Buchbesprechungen
Karl Ginhert. Die frühmittelelterliche
Martinsltirche euf dem Romerberg in
Linz. 63 Seiten, I1 Abbildungen. Er-
schienen in der Reihe "Linzer Archä-
ologische Forschungen Band A", Linz
1968 (Hrlg. Stedtmuseum Linz)
Seit den in den Jahren 1947148 durchgeführ-
ten Grabungs- und Ftestaurierungsarbeiten an
der Martinskirche in Linz haben Datierungs-
probleme und Fragen zur Zweckverwendung
dieses aus frühmittelalterlicher Zeit stam-
menden Baukorpers die Gemuter der Kunst-
wissenschafter und Historiker immer wieder
erregt. Nicht zuletzt reichen Kenntnisse
einer mehrjährigen T keit als Denkmal-
pfleger haben K. Gi hart zum besonders
prädestinienen Erforscher dieses weitgesteck-
ten, noch immer nicht völlig geklärten Pro-
blemkreisas befähigt. Im Jahre 1949 schritten
F. Juraschek und sein Stab von Mitarbeitern
zur publizistischen Ausbeute der kurz zuvor
abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten an
der Maninskirche urid setzten es sich zum
Ziel. ne rtl glichst erschöpfende Material-
liub ation ohne Einbeziehung von Ver-
gleichsdenkrnilern" zu erstellen. Dieses zu
wertvollen Erkenntnissen führende Resümee
ergänzt nun Ginhart mittels vergleichender
Methode der Kunstgeschichte und gelangt
damit zu Erkenntnissen, die dern Historiker,
wenn auch er den Versuch zu hypothetischer
Aussage unternimmt, versagt bleiben müssen.
Ginhart gibt einen Gesamtbefund, der von der
frühbayrlschen Burq auf dem Römerberg über
die bisher rätselhaft gebliebene Pfeilerbogen-
halle bis zu d 'n diese Halle eingebauten
Maninskirche reicht. Zur Frage der seiner-
zeltigen Verwendung der Pfeilerbogenhelle,
die_der Autor mit der Halle von Lorch in Ver-
gleich setzt, gerat auch er knapp an die
Grenzen des hypothetisch vertretbaren, wenn
er darin ein zu Ehren Karls des Großen errich-
tetes Triumphbogenmotiv sehen möchte.
immerhin widerlegt er sämtliche, recht laien-
haft klingenden Argumente von Fachleute ,
die in dieser Anlage den Kern einer drei-
schiifigen Basilika vermuten.
Glnhart hält die ursprünglich, seiner Meinung
nach, in der Linzer Burg errichtete Manins-
kirche mit der Pfeilerbogenllalle nicht fur
identisch. Vielmehr vertritt er die Ansicht, daß
die namentlich in einer Urkunde aus dein
Jahre 799 gesicherte Kirche, wie viele andere,
in den Ungarnstiirmen vernichtet worden war.
In der Feige adaptierte man einfach die nun
unbenützt stehende .Triumph'-Pfeilerbogen-
halle fur kirchliche Zwecke und bertrug die
St-Martins-Kirche in dieses ursprünglich welt-
liche Bauwerk. Diese Adaptierung setzt der
Autor in die Mine des l1. Jahrhunderts und
gerat in seiner, oft Formen einer kleinen Streit-
schrift annahmenden Publikation zu einigen
Fachleuten, die diese Adaptierung bedeutend
fruher annehmen, in exegetischen Gegensatz.
Er weiß mit einem reichhaltigen Vergleichs-
material aufzuwerten und zitiert für die Gültig-
keit seiner Hypothese triftige Grunde, wenn
er _die Nischenarchitektur in Linz ähnlichen
Beispielen der Regensburger Baukunst gegen-
überstellt. Damit soll der Beweis erbracht
werdenndaß die in Betracht kommenden adi-
spiele einer Nischenarchitektur in der Mehr-
zahl erst aus dem 11. Jahrhundert stammen,
eine Datierung der Linzer Martinskirche vor
diesem Zeitraum folglich nicht gerechtfertigt
erscheint. Ginhart betrachtet diesen Problem-
kreis damit eber noch keineswegs als abge-
schlossen urid spricht schon in der Präambel
die Einladung aus, zu den von ihm gewonne-
nen Ergebnissen Stellung zu nehmen.
