2 Fgurinen, Durslellungen und Porträts zur Ge-
s ichfe der Operette.
3 Remigius Geylmg, „Flgurinen"
die Experten: könnte dies alles so richtig gezeigt
und ausgebreitet werden, wäre es das erste,
reichste, bedeutendste Museum seiner Art! Vor-
erst aber muß die Bleibe in der Nationalbiblio-
thek erhalten bleiben, müssen die meisten Schätze
nach, wie bei einem Eisberg, unter der Wasser-
linie schlummern; in Opernnöhe, in der Hanusch-
gasse, wurden vorerst zehn Ausstellungsräume
und ein paar Arbeitszimmer adaptiert und neu
bezogen, aber damit doch urbi et orbi der An-
fang gesetzt und überallhin verkündet; der Fuß
steckt in der Türe, der Anfang ist gemacht, ein
weiterer Ausbau, eine angestrebte Vergrößerung
wird die Aufgabe für die nächsten Jahre und
Jahrzehnte sein!
Inzwischen sprach und mußte man halt immer
von der Theatersammlung der Nationalbibliothek
sprechen, die mit kleinen Ausstellungen zwischen-
durch von sich reden machte, so waren z. B. zu-
letzt in den Bundestheatern zu sehen „Bertold
Viertel und Wien" (Burgtheater), „Bühnenbilder
des Akademietheaters" und „75 Jahre Volks-
oper". Folgende Gedenkröume in der National-
beim burgtheater-einstigen Ranacher gelungen),
dann halfen aber die Heinzelmännchen der Bun-
destheater mit - und plötzlich hatte man, klein,
aber fein und mein, die Hanuschgasse und grün-
dete . . .
Also, zunächst: in den zehn Zimmern die erste
der geplanten Wechselausstellung, eine Art Zu-
sammenschau „Theater in Wien - vom Barock
zur Gegenwart", eine Auslese gleichsam hervor-
ragender, signifikanter Objekte, ein Wieder-
oder Endlich-Sehen bekannter Bilder, Texte, Pla-
stiken, Plakate, Drucke, ein Schnellkursus beweg-
ter Theatergeschichte. ln etwa halbiöhrigen Ab-
ständen sollen dann weitere Wechselausstellun-
gen folgen, übers Burgtheateriubilöum natürlich,
die Kellerbühnen, die Festspiele; vielleicht kann
man auch später daran denken, sich auch außer-
halb Österreichs die Themen zu suchenl?
Zuletzt ein paar Zahlen, um die Notwendigkeit -
und die künftige totale Aufstellung und Schau zu
erklären und zu dokumentieren. Neben dem kai-
serlichen Besitzstand kamen etwa die ergiebigen
Sammlungen von Hugo Thimig hinzu (Schauspie-
5
Ferdinand Raimund
Erinnerungen an Charlotte Wolter und an den
Ringtheaterbrand
bibliothek laden zum Besuche ein: die Räume für
Hermann Bohr, für Anna Bahr-Mildenburg, Josef
Kainz, Emmerich Kälman, Caspor Neher, Max
Reinhardt, Hugo Thimig und Carl Michael Zieh-
rer (und diese Gedenkräume könnten leicht nach
um neue vermehrt werdenl). Viermal wöchentlich
ist der Lesesaal der Theatersammlung geöffnet -
und nicht sonderlich, weil so im Verborgenen
blühend, frequentiert.
Aber das soll und wird ietzt anders werden: Nach
den Versuchen der Jahre 1922 und 1929 setzte
es massiv wieder seit 197i ein, als das Bundes-
ministerium für Wissenschaft und Forschung ge-
gründet war und die „Wiener Dramaturgie" (eine
Vereinigung von Theaterdirektoren, Dramatur-
gen, Kritikern, Managern) die endliche Gründung
eines Usterreichischen Theatermuseums postu-
lierte und bei der energischen Frau Minister Dr.
Firnberg auf Verständnis und Hilfe stieß. Prof.
Kindermann, weltweit geschätzter Theatenrvissen-
schaftsordinarius, Hofrat Mayerhöfer von der
Theatersommlung und Hofrat Prof. Langer vom
Ministerium bildeten den vordersten Stoßtrupp,
viele bekannte Künstler schlossen sich an, die
Presse half bei ieder Gelegenheit überzeugend
mit. Man suchte zunächst vergeblich einen reprä-
sentativen Bau fürs neue Museum (beinahe wäre
es bei den traditionsreichen Redoutensölen oder
ler war er und Eurgtheaterdirektor, Ahnherr der
berühmten Dynastie), dann vieles von Hubert Mo-
rischka (einer der Operettenkönige Wiens), von
Stefan Zweig (mit einer Fülle von Dichterhand-
schritten), dann von Albin Skoda (mit peinlich
genau gesammelten Privatissima) und vieles auch
etwa noch von Max Reinhardt, und so fort. Und
so stapeln sich jetzt in der Nationalbibliothek
(und harren künftiger Exposition) über 5000 Thea-
terhandschriften, über 64.000 Autographien, über
250.000 Einblattdrucke, nahezu 400.000 Zeitungs-
ausschnitte, 88.000 Handzeichnungen, über 10.000
Graphiken, nahezu 300.000 Fotos, dazu Filme,
Mikrofilme, Schallplatten, Theatermodelle (851),
Diopositive (1970), dann Porzellan, Porträts, Sta-
tuetten, Olgemälde, Büsten . . .
Es wird viel, viel Arbeit geben, dies alles neu
fürs große, endgültige Museum zu ordnen, auf-
zustellen, zu präsentieren. Nicht nur zum Ruhme
des österreichischen Theaters und des Wissen-
schattsministeriums zu Wien...
Ü Unser Autor:
Wirkl. Hofrat Prof. Dr. Friedrich Langer
Bundesministerium für Wissenschaft und
Forschung
Minoritenplatz 5
1010 Wien
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