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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 128)

}( Für den Kunstsammler 
 
Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse - 
kein Experiment mehr 
Die Leistungsschau der graßteils aus Wien 
stammenden Gemälde- und Antiquitätenhöndler 
erbrachte nach der diesiährigen Messe (18.-25. Mai) 
die Gewißheit, daß hier nicht mehr experimentiert 
wird, sondern daß es den Veranstaltern gelungen 
ist, die Fachwelt zu überzeugen. War von vorn- 
herein klar, daß dieses kleine Kulturland 
Usterreich wohl die Impulse, aber nicht das 
Volumen eines internationalen Kunstumschlagplatzes 
wie London oder Paris haben konnte, so zeigte 
sich der begangene Weg folgerichtig: Wien mußte 
seine Fähigkeiten in seinen charakteristischen Spe- 
zialföchern ausbauen und sich einen Namen im 
süddeutschen Raum unter besonderer Berücksichti- 
gung des Begriffes „Wien" schaffen. 
Die dritte Wiener Kunst- und Antiquitötenmesse 
zeigte nun den Erfolg dieser Entwicklung und prä- 
sentierte sich heuer mehr als in den beiden ver- 
gangenen Jahren als ausgesprochene Fachmesse 
verschiedener, dem Österreicher gelegener Spezial- 
gebiete. Die Mehrzahl der 43 Aussteller bat dem 
interessierten Publikum nicht nur Obiekte aller Her- 
ren Länder, die gerade am Markt sind, sondern 
spezialisierte sich fachlich auf ihre ureigenste 
Tradition in einem Maße, das selbst in kritischesten 
Kreisen Aufsehen erregte. Das Niveau wurde 
teilweise bis in die Regionen musealer Meister- 
werke gehoben, ia man fand einzelne Hauptwerke, 
die es im Kunsthandel seit vielen Jahren überhaupt 
nicht mehr gab. Die österreichische Malerei vom 
Biedermeier bis zu den lmpressionisten war in hoher 
und höchster Qualität vertreten. (Franz Alt, Fried- 
rich van Amerling, Julius von Bloas, Tina Blau, 
Josef Danhauser, Franz Eybl, Friedrich Gauermann, 
Ludwig Halauska, Eugen Jettel, Hans Makart, 
Johann Raffalt, August von Pettenkofen, Anton 
Romako, Robert Russ, Jakob Emil Schindler, Joseph 
Thomo, Georg Ferdinand Waldmüller u. a.) Dieses 
wichtige Fachgebiet hat Käufer vom Privatsammler 
bis zu den prominentesten öffentlichen Stellen auf 
den Plan gerufen. Die Kaufabschlüsse waren ent- 
sprechend der Qualitöt der gezeigten Exponate 
ausgesprochen gut. Hohes Niveau zeigte auch die 
Alte Malerei, die vom gotischen Tafelbild über 
Jan van Goyen und Klaes Molenaer und von 
Todeschini bis Giacomo del Po größte Beachtung 
und entsprechendes Interesse fand, wenn sie auch 
im europäischen Raum nicht so außer Konkurrenz 
stand wie die vorgenannte Sparte. Dies trifft auch 
für die gut vertretene Graphik zu. Das öster- 
reichische Barockmöbel hat bis auf einzelne Pracht- 
stücke etwas enttäuscht, dafür konnte aber das 
Kunstgewerbe auf den Gebieten Porzellan, Silber, 
Zinn und Glas international konkurrieren. 
Renaissancebronzen sah man fast keine, aber dafür 
begeisterten eine Anzahl französischer, feuerver- 
goldeter Louis-XV.-Decorbronzen. Tapisserien und 
Teppiche fanden mit musealen Exponaten höchste 
Beachtung, und die mittelalterliche Skulptur lockte 
mit einzelnen Meisterwerken bedeutende aus- 
löndische Museen an. Mehr auf österreichischer 
Basis lagen die wenigen gezeigten Meisterwerke 
des Barock, darunter Giovanni Giuliani und 
Meinrad Guggenbichler. Schließlich zählten wie in 
den vergangenen Jahren eine beachtliche Aus- 
stellung russischer Ikonen und nicht zuletzt eine 
geschlossene Sammlung unbeschädigter, bäuerlicher 
Hinterglasmolerei zu den Hauptonziehungspunkten. 
Das Publikum war erfreulicherweise fachlich äußerst 
versiert und hat sich das beachtliche Angebot ge- 
schickt zunutze gemacht. Die Kollegenschaft kannte 
