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Full text: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 172 und 173)

I heißt es: 
et ex simile materia ciborium pro 
erv(atio)ne verierabilissimi Corporis Christi 
angelis allisque urnaiibus in altere s.(upe)r 
Ichrum gloriosor.(um) Ap.(osfo)lor.(um) Petri 
lolo collocanrdum) 
1d aus ähnlichem Material sei zu errichten 
Ziborium zur Verwahrung des verehrungswür- 
1 Leibes Christi mit Engeln und anderem Zie- 
rf dem Allare über dem Grabe der glorreichen 
itel Petrus und Paulus, 
öllig klare Satz bezieht sich unmißverständ- 
ind unausweichlich auf den Hochaltar unter 
Baldachin, den nAltar über dem Grabe der 
aichen Apostel Petrus und PBUIUSu. Ebenso 
ter, vorhanden sind. Dies führte ihn zur wohl un- 
haltbaren Annahme, daB im Ausnahmefalle dieser 
beiden großen Engel Bernini erstmalig in seinem 
hohen Alter die gesamten diffizilen und anstren- 
genden Arbeiten, angefangen mit den zeichneri- 
schen Vorstufen (Abb. 4, 5), den Tonbozzetti, den 
großen Gipsmodellen, deren UmguB in Wachs, 
das Ziselieren des Wachses, den Guß in cera per- 
duta, das Nachziselieren der Bronzen und schließ- 
llch ihre Vergoldung und Polierung ganz alleine 
gemacht habe, dies als ruhmreicher Architekt und 
Bildhauer. dem sonst in seiner Werkstatt eine 
Schar von Helfern - unter ihnen namhafte Bild- 
hauer - zur Verfügung standen. - Wir können 
das Fehlen der nötigen Giustificazioni nur dahin 
deuten, daß die Engel, teilweise oder total, zusam- 
men mit dem Figurenschmuck der Kathedra Petri 
entstanden sind und daB ihre Beglaubigung in lau- 
verhindert. Zudem war Papst Clemens X., den 
nini als wVersucher der Päpste zu hohen Geli 
gabenit bezeichnet hatte, allen kostspieligen 
erungen abgeneigt. Unter diesem Pontifikal Vl 
nur mehr Fertigstellungsarbeiten älterer Pro 
möglich. Unter diesen Umständen und Hindu 
sen muB das Ziborium Berninis, das keine 
Schöpfung, sondern die Umadaptierung eine: 
ßeren Projektes darstellt, trotz architektoni: 
Widersprüche in der Sakramentskapelle al: 
glückt bezeichnet werden. 
Herbert Siebenhünerß hat in seiner gründli 
Darstellung der Geschichte der Ausstattung 
Neu-Sankt-Peter im 16. Jahrhundert eingehen 
mehrfach wechselnden Hochaltarkonzepti 
und die damit zusammenhängenden Ziborie 
schrieben. Auch in den Darstellungen Hei 
Thelens" und Hans Kaulfmanns wird auf die 
 
