Boyd Webb konfrontiert in der Aulnahme selbst wie-
derum abgebildete Realität tFotog atie oder Malerei)
mit realen Obiekten, welche alle in das zweidimensio-
nale Bild eingehen.
Dabei rnuß der Betrachter die auttretenden Widersprü-
chelesendievon ihmveränderte Dimension,die Nach-
bildung der Wirklichkeit in Form ungelenker Pappma-
chegegenstande. Anders als in der surrealistischen
Kunst arbeitet Webb mit Ironie. erzahlt absurde
Geschichten die voll hintergrundiger Poesie sind. Auch
bei Joel Peter Witkin spieltdiese Ironieeine Rolle. In der
Komposition seiner Bilder arbeitet er mit Zitaten von
bereits mit Zitaten operierenden Bildern So zitiert er
eine FotografievonJulie MargretCamerdn, deren Korn
positionwiedervon einem konventionellen Bild mit Dra-
perie. Vorhängen und Atelierrequisiten herrlthrt. Sym-
bolislisches. Rückverweise, Vertremdungseffekte
werden hier ganz massiv eingesetzt Der Fotograf ana-
lysiert in vielen Fällen den teilweise unbewußten
Mechanismus. der Bedeutung herstellt und Gesetzmä-
ßigkeiten ausbildet und der unsere Vorstellung von der
Welt pragt Viele der Aufnahmen auch der aktuellen
Kuristler scheinen eine kurze absurde Geschichte zu
erzahlen, viele sind Modelle der Doppeldeutigkeit, die
Jedoch weriigersurreale Inhalte vermitteln wollen denn
auf kategoriale Dimensionen abzielen, wieeben Bedeu-
tung selbst hergestellt wird, sind Untersuchungvon Bild
und Zeichen, Das Medium selbst wird dabei themati-
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siert. Wenn man diese Arbeiten studiert. erinnert man
sich an das prophetische Wort von Henry Peach Robin-
son iiPliotography gives us the means ol nearer imita-
tion of nature more than any other art yet has suflicient
elasticitytoshowthedirecting mindandtheretore isthe
mostpertectartofall. ltwe musthave paradoxes. Ietus
carry them to a bitter efidnl Der Kunstler arbeitet mit
einem Medium, das ein beruchtigter Lugner ist. In den
Arbeiten wird nun gezielt gerade ie- e Oualitat heraus-
gestellt. Die Verunsicherung des Betrachters dient
auch dazu. daBer uberdieGrenzen des Mediums orien-
tiert wird. Daß dies heute anders als in den strengen
Arbeiten der Konzeptkunst der sechziger Jahre narrati-
ver. sinnlicher ins Bild gesetzt wird. ta "chl nicht dar-
über hinweg. daß hierauch Konzeptktrn wieSurrealis-
mus Pate gestanden haben. Im Unte , chied zu den
Kuhstlotogralen der Jahrhundertwende. die in ihren
Inszenierungen undTableausderMalerei nacheiferten,
interessiert die Zeitgenossen das Medium selbst. Eine
der wesentlichen Figuren. wa di se Untersuchungen
betrillt, ist der Brite John Hilliard. in dessen Werk auch
der WandeldesZeitgeistes sichtohnedaßersich selbst
und sein Anliegen verleugnet) deutlich spiegelt Hil-
liardsArbeitbesetzteinen imaginativen und poetischen
Raum, der nicht von den Oualitaten der Obiekte der
Fotografie stammt. sondern von der Prazision. mit der
er die linguistischen Codes der Fotografie zerlegt und
darstellt. Durch die Analyse der eigenen Fiethorik legt
Hilliard die Fotografie als halluzinatorisches Spiel von
Fiktionen ollen. Hilliards Werk handelt wie manche der
inszenierten Arbeiten anderer Kunstler auch vom Vo-
yeurismus. Obrekte in seinen Bildern. Korper entziehen
sich uns, ihr logischer Zusammenhang ist unklar und
widersprüchlich. sie widerstehen unserem Wunsch
nach Erkenntnis. weigern sich, unseren Blick zu befrie-
digen Einederwesentlichsten Figuren der inszenierten
Fotografie ist die Amerikanerin Cindy Sherman. Sie
gehortzuderGenerationiungerkünstler,deren Inspira-
tion die verzerrte Ftealitat in den Bildern der Medien wie
Film. Illustrierte und Fernsehen ist Durch ihre massen-
hafte Verbreitung und ihren Vorbildcharakter hat diese
zweidimensionale Glaniourwelt eine nahezu mytho-
logische Dimension bekommen. Sie appetiert nicht nur
an unsere Phantasie sie liefert auch die entsprechen-
den stereotypen F en FürSherman istdiese Bild-
material nicht Ziel, sondern Ausgangspunkt ihrer
Arbeit. Ihre ersten Schwarzweißaufnahmen. immer
sind die Bilder Selbstdarstellungen. sie selbst ihr eige-
ii