Günter Brucher
Katalog der Galerie Alter Meister:
Museum der bildenden Künste, Buda-
pest Bearbeitet und herausgegeben von
A. Ier. 2 Bände, Budepeit 1967.
852 Selten, 400 ganzseitige Abbildungen
Die neue, nun auch in deutscher Übersetzung
(besorgt von A, Orszagh) vorliegende Aus-
gabe des Galeriekataloges des Budapester
Museums der bildenden Künste kann als vor-
bildhafte, gründliche Publikation bezeichnet
werden. Das Werk vertritt den Typus des
wissenschaftlichen Kataloges mit genauer
Angabe der Frovenienz jedes Gemäldes, kri-
ti her Einordnung bei Verarbeitung und
Zitierung der speziellen Literatur; der Autor
hat in der Einteilung des Textes eine klare,
übersichtliche Ordnung geschaffen und die
Benützbarkeit überdies durch die berechtigte
Beschränkung auf das Zitieren des tatsächlich
einschlägigen Sch fttums erleichtert, um die
in letzter Zeit häufig zu beobachtende weit-
schweifigkeit des Zitierens von Weitherge-
holtem zu vermeiden. Alle Zuschreibungs-
fragen sind nach dem letzten Forschungsstand
überprüft. Der Abbildungsband gibt einen
guten Eindruck dieser reichen urid vielfältigen
Galerie und ist zugleich ein verdienstvolles
Nachschlagewerk für die Kenntnis zahlreicher
Meister, die in Budapest gut vertreten, deren
Werke sonst aber nur spärlich publiziert sind.
Abgesehen davon, daß dieser Katalog in
unerläßliches Hilfsmittel wissenschaftlicher
Forschung darstellt, ist er in seiner handlichen
zweiteiligen, in Leinen fest gebundenen Aus-
gebe für die Galeriebesucher ganz allgemein
der gegebene Vermittler zwischen dem Werk
des Künstlers urid der erklärenden kunst-
historischen Forschung.
Günther Heinz
56
Corrado Rio I e Giulio Zucchini Guido
di Bologna,
nichelll - Edizlone Alfa Bologna
Jeder an Kunst interessierte llalienreisende
wird die Neuerscheinung des langst ver-
griffenen Führers durch Bologna von C. Ricci
und Zucchini warmstens begrüßen. Die von
A. Emiliani mustergultig besorgte und auch
um interessante Illustrationen vermehrte Neu-
bearbeitung verdient jedes Lob. Mit der
Genauigkeit, die dem Besucher Venedigs an
Hand von Lorenzettis Führer an keinem der
geradezu zahllosen Kunstwerke vorübergehen
läßt, ist es nun wieder möglich, auch Bolognas
Schätze in ihrer reichen Gesamtheit zu er-
lassen. Der 320 Seiten starke Band enthält
überdies alle notwendigen Indizes sowie auch
eine Bibliographie aller älteren Guidenliteratur.
Nach dieser Leistung erwartet man mit Freude
und Spannung vom selben Autor die kritische
Neuausgabe von Malvasias Pittura di Bologna.
Günther Heinz
Klara Garen, ltalienieche Renaissance-
porträtr Museum der bildenden Künste
in Budapest, Corvina 1985. Zl Seiten.
4B Farbtafeln, Format 19x16 cm
Das Museum der bildenden Künste gibt in
den letzten Jahren eine gut ausgestattete
Schriftenreihe heraus, die sich an breiteres
Publikum von Museumsbesuchern wendet.
Neben der volksbildnerischen Aufgabe, die
diese Händchen verfolgen, ist es die Absicht
der Autorin, die Gelegenheit für wissenschaft-
liche Diskus on zu ergreifen. Nicht alle der
hier reproduzierten Bilder gehören zu dem
bekannten Hauptbestand der Galerie, der
durch die Glanzstiicke wie Gentile Bellinis
Bildnis der Caterina Cornaro, durch den so-
genannten Broccardo, das Jiinglingsbild von
Raffael, Romaninos Bildnis eines Edelmannes
oder Veroneses Bildnis eines jungen Marines
dem Leser den hohen Rang dieser Galerie
vor Augen führt. Darüber hinaus werden einige
Werke diskutiert, die sowohl wegen ihrer
Ou lat als auch wegen des Interesses. das
sie in der kunstwissenschaftlichen Forschung
erwecken, mit Recht in ein neues Licht der
Betrachtung gerückt werden. Es ist der
Autorin gelungen, einen Typus von Museums-
publikation vorzulegen, der in glücklicherweise
die volksbildnerische Aufgabe mit der wissen-
schaftlichen Seriosität verbindet. Auch dem
Verlag gebührt die Anerkennung, diese Ab-
sicht des Verfassers unterstützt und dadurch
das Niveau der allgemeinen volksbildneri-
schert Publizität erhöht zu haben.
