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Objekt: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 102)

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ter des Volumens entsprechend, seine 
Aufgabe durch Anwendung scharf kon- 
turierter violetter, grauer und mittelblauer 
unaufbereiteter Farbflecke, ohne jede Schat- 
tierung, Tönung und Perspektive. Die 
gleichen Merkmale sind auch für das 
„Dorfmarkt" betitelte Gegenstück des 
vorgenannten Wandteppichs bezeichnend 
(Abb. 31). 
Jözsef Rippl-Ronai (1861-1927) ver- 
fertigte neben den traditionell gewirkten 
Tapisserien auch Stickereien (Abb. 29), 
welche, von französischen Arbeiten aus- 
gehend, seit 1898 zum Interessantesten der 
ungarischen Textilkunst auf diesem Gebiet 
gehören. 
Beschlicßen wir die Reihe der hier ver- 
anschaulichten Kunstgewerbeerzeugnisse 
mit einer signierten ungarischen Glas- 
schüssel Istvan Sovankas (Abb. 26), deren 
biegsames, zartes und fein abgetöntes Blu- 
menmuster auf würdige Art den Jugendstil 
unter den spärlichen Schöpfungen der ungari- 
schen Glaskunst der Jahrhundertwende 
repräsentiert. 
Die ungarische Sezession bildet mithin 
eine Parallelerscheinung der Art Nouveau 
oder Jugendstil genannten analogen Kunst- 
bestrebungen der übrigen europäischen 
Länder, unterscheidet sich aber von diesen 
in den grundverschiedenen gesellschaft- 
lichen, historischen, wirtschaftlichen und 
künstlerischen Voraussetzungen, die in der 
Betonung der ungarischen Eigenart zum 
Ausdruck gelangen, obwohl sich die euro- 
päischen Bindungen, Anregungen und Ein- 
flüsse eindeutig nachweisen lassen. 
Abschließend möchte ich noch erwähnen, 
daß die ungarische kunsthistorische For- 
schung im Laufe der vergangenen Jahre 
die Bedeutung des ungarischen Kunst- 
gewerbcs der Jahrhundertwende richtig 
erkannte und innerhalb des kunstgewerb- 
lichen Schaffens die Rolle der heimischen 
Kunst und die individuelle Formsprache 
der einzelnen Künstler nachzuweisen und 
zu werten wußte. 
Daß die ungarische Kunst um 1900 einen 
eigenen, unverkennbaren Charakter hatte, 
daß sie eine stattliche Zahl begabter und 
namhafter Künstler hervorbrachte, daß sie 
in Stil und Überlieferungen, in Modernität 
und nationaler Eigenständigkeit, in Kunst- 
gattungen und individuellen Auffassungen 
eine sehr bemerkenswerte Vielseitigkeit an 
den Tag legte, versuchte diese Studie nur 
in einigen Aspekten zu beleuchten und an 
einigen herausgegriffenen Beispielen zu 
veranschaulichen, ohne das Thema auch 
nur annähernd erschöpfen oder sich mit 
allen in Betracht kommenden Komponenten 
beschäftigen zu können. 
Bei gleichzeitigem Hinweis auf die vom 
Standardwerk Pevsnerslß bis zu Schmutz- 
lers grundlegender Arbeitlg reichende 
Fachliteratur wollte ich hier einzig die 
Aufmerksamkeit auf einige bisher größten- 
teils unbekannte Belange und Zusammen- 
hänge der im Zeichen des Jugendstils 
stehenden Kunst der Jahrhundertwende 
lenken. 
 
 
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