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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 145)

Notizen 
 
 
Bundesprasident Dr. Rudolf Kirchschläger erholt anläßlich 
der Eröffnung der Jahvesausstellung 1976 „Peter Richard 
Oherhuber - Weltstädte im Aquarell" im Grazer Künstler- 
haus als Erinnerungsgabe das Blatt „Prag" vom Künstler 
zum Geschenk. 
Peter Richard Oberhuber - ein 70er? 
Unnotwendigerweise ist es Usus, zu solchen 
Anlässen allzu viele Worte zu ver(sch)wenden. 
Das hebt den zu ehrenden Menschen auf ein 
Postulat hehrer Un-Persönlichkeit. Damit tut man 
gerade unserem Jubilar etwas an, was er - rundum 
ähnlich bedacht - nur mit kernigem Lächeln 
quittiert. Ist er doch der humorigsten einer, 
lebendiggewordene Figur eines Herzmanovsky- 
Orlando, immer bereit, mit echten Späßen alle und 
alles umzuwerfen. Als sich dem Malerprofessor aus 
Graz, Gründungs- und Ehrenpräsident des 
Steiermärkischen Werkbundes, der 70er bedrohlich 
auf den grauen Bürstenkopf senkte, riß er aus, um 
die Städte der Welt zu malen. Wurde heimisch auf 
allen Airlines, überflog Kontinente, kreuzte 
Meridiane, seinen steirischen Humor im Molerranzen. 
Das Ergebnis war eine Serie bekannter Weltstädte, 
die P. R. Oberhuber im Aquarell niederlegte. Ob er 
sie sich zum 70er selber zum Präsent machte? 
LeykomlGraz druckte vorzüglich und verlegte eine 
stattliche Serie, deren summarische Aussagekraft 
dem dynamischen Naturell des Künstlers entspricht 
und entspringt. Seinem unrostigen Temperament, 
das er vor iedem neuen Beginnen auch stets neu 
zügeln muß. Offenkundig verrät jedes Blatt 
Einfühlung und Meisterschaft des Wissenden und 
Erfahrenen, sicheres Anlegen im spontan-ordnenden 
Fluß der Farben, instinktives Erfassen der 
geheimen Stimmungen und Strukturen einer 
Landschaft, mit dem untrüglichen Flair für das 
Wesentliche und „Herausreißbare" einer solchen. 
Mit allem Respekt vor der Natur versteht sich. Aber 
doch mit iener Unbekümmertheit, die Oberhubers 
Wesen eigen. Ob es ihm, so um die B0 - ad multos 
annos - vielleicht wie Hiroshige gehen wird, und 
er noch einmal ganz von vorne anfangen wird zu 
leben, zu sehen und noch besser zu malen? 
Ü I. netopil 
Aachen - Neue Galerie 
Anna Oppermann - Ensembles (24. 1.-2. 3. 1976). 
Mit einer ganz eigenwilligen Kunstäußerung, 
die inmitten neu aufgekommener, von der Umwelt 
bestimmter Kreativitäten der Gegenwart liegt, 
trat Anna Oppermann auf. Über den Prozeß zum 
fertigen „Ensemble" meinte sie z. B., daB sie eine 
Bohnenschale (Obiet trouve, Naturidyll) auf einen 
Teller (nutzbarer Gegenstand, Zivilisation) legt, 
diesen Teller auf einen gedeckten Tisch (Dekor, 
was unsere Welt angenehmer und schöner macht) 
stellt und hernach zu reproduzieren (Reproduktion 
für Kunst, Kultur, Ersatz, Kompensation, Reflexion) 
beginnt. Die Reproduktionen ergänzen das 
Ensemble, es wuchert aus. Gravierend hiebei die 
anfängliche Ausdehnung des „Krams" - auch 
Obiekte, Skizzen, Fotos - im Zuge der Entwicklung 
eines Ensembles und dessen Schrumpfung in der 
Endphase, da die verschiedenen Prozeßphasen 
illusionär als partielle fotografische Bildträger mit 
der letzten Phase der Dingformen zusammen erst 
das echte Oppermann-Ensemble ausmachen. 
Unschwer sich vorzustellen, daß, wie es heißt, die 
Wirkung solcher Ensembles auf den Beschauer 
unbeschreibbar sein soll. - Ein moderner Arcimboldo 
mit dem_ Status des elitären Auslagenorrangeurs? 
Nordische Kunst um 1900. 
Vortrag mit Dias (30. 1. 1976). 