Günther Heinz
Fritz Zink, Die Handzeichnungen bis zur
Mitte den 18. Jahrhunderte, Nürnberg
1968, Redaktion Leonie von Wilckena.
Verlag der Germanischen National-
muaeume, 233 S. mit zahlreichen Abb.,
ikonographiechee und Sechverzeichnis,
Ortsverzeichnie, Personenverzeichnis.
Ln. (Z Kataloge des Germanischen Na-
tionalmuleums Nürnberg, Die deutschen
Handzeichnungen Bd. 1)
Um es vorwegzunelirneri: dieses Buch setzt
einen neuen Standard für Bestendskataloge
von Handzeichnungen. Mit größtmöglicher
Akribie ist hier eine katalogmaßig bislang nicht
eriaßte Sammlung der wissenschaftlichen
Offentlichkeit erschlossen worden. Unter den
178 Katalognummern befinden sich neben den
berühmten Durerzeichnungen so bedeutende
Blätter wie die einzige für Israel Van Mecke-
nem gesicherte Zeichnung mit dem Doppel-
pokal, Wolf Hubers Mondseezeichnung und
Arbeiten von Hans Leu d. J. - Der vorliegende
Katalog reicht von den frühesten Zeichnungen
auf Papier der Zeit um 1380 bis zu Virgil Solis.
Die Blätter bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts
sind nur chronologisch, die späteren nach
landschaftlichen und chronologischen Ge-
sichtspunkten geordnet. Unter Mitarbert be-
deutender Fachgelehrter ist hier zugleich ein
Rechenschaftsbericht uber den Forschungs-
stand der deutschen Handzeichnung bis zur
Mitte des 16. Jahrhunderts und im besonderen
der Dürerzeicrinung entstanden. Mit seinen
Verzeichnissen, die das Buch auch ikono-
graphisch und historisch erschließen, und den
erstklassigen Reproduktionen aller Blätter
kann dieses Werk jedem auch nur mittelbar
interessierten empfohlen werden.
Horst-Herben Kossatz
Josef Zyltan, Laxenburg. 124 Seiten
Text, a2 Abbildungen. Verlag Herold.
Wien. S 128,-
Der bekannte Kunsthistoriker und ehemalige
Leiter des österreichischen Bundesdenkmal-
amtes legt hier ein kleines Buch für ein großes
Publikum vor. in knappen Umrissen wird in
der ersten Hälfte des Büchleins die Ge-
schichte des Schlosses Laxenburg geschildert.
wobei aber doch auf diese und jene inter-
essente Begebenheit naher eingegangen wird.
sci daß keine trockene Historie doziert, son-
dem lebendiges Geschehen dem Leser asso-
ziiert wird. Dazu tragen auch sehr viel die
Auszüge aus alten Berichten bei, die in den
Texten eingestreut sind; so etwa ein köstlicher
Bericht über eine Heiherbeize, so eine Be-
schreioung aus dem Jaschenbuch für
Freunde schöner vaterlandischer Gegenden"
aus dem Jahre 1805. Die Schilderung eines
Rundganges durch das Schloß, den Park und
die Franzensburg fullt die zweite Hälfte des
Bandes. Dabei liegt das Schwergewicht bei
den Ausführungen über die Franzensburg, die
in den letzten Jahren wiederhergestellt und
zur Besichtigung freigegeben wurde, während
von den barocken Anlagen arst ein Teil des
.Blauen Hofes" fertiggestellt wurde, an dem
anderen Teil noch gearbeitet wird und die
übrigen Anlagen, auch das reizende kleine
Theater, noch einer Renovierung harren. Die
82 Abbildungen zeigen, nach alten Stichen
und Gemälden, verschiedene Ansichten von
Schloß und Park, einzelne Kunstwerke und
das Innere dar Räumlichkeiten. Lagepläne und
lRisse vervollständigen die anschauliche Publi-
ation.
AloisVogel
Verborgene Kostbarkeiten. Kunstwan-
derungen abseits der Hauptstraße.
Band 8: Rund urn Würzburg, Band 9:
Hund um Frankfurt l. von Ursula Pfister-
rneleter. Je 104 Seiten. 48 Abb., Hln..
Verlag Harn Carl, DM 9,80
Schon des öfteren hatten wir Gelegenheit, die
ebenso reizvollen wie informativen Händchen
zu besprechen, in denen jeweils 48 wenig
bekannte Kunststätten besprochen und in
ihren Hauptwerken auch abgebildet werden.
