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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 106)

Der Restaurator mußte sich als Tischler, 
Schnitzer, Drechsler, Gießer, Glaser, Draht- 
Hechter, Blumenbinder usw. betätigen, wie 
es eben beim Modellbau zugeht. Vor der 
Ausführung ist meist Wcrkzeichnung und 
Probestück angefertigt worden. Wo wenig- 
stens Reste als Muster dienen konnten, war 
die Arbeit leichter: auf diese Art sind 328 
von insgesamt 336 Hellebarden neu her- 
gestellt worden, ferner 104 von 105 Balu- 
stern, 23 von 24 Pinienzapfen, 18 von 20 
FensterHügeln sowie vier Tapetentüren, 
die beiden Parterresalonfenster und die Ein- 
gangstür. Die fehlenden Oberlichtgitter 
wurden als Abgüsse des einzigen vorhande- 
nen wiederhergestellt. Schwieriger war es, 
wenn es kein Muster mehr gab oder der 
fehlende Teil von Haus aus singulär war, 
wie die Grotte, das Dach der Ochsenmühle, 
die Freitreppe und der „Maibaum" mit 
seinen Ballons und Fähnchen: hier behalf 
sich der Restaurator mit maßgerechten 
Detailvergrößerungen aus den Aufnahmen 
von 1919, nach denen er seine Werkzeich- 
nung anfertigte. Dieser Behelf versagte bei 
den schon 1919 verlorenen Maßwerk- 
fenstern, wo sich nur je zwei pro Anbau 
gleichen: nur eines von den fünf fehlenden 
konnte als Wiederholung angefertigt wer- 
den, drei sind den zeitgenössischen Ab- 
bildungen nachgebildet, und das fünfte 7 
das Mittelfenster der Teufelsküche 7 ist 
in Anpassung an die Scheinarchitektur als 
gotisches Fenster mit abgeschrägter Sohl- 
bank und Säulchen frei gestaltet worden. 
Da sich so leicht kein Glasschleifer findet, 
der bereit wäre, winzige bunte Glasstück- 
chen zurechtzumachen, mußte sich der 
Restaurator auch zu dieser Arbeit beque- 
men, die ihm nach einigen Versuchen ge- 
lungen ist. S0 haben die Parterrefenster 
wieder ihre bunte Verzierung bekommen. 
Die fehlenden Landschaften und Noten- 
blätter wurden durch Photokopien der vor- 
handenen ersetzt, die sich nach einer leich- 
ten „Gilbung" mit Wasserfarbe nur bei 
genauer Betrachtung vom ursprünglichen 
Bestand unterscheiden. Die Regenerierung 
und Retuschierung der Bemalung besorgte 
Gemälderestaurator Franz Leißner, der auch 
die Innendekoration gereinigt und ergänzt 
hat. 
Die schwierigen Wiederherstellungsarbeiten 
haben 16 Monate in Anspruch genommen. 
Die Arbeit hat sich gelohnt: das Modell 
bewahrt ein wohl einzigartiges Kuriosum 
vor der Vergessenheit. Gaheis nannte das 
Haus der Laune ein Werk, desgleichen 
Europa nicht aufzuweisen habe. So ein- 
malig es in seiner Art gewesen sein mag, 
so fügt es sich doch ganz zwanglos in das 
(Euvre seines Schöpfers Johann Ferdinand 
Hetzendorf von Hohenberg und damit in 
seine Entstehungszeit ein. 
Ich kann mich hier im Hinblick auf die 
Monographie von E. Hainischm auf das 
Wesentliche beschränken, wenngleich Hai- 
nisch das Haus der Laune nicht in seine 
Überlegungen aufgenommen hat. Hohen- 
berg, der Schöpfer der Gloriette, der 
Obeliskgrotte und der Römischen Ruine 
im Park von Schönbrunn, war Architekt
	        
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