Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Günter Praschak - Keramik
1940 in Wien geboren. Obsieger riet zu handwerklicher Lehre.
Diese erfolgte bei Hans EskalBRD Später Schüler Ohnsorgs
und Teilnehmer beim Josef-Hoffmann-Seminar. Von 1964 bis
1970 Designer in Dänemark. 1970 - 1972 Leiter, ab 1973 Pro-
fessor an der Linzer Hochschule für Kunst und industrielle
Gestaltung.
Günter Praschaks gesamtes reiches Werk ist sowohl Spiegel
seiner künstlerischen Vielfalt wie auch seiner Neigungen und
Interessen. Vor allem zur alten traditionellen Keramik. beson-
ders der ostasiatischen. Historisch gründliche Bezugslinien
führen zur Archäologie und Vorgeschichte.
Praschaks Keramikgefaße als Hauptwerk stehen unter einer
typischen ästhetischen Komponente, die alle seine Arbeiten
auszeichnet. Sogutwie dekorlos bestimmen sie die reine Form,
das noble Oraquele. Praschaks Skulpturen und Objekte, wie
iiVogelmenschii, DlkafUSlt oder i-Paerei, sind Beweise gelunge-
ner figuraler Gestaltung. aufgrund intensiver Zeichnungen als
Auseinandersetzung mit spontanen Vorstellungen zu neueren
Arbeiten.
Praschaks Baukeramik sind vorwiegend Schöpfungen für die
ÖffentlichkeiLwie Brunnen, Reliefs u. ä In ihrem Erscheinungs-
bild wirken traditionelle undhistorische Sentenzen und Struktu-
ren, resultierend aus handwerklicher Meisterschaft.
Praschaks Modelle und Rekonstruktionen sind ein Sonder-
kapitel technischen Vermogens und gründlicher historischer
Betrachtung. Sein etruskisches Dorf ist von erfrischender Au-
thentizität. Sein etruskischer Tempel kann als Paradebeispiel
für vollkommene und sinnvolle Anwendung technischer Prinzi-
pien wie auch künstlerisch ausgewogener Materialgerechtig-
keit gelten. Günter Praschak, Künstler und keramische Fach-
persönlichkeit. ist Lehrer und mitführend bei Symposien wie
Gmunden und Stoob. Eine sehr klare übersichtliche beispiel-
hafte Schau. (1, iiVogeimensch-i. Detail, 1983. Terrakotta) -
(21.2.-15.4 1985)
Gabriele Hain - Arbeiten in Porzellan für Bing 81
Grdndahl
1955inAigenIOÖ.geboren,Erzieherin.StudiumderPhilosophie
und Archäologie. Erwin Reiter (s. Künstlerprofil AMK 1981199)
unterweist sie Anfang 1973 in Arbeiten in Tori. 1975- 1980
AbsolventinderMeisterklassetürKeramikbei Günter Praschak
(Hochschule für Kunst und industrielle Gestaltung in Linz. 1980
Aufbruch nach Skandinavien, Studium in Helsinki als Stipen-
diatin.
Gabriele Hain arbeitet vielfältig in Holz, Acrylglas, Papier und
Fotografie. Ab 1981 wird für sie ein mehrfach verlängerter Ver-
trag bei der Firma Bing 8 GrondahliKopenhagen bestimmend.
Workshops in Linz bei Eschlbock und New York in iiContem-
porary porcellainr.
