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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 165)

Merkur, Argus und lo. Wiener Porzellan um 1774l49; 
Höhe 22,8 cm. Eingepreßter Bindenschild und Bossie- 
rerzeichen D. Wien, Osterreichiches Museum für an- 
gewandte Kunst, lnv. Nr. Ke 7500 
Minerva mit der Person kation der Kunst. Wiener Por- 
zellan, datiert 1752; Höhe 20,7 cm, ohne Marke. Wien, 
Osterreichisches Museum für angewandte Kunst, lnv. 
Nr. Ke 9256 
Johann Josef Niedermayer: Herkules und Antaus. 
Wiener Porzellan um 1749; Hohe 22 cm. Unterglasur- 
blauer und eingepreßter Bindenschild, SignatunyJoh: 
Jos: Nidermeyr lnv:lr, Bossiererzeichen D. Wien, Oster- 
reichisches Museum für angewandte Kunst, lnv. Nr. 
Ke 6087 
Georg Raphael Donner: Providenlia vom Mehlmarkt- 
brunnen. Blei, 1737- 1739. Höhe mi1 Sockel 337 cm. 
Wien, Osterreichisches Barockmuseum, lnv. Nr. 
Lg. 10511 (Leihgabe der Stadt Wien, Historisches Mu- 
seum) 
Minerva, Detail aus der iiUberwindungsgruppelr. Wie- 
ner Porzellan um 1760; Höhe 28,5 crrl. Unterglasur- 
blauer Elindenschild, Nürnberg, Germanisches Na- 
tionalmuseum, lnv. Nr. Ke 310 
Anmerkungen 10-32 (Anm. 10-20 s. S. 21) 
21 
Folnesics-praun so 
Pigler los. 
2' wilnelrn Mrazek: wiener Porzellan . ..(siene Anm 20), s 17. 
ze 
z. 
25 
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z: 
2a 
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Archiv der Akademie der bildenden Künste. wien. Verwaltungsak- 
len 1735199 und Frotocollum (siehe Anm. 14). 
Nach Folneslcs-Braun s. so warNiedermayer berelts1734Schuler 
der Akademie. 
Archiv der Akademie der bildenden Künste, wien. Verwaltungsak- 
ten 1741 (355. abgedruckt bei cerl von Lützovr Geschichte der K.K 
Akademie der bildenden Künste. wien 11377, s. 14s. 
Folnesics-Braun s, 60. 
zital nach Folnesics-Breun s 17a. 
Zu den Vorbildern der Herkulesgruppen. 
a) Herkules und Anlaus (signiert von Niedermayer) 
wien. Österreichisches Museum fur angewandte Kunst, Ke 6067 
Kai. 1970, Nr. 295: -Die Gruppe gehl nach Folnesics- (s. 171) reul 
ein alteree Vorbild zurück, des sich in einerTerrakonanachbildung 
im Dogenpalasl in Venedig befand - Diese Terrakollegruppe isl 
noch heute in Venedig (ca d'oro) und ist das signierte und 1s22 da- 
tierte Modell sleleno Madernos, nach dem mehrere Bronzesla- 
tuetten gegossen wurden. vgl. A. E. Brinckmenn: Barcck-aozzelti. 
Italienische Bildhauer. 2. Teil. Frankfurt am Mein 1924. s, 2s, Taf 
13, a Hens Floben Weihrauch: Europäische Branzeslaluelten. 
15719. Jahrhundert. Braunschweig 19s7. s, 246-247, Abb. 299 
(Exemplar lrl Dresden). Eine Farbabbildung der Bozzettos bei An- 
tohiaNavaCellini: s. Maderno, Mailandlsas (l meeslridellascultu- 
ra, so), Tal. XIII. Niedermayers Gruppe ist keine genaue Kopie nach 
Maderno; vor allem die Haltung des Antaus. lrl der weil eusholen- 
den Schrlttslellung des Herkules könnte sich Nledermayer an der 
Brdnzegruppe Giovanni Bolognes orientiert haben. von der sich 
zwei Exemplare schon im 17. Jahrhundert in wien betenden (Kai- 
serliche Kunstkammer und Liechtenstein-Sammlung) und die 
vermutlich auch Lerenzo Mattielli bei seiner Herkules-und- An- 
täus-Gruppe am ReichsksnzleitraktdarWiener Hofburg beeirlflulit 
hat. Vgl. Ausslellungskalalog Giambologna 15211909, Ein wen- 
depunkt der europäischen Plastik. Kunslhislorlscnes Museum 
wien 197a, Kel, Nr. 87a und b. 
b) Herkules und der nerneische Löwe 
Graz, Landesmuseum Joanneum lnv. Nr 203a mit bunter Bema- 
lung (Kat. wien 1970. Nr, 29a). 
