byzantinisch-provinzieli, 6.17. Jahrhundert be
stimmt wird. Wohl sicher christlich ist der kleine
(H 7,5 cm) Goldkelch von Gourdon, den man we-
gen der Münzfunde des gleichen Hortes iium 500::
datieren kann. Diesen drei der Antike noch sehr
nahe stehenden Kelche ist das Verhältnis von gro
ßer Kuppa und kleinem Ständer gemeinsam, wo-
bei der Unterteil der Kuppa gerippt ist. Es gibt
auch frtihchristliche Kelche, die diese Rippen in
Arkaden umdeuten. Zu den Kelchen von Gourdon
und Zalesie gehören auch Platten, die aber mit
den späteren Patenen wenig gemeinsam habenf.
Aus der Epoche zwischen 950 und 1050 verzeich-
net der Katalog von Elbern nur zwei erhaltene
Henkelkelche, den 13,2 cm hohen Goldkelch "des
hl. Gauzelinir von Nancy und einen 9 cm hohen
Grabkelch, der im Grabe des 1067 verstorbenen
Bischofs Gervasius von Reims gefunden wurde.
Zum Gauzelin-Kelch, der wohl um 950 entstanden
ist, gehört eine Patene mit eingetieftem Fünfpaß.
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Soweit ich sehe, ist dies das früheste Beispiel für
die uns so geläufige Zusammengehörigkeit von
Kelch und Patene, bei der die Schale wie ein
Deckel auf den Kelch paßt. Dieser Goldkelch, den
die Tradition mit Bischof Gauzelin (922-962) ver-
bindet, hat in den Proportionen und im Aufbau
manche Übereinstimmungen mit dem Kelch von
Cividaie. Fuß und Kuppa sind gleich hoch. Alle
Teile sind klar voneinander abgesetzt. Der Nodus
ist flach. Lippenrand und Fuß sind mit einem ab-
gesetzten Streifen geschmückt. Die Patene ist
ähnlich gestaltet. Nur die Henkel am Goldkelch
von Nancy sind klein, fast unorganisch. Der silber-
ne Grabkelch von Heims, den Elbern erstmalig ver-
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öffentiicht und von dem er schreibt, er sei fast
identisch in der Form, ist, wohl schon wegen sei-
ner Bestimmung als Reise- und Grabkelch, nicht
so fein gearbeitet wie der fast gleich große Kelch
von Cividaie. Wie dieser hat er aber S-förmig ge
schwungene Henkel, die über dem breiteren Bo-
den der Kuppa aufsitzen. Aus dem späteren 10.
und aus dem 11. Jahrhundert gibt es etliche kleine
Kelche, die in Gräbern gefunden wurden, einige
auch mit zugehöriger Patene, aber keiner von ih-
nen hat Henkels. im gleichen Zeitraum gibt es
auch mehrere bildliche Darstellungen von Henkel-
kelchen, die alle untereinander und mit dem Kelch
von Cividaie Ähnlichkeit haben. Die Frankfurter El-
fenbeintafel (um 980) wurde schon erwähnt, weil
schon Santangeio auf sie hingewiesen hat. Neben
sie stellt Elbern die Darstellung des Abendmahl-
kelches vom Aachener Goldaltar (Fulda, um 1020)
und den Henkeikelch zu Füßen des Kruzifixus vorn
Ephrokreuz in Münster. Auch diese drei abgebilde
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ten Kelche sind in der Gesamtform, in den Propor-
tionen und in der Gestaltung der Kuppa dem
Kelch von Cividaie sehr ähnIichQ.
Aus der gleichen Zeitspanne sind mehrere byzan-
tinische Kelche im Schatz von San Marco in Vene-
dig erhalten. Abb. 10 zeigt den Kelch des Kaisers
Fiomanus, wahrscheinlich um 940 entstanden.
Das ist kein Henkelkelch, aber die arkadenförmi-
gen Rippen der Onyxkuppa sowie die Form von
Kuppa und Ständer sind dem Kelch von Cividaie
besonders nahe verwandt. Unter diesen byzantini-
schen Kelchen und Tassen sind auch solche mit
S-förmigen Henkeln, in einem Fall sind sie sogar
mit Blättchen und Trauben geziert. Die erhaltenen
byzantinischen Patenen haben um den mittleren
eingetieften Vieipaß meist einen Rand mit
Edelsteinen").
Alle diese angeführten Vergleiche machen die
Entstehung des Kelches von Cividaie um 1000
wahrscheinlich, während eine Beziehung zu den
großen Henkeikeichen der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts nicht besteht".
Außer dem allgemeinen Formvergieich bietet un-
ser Kelch noch die Möglichkeit, Einzelheiten sei-
nes feinen Schmuckes, so die Evangelisten und
die Figilrchen von Abel und Melchisedek, neben
andere Kunstwerke zu stellen: Die Darstellung von
schreibenden, paarweisen Evangelisten ist bei ot-
tonischen Miniaturen und metaligravierten Arbei-
ten häufig. Mit großer Kunstfertigkeit und Feinheit
sind die Evangeiistenpaare auf der gekrümmten
Flache des Kelchfußes angebracht. Sie sitzen
steil auf Stühlen mit halbhoher Lehne und schrei-
ben mit großen Federn eifrig in die geöffneten B0-
cher. Jeweils einer hat die Beine (Jbergeschiagen,
der andere nebeneinandergesetzt. Gravierte Li-
nien, auch in der charakteristischen Hakenform,
geben die Binnenmodeilierung an. in Metall gra-
vierte Zeichnungen sind in der ottonischen K
sehr häufig (Fleichskreuz, Heinrichsport:
Buchdeckel . . .). Dem selben heiligen Gauz
dessen Kelch uns schon beschäftigt hat,
auch ein Buchdeckel zugeordnet, dessen Eva
listen wohl etwas früher sind als die des Keir
Ihre gerundete Silhouette scheint näher den i
lingischen Vorbildern. Die gestreckter auf:
sitzenden Evangelisten von der Elfenbeinp
des Evangeiiares der Äbtissin Theophanu VOi
sen repräsentieren dagegen die Stilstufe
ßi1U20u ebenso wie die gereckte Beweglichkei
gravierten Sitzfiguren vom Heinrichsportatile
vom Fieichskreuz. Die vergieichweise großen
fe und Hände und eine gewisse Naivität des
drucks verbinden dagegen die Figürchen von
daie mit niedersächsischen Handschriften,
den Sakramentaren von Bamberg und Götti
oder dem Evangeliar von Abdinghoflz.
Die kleinen Figürchen der Henkel, Abel und
chisedek, sind von erstaunlicher Feinheit unc
zision. Das wird noch deutlicher, wenn mal
mit Gottvater und Adam von der Krümme de
kanbaid vergleicht. Sie ist auch aus vergold
Silber und nur 11 cm hoch. Bernward von Hi
heim ließ sie 996 für seinen Lehrer, den Abt E
bald, gießen. Auch Adam reitet auf der Flanke
Intensität der Aussage der Gestalten ist groß
gesehen von der überlegenen Gießkunst der F
chen des Kelches ist die Ähnlichkeit bedeu
Auch erscheint unser inständig sein Lamn
Gotteshand hinaufhebender Abel als der zier
Bruder des Abel der Hiidesheimer Türen. - .
hier werden wir zum Essener Leuchter zurüi