MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 200)

nes Modell, zeigen stereotype Frauen:die Karrierefrau, 
die Sexbombe, die Hausfrau oder schüchterne junge 
Frauen.DieHintergrundederen Kontext zurlnterpreta- 
tion von Person und Flollebeiträgt, fallen inden spateren 
Arbeiten, die lebensgroß sind und sich der Farbe bedie- 
nen, weg. Nebeneinanderals eine Fteihevon Posen und 
Darstellungen sind die Aufnahmen am eindrucksvoll- 
stenCindySherman istunddiesistwesentlich immerzu 
erinnern, keine Schauspielerin, die als Instrument für 
eine Rolle eingesetzt wird iiSie erzeugt ein Spannungs- 
feldzwischenihrerDarstellung undihreieigenen Identi- 
tat,Siearbeitetnachdersogenannten,directorialmeth- 
od', denkt die Bilder selbst aus, konzipiert, arrangiert 
und fotografiert sie selbstwr (Els Barents) Das Werk ist 
multimedial angelegt und konzentriert sich aufdas Feld 
von Ab- und Einbildung. Sie experimentiert mit einer til- 
mischen Typologie von Identität oder besser mit weibli- 
chen ldentitätsmusternAuch hierwie bei Hilliard invol- 
viert der Künstler den Betrachter als denjenigen, der 
das Bild interpretieren muß Im extremen Falle wie bei 
MacAdams schafftderKünstlerkriminalistische Bilder- 
rätsel. Die Manipulation des Betrachters ist typisch für 
die inszenierte Fotografie. Es ist Teil der Arbeitsme- 
thode, die in gleicherweise total realistisch und zur sel- 
ben Zeit total kunstlich ist. Hier begegnen sich die 
Methoden des 19. Jahrhunderts, welches allerdings 
vollkommen naiv das Medium handhabte und seiner 
Magie verfiel, mit denen der jüngsten Zeit. Dem Foto- 
grafen gehtes heute, sosehrerzu erzählen scheint, um 
dieDarstellungvon Bedeutungsmechanismenim Bilde. 
Joe Gantz etwa schafft in seinen Arbeiten, die den 
Anschein von gruppentherapeutischen Sitzungen 
haben, aber keineswegs als dokumentaristisch ver- 
standen werden wollen, symbolische und allegorische 
Situationen. Das Material der Rollenspiele, in denen 
sich wahre, erlebte und durchlittene Haltung und expe- 
rimentell herbeigeführte Situation begegnen, Szenen, 
indenen betroffene Daistelleimit Requisiten und in ste- 
rilen Schul- und Theaterräumen proben, werden rnit 
doppel- und mehrdeutigen Titeln kombiniert Der 
Betrachterversucht, wieauch im Werk von Boyd Webb. 
Bildtitel und Darstellung zur Deckung zu bringen, dar- 
überhinausauchinnerhalbdes Bildeseinedieseminne- 
wohnende Logikzu fixieren. Erwird dabei in seinem Ver- 
such Wahrheit- und Wirklichkeitsgrad derAutnahrne zu 
ermitteln, standig verunsichert und abgelenkt Das Bild 
erweist sich als offen, der Dopoelsinn der Titelgebung 
setzt sich im Bilde fort, wo Theatralisches, übertragene 
Bedeutung und Inszenierung mit Faktizität, durch die 
hautnaheAufnahme und Beleuchtungsweiseverstärkt, 
aufeinandertreffen. Die Rezeption läuft auf einer 
sprachlichen, semantischen Ebene ab, jener, wo der 
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Betrachter, vom Titel ausgehend. das Bild zu deuten 
versucht.AuchJoeGantzbeziehtseineQualitätausder 
Verunsicherung des Betrachters, der diese Bildwelt 
(wie auch in den Arbeiten von Les Krims) wie einen eis- 
kalten Traum erfährt. Die Offenheit bedeutet, Wirklich- 
keitalsProzeßundnichtalsleststehendenTextoderals 
arretiertes Bild zu begreifen. Eine Fleihe anderer Künst- 
leroperiertmitEinzelbildern, die allegorischen Charak- 
ter besitzenZu ihnen wäre Don Ftodan oderauch Eldon 
Garnetzu zählen. Auch die neuen Aufnahmen von Judy 
Dater,welchemitsehrintensivenveristischen Portraits 
in den siebzigerJahren in den USA bekannt wurde, ent- 
sprechen der These des amerikanischen Photohistori- 
keis van deren Coke, welcher sich besonders mit der 
Beziehung von bildender Kunst und Fotografie ausein- 
andergesetzt hatte, daß in einer Phase der achtziger 
Jahre,einerPhasedererschöpftenöffentlichen Leiden- 
schaffen, eines sozialen Engagements, private Vorstel- 
lungen vorherrschen: iiStage situations, that express an 
idea or concern are by far the most popular method by 
expressing social concerns. Women photographers in 
particular have used these techniques to examine or 
reveal personal concerns about male-female relation- 
ships and role expectationsii schreibt er im Katalog der 
Ausstellung iiPhotography in California - San Fran- 
cisco Museum of Art 1983m Sowohl Eleen Cowin wie 
Ellen Brooks stellen inszenierte Momente des Alltags- 
lebens vor, wie sie von den täglich gesendeten Soap- 
Operas Hollywoods geschaffen werden Ellen Brooks, 
Bernard Foucault und Laurie Simmons inszenieren 
'20 
20 Boyd Webb. Ratte, 1981 
21 Boyd Webb. Kellner, 1981 
 

	        
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