 
iutig ist die Beschreibung "mit Engeln und 
rem Zierata. Nicht minder eindeutig sind die 
e net ex simile materiau - aus ähnlichem Ma- 
-, das heißt, vergoldete Bronze, wie im vor- 
zhenden Satz, bezogen auf die Kathedra Pe- 
eschrieben. 
edra und Ziborium bilden hinsichtlich Aus- 
ing und Stil eine Einheit. Es dominiert die 
iidete Bronze, wie wir feststellen können. 
ieichen Sitzungsbericht wurde auf Berninis 
eamentum Bezug genommen, seinen zeich- 
chen Entwurf, der Künstler zum "Suprainten- 
im der Arbeit ernannt und sein Honorar, der 
gsteiiung entsprechend, in Raten festge- 
lueile beweist, daß Berninis Ziborium nicht 
nach dem Beschiusse der Fabbrica vorn Früh- 
673 unter Papst Ciemens X. geschaffen wor- 
st, wie man bisher annahm." Die Zeit von 
3 zwei Jahren ab 1673 war zu kurz. Es ist viel- 
anzunehmen, daß beträchtliche Teile des 
es bei diesem Beschiusse von 1673 bereits 
gestellt oder in Fertigstellung begriffen wa- 
if Wittkower, der die Quellen zusammenge- 
hat, ist in Verlegenheit darüber", daB bei 
leiden großen Engeln nicht die üblichen Glu- 
azioni, die sonst immer vorhandenen Beglau- 
igen des Architekten für die Leistungen Drit- 
fenden Giustificazioni seit 1657 enthalten ist. 
Ähnlich verhält es sich mit dem runden Tempietto 
des Ziboriumkörpers. Schon gleich nach dem Be- 
schiuB von 1673 legte der Goldschmied Geri im 
März Rechnung für Arbeiten am Lapisiazuii- 
schmuck (i) des Ziboriums, eine Arbeit, die erst bei 
der letzten Fertigstellung zu tun wäre. Die Zahlun- 
gen an Geri reichen bis 1674. Für den Skulptu- 
renschmuck des Tabernakeis und seine Vergol- 
dung liegen Rechnungen aus den Jahren 1673 und 
1674 vor. 
Es kann daraus geschlossen werden, daß beide 
großen Engel angesichts des Fehlens der Belege 
nach 1673 schon vor diesem Jahre vorhanden wa- 
ren, da sie ja entsprechend der Resolution ab 1657 
zu schaffen waren für den frei stehenden Hochal- 
tar. Auch der Tabernakei ist möglicherweise 
schon vor 1673 begonnen worden, zumindest je- 
doch sind vor diesem Jahre schon seine Entwürfe 
oder Modelle vorgelegen. Diese Vorarbeiten galten 
einem vcllrunden, allseits sichtbaren Ziborium. 
Bernini hat sein altes Projekt, für welches - wie 
anzunehmen - schon wesentliche Teile fertig- 
standen bzw. im Modell vorlagen, nur leicht hin- 
sichtlich der Verminderung der Zahl der Engel va- 
riiert und ohne Rücksicht auf Cortonas Aitarbiatt 
davorgesetzt. Der vorhandene alte Plan und Be- 
schiuß der Congregation von 1657 haben einen 
Neuentwurf für die Raumverhaitnisse der Kapelle 
gänger des heutigen Baldachins und des H0 
tares eingegangen. Wir haben hier nichts N 
hinzuzufügen. Es muß lediglich betont we 
daß man natürlich schon im sechzehnten 
hundert, entsprechend den mehr als tausend 
gen Traditionen und in der Notwendigkeit de 
tischen Funktion, immer wieder im Zusam 
hang mit dem Hauptaitar um künstlerische Lt 
gen der Ziborien ringt. Diese waren, wenn wii 
dürftigen Schriftqueilen folgen, stets im Zu 
menhang des Hcchaltares und von verschied 
künstlerischer Ausstattung. Der letzte Vorgä 
des heutigen Baidachinaitares von Ambr 
Buonvicino zeigt allerdings nur mehr eine i 
Mensa, umgeben von vier stehenden Engeln 
einen von dünnen Stangen getragenen ieic 
Baidachin halten. Auch hier ist wohl anzunehi 
daB man ein Ziborium in diesem traditioneller 
reich einrichten wollte, ja einrichten mußte. 
Der heutige Hochaitar - über dem Grabe der 
steifürsten unter dem Baidachin - hat da: 
schiossene Ziborium nicht mehr erhalten. Ma 
wahrte inzwischen das Aiierheiiigste provisoi 
auf verschiedenen Aitaren des Kuppelraumes 
Erst die totale Umstellung auf das Bewußi 
des Richtungsbaues, auf das Langhaus, hat c 
Bindung auf den Kuppeiraum allmählich über 
den. 
in den Publikationen wechseln immer wiede
	        
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