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, lnv Nr. Ke 2201, un- 
bemalt (Klaus Pochsteln. Wiener Porzellan im Germanischen Na- 
tiohalmuseum Nürnberg. In: Alle und moderne Kunst 23 (19713), 
Heft 157, s. a) 
unbemalle Gruppe. abgebildet bei Erika Tielze-conral- oslerrer- 
chische Barockplsstlk. wien 1920, Tat. a1 ohne Ortsangabe. Die 
Gruppe ist eine genaue Kopie im Gegensinn nach einer Ellenbein- 
gruppe von Georg Fetel im Bayerischen Nationalmuseum Mun- 
chen. Vgl. Folnesics-Braun s 171. Alfred Schädler: Barocke El- 
lenbeinplaslik im Bayerischen Nationalmuseum. ln, Alle und mo- 
derne Kunsl 122 (1972), Farbabblldung aul Tafel 1, s. s. Karl 
Feucnrmayr-Alfred Schadler: Georg Petel. Berlin 197a, Kai. Nr. s, 
s. 91-92 mii Hinweis auf die Porzellangruppe, Tal. 29 und 30. - 
Niedsrrnayer lernle die Komposition vielleicht durch ein Exemplar 
der auf das gleiche Vorbild wie Petels Gruppe zurückgehenden, 
um 1sbo datierten süddeutschen Kleinbronze kennen. die sich ll't 
Klasterneuburg belindel. vgl weinrauch. Europäische Bronzesla- 
tuetten Abb. 405. 
Folnesics-Braun s. 171 bringen die Poi-zellangruppe und ihr El- 
lenbeinvorbild mit Madernos Terrakdttarnodell des gleichen rhe- 
nias in Venedig in Verbindung. mildem sie aber keinerlei Ahnlicn- 
keil aufweisen. vgl AE. Brinckmann, Barook-Bozzelli ll. s. 26. 
Tal. 12 Antonia Nava cellini, Mademo. Titelbild. Die von Folne- 
sics-Braun angefuhrten Keramikversionen jedoch gehen beide aul 
Maderno, nichl aufPelsl zurück. vgl. colleclion Georg Hlrth. 1. Ab- 
thellung: Deutsch Tanagra. Porzellan-Figuren des 1a Jahrhun- 
derts. München und Leipzig 199a, Nr 601. Otto Wanner-Brandt. 
Album der Erzeugnisse derehemaligen württembergischen Manu- 
lakrur All-Ludwigsburg. Stuttgart 190a, Nr. 369 
c) Herkules mit dem krelischen Stier 
wien, Österreichisches Museum lur angewandte Kunst, Ke 4717 
Kat. 19711, Nr. 297. 
Das Vorbild tür die Gruppe ist nicht bekannt. 
d) Herkules und ein Kentaur 
Nürnberg, Gerrnanisches Nalionalmuseum. lnv. Nr. Ke 22112. uri- 
oemall. (Klaus Pechsteln, wiener Porzellan im Germanischen Na- 
lionalmuseum . . .s. a. Abb. 14). 
Die cdlleclion Hlrtll enlhiell ein staffiertes Exemplar (colleciion 
Georg Htrth, 1. Ablheilung: Deutsch Tanagra ..Nr. 642). Es han- 
deli sich um eine abgewandelte Kopie nach der Gruppe Glovanni 
Bolognas in der Loggia dei Lanzi in Florenz. die in zahlreichen 
Kleinbronzen verbreitet war, u.a. dreimal in Wiener Sammlungen. 
Vgl. Folneslcs-Braun s. 111. Ausstellungskatalog Giambologna 
1521x1609 . Nr. 01412. 
siehe Anm, 27a. 
Kai. 1970 Nr. 304, 305, 397-400. 
urn 1750 entstanden Pigler s. 101. Allred scnnerich: Wiens Kir- 
chen und Kapellen. Zurich. Leipzig und wien 1921. s 73, Abb. 17. 
Nürnberg, Germanisches Natlonalmuseum, lnv. Nr. Ke 310. Höhe 
28,5 cm. Germanisches Nationalmuseum, Fuhrerdurch die Samm- 
lungen. München 1977. Nr. 47a mi1 Faroebbildung Klaus Pech- 
slein: wiener Porzellan im Germanischen Nationalmuseurn. ln. 
Alte u d moderne Kunst 23 (1979). Heft 157, s. a, Abb 15. 
Eine ähnliche Gruppe, -Der Kriegsruhmk. als Nr. 770 im Kat 1904 
Futto als salzreßiragervgl. FoInBsics-Braun Tal. xxxv. 4. ralelaul- 
salz mit zwei Putterl vgl. Kat. 1970, Nr. 375. vier Sslzlsßtrager als 
Jahreszeitenfoige vgl Folnesics-iaraumAbb s 192. 
