Werkmonographie angelegt sind, könnten geeig-
net sein, das Essay von Noehles zu vervollständi-
gen.
Unsere Untersuchung gilt der entscheidenden
Frage: Hat Bernini das Ziborium erst nach dem
Beschluß von 1673, das Ziborium in der Cappella
del Sacramento naufzustellenu, geschaffen oder
war es schon in wesentlichen Teilen - für einen
anderen Platz bestimmt - vorhanden?
Schon eine strenge ästhetisch-funktionelle Kritik
des Werkes muß die zweite Möglichkeit, daß es ur-
sprünglich für einen anderen, größeren Zusam-
menhang bestimmt war, bejahen, zumal die Zeich-
nung in der Eremitage besonders darauf hinweist.
Sie gibt den Hinweis auf eine zentrale frei stehen-
de Lösung.
Als solche zentrale Lösung bietet sich nur der Al-
tar unter dem Baldachin an. Dies mag vorerst be-
fremden, da nirgends In der so reichen Forschung
darüber eine Bemerkung gefallen ist. Ja, es be-
fremdet, denn unter dem logischen Zwange ästhe-
tischer Kritik, in Kombination mit der Leningrader
Zeichnung, wäre wenigstens eine Erwähnung sol-
cher Gedanken zu erwarten gewesen.
Der Bildhauerarchltekt Gianlorenzo Bernini hat
das Ziborium nach dem Willen Papst Alexan-
ders Vll. für den Hochaltar unter dem Baldachin
über dem Grabe der Apostelfürsten geplant und
begannen. Es wurde später für eine Aufstellung in
der Cappella del Sacramento adaptiert (Abb. 3).
Diese vorerst vielleicht überraschende Feststel-
lung kann durch den Fund eines Satzes in einer
wohlbekannten, sogar publizierten, dennoch aber
unbegreiflicherweise nicht beachteten Quelle er-
härtet werden.
Wegen der Wichtigkeit des Beweises sei dieser
Satz in lateinisch und deutsch in extenso, unter
anschließender Sternnote', jedoch auch im Zu-
sammenhang des ganzen lateinischen Textes wie-
dergegeben.
In den Sitzungsberichten der Sacra Congregazio-
ne della Fabbrica di San Pietro, den Decreta et Fle-
solutiones, aufbewahrt im Archiv der Fabbrica,
werden die nach dem Willen Papst Alexanders Vll.
gefällten Beschlüsse für die Ausstattung des Be-
zirkes von St. Peter dargestellt. Sie erfolgten in
den Jahren 1656 und 1657 und sind von höchster
Wichtigkeit, da sie die große Achse, angefangen
vom Kathedraaltar über den Hochaltar bis hinaus
zum großen runden Petersplatz betreffen. im Zen-
trum der Planung steht unter dem Baldachin das
Ziborium.
Die entscheidende Sitzung, deren Protokoll der
Autor im Archiv der Fabbrica" exzerpieren konn-
te, welches zudem auch schon 1947 (i) von Rober-
to Battaglia" publiziert worden ist, fand am Don-
nerstag, 25. April 1657, statt.
Der uns interessierende, entscheidende Satz folgt
nach der kurzen Beschreibung des Kathedraalta-
res, der "mit kostbarem Stein, Statuen und ande-
ren Werken in vergoldetem Metall auszuschmük-
ken-r sei.