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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 128)

Notizen 
 
Österreichische Galerie - Spätgotik in Tirol 
Als gemeinsame Veranstaltung der Bundeshauptstadt 
Wien - im Rahmen des Bundesländerprogramms - 
und des Landes Tirol zeigen das Landesmuseum 
Ferdinandeum, Innsbruck, und die Osterreichische 
Galerie im Oberen Belvedere vom 13. Juni 
bis 16. September 1973 die Ausstellung: 
Spätgotik in Tirol, Malerei und Plastik von 1450 
bis 1530. 
Durch Umbau im Westflügel kann die neuere 
österreichische Kunst in erweitertem Umfang 
gezeigt werden. Neu zu sehen: Werke von Brauer, 
Fuchs, Hollegha, Hundertwasser, Leskoschek, 
Mikl, Neuwirth, Prachensky, Rainer, Ritter, Stark, 
Urbach, Urteil und anderen zusätzlich zu den 
bisher ausgestellten Kunstwerken unseres 
Jahrhunderts. Durch Wechsel in der Ausstellung 
soll in Zukunft die ieweils gezeigte Auswahl aktuell 
gehalten werden. 
Eine bedeutende Neuerwerbung wurde dank der 
Hilfe von Wirtschaft und Industrie ermöglicht. 
Im Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst 
in derOrangerie des Unteren Belvedere ist diese,ein 
romanischer Kruzifixus, 1160-1180 aus Stummerberg 
im Zillertal, Tirol, nunmehr aufgestellt. Dieses 
wahrscheinlich älteste Schnitzwerk Tirols 
dokumentiert die charakteristische künstlerische 
Leistung der westlichen Alpenländer im hohen 
Mittelalter erstmals in einer Wiener öffentlichen 
Sammlung. n 
Österreich - Salzburg 
Der Salzburger Maler Herbert Breiter veröffentlichte 
im Verlag der Galerie Schmücking, Braunschweig, 
einen Zyklus von zehn farbigen Lithographien mit 
einer ieweiligen Auflage von 60 Slüd: unter 
dem Titel „Dalmatinische Landsdtaften". - 
Hofrat Walter Koschatzky, der Direktor der 
Albertina, wird den zuständigen Stellen von Stadt 
und Land Salzburg bei der Vorbereitung und 
Planung des Kunstzentrums (vgl. dazu den Aufsatz 
von Landesrat Herbert Morilz in Nr. 1241125 dieser 
Zeitschrift) zur Verfügung stehen. Er wird als 
Konsulent an der Definition der Funktion des 
Kunstzentrums mitwirken und Entscheidungs- 
grundlagen für diese Standortwahl liefern. - 
Zur gemeldeten Einsturzgefahr der Kirche des 
ehemaligen Klosters der Ursulinen, einem der vier 
Salzburger Kirchenbauten des älteren Fischer 
von Erlacl1: Am 10. Februar 1973 veröffentlichte 
Professor Friedrich Welz, der Inhaber der gleich- 
namigen Galerie, in den „Salzburger Nachrichten" 
einen ganzseitigen „dringenden Appell" zur 
Rettung dieses wichtigen Werkes österreichischer 
Barockarchitektur. Am 5. April, zum 250. Todestag 
des großen Architekten, erschienen in der gleichen 
Zeitung Auszüge aus dem Gutachten von 
Professor Leopold Müller, Salzburg, dem Leiter der 
Abteilung für Felsmechanik am Institut für Grundbau 
und Bodenmechanik an der Technischen Hochschule 
Karlsruhe. Nun soll „im Herbst" mit den 
„Vorarbeiten" begonnen werden. Da das Mauer- 
werk trotz der seit Jahrzehnten festzustellenden 
Setzungen des uferseitigen Fundamentes bisher 
„aus Gewohnheit" gehalten hat, wird es hoffentlich 
noch die Freundlichkeit haben, nicht nur alle 
Koordinierungsentschließungen, Aktenvermerke und 
Restaurierungsarbeiten abzuwarten. 
