Varia, Buchbesprechungen
innsbrucklLandesmuseum Ferdinandeum
3000 Waffen aus fünf Jahrhunderten. - Das Wiener
Bürgerliche Zeughaus. Die kostbaren alten Walten aus
der Zeit der Gotik bis ins 19. Jahrhundert, die hier ge-
zeigt wurden, waren bereits in der Schallaburg, Nieder-
österreich, zu sehen, und wir berichteten damals dar-
über. Das Besondere für Tirol ist, daß die Exponate in
einem intakten Zeughaus aus der Zeit Kaiser Maximi-
lians I gezeigt werden können. Das Haus wurde also in
jener Epoche errichtet, in der auch die besonders kost-
baren Setztartschen, die in keiner Sammlung der Welt
in solcher Fülle und Qualität vorhanden sind, wie im
Wiener Zeughaus, in Gebrauch waren. (5. 5. - 30. 9.
1979)
Schloß Schallaburg
Bulgarien, 7000 Jahre Kunst und Kultur
in Sofia
Die ältesten Ausstellungsstücke sind Gerätschaften,
Steinwaffen und Tonfiguren von Frauenidolen aus dem
N olithikum. Aus der Fiömerzeit sind viele Münzfunde,
ei ge schöne Skulpturen, vor allem aber gut geformte
Kleingefäße zu sehen. Aus dem 1. und 2. Bulgarischen
Reich sind wieder kleine Gerätschaften ausgestellt. in
einem Fiaum ist eln Modell der Bolana-Kirche und K0
pien der Fresken daraus. Gerade auf diesem Gebiet sah
man in Wien nicht lange nach dem Krieg weitaus besse-
re Wiedergaben aus jugoslawischen Klosterkirchen. In-
teressant die voikskundlichen Exponate. Mit Beispielen
bulgarischer Münzen und Geldscheine von 1880 - 1978
schließt die Schau, die im Aufbau und der Gestaltung
eher dem Charakter einer Fremdenverkehrswerbung
nahekommt, als einer Kunstaussteliung, wenn auch auf
breiter, für den Laien zugeschnittener Basis. (28. 4. bis
11. 11. 1979)
Wiener NeustadtlDom und St. Peter an der
Sperr
Die Zeit der frühen Habsburger - Dome und Klöster
1279 - 1379. Aniaß der Ausstellung war das Jubiläum
des 700jährigen Bestandes des Domes. Das große Got-
teshaus wurde sachgemäß restauriert. so u. a. das Bo-
denniveau auf die ursprüngliche Hohe gesenkt, so daß
ein richtiger Raumeindruck gegeben ist. Unter der
Westempore ist eine kleine Dokumentation eingerichtet,
die neben den unmittelbar vom Bauwerk stammenden
Objekten Gemälde jener Persönlichkeiten zeigt, die in
der 700jährigen Geschichte des Domes von besonderer
Bedeutung waren. In St. Peter an der Sperr ist die Zeit
zwischen dem ersten Erscheinen der Habsburger in die
sem Raum und dem Neuberger Vertrag, der die Tei-
lung der Lande unter das Bruderpaar Albrecht tll. und
Leopold lli. brachte, mit vielen, sehr kostbaren Kunst-
werken belegt. Beginnend mit Zeittafeln und Landkar-
ten, die einen Überblick der Macht- und Einflußgebiete
geben, über sehr gelungene Abgüsse großer Reliefs und
Freipiastiken, kommt man ins Innere der Ausstellungs-
kirche, in der Altartafeln, leuchtende Glasfenster, goti-
sche Skulpturen, illuminierte Handschriften, kostbare li-
turgische Geräte und verschiedene Dokumente der Zeit
zu sehen sind. Besonders schon werden die verschiede-
nen Einflüsse im künstlerischen Bereich, die durch das
neue Herrscherhaus in diesen Raum kommen, illustriert.
An einigen Objekten wird auch ersichtlich, daß jene Zeit
voller Not und Drangsal war. Von den 300, zum großen
Teil außerordentlich schönen und kostbaren Exponaten
kamen viele aus dem Ausland und sind daher nicht so
schnell wieder zugängig. Wichtig und sehr informativ ist
der umfangreiche Katalog, der auch über die wissen-
schaftlichen Ergebnisse der Fiestaurierungsarbeiten im
Dom Auskunft gibt. (12. 5. - 2B. 10. 1979)
v Ludwig Merwart
mit
Prof. Jorg Lampe
S
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
197811979
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
April 188.612
Mal 146.103
Juni 151.621
Besucher gezählt wurden.