44 
Rudolf Zeitler, Professor für Kunstgeschichte an der 
Universität in Uppsala, wissenschaftliche Kapazität 
für Kunst der Jahrhundertwende, lieferte den 
Beweis, daß skandinavische Künstler, Schriftsteller 
und Komponisten maßgeblich an dem epochalen 
Umbruch um 1900 Anteil hatten und eine spezifisch 
nordische Mythologie nach einer ersten Aufnahme in 
die Romantik, Vorbilder und Motive für die Malerei 
und Literatur lieferten. 
Übriges Aachener Programm: „Puppenspiele, Hans 
Houben" - künstlerisch und pädagogisch anerkannte 
Tätigkeit dokumentiert durch volle 30 Jahre. 
„Heinz Sevenich - Bearbeitung der Umwelt." Einer 
rnehr, der die Umwelt aus ihrer totalen Sicht 
protokolliert. Lesungen iunger Autoren, Filme der 
Jugend in der neuen Reihe „Randfiguren der 
Gesellschaft", Rock- und Falksänger, Liederabende, 
Führungen. . . (Abb. 1). 
Augsburg - Galerie nach sechs 
Die Originalität der Benennung von Kunstgalerien 
läßt keinen Wunsch offen. Diese hier erstmals 
aufscheinende Galerie präsentierte den Österreicher 
Kurt Freundlinger (22. 2.-27. 3. 1976). Der Künstler, 
aus Steyr, Jahrgang 1930, kreiert in seinen Olbildern 
und Aquarellen einen Stil, der von einer sehr 
instinktsicheren und bewußt gesetzten Spontaneität 
lebt. In fast altmeisterlicher Manier bringt er 
menschlich existentielle Situationen in Chiffren, 
teils laviert, teils klassisch nervös gestrichelt (Abb. 2). 
DüsseldortlStuttgart - Galerie Vömel 
lnnerhalb der Stuttgarter Antiquariatsmesse vorn 
29.1. bis 1.2. 1976 zeigte die Galerie Vömel in den 
Räumen des Württemberger Kunstvereins ein 
beachtliches Aufgebot deutscher Meister der neueren 
Zeit. Von Barlach über Heckel, Kolbe, Lehmbruck, 
Macke, Marc, Marcks, Schmitt-Rottluff und Renee 
Sintenis reichte der illustre Kreis, der mehr und mehr 
seine Klasse und Wertbeständigkeit unter Beweis 
stellt (Abb. 3). 
Esslingen - Die Künstlergilde e. V. 
In drei deutschen Städten veranstaltete man 
Ausstellungen im März 1976. 
Heilbronn: „Hans Fronius", Stadtbücherei 
(5.-St. 3. 1976). 
Bonn: „Jüdische Künstler aus der Ostdeutschen 
Galerie Regensburg", Rheinisches Landesmuseum 
(11. 3-4. 4. 1976). 
Regensburg: „Lothar-Günther Buchheim", Ost- 
deutsche Galerie (6. 2.-21. 3. 1976). Buchheim hat 
seit 1952 eine Reihe von Aquarellen gemalt, die ihn, 
weltweit reisend, unter anderem in die Bretagne, 
die Haute Provence, an die Adria, nach Südtirol 
und Trentino, Spanien, in die Südsee auf Samoo und 
weiter nach Guam, die Karolinen, nach Hongkong, 
Taiwan bis nach Mexiko führten. Küsten, Strände, 
vor allern das Meer und Wasser ziehen ihn an, und 
selbst seine nähere Umgebung bildete er ab im 
Felclafinger Moorweiher, in Tümpeln, dem 
Starnberger See. 
Frankfurt - Museum für Kunsthandwerk 
Die erste Hälfte 1976 steht im Zeichen von zwei 
Ausstellungen. Vom 7. 2. bis 1B. 4. 1976 im 
Karmeliterklaster die Schau „Europäisches und 
außereuropäisches Glas". Mit einem Zyklus von 
Führungen konnte der weite Bogen der Exponate 
der vom orientalischen und venezianischen Glas, 
dem deutschen Glas vom Mittelalter bis zum 
Rokoko, dem Glas des 19. Jahrhunderts und des 
Jugendstils bis zum chinesischen Glas reichte, die 
Reichhaltigkeit dieses reizvollsten Zweiges des 
Kunstgewerbes unter Beweis gestellt werden. Als 
zweite Ausstellung und wesentlicher Bestandteil der 
200-Jahr-Feier Amerikas wird in Kürze, Mitte Mai, 
ebenfalls im Karmeliterkloster „Modernes 
amerikanisches und europäisches Glas" - aus- 
schließlich Unikate - von rund 50 international 
bekannten Künstlern - 300 Obiekte - veranstaltet. 