Franz Wagner 
Aachen - Enkel des „Stiil" 
Was liegt näher, als den guten Nachbarn quasi 
schnell und unkompliziert über den Zaun herüber- 
zuholen. Aachen, hart an der Grenze der 
Niederlande, praktiziert mit seiner Neuen Galerie 
stets aktuelle Aktivitäten. Diesmal im April und 
Mai d. J. mit den Enkeln des „Stiil": Felix v. d. Beek, 
Gerard Caris, Centrum voar cubische Constructies, 
Ries Linnartz, Frans H. Peeters, Shinkichi Taiari 
und Lex Wechelgaar. Grundaspekt der Schau: 
Aufzeigen eines niederländischen Phänomens, der 
Integration von Kunst in außerkünstlerische 
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Bereiche. Der Niederländer prägte für Ordnung den 
Begriff „Stiil" (Stil). Dieser gilt ebenso für 
Mondrian und eine Kunstbewegung, die in den 
ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts zum 
Bauhausstil Bezüge hatte, wie für ein Ordnungs- 
prinzip in der niederländischen Kunst seit dem 
16. Jahrhundert von Delft u. a. So sind die Enkel 
des „Stiil", die Cobras, auch keine Künstler, die 
man heute im akademischen Sinn so bezeichnen 
könnte. Und deshalb zeigt diese Ausstellung auch 
weniger Kunst (schlechthin) als Anwendungsmög- 
lichkeiten von Kunst. Demnach also Ordnungs- 
prinzipien, die eher wichtig für eine Gesellschafts- 
lehre denn eine Kunstlehre sind. Es haftet somit 
den Ausstellungsobiekten im einzelnen audt nicht 
die Aura des Kunstwerkes an sich an. 
Amsterdam - Zeichnungen von Titus Carmel 
Das StedeIiik-Museum zeigte bis Anfang Mai 
Zeichnungen von Gerard Titus Carmel, der seine 
erste große Ausstellung in der Bundesrepublik in 
der Neuen Galerie der Stadt Aachen hatte. 
BudapestlWien - Kelemen und 
Löszlö Gyemänt in Wien 
Einem Künstler, dem Schönheit und Güte mehr sind 
als Perfektion, begegneten wir in Gyemant. Er war 
den April über im Amerikahaus mit der Exhibition 
„Jazz 8. Paintings" hier zu Gast. Künstler des 
20. Jahrhunderts, als der sich L. Gyemänt fühlt, 
empfindet er den Jazz als unmittelbarste Aus- 
drucksform und ursprünglichste Form der Kunst. 
In der Welt des Jazz ist er heimisch, bezieht er 
emotionell seine Inspirationen. Jazz liebt er, und 
Liebe zu einer Kunst ist ihm wichtiger als Verstehen. 
Er meint, daß sich aus den konkreten und 
elektronischen Tönen dieser hektischen Zeit ein Ton 
ganz besonders hervorhebt, ein archimedischer 
Punkt, manifest ahne Slogan von Mensch zu Mensch: 
der Jazz. Seine Jazz-Porträts sind demnach Ausdruck 
seiner permanenten Erlebniswelt, denen bisweilen 
doch etwas vom Odium des gehobenen Platten- 
covers anhattet. 
Ein anderer Budapester Künstler, Kelemen, 1957 
erstmals in Wien mit einer Ausstellung, ist wieder 
hier. Nach totaler Verdammnis seines Werkes im 
Hexenkessel New York, man meinte dort darüber, 
„seine Bilder trügen eine achtzigiährige Staub- 
schichte", rappelte sich der international doch 
bekannte und vielfach angekaufte Ungar wieder 
auf, um weiterzumachen. Er stellte sich im Mai 
dem Wiener Publikum im Wiener Künstlerhaus und 
manifestierte nun dort seine „Optisdie Welt" in 
neuen Klangfarben, die, wie uns scheint, längst 
noch nicht von allem Staub befreit sind (Abb. 25). 
Brüssel - Bury und Kampendonck 
Bis zum 15. April d. J. liefen im Palais des Beaux 
Art die beiden großen Einzelausstellungen von 
Pol Bury und Heinrich Kampendonck. 
Düsseldorf - Ausstellung „Die Straße" 
Eine dokumentarische Ausstellung des Van-Abbe- 
Museums, Eindhoven, zeigte im April d. J. die 
Städtische Kunsthalle Düsseldorf unter dem Titel 
„Die Straße": Formen des Zusammenlebens. 
Esslingen - Landschaften 
Horst Janssens „Wolkentor" aus dem Jahre 1970 
repräsentierte am Katalog für viele bekannte 
Namen von Barlach, Brauer, Heckel, Kirchner, 
Kubin, Nolde, Orlik, Picasso bis Vlaminck die von 
der hiesigen rührigen Kunstgalerie veranstaltete 
Schau „Die Landschaft in der Kunst des 20. Jahr- 
hunderts". Interessant für den Kunsttreund einige 
Preisangaben, so unter anderem für eine 
„BaumlandschatW von Otto Müller DM 92.000.-, 
für Kubins „Gespenst eines betrügerischen Müllers" 
DM 7B00.-, Picassos „L'Abreuvoir" den gleichen 
Preis sowie einen Schmidt-Rattluff, „Dorf im Ge- 
birge", DM 8200- (Abb. 26). 