DieausgestelltenArbeitensindSerienprodukte. Vornehmlich in
Weißporzellan gibt sie röhren- und kubenartigen Formen den
Vorzug Riffelungen und Lineamente sowie Kragenaufbruche
mildern designerische Strenge und Kühle (2. Neuere Arbeiten
für Bing äi Grdndahl) - (1. 7 31 3 1985)
Olivia Charlton - Bilder aus Glas
1953 in Stuttgart geboren, ab 1972 freie Kunstschule in Stutt-
gart für Bildhauerei u. a. bei Hoflehner. Glasmalerei, Lehrsemi-
nare für Waldorfpädagogik und Kunsterzieherin. 1981 eröffnet
0. Charlton ein eigenes Atelier in Wien. Die Serie ihrer Glasbil-
der bestimmt das gewohnte Bild der Bleistege. Diese aber ste-
hen in völlig freier Funktion als zeichnerisches und bindendes
Element. Goethe und Rudolf Steiner wirken farbtheoretisch seit
den Anfangen der Künstlerin iiBilder aus Glasii, die hohe
Leuchtwerte im Sinne von lmaginationen freier Landschaften
erstehen lassen. O. Charlton: iiFarbtone aus Licht entstehen im
Hinhören auf die den Farben innewohnende Musikx (3, Bild aus
Glas) - (19. 4 e 19.5.1985)
Meisterklasse für Malerei Prof. O. Unger
Rechenschaft und Emeritierung
Carl Unger übernahm 1 964 die Meisterklasse nach Eduard Bäu-
mer Seine Tatigkeitals Lehrender setztejedoch schon 1947 an
der seinerzeitigen Akademie für angewandte Kunst ein. Er
wurde Assistentbei Prof Kenner. Dem damaligen Professoren-
kollegium unter Präsident Max Fellerer gehdrten W. Wimmer-
Wisgrill, O. Haerdtl. F. Schuster, P. Kirnig, Ft. Obsieger und
O. Niedermoser an. Der junge Lehrer Unger stand erstmals
jenen Professoren gegenüber, die den Rufderwiener Kunstge-
werbeschule mitbegründeten. Mit ihnen in Diskussion und in
erschopfenden Gesprächen erfuhr er das Wesentliche um die
Aufgaben eines lehrenden Künstlers. Demzufolge bildete sich
die Erkenntnisin ihm aus. daß eine allgemein künstlerische Aus-
bildung beste und zweckmaßigste Voraussetzung und Forde-
rung ftir den Studenten sei Damit ware jedweder schopferi-
schert Begabung genugend Freiraum zur künstlerischen
Entfaltung geboten.
Carl Unger wirkte schon anfangs in seiner Klasse vorwiegend
mit dem Studium der menschlichen Gestalt. Ein Grundanliegen
war ihm, vor der Natur arbeiten zu lassen Beides waren ent-
scheidende Pfeiler seinergesamten Lehrtätigkeit. Ungers eige-
1185 Werk beweist arri siiiriraiiigsien diese Vorgartgsweise. Aus
demriaturriahenVorbildanalysierendflossen in Seine Komposi-
tionsübungen Stilmerkmale und Tendenzen des Konstruktiven.
Kubistischenf und Surrealistischen mit ein. Der Mensch und
seine Darstellung waren eines für ihn und zentralesThema. Wie
die Farbe, deren Lehren und Gesetzlichkeiten von Goethe bis
ltten ihn faszinierten, Besonders in Johannes ltten erlebte er
einen persönlichen Ansatz, der ihn geradlinig zur heutigen
malerischen Ausdrucksform führte. Experiment, phantasie-
volle Improvisationen stellte Unger bei aller gebotenen Zucht an
oberste Stelle seiner Lehrtätigkeit. Und zwar entscheidend.
denn nur so halt er dem jungen Künstler auf offenste Weise sein
eigenes Formen- und Farbengefühl entwickeln und wichtige
Erfahrungen sammeln.
Mit dieser Ausstellung gibt Unger Rechenschaft, ein überrei-
ches, vielschichtiges Bild der Meisterklasse für Malerei. wäh-
rend er sie führte. Auch i-altei Schüler bis in die Anfange der
50erJahre sind beteiligt, womit zwangsläufig ein Kapitel oster-
reichischer Malerei mitaufgerollt ist. dem der Lehrer Ungerden
Stempelautdrückte. Von Arbeiten dernochtastenden. unerfah-
renen Studenten. die unbefangen dem malerischen Abenteuer
huldigten, bis zu reiferen Werken hochbegabter Schulabgan-
ger. Figur und Akt sind sowohl in Zeichnung mit zum Teil post-
klimtischer Frivolität bis zum perfekt gebauten. gemalten Akt
Schwerpunkt. Die Namensreihe drückte die lnternationalitat
aus. Nicht in Erscheinung tritt - von hauchdünnen Assozietä-
ten abgesehen - die nUngerscher Malspracheri im Werk der
Schüler. Das sprichtfürdenwahren undguten Lehrer Unger. So
offeriert sich eine differenzierte Vielfalt als echter Spiegel freier
schulischer Entwicklung. Wie weit Unger seine Schüler gehen
läßt. beweisen die jahrgangsjüngsten Arbeiten. Zu diesen kann
man mitRechisagen. hieräußertsich rnalerischerZeitgeistvol-
lig unmodisch zum Teil als Versprechen für die Zukunft.
