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in England waren die Observatarien dazu in
Zeiten, die etwa 6000 bis 2000 Jahre v. Chr.
liegen. So erweist sich die Chronologie, das
heißt die Geschichte der Zeitfestlegung, als er-
ste Konsequenz der Zeitböndigung und die ge-
nannten Observatorien als die entscheidenden
Hilfsmittel dazu. Van dieser Basis sind in die
nächsten Jahrtausende die sich immer verfei-
nernden Zeitmeßgeröte entstanden: Sonnenuh-
ren (Abb. 2a, b], Gnomone, Astrolabien, Sa-
phen u. a. m.
Die Folge dieser schon verfeinerten Taktiken in
der Zeitbändigung ist die Einführung der Stun-
den, Minuten und, zuerst nur gedanklich, auch
der Sekunden. Auch heute noch bekommen wir
im täglichen Leben unsere Zeitorientierung aus
den Observatorien der Astranomen, auch wenn
wir nicht daran denken, wenn wir unsere Arm-
banduhr nach dem Teletonsignol richten.
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Ein ganz neues, viel universelleres Hilfsmittel
zur Zeitbändigung als die Sonnenuhren ist um
1300 in unsere Kultur eingetreten: Die Röderuhr,
die auch in der Nacht und bei bewölktem Him-
mel Zeiterkennen möglich macht. Ihre Anfänge
liegen im Dunkel der Geschichte. In China wur-
den aus uralten Wasseraustlußuhren um 1000
v. Chr. wassergetriebene Röderuhren entwickelt,
deren Wirkungsweise den europäischen Räder-
uhren verwandt ist (Himmelsmaschine Abb. 3).
Ob die europäische Entwicklung der Räder-
uhren von China beeintlußt worden ist, wissen
wir nicht. Um 1300 erscheint in Europa die erste
gewichtsgetriebene Raderuhr. Mit dem Besitz
des Röderuhrprinzips beginnt eine ungleich in-
tensivere Aktivität hinsichtlich der Technik der
Zeitböndigung und deren Genauigkeit: es be-
ginnt die Zeit der Monumentaluhren (Abb. 5a, b).
Um 1450 haben die Röderuhren etwa eine durch-
schnittliche tägliche Fehlweisung von 110 Mi-
nuten. Um 1580 schreibt der Landgrat Wilhelm IV.
von Hessen, ein sehr bedeutender Astronom, an
Tycho Brahe: „nun hätte er dank eines neuen
Echapments seines Meisters Jost Bürgi Beobach-
tungsuhren mit einer Genauigkeit von 1 Minute
pro Tag." Damit waren nun die Beobachtungen
möglich geworden, aufgrund deren Kepler seine
berühmten drei Gesetze erstellen konnte. Die
zweite große Auswirkung der Zeitbündigung ist
somit die Astronomie (Abb. 4). Die Röderwerke,
die diese Resultate ermöglichten, wurden in
kostbare Gehäuse eingebaut, und die Snobs
der damaligen Zeit, Fürsten, Prölaten und Kaut-
leute, wollten da nicht zurückstehen und eben-
solche Stücke besitzen. Daher die große Zahl
der Prunkuhren in kostbaren Goldschmiedear-
beiten, die heute die letzte Sehnsucht der Samm-
ler vorstellen und die Spitzenrekorde von
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