Notizen
Bundesprasident Dr. Rudolf Kirchschläger erholt anläßlich
der Eröffnung der Jahvesausstellung 1976 „Peter Richard
Oherhuber - Weltstädte im Aquarell" im Grazer Künstler-
haus als Erinnerungsgabe das Blatt „Prag" vom Künstler
zum Geschenk.
Peter Richard Oberhuber - ein 70er?
Unnotwendigerweise ist es Usus, zu solchen
Anlässen allzu viele Worte zu ver(sch)wenden.
Das hebt den zu ehrenden Menschen auf ein
Postulat hehrer Un-Persönlichkeit. Damit tut man
gerade unserem Jubilar etwas an, was er - rundum
ähnlich bedacht - nur mit kernigem Lächeln
quittiert. Ist er doch der humorigsten einer,
lebendiggewordene Figur eines Herzmanovsky-
Orlando, immer bereit, mit echten Späßen alle und
alles umzuwerfen. Als sich dem Malerprofessor aus
Graz, Gründungs- und Ehrenpräsident des
Steiermärkischen Werkbundes, der 70er bedrohlich
auf den grauen Bürstenkopf senkte, riß er aus, um
die Städte der Welt zu malen. Wurde heimisch auf
allen Airlines, überflog Kontinente, kreuzte
Meridiane, seinen steirischen Humor im Molerranzen.
Das Ergebnis war eine Serie bekannter Weltstädte,
die P. R. Oberhuber im Aquarell niederlegte. Ob er
sie sich zum 70er selber zum Präsent machte?
LeykomlGraz druckte vorzüglich und verlegte eine
stattliche Serie, deren summarische Aussagekraft
dem dynamischen Naturell des Künstlers entspricht
und entspringt. Seinem unrostigen Temperament,
das er vor iedem neuen Beginnen auch stets neu
zügeln muß. Offenkundig verrät jedes Blatt
Einfühlung und Meisterschaft des Wissenden und
Erfahrenen, sicheres Anlegen im spontan-ordnenden
Fluß der Farben, instinktives Erfassen der
geheimen Stimmungen und Strukturen einer
Landschaft, mit dem untrüglichen Flair für das
Wesentliche und „Herausreißbare" einer solchen.
Mit allem Respekt vor der Natur versteht sich. Aber
doch mit iener Unbekümmertheit, die Oberhubers
Wesen eigen. Ob es ihm, so um die B0 - ad multos
annos - vielleicht wie Hiroshige gehen wird, und
er noch einmal ganz von vorne anfangen wird zu
leben, zu sehen und noch besser zu malen?
Ü I. netopil
Aachen - Neue Galerie
Anna Oppermann - Ensembles (24. 1.-2. 3. 1976).
Mit einer ganz eigenwilligen Kunstäußerung,
die inmitten neu aufgekommener, von der Umwelt
bestimmter Kreativitäten der Gegenwart liegt,
trat Anna Oppermann auf. Über den Prozeß zum
fertigen „Ensemble" meinte sie z. B., daB sie eine
Bohnenschale (Obiet trouve, Naturidyll) auf einen
Teller (nutzbarer Gegenstand, Zivilisation) legt,
diesen Teller auf einen gedeckten Tisch (Dekor,
was unsere Welt angenehmer und schöner macht)
stellt und hernach zu reproduzieren (Reproduktion
für Kunst, Kultur, Ersatz, Kompensation, Reflexion)
beginnt. Die Reproduktionen ergänzen das
Ensemble, es wuchert aus. Gravierend hiebei die
anfängliche Ausdehnung des „Krams" - auch
Obiekte, Skizzen, Fotos - im Zuge der Entwicklung
eines Ensembles und dessen Schrumpfung in der
Endphase, da die verschiedenen Prozeßphasen
illusionär als partielle fotografische Bildträger mit
der letzten Phase der Dingformen zusammen erst
das echte Oppermann-Ensemble ausmachen.
Unschwer sich vorzustellen, daß, wie es heißt, die
Wirkung solcher Ensembles auf den Beschauer
unbeschreibbar sein soll. - Ein moderner Arcimboldo
mit dem_ Status des elitären Auslagenorrangeurs?
Nordische Kunst um 1900.
Vortrag mit Dias (30. 1. 1976).