Carl Unger, in Emeritierung befindlich, verdient für alle an der
HochschuiegeübteTatigkeit hohe AnerkennungSeine zünden-
den Reden als Rektor, seine Mahnungen und Appelle zu würdi-
gem Studenten- und Künstlertum, zu Disziplin und Verantwor-
tung, sind noch im Ohr. Unger kann mit Recht als lebendigstes
Bindeglied eines Lehrkörpers gelten. das aus den schulischen
Traditionen der Jahrhundertwende direkt in die Gegenwart
führt. Wir meinen, das Feuer des initiativen Künstlers und Leh-
rers Carl Ungerwar stets mitentscheidend. Amt undAufgabe zu
nähren. Sein oft heftiger Zorn über mental-apparative Unmetho-
dikwarin Wahrheitein heilig-nützlicherZorn.derLuft reinigtund
alles weiterbringt. Somit unterstreichen wir ehrlichen Herzens.
was der amtierende Rektor Oswald Oberhuber von ihm sagt:
iiUnger ist mehr für unser Haus _ er ist eine Institution - das
Gewissen, die Verantwortung, der angenehme und unange-
nehme Mahner. Seine Verdienste als Lehrer sind unerlaßlich,
seine Leistung wird (wurde) hier (in der Ausstellung) gezeigt."
(4, Jörg Gaisbauer. Schwarzweiß 84. Acryl und Molino, 100 x
140 crn, 5. Norbert Schröckenfuchs, Glaswand 80. Betonglas-
fensterSLJosefaufderHeide,Wien11)-(22.3. - 21 4.1985)
Literatur im März
Unter dem Titel i-Schönsein Wohlfühleni- antizelebrierte man
wochenlang eine Veranstaltung des Kunstvereins Wien in
Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft fur
Literatur mit Unterstützung des Kulturamtes derStadt Wien. Im
Programmdieser sog. Literaturwoche eine flankierende Schau
nAsthetik des Alltagsii. Triviales täglichen Gebrauchs veran-
schaulichte sinnbildhaft Aspekte des Themas. Wetters eine
i-SchreibwerkslattrqeineiiVideoii-Kunstiervideos aus derArbeit
der Hochschule für angewandte Kunst Dazu "Malaktionen",
vDfSkUSSlOnEfW, Lehrstück-Workshops. Spielversuche mit
einem Lehrstücktextvon Bert Brecht sowieeine Schminkstraße
der Selbstbeobachtung, Selbstbewunderung. Als weitere
Punkte von Lucius Burckhardt iiDie Wohlfahrt und die Schön-
fahrtii, das gewandelte Verhältnis zwischen Hochkultur und
Subkultur sowie iiStadtische Umwelt sichtbar machen i eine
Stadtexpedition vori Schülern des BG ttii. Ferner iiTäuschun-
gen - Ansprechenri - iiDas Schone - des Schrecklichen
Anfangfßk, rlDICklChf der Städten - iiKein Schoner Landu. iiEin
Schöner Heimatabend-i _iiFläume - Traumei - iiGewohntes
Lebentr iiDie schöne Hautii, iiWohl-Lust-i. weiters Malaktionen
und am Ende ein (riesiges) Fest: iiSchön sein, sich wohl fuhlenrr.
Ausklang mit i-Erittauschungen-Aussprechenrr - Literatur kuli-
narisch, in allem dazwischen eine Modeschau. (23. 2. 7 2. 3
1985) leopold netopil
Weitere laufende Ausstellungen
Sepp Schmölzer - Schmuck, Objekte und Fotos (noch bis
30 6 1985)
12 Keramiker stellen vor - BaumgartnerlEschlböckiFunderl
GeftkelHainlJansalLehmannlMiura-GriningerINußbaurnerI
ReisingerIStraußfWaltl (noch bis 16. 6. 1985).
Mariano Fortuny - Der Magier des textilen Design Gemein-
same Veranstaltung mitder Hochschuletür angewandte Kunst,
Wien (noch bis 21. 7. 1985).
Gabriella Naiiaori - TeXUlSChmlJCk ll'l der Reihe iiÖSteffEICTfI-
sches Kunsthandwerk der Gegenwart" (noch bis 14 7. 1985)
Meisterwerke des Historismus - Glas. Keramik. Metall. Email
SchloB Grafenegg bei Krems (1. 5. i 27. 10. 1985)
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