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ter des Volumens entsprechend, seine
Aufgabe durch Anwendung scharf kon-
turierter violetter, grauer und mittelblauer
unaufbereiteter Farbflecke, ohne jede Schat-
tierung, Tönung und Perspektive. Die
gleichen Merkmale sind auch für das
„Dorfmarkt" betitelte Gegenstück des
vorgenannten Wandteppichs bezeichnend
(Abb. 31).
Jözsef Rippl-Ronai (1861-1927) ver-
fertigte neben den traditionell gewirkten
Tapisserien auch Stickereien (Abb. 29),
welche, von französischen Arbeiten aus-
gehend, seit 1898 zum Interessantesten der
ungarischen Textilkunst auf diesem Gebiet
gehören.
Beschlicßen wir die Reihe der hier ver-
anschaulichten Kunstgewerbeerzeugnisse
mit einer signierten ungarischen Glas-
schüssel Istvan Sovankas (Abb. 26), deren
biegsames, zartes und fein abgetöntes Blu-
menmuster auf würdige Art den Jugendstil
unter den spärlichen Schöpfungen der ungari-
schen Glaskunst der Jahrhundertwende
repräsentiert.
Die ungarische Sezession bildet mithin
eine Parallelerscheinung der Art Nouveau
oder Jugendstil genannten analogen Kunst-
bestrebungen der übrigen europäischen
Länder, unterscheidet sich aber von diesen
in den grundverschiedenen gesellschaft-
lichen, historischen, wirtschaftlichen und
künstlerischen Voraussetzungen, die in der
Betonung der ungarischen Eigenart zum
Ausdruck gelangen, obwohl sich die euro-
päischen Bindungen, Anregungen und Ein-
flüsse eindeutig nachweisen lassen.
Abschließend möchte ich noch erwähnen,
daß die ungarische kunsthistorische For-
schung im Laufe der vergangenen Jahre
die Bedeutung des ungarischen Kunst-
gewerbcs der Jahrhundertwende richtig
erkannte und innerhalb des kunstgewerb-
lichen Schaffens die Rolle der heimischen
Kunst und die individuelle Formsprache
der einzelnen Künstler nachzuweisen und
zu werten wußte.
Daß die ungarische Kunst um 1900 einen
eigenen, unverkennbaren Charakter hatte,
daß sie eine stattliche Zahl begabter und
namhafter Künstler hervorbrachte, daß sie
in Stil und Überlieferungen, in Modernität
und nationaler Eigenständigkeit, in Kunst-
gattungen und individuellen Auffassungen
eine sehr bemerkenswerte Vielseitigkeit an
den Tag legte, versuchte diese Studie nur
in einigen Aspekten zu beleuchten und an
einigen herausgegriffenen Beispielen zu
veranschaulichen, ohne das Thema auch
nur annähernd erschöpfen oder sich mit
allen in Betracht kommenden Komponenten
beschäftigen zu können.
Bei gleichzeitigem Hinweis auf die vom
Standardwerk Pevsnerslß bis zu Schmutz-
lers grundlegender Arbeitlg reichende
Fachliteratur wollte ich hier einzig die
Aufmerksamkeit auf einige bisher größten-
teils unbekannte Belange und Zusammen-
hänge der im Zeichen des Jugendstils
stehenden Kunst der Jahrhundertwende
lenken.
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