mit den Verkaufsabschlüssen zufrieden sein, die 
wenigen Aussteller, die vieles wieder mit nach 
Hause nahmen, müssen mit der Kritik wohl bei sich 
selbst anfangen. Was die Anzahl der Besucher be- 
trifft, konnte festgestellt werden, daß die Zahl der 
qualifizierten Käufer stetig im Steigen begriffen ist, 
dagegen die Neugierde ausschließlich schaulustiger 
Personen in den vergangenen Jahren so weit be- 
friedigt wurde, daß sich ein Rummel nicht wieder- 
holte. Ein geschöftsstörender Ansturm war lediglich 
zu gewissen Stoßzeiten in der neueingeführten 
Kaie für den Jungsammler zu beobachten. Der 
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Gesehen im Kunsthandel 
1 Salzburgisch, um 1410, sehr nahe verwandt dem 
Vesperbild + lBramberglSalzburg. 
Galerie Sanct Lucas, Carl Herzig 8- Co., 
Wien 1, Josefsplatz 5, Palais Pallavicini 
2 Ferdinand Waldmüller, Mutterglück, UllHolz, 
60 x 52 cm. Sign. Waldmüller. 
Fisher Gallery Ltd., 18 South Lodge, 
London Grove End Rd. 
(NW 8 9 ES) T. 289 3240 
3 Lamprecht Georg, Servierplatte mit Tier- 
malereien nach Nicolaus Perchem, 1796, 
„Antiquitöten" Gerlinde Dutz, 
Wien 1, Mahlerstraße 9 und 11 
4 Vanitas, ltalien, um 1700, UllLwd, 34x 42 cm. 
Galerie Erich Kuhn, 
Wien 1, Doratheergasse 12 
5 Elefanten-Uhr, vergoldete Bronze, Werk und 
Bronze sign., Paris, Mitte 18. Jh., H 47,5 cm. 
C. Bednarczyk, Kunst und Antiquitäten, 
Wien 1, Doratheergasse 12 
6 Hallenschrank, 2. Hälfte 18. Jh., Eiche natur, 
lntorsia, Originalbesdilöge, H 203, B 157, T 51 cm. 
Galerie FührichfBurgmüller KG, 
Wien 1, Führichgasse 6 
7 Vier Louis-XVL-Fauteuils, Frankreich, um 1770, 
Nuß massiv, teilweise getaßt, alter Seidenbezug. 
Reinhold Hofstätter, Kunst und Kunstgewerbe, 
Wien 1, Bräunerstraße 12 und Doratheergasse 15. 
8 Ankleideschrank, um 1904. Entwurf Josef 
Hafmann, Ausführung Wiener Werkstätte. 
galerie am graben, lnge Asenbaum, 
Wien 1, Graben 7 
Auktionen 
Dorotheum Wien 
600. Kunstouktion, 22. bis 25. Mai 1973 
9 Egon Schiele (1890 TullnlNÜ.-1918) 
„Klosterneuburg" (Straße in Klosterneuburg), 
UllKarton, 19,4 x 21,9 cm (Kot-Nr. 350). 
Taxe: S 70.000.- 
10 Lynn Chadwick (1914 geb., London], „Drawing 
from Twig", sign. und dat. Chadwick 61, 
Tusche-Feder, 72,5 x 55 cm (Kat.-Nr. 303). 
Taxe: S 25.000.- 
Neumeister KG vorm. Weinmüller, München 
147. Auktion, 9. und 10. Mai 1973 
11 Heinrich Biirkel (1802 Pirmasens-1869 München), 
Winterlandschaft mit Hufschmiede und 
Kahlenmeiler, sign. u.datiert, UllLwd.,59x 89cm 
Erlös: DM 80.000.- 
Kunsthaus Lempertz, Köln 
533. Auktion, 6. bis 8. Juni 1973 
12 Gott Vater, Weichholz, rüdrseitig ausgehöhlt, 
originale übergegangene Fassung, 
Oberösterreich, 3. Viertel 18. Jh., H 121 cm. 
Joh. Peter Schwanthaler d. Ä. (1720-1792) 
zugeschr. (Kot-Nr. 1584). Taxe: DM +++.- 
Galerie Koller, Zürich 
29. Auktion, 25. Mai bis 2. Juni 1973 
13 Hornbill-Helm, Kopf des Nashornvogels 
[Calao Casque), ausnehm.seltenes Sammlerstück. 
China, Ch-ien lung, H 22, L 21 cm (Kat.-Nr. 403). 
Taxe: sfr. 3.800.- 
Kunsthaus am Museum, Köln 
54. Auktion, 21. bis 24. März 1973 
14 Max Slevogt (1868 Landshut-1932 Neukastel), 
Sonnenuntergang in der Pfalz, Landschaft bei 
GodramsteinlWeinstraße. ÖllLwd, 61 x 74 cm. 
Bez. unten rechts: Slevagt 1913 (KaL-Nr. 2086). 
Taxe: DM 30.000.- 
Sotheby, London 
Auktion vom 2. Mai 1973 
15 Reichgeschmückter Bücherschrank, ausgeführt 
von Michael Orley (Firmenetikette), Wien, um 
1860, H 305, B 203 cm (Kat.-Nr. 172). 
Erlös: Gns 620.- 
Christie's London 
Auktion vom 16. Mai 1973 
16 Ein Paar englischer „Lang Flintlock Holster 
Pistols", sign. John Cozens, Stempel RS, ca. 1670 
(Kot-Nr. 274). 
Erlös: Gns 3600.- 
Bildfolge 1--16 
 
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