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drei ursprünglichen Teile des Missale, das
lllS Harrach kaufte, unterscheiden sich
zinander durch ihre Sdirift, bilden aber,
sehen davon, ein Ganzes. Das entspridit
Schreibbetrieb des 15. Jahrhunderts. In
Leren Sdireibstuben wurde die Arbeit auf-
ilt, um die Aufträge schneller fertig zu
ien. Die Herstellung des Kalendariums mit
rn verschiedenen Spalten, den Sonntags-
staben, der Goldenen Zahl, den Heiligen-
en in verschiedenfarbiger Schrift erforderte
ndere Kenntnisse und Kunstfertigkeiten. Es
daher häufig zu beobachten, daß der
rnderteil eines Missale oder eines Psalters
anderer Hand ist als der Textteil.
Kalenderseiten haben einen Schriftspiegel
260 X 174 mrn, die Seite zu 33 Zeilen.
Schrift ist eine gotische Textura mittlerer
"Se, auch „Missalschrift" genannt. Eine
ift dieser Art bildete die Vorlage für die
dtlettern, die Gutenberg bald danach schuf.
Sd1riftbild wird durdi die häufige Ver-
dung von roter Tinte aufgelockert.
Heiligen, die im Kalender vorkommen,
n keinen sicheren Schluß darauf zu, wo und
welche Kirche das Buch geschrieben wurde.
;ind die Patrone von Salzburg, Passau,
sburg, Prag angeführt. Daß der heilige
loman in roter Schrift eingetragen ist,
ite auf Melk hinweisen. Es kann sich auch
einen Kalender handeln, der für keine
mmte Kirche war, sondern in einer Form
estellt wurde, daß er für Interessenten aus
zhiedenen Diözesen oder Klöstern brauch-
war. Bei Durchsicht des Missale zeigt sich,
die Heiligen, die im Kalender enthalten
durchaus nicht übereinstimmen mit den
igenfesten im Missale. Es ist daher anzu-
1811, daß der Kalender für das vorliegende
ale aus einer Schreibstube bezogen wurde,
auf Kalender „spezialisiert" war, die für
ibengenannten Diözesen paßten.
den Kalender folgt noch, von derselben
d geschrieben, ein Blatt mit der Salz- und
aerweihe. Es folgt das eigentliche Corpus
Vlissale, das nach einheitlichem Plan, aber
von derselben Hand geschrieben ist.
. idJ-IiST
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irradi-Missale. Kreuligungsbild, m. w,
RKUNGEN 172
iAl-IHLER, RullL-n- und Plattenstempel des XVLJahr-
crts. LClpllg 1'123, 1. Bd., s. 101.
1. BRIQUET, Lcs Filigranes, I. um, Van: 19m7. s. 73.
l
Der erste Teil dieses Corpus umfaßt die Folien
17-72. Der Sdiriftspiegel mißt 270 X 188
Millimeter, jede Seite hat zwei Spalten zu 35
Zeilen. Die Schrift ist eine gotische Textura,
jedoch mit abgerundeten Formen.
Auf den Blättern von fol. 17r-69r steht das
„Proprium de tempore", d. s. die Messen des
Kirchenjahres ohne die Heiligenfeste. Es fehlen
aber die Gebetstexte der Oratio, Sekret und
Postkommunio. Dafür steht fast überall der
Verweis: „Coll(ectam) require immediate post
Canonem"; tatsächlich findet sich dann auf
den Folien 82r--lO3r das „Kollektar" mit
diesen Gebeten. Für die Fastenzeit enthält
das Proprium de tempore nur die Texte für die
Sonntage, nicht aber für die Werktage. Im
Kollektar hingegen sind auch die Orationen für
die Werktage der Fastenzeit enthalten.
Nach dem Meßtext für den 24. Sonntag nach
Pfingsten steht noch die Messe zur Kirchweihe
und Altarweihe (fol. 69v-70r). Auf den
Blättern fol. 70r-72r folgt das Sequentiar mit
dem Text der gebräuchlichen Sequenzen. Auf
der ursprünglich leer gelassenen Seite fol. 72v
hat eine jüngere Hand die Orationen der Messe
zu den 14 Nothelfern nachgetragen. Eine noch
jüngere Hand hat auf derselben Seite den
Anfang des Gloria eingetragen.
Der Teil des Missale von fol. 73-339 ist durch
die Schrift und die Adjustierung als Einheit
zusammengeschlossen. Der Schriftspiegel beträgt
255 X 178 mm, die zwei Spalten haben je 23
Zeilen. Die Schrift ist eine große gotische
Textura.
Die Folien 73r-75v enthalten Gloria, Credo
und Präfationen. Nach dem ganzseitigen Kreu-
zigungsbild auf fol. 76v folgt von fol. 77r-8lr
der Canon mit den Dankgebeten nach der
Messe, dann von fol. 82r-l03r das Kollektar.
Das „Proprium Sanctorum", d. s. die Messen
zu den Heiligenfesten, steht auf fol. 104r-
237r; es beginnt mit der Vigil zum Andreas-
Fest. Wie schon früher bemerkt wurde, stimmt
die Auswahl der Heiligenfeste nicht mit den im
Kalender aufgezählten Heiligen überein. Im
Kalender ist kein Heiligenfest so hervorgeho-
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