Grundlage fiir die in den Bänden angeregten
.Kunstwenderungen abseits der Hauptstraße"
sind die größeren Kunstführer Von Dehio und
Reclam. Von besonderer Bedeutung sind
neben dem Abbildungsmaterial und den kurzen
Beschreibungen die Angaben, wie die be-
sprochenen Lokalitäten mit dem Auto, mit der
Bahn und zu Fuß erreicht werden können.
Die Bändciien liefern den Beweis, daß auch
in Dörfern und Märkten, die dem durch-
schnittlichen Kunstfreund nicht einmal dem
Namen nach bekannt sind, Kunstwerke von
hohem, ja europäischem Rang angetroffen
werden können. Wir nennen nur die holz-
geschnitzte Kanzel aus der Walilahrtskirche
von Dettelbach, den Altarschrein von Kreuz-
wertheim, den grandiosen Gekreuzigten von
Weibersblunn und das gotische Fresko von
Freudenberg.
Auch diejenigen, die keine Lust oder keine
Zeit haben, die genannten Kunststätten zu
besichtigen, werden an den vorzüglich aus-
gestatteten Bändchen ihre Freude haben.
Ernst Köller
tenz der sterbenden sonne, ge i:hte von
rainer pichler mit illustre nen von
hrdlicke lehrnden reiner kie pllcz urbach
zens - weilburg Verlag beden 1968,
63 Seiten, 14 Abb., S 120.-
Der schon von außen sehr ansprechend ge-
staltete Band laßt den Leser avantgardistische
oder experimentelle Lyrik erwarten. Die Verse
Rainer Pichlers sind nun durchaus weder
atomisiert noch von einem technischen
Schema geplagt. Sie sind weit entfernt von
strenger Computerlyrik, aber auch nicht, wie
man nach der Mehr-zahl der Illustratoren ver-
muten würde, im Surrealen zu Hause. Wohl
handelt es sich um freie Rhythmen, oft mit
Angedeutetem, nicht zu Ende geschriebenen
Salzen, Einklammerungen, Gedankensprün-
gen, doch immer bleibt des Bild ein geschlos-
senes Ganzes. Nicht alle Gedichte sind gleich
gut, doch weisen sie auf eine kontinuierliche
Entwicklung. Einige werden wahrscheinlich
die Probe der Zeit bestehen. Wir denken an
.Zirkus ll", besonders aber an .. . . nur allein"!
Die Illustrationen sind eher Bildbeigaben, die
zu dem Text eine mehr zufällige Beziehung
haben. Die schon angeführten Namen bürgen
fur eine hohe Oualital. Den Großteil stellen die
Vertreter des Jhantastischen Realismus". Be-
sonders sind die Wiedergaben der Graphiken
von Anton Lehmden, Karlheinz Pilcz urid
Herwig Zens, deren Arbeiten sich auch für
den Druck besser eignen als jene von Kies
und der Urbach, zu beachten. Arnulf Rainer
liegt auch thematisch gut. Alfred Hrdlicka
scheint uns aber in diesem Buch eine Fehl-
besetzung. Nicht jede ausgezeichnete Graphik
peßt zu jedem Text. Sowohl der geschmack-
volle violette Leineneinband, das Querformat,
die andersfarbigen Zwischenblätter als auch
der saubere Satz machen die Publikation
sicher zur schönsten, die dieser kleine Verlag
bis jetzt herausgebracht hat, und es ist zu
hoffen, daß sie ihm Anreiz für ähnliche Unter-
nehmungen wird.
Alois Vogel
EINGELANGTE BÜCHER
Hans Aurenhammer, Salomon Kleiner s
Wienerisches Welttheater, Bd.2 - Belvedere-
Textband. 117 3., Kunstledereinband. Aka-
demische Druck- und Verlagsanstalt Graz,
1969
Ursula Pfistermeister, Verborgene Kostbarkei-
ten, Bd. s, Rund um Frankfurt, n. I (Südost),
m4 s, 4a Abb., Hin. Verlag Hans Carl,
Nürnberg, ress. DM 9,30
Georg Wecha und andere Autoren, Kunstjahr-
buch der Stadt Linz rasa, a4 s., zahlreiche
Abb., brosch. Verlag Anton Schroll a Co.,
Wien, 196a. s 150,-
Richtigstellung:
Der Geschichtsverein für Kärnten - Landes-
museum ftir Kärnten, Museunlgasse Z, 9010
Klagenfurt, ersucht uns um Richtigstellung
des Preises für sein Verlegswerk ,.Stefka
Cobelj: Die Barockmaler Strauß" l. und ll.
Teil, das nicht, wie irrtümlich in Heft 104
angekündigt, pro Teil s zss - kostet, sondern
dessen beide Teile um S 285,- erhältlich sind.