nes Modell, zeigen stereotype Frauen:die Karrierefrau,
die Sexbombe, die Hausfrau oder schüchterne junge
Frauen.DieHintergrundederen Kontext zurlnterpreta-
tion von Person und Flollebeiträgt, fallen inden spateren
Arbeiten, die lebensgroß sind und sich der Farbe bedie-
nen, weg. Nebeneinanderals eine Fteihevon Posen und
Darstellungen sind die Aufnahmen am eindrucksvoll-
stenCindySherman istunddiesistwesentlich immerzu
erinnern, keine Schauspielerin, die als Instrument für
eine Rolle eingesetzt wird iiSie erzeugt ein Spannungs-
feldzwischenihrerDarstellung undihreieigenen Identi-
tat,Siearbeitetnachdersogenannten,directorialmeth-
od', denkt die Bilder selbst aus, konzipiert, arrangiert
und fotografiert sie selbstwr (Els Barents) Das Werk ist
multimedial angelegt und konzentriert sich aufdas Feld
von Ab- und Einbildung. Sie experimentiert mit einer til-
mischen Typologie von Identität oder besser mit weibli-
chen ldentitätsmusternAuch hierwie bei Hilliard invol-
viert der Künstler den Betrachter als denjenigen, der
das Bild interpretieren muß Im extremen Falle wie bei
MacAdams schafftderKünstlerkriminalistische Bilder-
rätsel. Die Manipulation des Betrachters ist typisch für
die inszenierte Fotografie. Es ist Teil der Arbeitsme-
thode, die in gleicherweise total realistisch und zur sel-
ben Zeit total kunstlich ist. Hier begegnen sich die
Methoden des 19. Jahrhunderts, welches allerdings
vollkommen naiv das Medium handhabte und seiner
Magie verfiel, mit denen der jüngsten Zeit. Dem Foto-
grafen gehtes heute, sosehrerzu erzählen scheint, um
dieDarstellungvon Bedeutungsmechanismenim Bilde.
Joe Gantz etwa schafft in seinen Arbeiten, die den
Anschein von gruppentherapeutischen Sitzungen
haben, aber keineswegs als dokumentaristisch ver-
standen werden wollen, symbolische und allegorische
Situationen. Das Material der Rollenspiele, in denen
sich wahre, erlebte und durchlittene Haltung und expe-
rimentell herbeigeführte Situation begegnen, Szenen,
indenen betroffene Daistelleimit Requisiten und in ste-
rilen Schul- und Theaterräumen proben, werden rnit
doppel- und mehrdeutigen Titeln kombiniert Der
Betrachterversucht, wieauch im Werk von Boyd Webb.
Bildtitel und Darstellung zur Deckung zu bringen, dar-
überhinausauchinnerhalbdes Bildeseinedieseminne-
wohnende Logikzu fixieren. Erwird dabei in seinem Ver-
such Wahrheit- und Wirklichkeitsgrad derAutnahrne zu
ermitteln, standig verunsichert und abgelenkt Das Bild
erweist sich als offen, der Dopoelsinn der Titelgebung
setzt sich im Bilde fort, wo Theatralisches, übertragene
Bedeutung und Inszenierung mit Faktizität, durch die
hautnaheAufnahme und Beleuchtungsweiseverstärkt,
aufeinandertreffen. Die Rezeption läuft auf einer
sprachlichen, semantischen Ebene ab, jener, wo der
16
Betrachter, vom Titel ausgehend. das Bild zu deuten
versucht.AuchJoeGantzbeziehtseineQualitätausder
Verunsicherung des Betrachters, der diese Bildwelt
(wie auch in den Arbeiten von Les Krims) wie einen eis-
kalten Traum erfährt. Die Offenheit bedeutet, Wirklich-
keitalsProzeßundnichtalsleststehendenTextoderals
arretiertes Bild zu begreifen. Eine Fleihe anderer Künst-
leroperiertmitEinzelbildern, die allegorischen Charak-
ter besitzenZu ihnen wäre Don Ftodan oderauch Eldon
Garnetzu zählen. Auch die neuen Aufnahmen von Judy
Dater,welchemitsehrintensivenveristischen Portraits
in den siebzigerJahren in den USA bekannt wurde, ent-
sprechen der These des amerikanischen Photohistori-
keis van deren Coke, welcher sich besonders mit der
Beziehung von bildender Kunst und Fotografie ausein-
andergesetzt hatte, daß in einer Phase der achtziger
Jahre,einerPhasedererschöpftenöffentlichen Leiden-
schaffen, eines sozialen Engagements, private Vorstel-
lungen vorherrschen: iiStage situations, that express an
idea or concern are by far the most popular method by
expressing social concerns. Women photographers in
particular have used these techniques to examine or
reveal personal concerns about male-female relation-
ships and role expectationsii schreibt er im Katalog der
Ausstellung iiPhotography in California - San Fran-
cisco Museum of Art 1983m Sowohl Eleen Cowin wie
Ellen Brooks stellen inszenierte Momente des Alltags-
lebens vor, wie sie von den täglich gesendeten Soap-
Operas Hollywoods geschaffen werden Ellen Brooks,
Bernard Foucault und Laurie Simmons inszenieren
'20
20 Boyd Webb. Ratte, 1981
21 Boyd Webb. Kellner, 1981