Köln - Emil Nolde 
Eine große Retrospektive des Werkes von Emil 
Nolde war hier den April über in der Kölner 
Kunsthalle zu sehen. 
Lindau - Johannes von Nepomuk 
Im Lindauer Haus zum Cavazzen lief vom 14. Mai 
bis 8. Juli 1973 die Ausstellung „Johannes von 
Nepomuk - Variationen über ein Thema", die 
1971 im Österreichischen Museum für angewandte 
Kunst in Wien zu sehen war. Veranstaltet wurde 
sie vom Adalbert-Stifter-Verein, München, 
gemeinsam mit der Stadt Lindau, dem Landes- 
museum von Vorarlberg, Bregenz, und dem 
Konstanzer Rosgarten-Museum. Einbegleitet wurde 
die Schau von der bekannten Organisatorin der 
Wiener Ausstellung, Dr. Johanna von Herzogenberg, 
München, und P. Dr. Gerhard Spahr OSB, 
Weingarten. 
London - Aktivitäten in der Themse-Stadt 
Die „British Craftsman" zeigten durch fast zwei 
Monate bis Mitte Mai im Victoria 8- Albert-Museum 
eine Ausstellung ihrer neuesten Werke, organisiert 
von dem „Crafts Advisory Committee". 
„Figurative Jewellery" lautete der Titel einer 
Ausstellung in der Londoner „electrum gallery" 
vom 4. April bis 5. Mai d. J. Catherine Mannheim, 
eine Südafrikanerin, und die drei iungen Briten 
Rita Greer, Geli Lukin Johnston und Gunilla Treen 
sind iunge Künstler, die im Sog der Wiederbelebung 
der figuralen Kleinkunst auf ihre Weise kreativ 
sind. Jeder für sich am Werke, stehen sie hier 
als Gruppe, die, einem wesensverwandten Konzept 
huldigend, ihre Ideen und Bildmotive aus der Natur 
und ihrer täglichen Erscheinungswelt mit ihren 
Objekten beziehen (Abb. 27, 28). 
MiddelheimlAntwer en - 12.Biennale 
17. Juni bis 8. Oktober 1973 
Knapp vor Redaktionsschluß lud das Kollegium von 
Bürgermeister und Beigeordneten der Stadt 
Antwerpen für 16. Juni 1973 zur Eröffnung der 
12. FreiIicht-Skulpluren-Biennale in den Park 
Middelheim in Antwerpen. Leger, im Straßenonzugl 
Wieder einmal das Ereignis des Jahres für Plastiker 
in Westeuropas Skulpturenmetropole, diesmal mit 
Künstlern aus Deutschland, Italien, Österreich und 
der Sdtweiz. Über 150 Werke in strenger Auslese 
werden den Sommer über den Besuchern aus aller 
Herren Ländern das differente Schaffen der 
Künstler der vier genannten Länder aufzeigen. 
Eine fesselnde Konfrontation aller Stilrichtungen 
der Plastik auf schon traditionsreichem Boden 
(Abb. 29). 
New York - Liso M. Starretts Show 
der Wiener Phantasien 
Das Austrian Institute in der 52nd Street in New 
York, 11 East, beherbergte vom 5. bis 30. April d. J. 
die Privatkollektion Liso M. Starretts von 
Aquarellen und Graphiken der „Wiener Schule des 
Phantastischen Realismus", der Kerntruppe der 
international bekannten Künstler wie Brauer, Fuchs, 
Hundertwasser und Hutter. 
OttolandlBreitenbrunn - de witte 
werkplaats bei Frenkens 
Fast den ganzen Mai über stellte die Werkstatt 
Breitenbrunn vor und konfrontierte mit Nicolette 
und Nico van den Dool Arbeiten in 81. Haupt- 
anliegen der beiden Niederländer: aus alt 
mach neu - kombinatorische Aktivitäten, zu denen 
alles rundum und hinzukommende eingeladen 
waren, mitzumachen. Leitgedanke des Vorhabens, 
iedermann kreativ sein und werden zu lassen, 
wenn's um seine eigene Umwelt geht. Wie sehr 
uns auch das Weggewarfene an die Leiber rückt, 
wie sehr N. 8. N. van den Dool dieses Problem 
in den Bereich der Kunst integrieren und 
praktizieren, ab sie's der übrigen Welt im Zuge 
einer Bewußtseinsveränderung beibringen werden 
können? 
Noch kurz zu den Frenkens. Ihre langiährigen 
unermüdlichen Aktivitäten in Breitenbrunn sind 
längst bekannt. Wer weiß, wie der hier heimisch 
gewordene Westfale aus dem Nichts, immer am 
Drücker, sein Aktivitätszentrum permanent 
ausbaut, Künstler, Literaten und den Mann von der
	        
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