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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 145)

2 Fgurinen, Durslellungen und Porträts zur Ge- 
s ichfe der Operette. 
3 Remigius Geylmg, „Flgurinen" 
 
die Experten: könnte dies alles so richtig gezeigt 
und ausgebreitet werden, wäre es das erste, 
reichste, bedeutendste Museum seiner Art! Vor- 
erst aber muß die Bleibe in der Nationalbiblio- 
thek erhalten bleiben, müssen die meisten Schätze 
nach, wie bei einem Eisberg, unter der Wasser- 
linie schlummern; in Opernnöhe, in der Hanusch- 
gasse, wurden vorerst zehn Ausstellungsräume 
und ein paar Arbeitszimmer adaptiert und neu 
bezogen, aber damit doch urbi et orbi der An- 
fang gesetzt und überallhin verkündet; der Fuß 
steckt in der Türe, der Anfang ist gemacht, ein 
weiterer Ausbau, eine angestrebte Vergrößerung 
wird die Aufgabe für die nächsten Jahre und 
Jahrzehnte sein! 
Inzwischen sprach und mußte man halt immer 
von der Theatersammlung der Nationalbibliothek 
sprechen, die mit kleinen Ausstellungen zwischen- 
durch von sich reden machte, so waren z. B. zu- 
letzt in den Bundestheatern zu sehen „Bertold 
Viertel und Wien" (Burgtheater), „Bühnenbilder 
des Akademietheaters" und „75 Jahre Volks- 
oper". Folgende Gedenkröume in der National- 
beim burgtheater-einstigen Ranacher gelungen), 
dann halfen aber die Heinzelmännchen der Bun- 
destheater mit - und plötzlich hatte man, klein, 
aber fein und mein, die Hanuschgasse und grün- 
dete . . . 
Also, zunächst: in den zehn Zimmern die erste 
der geplanten Wechselausstellung, eine Art Zu- 
sammenschau „Theater in Wien - vom Barock 
zur Gegenwart", eine Auslese gleichsam hervor- 
ragender, signifikanter Objekte, ein Wieder- 
oder Endlich-Sehen bekannter Bilder, Texte, Pla- 
stiken, Plakate, Drucke, ein Schnellkursus beweg- 
ter Theatergeschichte. ln etwa halbiöhrigen Ab- 
ständen sollen dann weitere Wechselausstellun- 
gen folgen, übers Burgtheateriubilöum natürlich, 
die Kellerbühnen, die Festspiele; vielleicht kann 
man auch später daran denken, sich auch außer- 
halb Österreichs die Themen zu suchenl? 
Zuletzt ein paar Zahlen, um die Notwendigkeit - 
und die künftige totale Aufstellung und Schau zu 
erklären und zu dokumentieren. Neben dem kai- 
serlichen Besitzstand kamen etwa die ergiebigen 
Sammlungen von Hugo Thimig hinzu (Schauspie- 
5 
 
Ferdinand Raimund 
Erinnerungen an Charlotte Wolter und an den 
Ringtheaterbrand 
bibliothek laden zum Besuche ein: die Räume für 
Hermann Bohr, für Anna Bahr-Mildenburg, Josef 
Kainz, Emmerich Kälman, Caspor Neher, Max 
Reinhardt, Hugo Thimig und Carl Michael Zieh- 
rer (und diese Gedenkräume könnten leicht nach 
um neue vermehrt werdenl). Viermal wöchentlich 
ist der Lesesaal der Theatersammlung geöffnet - 
und nicht sonderlich, weil so im Verborgenen 
blühend, frequentiert. 
Aber das soll und wird ietzt anders werden: Nach 
den Versuchen der Jahre 1922 und 1929 setzte 
es massiv wieder seit 197i ein, als das Bundes- 
ministerium für Wissenschaft und Forschung ge- 
gründet war und die „Wiener Dramaturgie" (eine 
Vereinigung von Theaterdirektoren, Dramatur- 
gen, Kritikern, Managern) die endliche Gründung 
eines Usterreichischen Theatermuseums postu- 
lierte und bei der energischen Frau Minister Dr. 
Firnberg auf Verständnis und Hilfe stieß. Prof. 
Kindermann, weltweit geschätzter Theatenrvissen- 
schaftsordinarius, Hofrat Mayerhöfer von der 
Theatersommlung und Hofrat Prof. Langer vom 
Ministerium bildeten den vordersten Stoßtrupp, 
viele bekannte Künstler schlossen sich an, die 
Presse half bei ieder Gelegenheit überzeugend 
mit. Man suchte zunächst vergeblich einen reprä- 
sentativen Bau fürs neue Museum (beinahe wäre 
es bei den traditionsreichen Redoutensölen oder 
ler war er und Eurgtheaterdirektor, Ahnherr der 
berühmten Dynastie), dann vieles von Hubert Mo- 
rischka (einer der Operettenkönige Wiens), von 
Stefan Zweig (mit einer Fülle von Dichterhand- 
schritten), dann von Albin Skoda (mit peinlich 
genau gesammelten Privatissima) und vieles auch 
etwa noch von Max Reinhardt, und so fort. Und 
so stapeln sich jetzt in der Nationalbibliothek 
(und harren künftiger Exposition) über 5000 Thea- 
terhandschriften, über 64.000 Autographien, über 
250.000 Einblattdrucke, nahezu 400.000 Zeitungs- 
ausschnitte, 88.000 Handzeichnungen, über 10.000 
Graphiken, nahezu 300.000 Fotos, dazu Filme, 
Mikrofilme, Schallplatten, Theatermodelle (851), 
Diopositive (1970), dann Porzellan, Porträts, Sta- 
tuetten, Olgemälde, Büsten . . . 
Es wird viel, viel Arbeit geben, dies alles neu 
fürs große, endgültige Museum zu ordnen, auf- 
zustellen, zu präsentieren. Nicht nur zum Ruhme 
des österreichischen Theaters und des Wissen- 
schattsministeriums zu Wien... 
Ü Unser Autor: 
Wirkl. Hofrat Prof. Dr. Friedrich Langer 
Bundesministerium für Wissenschaft und 
Forschung 
Minoritenplatz 5 
1010 Wien 
33
	        
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