Obschon Niedermayer wohl keine Bildhaueraus- 
bildung erhielt, hatte er an der Akademie Gelegen- 
heit, sich mit der Donner-Nachfolge auseinander- 
zusetzen. Es fehlt jedoch jeglicher Beweis dafür, 
daß er es auch getan hat. Vielmehr dürfte eine ln- 
tensive Beschäftigung mit Donners plastischem 
Werk unwahrscheinlich sein, da sie in Nieder- 
mayers frühen Porzellanmodellen keinen Nieder- 
schlag findet. Niedermayers erste gesicherte Ar- 
beiten, die Herkules-Gruppen, weisen keinerlei An- 
lehnung an die akademische Donner-Schule auf, 
sondern folgen frühbarocken italienischen und 
süddeutschen Vorbildern27, Im Vergleich zu Ma- 
dernas vorbildlicher rundansichtiger Herkules- 
und- Antaus-Gruppezß erscheint Niedermayers KO- 
pie (Abb. 5) aul zwei Ansichtsseiten reduziert, die 
mit der signierten bzw. gemerkten Postamentseite 
übereinstimmen und jeweils den Kopf des Herku- 
les bzw, Antäus frontal präsentieren. Die Bewe- 
gungen wirken etwas steif und gezwungen; alle 
Einzelheiten sind recht grob gearbeitet, wie Fin- 
ger, Gesichter und der Löwenkopf des Fells. Auch 
wenn Niedermayer eigene Figuren frei von Vorla- 
gen konzipiert. wie einige Neptun-Statuetten oder 
die Baumgruppen vorn Zwettler Tafelaulsatzzg, be 
weisen stockender Bewegungsfluß und eine ge 
wisse eckige Steifheit, daß die Aktfigur nicht sei- 
ne Stärke war. Niedermayers Domäne wurde viel- 
mehr die Figur im Zeitkostüm, bei der es weniger 
auf korrekten anatomischen Aufbau und flüssigen 
Bewegungsablauf ankam als auf eine durch die 
Kleidung gesteigerte realistische oder witzig- 
charmante Darstellung von Volkstypen oder Ver- 
tretern der höheren Gesellschaftsschichten. Nie- 
dermayer war wohl kaum in der Lage, Donners 
rundansichtige Figuren, die ganz von der Konzen- 
tration auf den menschlichen Körper und seine ru- 
higen Bewegungen bestimmt sind, so angemes- 
sen in Porzellan zu übertragen, wie es dem Model- 
leur der Paris-Statuette (Abb, 1) gelungen war, 
Wenn Niedermayers Porzellanmodelle trotzdem 
Reminiszenzen an Werke Donners aufweisen, 
dann deshalb, weil die gesamte Wiener Plastik der 
zweiten Hälfte des 18, Jahrhunderts über diesen 
Formenvorrat bewußt oder unbewußt verfügte. 
Vor allen anderen Donner-Figuren war die iiProvi- 
dentiarr (Abb. 6) vom 1737- 1739 ausgeführten 
Mehlmarktbrunnen zu einer Art Formel geworden, 
die in unzähligen Varianten in der Groß- und Klein- 
plastik der Stadt Verwendung fand. Als Brunnenfi- 
gur auf einem öffentlichen Platz jedermann zu- 
gänglich, wurde sie zum berühmtesten Werk des 
Bildhauers und beeinflußte auch hinsichtlich ih- 
res Werkstoffes Blei die nachfolgende Künstlerge- 
neration. Zum Beispiel schmückte der Donner- 
schüler Franz Kohl den Portalvorbau der Wiener 
Peterskirche mit Bleifiguren der drei christlichen 
Tugenden, von denen die vHoffnungrr eine spiegel- 
verkehrte Kopie der eProvidentiarl darstelltßü. Nic- 
dermayer übernimmt ebenfalls das Bewegungs- 
schema der rundansichtigen Figur, deren 
Schulten, Hüft- und Knieachsen in aufsteigenden 
Diagonalen verlaufen, und gliedert es in seine 
Gruppenkompositionen ein. So ist die nMinerva-r 
der Nürnberger v-Überwindungsgruppeir (Abb. 7) ei- 
ne nur leicht abgewandelte seitengleiche Kopießl. 
Niedermayer ordnet die ursprünglich isolierte Fi- 
gur am rechten Ftand der Gruppe und unterhalb 
des r-Marsrr an, so daB er Kopfhaltung und Blick- 
richtung kaum zu verändern braucht. Bleibt diese 
Kopie auf diese Weise formal und auch inhaltlich 
ziemlich nahe am Vorbild, benutzen zahlreiche an- 
dere Modelleure das Figurenmotiv für Putten als 
Salzfaßträger und an Tafelaufsätzen, jeweils von 
Flocaillen umgeben, oder für eine Folge von Salz- 
faßträgern in Form weiblicher oder männlicher 
Einzelfiguren mit Rocaillesockelnßz. Diese Figur 
wird geradezu zum Grundelement der um 1755160 
entworfenen Baumgruppen mit mythologischen 
Liebespaaren: Als Frauen oder Jünglinge, seiten- 
richtig oder spiegelverkehrt und in verschiedenem 
Maße abgewandelt, wird die ursprünglich in einer 
nach oben führenden Drehbewegung konzipierte 
Figur stets auf einen neben ihr sitzenden Partner 
bezogen. Vier besonders qualitätvolle Exemplare 
von Baumgruppen, die sich durch ihre teils neue 
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