geführt, ein Aufwand, der in einem ge-
wissen Gegensatz zu dem epherneren Cha-
rakter des Baues steht: vielleicht sollte die
Kaiserin von der Durchführbarkeit ihres
Einfalls überzeugt werden.
Das Modell stellt, auf fünf ineinander ver-
zapften Tischen, die zusammen einen ge-
streckten Vierpaß mit einem Durchmesser
von Z67:22Ü cm und einem Gesamtumfang
von 760 cm bilden, das Haus und den
umzäunten Garten dar. Die vier äußeren,
trapezoiden Tische tragen den Gatten mit
dem aus Holz geschnitzten Hellebardcn-
zaun und zehn Beeten, deren Erde aus
dunkelgebeizten und leimgetränktcn Säge-
spänen besteht. Die kleineren Gewächse
sind xvie richtige Kunstblumen aus dünnen
und bunt eingefärbten Geweben, Papier
und Draht angefertigt, die Bäume und
Baumstrünke sind aus entsprechend zurecht-
gesehnittenen Ästen gemacht. Die Wege
sind mit feinem, gelbem Sand bestreut, der
auf dem leimigen Untergrund fest haftet.
Der innere, quadratische Tisch, der eine
Kantenlänge von 97 cm hat, trägt das Haus,
das von Grund auf bis zur Spitze der Wind-
fahne 123 cm mißt. Der Maßstab des
Modells beträgt ungefähr 1:12. Es ist in
der Hauptsache aus Holz angefertigt, in
sehr massiver Machart, und kann aus-
einandetgenommen werden, so daß jeder
Raum in allen Einzelheiten sichtbar wird.
Fast alle Türen und die meisten Fenster
sind beweglich. Die Scheinarchitekturen an
der Außenseite sind mit Ölfarben gemalt.
Die illusionistische Wirkung dieser Male-
reien ist sehr stark. Die Felsen sind teils
aus Holz geschnitzt, teils ölfarbengetränkte
Schlacke. Die Maßwerkfenster sind Laub-
sägearbeit, die Oberlichtvergitterungen und
das Gittertor sind aus Zinn gegossen. Die
Grotte ist wie die übrigen Bekrönungen aus
Holz und wie die „Ochsenmühle" mit einem
geflochtenen Drahtnetz vergittert. Auch
die Mascarons an den Ecken der Anbauten
sind aus Holz geschnitzt, sie verraten die
Hand eines geschickten Bildhauers, der mit
anderen anonym gebliebenen Handwerkern
zu dem Werk beigetragen haben mag.
Eine handwerklich feine Arbeit ist die Ver-
glasung der Parterrefenster, wo durch auf-
geklebte geschliffene Stückchen farbiger
Gläser der Effekt von buntgemalten Schei-
ben erzielt wird. Auch die Verschiedenheit
der Fußböden ist berücksichtigt, es gibt
einfache Bretterböden, Fliesen und regel-
rechtes Tafelparkett, durch Einlegearbeit
aus Nußfurnier täuschend imitiert. Die
Innendekorationen sind in der Hauptsache
mit Wasserfarben auf Papier gemalt. Im
Kupferstichzimmer sind gestochcne win-
zige Landschaften in Rähmchen an der
Wand befestigt; sie wurden wahrscheinlich
aus einem Almanach herausgeschnitten, wie
die gestochenen Titel- und Notcnblätter,
die im Musikzimrner die Wand bedecken.
Besondere Beachtung verdienen das rei-
zende Baumkabinett im Parterre und der
Weinkeller auf dem Dachboden, der ein
Meisterstück illusionistischer Darstellungs-
kunst ist. Auf einem scheinbar mit zwei
Nägeln an die Wand gehefteten Zettel
Endet sich hier folgende Inschrift: Heda wer
w! nirbt l [artig sein bgfn f Grhgerl Bier und f
Glarcrl Wein f jolnmn Zugner 799. Derselbe
Name steht auch auf einer gleich daneben
angeschlagenen Weinpreistafel, quasi als
Name des Wirtes. Es besteht kein Zweifel,
daß wir in dem lustigen Bruder den Schöp-
fer der illusionistischcn Bemalung vor uns
haben. Das schon erwähnte Vollendungs-
datum 75. Oktober 1799 befindet sich an der
Außenseite auf einem Faßboclen, oberhalb
des Festungsturmes. Witzmann hat sich
nach Tischletart an versteckter Stelle ver-
ewigt, und zwar in dem Hohlraum zwischen
Dach und Plafond des Landschaftszimmcrs;
dort steht von ungelenker Hand geschrie-
ben: Herr Ignaig {Vilqmnnn lmll zu" Ver-
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