Rupert Feuchtmüller, Sergius Pauser,
Monographie, Edition Tusch, Wien 1977,
200 Seiten
Ein sehr repräsentativer Band in einer schönen und
sorgfältigen Gestaltung. Der Text von Hupen Feucht-
müiier zeichnet das Leben und Schaffen des Malers
sehr einlühlsam nach, wobei ihm viele Menschen, die
dem Künstler persönlich nahestanden, hilfreich Aus-
kunft boten. Feuchtmüiler geht aber auch immer wieder
werkanaiytisch auf einzelne Phasen des Meisters ein.
Alles in allem ist ein lebendiges Bild von Sergius Pau-
sers Leben und Schaffen vor den Leser gestellt.
Wlr erfahren, daß er schon als Kind eine Vorliebe für
Malen und Zeichnen hatte. Wir erfahren von seinen Ei-
tern, seiner Jugendzeil, seinem Studium und seinem
Fleifen. Schone Fotodokumentationen ergänzen diese
Schilderung sehr stimmungsvoll. Je weiter wir uns dann
den 30er Jahren nähern, um so zeitbezogener wird der
Bericht, um so mehr Zeitgeschichtliches ist damit ver-
woben. Interessant ist auch die Schilderung aus den
Jahren des nAnschlusses-i und der Nachkriegsjahre bis
zum nicht gemalten Bild vom Abschluß des österreichi-
schen Staatsvertrages! lmmer wieder werden auch Zita-
te aus den Zeitungen jener Tage eingestreut und verle
bendigen so den Text. Mit den Kapiteln über den akade-
mischen Lehrer, über die späten Jahre des Malers und
einer guten Zusammenfassung schließt der Text. Eine
grundsätzliche Bemerkung seines Kollegen A.P. Güters-
loh sowie Stimmen einiger Freunde und den nBemerkun-
gen zu Aquarellen von Sergius Pausen: von Walter Ko-
schatzky runden das Bild ab.
Die - meistens farbigen - Biidwiedergaben, werden
sowohl der Entwicklung des Malers als auch der von
ihm bevorzugten Motivwahl, also des Porträts und der
Landschaft, mit guten Beispielen gerecht. Das von der
Witwe Angela Pauser herausgegebene Buch schließt
mit einem von ihr sorgfältig erstellten Werkverzeichnis
von nahezu 700 Gemälden. Wenn man bedenkt, wieviele
Zeichnungen und Aquarelle noch daneben entstanden
sind, und wenn man die aufwendige und gekonnte Ar-
beitsweise Pausers in Betracht zieht, wird man sich ei-
ne kleine Vorstellung von dem unendlichen Fleiß dieses
Malers machen können! Ein schönes und zugleich sehr
informatives Buch. Alois Vogel
Ludwig Merwart gestorben
Am 27.Juli 1978 wurde Ludwig Merwart am Wiener Zen-
tralfriedhof zu Grabe getragen. 1913 in Wien geboren,
Jugend am Semmering, in Pürstein (Böhmen) und Graz.
1955 Abschluß seines Studiums als Akademischer Ma-
ler, Graphiker und Restaurator an der Akademie der bil-
denden Künste in Wien. Bekannt wurde Ludwig Merwart
durch seine dem Tachismus nahestehenden Bestrebun-
gen (Teilnahme an il. dokumenta '59lKassel und
5. BiennatelSao Pauio) und später durch geometrisch-
poetische Arbeiten. Seine unspekulative und lautere Art,
die ihn überall gern gesehen machte, schlug sich in
dem ebenso stillen und zurückhaltenden Werk nieder -
dessen Tiefen zu erkennen einem engen Kreis von Eln-
geweihten bisher vorbehalten blieb. Die Poesie seiner
Bilder ist bedingt durch seine Auffassung über Visuali-
tät und Imagination und vielleicht erst im Laufe der Zeit
In Ihrem vollen Umfange zu deuten. Ein beachtlicher An-
teil seiner künstlerischen Tätigkeit galt der "Mutativen
Eisenätzungn, einem Druckverfahren, das ihm Spon-
taneität bis zum letzten Moment des Druckens
ermöglichte. Th. B.