Hanau - Deutsches Goldschmiedehaus 
Eine besondere Ehrung erfuhr der österreichische 
Nestor der nach dem Kriege aufstrebenden 
Goldschmiedekunst, Prof. Sepp Schrnölzer, mi' 
Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft de 
Botschafters in der Bundesrepublik s. E. Dr. tA 
Gredler stand. Zur Eröffnung dieser gemeins 
Veranstaltung des Deutschen Goldschmiedehc 
und der Gesellschaft für Goldschmiedekunst: 
der Generaldirektor der Städtischen Museen l 
Dr. Gerhard Batt. Schmölzer, 1919 in Feldkircl 
Kärnten geboren, besuchte, nachdem er in 
Klagenfurt die Goldschmiedelehre absolviert 
die Akademie der bildenden Künste in Wien, 
war danach Fachlehrer, daneben Gebrauchs- 
graphiker und Fotograf. Erst seit 1962 wendet 
sich der Goldschmiedekunst zu, war schon in 
Anfängen recht erfolgreich, was auch in einer 
Berufung zum Leiter der Goldschmiedeklasse 
der internationalen Sommerakademie der bilt 
Künste in Salzburg 1967-1971 sichtbare Bestät 
fand. 
New York - Museum of Contemporar) 
Eine interessante Ausstellung startete am 22. 
in New York unter dem Titel „The American 
lndian and the American Flag". Organisiert 
Flint Institute of Arts, Michigan, und ermöglic 
durch die tatkräftige Unterstützung der einz 
amerikanischen Bundesstaaten wird hier sicht 
gemacht, wie sehr sich die indianische Kun 
keit bei Ausschmückung und Verschönerung il 
Umwelt, ihren Kunstäußerungen, ihrer Kleidu 
und allem Dekorativen schlechthin an der 
amerikanischen Flagge und anderen patriotis 
Symbolen während der letzten 100 Jahre ins; 
Eine Kollektion von mehr als 180 historische 
zeitgenössischen Obiekten bestätigt nachdri 
dieses kulturelle Phänomen. Jede Form indiai 
Kunst ist präsent mit Werken von 33 Stämme: 
aus allen Teilen der USA einschließlich der B 
Mexikos und Kanadas. Was uns Europäer etv 
stutzig macht, ist das Zusammentreffen der 
200-Jahr-Feier der USA mit dieser Propagier 
von Fähigkeiten und Künsten des amerikanist 
Ureinwohners, dessen Volkstum, längst abgei 
sich in Bedeutungslosigkeit ergeben mußte. A 
Bestandsaufnahme kultureller Fakten eines pi 
gestorbenen Volkes zum Ruhme Gesamtamer 
Nichtsdestoweniger ist diese Ausstellung seht 
wert, weil sie die tiefgehende Reverenz des 
indianischen Wesens für Natur und Schänhei 
widerspiegelt. Ein Spektrum in Bildern, Fotos 
Kunstgewerbe, der Kleidung des indianischer 
Volkes von den Apachen über die Blackfoots, 
Comanchen, Navaios bis zu den Sioux, um I'll 
bekanntesten der 33 Stämme zu zitieren. Nac 
New York zieht die Schau nach vier weiteren 
Stationen: FlintlMichigan (4. 4.-1. B. 1976) - 
MilwaukeelWiscounsin (13. 8-26. 9. 1976) - 
HoustonlTexas (B. 10.-21. 11. 1976] - 
PhoenixlArizona (5. 12. 1976-16. 1. 1977]. 
Nürnberg - Kunsthalle Nürnberg 
Mit drei Ausstellungen setzte die Kunsthalle i 
Programm fort. „Schritt und Bild" - 4. Ausste 
aus der Sammlung internationaler zeitgenöss 
Kunst der Kunsthalle Nürnberg. KunsthallelN 
halle (13. 2.-1B. 4. 1976) „Mark Prent - Mensc 
bilder und Paolo Baratella: es ist ein Lachen, 
euch begraben wird" - zusammen mit dem 
Künstlerprogramm des DAAD und der Galer 
PolllBerlin. KunsthallelMarientor (26. 2-18. 4 
- „Ernst Neukamp - Landschaften". Kunsthal 
Marientor (27. 2-18. 4. 1976) - (Abb. 4). 
Ottawa - National Gallery ot Canad 
Noch im Mai ist hier die seit Dezember 1975 
laufende Ausstellung „Neuerwerbungen von 
europäischer Druckgraphik: 1500-1940" zu se 
Von Douglas Druick, dem Kurator der stäni 
Sammlung der National Gallery, organisier 
vermitteln diese neuangekauften Werke die 
Spannweite europäischer Graphik durch fünf 
Jahrhunderte, belegt mit exzellenten Beispiel 
aller bedeutenden Techniken dieses Medium:
	        
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