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Rudolf Zeitler, Professor für Kunstgeschichte an der
Universität in Uppsala, wissenschaftliche Kapazität
für Kunst der Jahrhundertwende, lieferte den
Beweis, daß skandinavische Künstler, Schriftsteller
und Komponisten maßgeblich an dem epochalen
Umbruch um 1900 Anteil hatten und eine spezifisch
nordische Mythologie nach einer ersten Aufnahme in
die Romantik, Vorbilder und Motive für die Malerei
und Literatur lieferten.
Übriges Aachener Programm: „Puppenspiele, Hans
Houben" - künstlerisch und pädagogisch anerkannte
Tätigkeit dokumentiert durch volle 30 Jahre.
„Heinz Sevenich - Bearbeitung der Umwelt." Einer
rnehr, der die Umwelt aus ihrer totalen Sicht
protokolliert. Lesungen iunger Autoren, Filme der
Jugend in der neuen Reihe „Randfiguren der
Gesellschaft", Rock- und Falksänger, Liederabende,
Führungen. . . (Abb. 1).
Augsburg - Galerie nach sechs
Die Originalität der Benennung von Kunstgalerien
läßt keinen Wunsch offen. Diese hier erstmals
aufscheinende Galerie präsentierte den Österreicher
Kurt Freundlinger (22. 2.-27. 3. 1976). Der Künstler,
aus Steyr, Jahrgang 1930, kreiert in seinen Olbildern
und Aquarellen einen Stil, der von einer sehr
instinktsicheren und bewußt gesetzten Spontaneität
lebt. In fast altmeisterlicher Manier bringt er
menschlich existentielle Situationen in Chiffren,
teils laviert, teils klassisch nervös gestrichelt (Abb. 2).
DüsseldortlStuttgart - Galerie Vömel
lnnerhalb der Stuttgarter Antiquariatsmesse vorn
29.1. bis 1.2. 1976 zeigte die Galerie Vömel in den
Räumen des Württemberger Kunstvereins ein
beachtliches Aufgebot deutscher Meister der neueren
Zeit. Von Barlach über Heckel, Kolbe, Lehmbruck,
Macke, Marc, Marcks, Schmitt-Rottluff und Renee
Sintenis reichte der illustre Kreis, der mehr und mehr
seine Klasse und Wertbeständigkeit unter Beweis
stellt (Abb. 3).
Esslingen - Die Künstlergilde e. V.
In drei deutschen Städten veranstaltete man
Ausstellungen im März 1976.
Heilbronn: „Hans Fronius", Stadtbücherei
(5.-St. 3. 1976).
Bonn: „Jüdische Künstler aus der Ostdeutschen
Galerie Regensburg", Rheinisches Landesmuseum
(11. 3-4. 4. 1976).
Regensburg: „Lothar-Günther Buchheim", Ost-
deutsche Galerie (6. 2.-21. 3. 1976). Buchheim hat
seit 1952 eine Reihe von Aquarellen gemalt, die ihn,
weltweit reisend, unter anderem in die Bretagne,
die Haute Provence, an die Adria, nach Südtirol
und Trentino, Spanien, in die Südsee auf Samoo und
weiter nach Guam, die Karolinen, nach Hongkong,
Taiwan bis nach Mexiko führten. Küsten, Strände,
vor allern das Meer und Wasser ziehen ihn an, und
selbst seine nähere Umgebung bildete er ab im
Felclafinger Moorweiher, in Tümpeln, dem
Starnberger See.
Frankfurt - Museum für Kunsthandwerk
Die erste Hälfte 1976 steht im Zeichen von zwei
Ausstellungen. Vom 7. 2. bis 1B. 4. 1976 im
Karmeliterklaster die Schau „Europäisches und
außereuropäisches Glas". Mit einem Zyklus von
Führungen konnte der weite Bogen der Exponate
der vom orientalischen und venezianischen Glas,
dem deutschen Glas vom Mittelalter bis zum
Rokoko, dem Glas des 19. Jahrhunderts und des
Jugendstils bis zum chinesischen Glas reichte, die
Reichhaltigkeit dieses reizvollsten Zweiges des
Kunstgewerbes unter Beweis gestellt werden. Als
zweite Ausstellung und wesentlicher Bestandteil der
200-Jahr-Feier Amerikas wird in Kürze, Mitte Mai,
ebenfalls im Karmeliterkloster „Modernes
amerikanisches und europäisches Glas" - aus-
schließlich Unikate - von rund 50 international
bekannten Künstlern - 300 Obiekte - veranstaltet.
