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Full text: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 114)

IALT 
drei ursprünglichen Teile des Missale, das 
lllS Harrach kaufte, unterscheiden sich 
zinander durch ihre Sdirift, bilden aber, 
sehen davon, ein Ganzes. Das entspridit 
Schreibbetrieb des 15. Jahrhunderts. In 
Leren Sdireibstuben wurde die Arbeit auf- 
ilt, um die Aufträge schneller fertig zu 
ien. Die Herstellung des Kalendariums mit 
rn verschiedenen Spalten, den Sonntags- 
staben, der Goldenen Zahl, den Heiligen- 
en in verschiedenfarbiger Schrift erforderte 
ndere Kenntnisse und Kunstfertigkeiten. Es 
daher häufig zu beobachten, daß der 
rnderteil eines Missale oder eines Psalters 
anderer Hand ist als der Textteil. 
Kalenderseiten haben einen Schriftspiegel 
260 X 174 mrn, die Seite zu 33 Zeilen. 
Schrift ist eine gotische Textura mittlerer 
"Se, auch „Missalschrift" genannt. Eine 
ift dieser Art bildete die Vorlage für die 
dtlettern, die Gutenberg bald danach schuf. 
Sd1riftbild wird durdi die häufige Ver- 
dung von roter Tinte aufgelockert. 
Heiligen, die im Kalender vorkommen, 
n keinen sicheren Schluß darauf zu, wo und 
welche Kirche das Buch geschrieben wurde. 
;ind die Patrone von Salzburg, Passau, 
sburg, Prag angeführt. Daß der heilige 
loman in roter Schrift eingetragen ist, 
ite auf Melk hinweisen. Es kann sich auch 
einen Kalender handeln, der für keine 
mmte Kirche war, sondern in einer Form 
estellt wurde, daß er für Interessenten aus 
zhiedenen Diözesen oder Klöstern brauch- 
war. Bei Durchsicht des Missale zeigt sich, 
die Heiligen, die im Kalender enthalten 
durchaus nicht übereinstimmen mit den 
igenfesten im Missale. Es ist daher anzu- 
1811, daß der Kalender für das vorliegende 
ale aus einer Schreibstube bezogen wurde, 
auf Kalender „spezialisiert" war, die für 
ibengenannten Diözesen paßten. 
den Kalender folgt noch, von derselben 
d geschrieben, ein Blatt mit der Salz- und 
aerweihe. Es folgt das eigentliche Corpus 
Vlissale, das nach einheitlichem Plan, aber 
von derselben Hand geschrieben ist. 
. idJ-IiST 
. n iaN 
irradi-Missale. Kreuligungsbild, m. w, 
RKUNGEN 172 
iAl-IHLER, RullL-n- und Plattenstempel des XVLJahr- 
crts. LClpllg 1'123, 1. Bd., s. 101. 
1. BRIQUET, Lcs Filigranes, I. um, Van: 19m7. s. 73. 
l 
Der erste Teil dieses Corpus umfaßt die Folien 
17-72. Der Sdiriftspiegel mißt 270 X 188 
Millimeter, jede Seite hat zwei Spalten zu 35 
Zeilen. Die Schrift ist eine gotische Textura, 
jedoch mit abgerundeten Formen. 
Auf den Blättern von fol. 17r-69r steht das 
„Proprium de tempore", d. s. die Messen des 
Kirchenjahres ohne die Heiligenfeste. Es fehlen 
aber die Gebetstexte der Oratio, Sekret und 
Postkommunio. Dafür steht fast überall der 
Verweis: „Coll(ectam) require immediate post 
Canonem"; tatsächlich findet sich dann auf 
den Folien 82r--lO3r das „Kollektar" mit 
diesen Gebeten. Für die Fastenzeit enthält 
das Proprium de tempore nur die Texte für die 
Sonntage, nicht aber für die Werktage. Im 
Kollektar hingegen sind auch die Orationen für 
die Werktage der Fastenzeit enthalten. 
Nach dem Meßtext für den 24. Sonntag nach 
Pfingsten steht noch die Messe zur Kirchweihe 
und Altarweihe (fol. 69v-70r). Auf den 
Blättern fol. 70r-72r folgt das Sequentiar mit 
dem Text der gebräuchlichen Sequenzen. Auf 
der ursprünglich leer gelassenen Seite fol. 72v 
hat eine jüngere Hand die Orationen der Messe 
zu den 14 Nothelfern nachgetragen. Eine noch 
jüngere Hand hat auf derselben Seite den 
Anfang des Gloria eingetragen. 
Der Teil des Missale von fol. 73-339 ist durch 
die Schrift und die Adjustierung als Einheit 
zusammengeschlossen. Der Schriftspiegel beträgt 
255 X 178 mm, die zwei Spalten haben je 23 
Zeilen. Die Schrift ist eine große gotische 
Textura. 
Die Folien 73r-75v enthalten Gloria, Credo 
und Präfationen. Nach dem ganzseitigen Kreu- 
zigungsbild auf fol. 76v folgt von fol. 77r-8lr 
der Canon mit den Dankgebeten nach der 
Messe, dann von fol. 82r-l03r das Kollektar. 
Das „Proprium Sanctorum", d. s. die Messen 
zu den Heiligenfesten, steht auf fol. 104r- 
237r; es beginnt mit der Vigil zum Andreas- 
Fest. Wie schon früher bemerkt wurde, stimmt 
die Auswahl der Heiligenfeste nicht mit den im 
Kalender aufgezählten Heiligen überein. Im 
Kalender ist kein Heiligenfest so hervorgeho- 
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