhall 
findet. Überlängungen der Figuren und Verzerrungen 
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