Hanau - Deutsches Goldschmiedehaus
Eine besondere Ehrung erfuhr der österreichische
Nestor der nach dem Kriege aufstrebenden
Goldschmiedekunst, Prof. Sepp Schrnölzer, mi'
Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft de
Botschafters in der Bundesrepublik s. E. Dr. tA
Gredler stand. Zur Eröffnung dieser gemeins
Veranstaltung des Deutschen Goldschmiedehc
und der Gesellschaft für Goldschmiedekunst:
der Generaldirektor der Städtischen Museen l
Dr. Gerhard Batt. Schmölzer, 1919 in Feldkircl
Kärnten geboren, besuchte, nachdem er in
Klagenfurt die Goldschmiedelehre absolviert
die Akademie der bildenden Künste in Wien,
war danach Fachlehrer, daneben Gebrauchs-
graphiker und Fotograf. Erst seit 1962 wendet
sich der Goldschmiedekunst zu, war schon in
Anfängen recht erfolgreich, was auch in einer
Berufung zum Leiter der Goldschmiedeklasse
der internationalen Sommerakademie der bilt
Künste in Salzburg 1967-1971 sichtbare Bestät
fand.
New York - Museum of Contemporar)
Eine interessante Ausstellung startete am 22.
in New York unter dem Titel „The American
lndian and the American Flag". Organisiert
Flint Institute of Arts, Michigan, und ermöglic
durch die tatkräftige Unterstützung der einz
amerikanischen Bundesstaaten wird hier sicht
gemacht, wie sehr sich die indianische Kun
keit bei Ausschmückung und Verschönerung il
Umwelt, ihren Kunstäußerungen, ihrer Kleidu
und allem Dekorativen schlechthin an der
amerikanischen Flagge und anderen patriotis
Symbolen während der letzten 100 Jahre ins;
Eine Kollektion von mehr als 180 historische
zeitgenössischen Obiekten bestätigt nachdri
dieses kulturelle Phänomen. Jede Form indiai
Kunst ist präsent mit Werken von 33 Stämme:
aus allen Teilen der USA einschließlich der B
Mexikos und Kanadas. Was uns Europäer etv
stutzig macht, ist das Zusammentreffen der
200-Jahr-Feier der USA mit dieser Propagier
von Fähigkeiten und Künsten des amerikanist
Ureinwohners, dessen Volkstum, längst abgei
sich in Bedeutungslosigkeit ergeben mußte. A
Bestandsaufnahme kultureller Fakten eines pi
gestorbenen Volkes zum Ruhme Gesamtamer
Nichtsdestoweniger ist diese Ausstellung seht
wert, weil sie die tiefgehende Reverenz des
indianischen Wesens für Natur und Schänhei
widerspiegelt. Ein Spektrum in Bildern, Fotos
Kunstgewerbe, der Kleidung des indianischer
Volkes von den Apachen über die Blackfoots,
Comanchen, Navaios bis zu den Sioux, um I'll
bekanntesten der 33 Stämme zu zitieren. Nac
New York zieht die Schau nach vier weiteren
Stationen: FlintlMichigan (4. 4.-1. B. 1976) -
MilwaukeelWiscounsin (13. 8-26. 9. 1976) -
HoustonlTexas (B. 10.-21. 11. 1976] -
PhoenixlArizona (5. 12. 1976-16. 1. 1977].
Nürnberg - Kunsthalle Nürnberg
Mit drei Ausstellungen setzte die Kunsthalle i
Programm fort. „Schritt und Bild" - 4. Ausste
aus der Sammlung internationaler zeitgenöss
Kunst der Kunsthalle Nürnberg. KunsthallelN
halle (13. 2.-1B. 4. 1976) „Mark Prent - Mensc
bilder und Paolo Baratella: es ist ein Lachen,
euch begraben wird" - zusammen mit dem
Künstlerprogramm des DAAD und der Galer
PolllBerlin. KunsthallelMarientor (26. 2-18. 4
- „Ernst Neukamp - Landschaften". Kunsthal
Marientor (27. 2-18. 4. 1976) - (Abb. 4).
Ottawa - National Gallery ot Canad
Noch im Mai ist hier die seit Dezember 1975
laufende Ausstellung „Neuerwerbungen von
europäischer Druckgraphik: 1500-1940" zu se
Von Douglas Druick, dem Kurator der stäni
Sammlung der National Gallery, organisier
vermitteln diese neuangekauften Werke die
Spannweite europäischer Graphik durch fünf
Jahrhunderte, belegt mit exzellenten Beispiel
aller bedeutenden Techniken dieses Medium: