Der Restaurator mußte sich als Tischler,
Schnitzer, Drechsler, Gießer, Glaser, Draht-
Hechter, Blumenbinder usw. betätigen, wie
es eben beim Modellbau zugeht. Vor der
Ausführung ist meist Wcrkzeichnung und
Probestück angefertigt worden. Wo wenig-
stens Reste als Muster dienen konnten, war
die Arbeit leichter: auf diese Art sind 328
von insgesamt 336 Hellebarden neu her-
gestellt worden, ferner 104 von 105 Balu-
stern, 23 von 24 Pinienzapfen, 18 von 20
FensterHügeln sowie vier Tapetentüren,
die beiden Parterresalonfenster und die Ein-
gangstür. Die fehlenden Oberlichtgitter
wurden als Abgüsse des einzigen vorhande-
nen wiederhergestellt. Schwieriger war es,
wenn es kein Muster mehr gab oder der
fehlende Teil von Haus aus singulär war,
wie die Grotte, das Dach der Ochsenmühle,
die Freitreppe und der „Maibaum" mit
seinen Ballons und Fähnchen: hier behalf
sich der Restaurator mit maßgerechten
Detailvergrößerungen aus den Aufnahmen
von 1919, nach denen er seine Werkzeich-
nung anfertigte. Dieser Behelf versagte bei
den schon 1919 verlorenen Maßwerk-
fenstern, wo sich nur je zwei pro Anbau
gleichen: nur eines von den fünf fehlenden
konnte als Wiederholung angefertigt wer-
den, drei sind den zeitgenössischen Ab-
bildungen nachgebildet, und das fünfte 7
das Mittelfenster der Teufelsküche 7 ist
in Anpassung an die Scheinarchitektur als
gotisches Fenster mit abgeschrägter Sohl-
bank und Säulchen frei gestaltet worden.
Da sich so leicht kein Glasschleifer findet,
der bereit wäre, winzige bunte Glasstück-
chen zurechtzumachen, mußte sich der
Restaurator auch zu dieser Arbeit beque-
men, die ihm nach einigen Versuchen ge-
lungen ist. S0 haben die Parterrefenster
wieder ihre bunte Verzierung bekommen.
Die fehlenden Landschaften und Noten-
blätter wurden durch Photokopien der vor-
handenen ersetzt, die sich nach einer leich-
ten „Gilbung" mit Wasserfarbe nur bei
genauer Betrachtung vom ursprünglichen
Bestand unterscheiden. Die Regenerierung
und Retuschierung der Bemalung besorgte
Gemälderestaurator Franz Leißner, der auch
die Innendekoration gereinigt und ergänzt
hat.
Die schwierigen Wiederherstellungsarbeiten
haben 16 Monate in Anspruch genommen.
Die Arbeit hat sich gelohnt: das Modell
bewahrt ein wohl einzigartiges Kuriosum
vor der Vergessenheit. Gaheis nannte das
Haus der Laune ein Werk, desgleichen
Europa nicht aufzuweisen habe. So ein-
malig es in seiner Art gewesen sein mag,
so fügt es sich doch ganz zwanglos in das
(Euvre seines Schöpfers Johann Ferdinand
Hetzendorf von Hohenberg und damit in
seine Entstehungszeit ein.
Ich kann mich hier im Hinblick auf die
Monographie von E. Hainischm auf das
Wesentliche beschränken, wenngleich Hai-
nisch das Haus der Laune nicht in seine
Überlegungen aufgenommen hat. Hohen-
berg, der Schöpfer der Gloriette, der
Obeliskgrotte und der Römischen Ruine
im Park von Schönbrunn, war Architekt