Österreichisches Museum für angewandte
Kunst - Sammlung von Möbeln
und Holzarbeiten I zu einer Neuerwerbung
Christian Witt-Dörring
Eine Sitzgruppe aus der
Danhausefschen Möbelfabrik
t983konntedie MöbelsammlungdesÖsterreichischen
Museums für angewandte Kunst einen wichtigen
Ankauf für seine Möbelsammlung tätigen. Es handelt
sichdabei um eine BiedermeiersitzgruppederDanhau-
ser'schen Möbelfabrik, bestehendauseinem Kanapee,
fünf Sesseln und einem dazugehörigen Tisch, Dieser
Zuwachsistfürdas Museum in zweifacherHinsichtvon
Bedeutung. Erstens ergänzt es den während des Zwei-
ten Weltkrieges fast zurGanze vernichteten Bestand an
Biedermeiermöbeln, und zweitens kann nun der seit
den20erJahrenim BesitzdesMuseumsbefindlicheBe-
stand an Möbelzeichnungen der Danhausefschen
Möbelfabrik auch mit ausgeführten Objekten in Zusam-
menhang gebracht werden.
FerneristesvonlnteressedaßessichhierumeineSitz-
gruppenkorrrbination in ursprünglicherZusammenstel-
lung handelt. Eine Tatsache, die umso bedeutender ist,
alsvorallemseitdem EmpiredieSitzgruppezueinerder
wichtigsten Möbelgruppierungen im Wohnraum wird.
Gleichzeitig damit wird zum ersten Mal in unserem Kul-
turbereich die sogenannte Möbelgarnitur aktuell, die,
den einzelnen Zirrrmerfunktionen entsprechend. unter
einerdekorativen Einheit steht, Für die Zeitdes Bieder-
meiers ist im Gegensatzzum EmpiredieZusammenge-
hörigkeit einzelner Elemente zu einer Garnitur oder
Gruppe nicht immer augenscheinlich. Dies ergibt sich
allein schon aus dem oftmaligen Fehlen dekorativer
Oberilächenakzente, die eine solche Zusammengehö-
rigkeit evident erscheinen lassen konnten und dem
Hang der Zeit zu freier Kombination einzelner Stücke,
wie dies auch bei der hier vorgestellten Gruppe der Fall
ist. Dementsprechend ist auch der Firmenkatalog der
Danhauserschen Mobelfabrik nach Möbeltypen und
nicht nach Möbeigarnituren aufgebaut.
Die angekauften Möbel machen es nun auch möglich,
Vergleiche anzustellen zwischen den Zeichnungen im
Katalog der Danhauser'schen Mobelfabrik und den
eigentlichen, ausgeführten Stücken. Hier zeigen sich
nämlichimmerwiederUnterschiede,dieeineZuschrei-
bung an Danhauser zweifelhaft erscheinen lassen
könnten. Bei der näheren Untersuchung der tapezier-
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tenTeiledesKanapeesunddesTisches kamen mitBlei-
stift auf das Blindhoiz geschriebene Nummern zutage,
die als Katalognummern der Danhauserschen Möbel-
fabrik identifizierbar sind (Abb. 3). Am Sitzrahnren des
Kanapees konnte die Nummer 72 und am Rahmen des
Fußpolsters des Tisches die Bezeichnung iiThe Tisch
No 50ir gefunden werden, Stellt man nun den Möbel-
stücken die entsprechenden Danhauserschen Zeich-
nungengegenüberQiCanapetisch NoßttrundiiCanapee
N0 57"), so ergeben sich nicht nur in der Numerierung,
sondern auch formal Unterschiede. Beim Tisch sind es
die Beine und die Gelenkstellen der Tischplatte (Abb. 6,
7) und beim Kanapee die Standplalte, die die Rücken-
lehne seitlich begrenzenden Holzstabe sowie die Form
der Armlehnen, die gegenüber den Zeichnungen for-
male Abweichungen aulweisen (Abb. 1,5),
Auf den Danhauserschen Zeichnungen hat sich neben
der durchgehenden Katalognummerierung teilweise
auch die Nummerierung einer alleren Katalogzusam-
menstellung erhalten, die mit der Bezeichnung
riehmalsri versehen ist; im Fall des Tisches eben iiehmal
Theetisch No 50" und auf dem Blatt des Kanapees
iiehmal No72ir. Dies stimmtnun mitden aufgefundenen
Nummern und auch der anfanglich widersprüchlichen
Bezeichnung iiThe Tischri überein. Wir haben es daher
bei den jetzt im Besitz des Museums befindl
Stücken höchstwahrscheinlich mit der früherer
sion dieser Entwürfe zu tun, die vor der Umnumr
rung und Modernisierung des allen Firmensortir
entstanden sein müssen. Da die Firmenproduktii
gegen 1825 hauptsächlich von Formen des E
geprägt war und die Bereinigung des alten Sorlir
kurz nach 1830 erfolgt sein muß, ergibt sich ii
Möbelstücke die MöglichkeiteinerDatierungin di
um 1825130.
Dasich nurwenige BeispielebiedermeierlicherPr
mobel erhalten haben, wurde der Wiederhersti
des ursprünglichen Aussehens des Kanapees t:
dere Bedeutung beigemessen. Nach einer ger
Untersuchung der Tapezrerung konnten vier st
sive Tapezierungen nachgewiesen werden. Di
sprüngliche erste Stoff war nur mehr an verein;
Stellen in winzigen Spuren vorgefunden worde
bildete die Grundlage für die heutige in einem w:
Fiotton gehaltene Fiipstapezierung. Die Bortenfü
ergab sich aus den erhaltenen Zeichnungen. F
ursprüngliche Farbe der Borten und Quasten g
keineAnhaltspunkteGemäß den Usancen derZe
Posamenterie in einer zum Bezugsstotf passt
Komplementarlarbezuwählen,wurdeGrünverwe
1 Kanapee, Krrschbaumholz massiv und ti
93 X182 X 68cm ErrlwuriurrdAusluhrung. Danhauss
Mobelfabrrk, Wien um i825i30
Zustand nach der Restaurierung rnrl rekonstruierterO
bespannung
OMAK-lnv, Nr H 2726
2 Eckdivanmodeil Nr 25 aus der Darrlrauserschen M
brik Ehemals irr Sclrloß Pcrkulu
Aus J Folnesics; Innenräume und Hausrath der Emp
Bredermererzeir, Wien rsoa, Tll. 51
3 Modelirrurrrrrier der brmntiusrersciien Mobeifabrik a
Bilzrahrnen des Kanapees
OMAK-lnv Nr H 2726
4 Kanapee (H 2726i vor der Restaurierung und Wiedert
lung der originalen Farb- u Proporlionsverhaitnlsse