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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 172 und 173)

Was die Datierung des Werkes Herregouts' 
trifft, läßt sich aus den bekannten spärlichen 
ten keine dichte Chronologie erstellen, zumal 
Werk seines Bruders Jan Baptist Herregouts 
1640- 1721) nicht eindeutig von dem Hent 
geschieden" ist. Auch er war zu Brügge ein vit 
schättigter und gesuchter Kirchen- und Por 
maler und ist teilweise in denselben Kircher 
Werken nachgewiesen. Ein im Krieg vernichti 
nicht näher identifiziertes Damenporträt auf 
der Wallraf-Sammlung WRM 1923 wird gar D 
Herregouts (1603 - 1662), dem Vater Hendriks 
Jan Baptists, zuzuschreiben sein. 
Für die "Steinigung des hl. Matthäus-i in St. 
zu Antwerpen läßt sich eine Datierung für 
29. Januar 1681 erbringen, an dem "meester H 
co Herregoutsii" 425 Gulden erhielt. Keine D 
rung ist bekannt für die "Basiliusmarter" in 
Antwerpener Basiliuskirche. Undatiert sind fe 
die "Himmelfahrt Mariensu in der Magdalene 
che und der "hl. Dominikus vor dem Kruzifix 
der Frauenkirche zu Antwerpen. Lediglich 
Hochaltarblatt in der Kirche der Unbeschu 
Karmeliter ist noch mit 1698 datiert, in desser 
he die "Verzückung des hl. Augustinus" in de 
hannesspitalkirche gestellt wird. Eine weitere 
tierung auf 1685 liefert das „Jüngste Gerichtl 
Annenkirche in Brügge. Die Kölner Porträts 
behren ebenfalls jedweder genaueren Datier 
da auch das Alter der Porträtierten in der lnsc 
nicht immer genannt wird und so über derer 
bensdaten keine Rückschlüsse ermöglicht 
den können. 
Durch Signatur und Datierung Herregouts wä 
dem Göttweiger Gemälde besondere Bedeu 
zu, denn des Künstlers Oeuvre ist in seiner 
samtheit bis heute unzureichend und unzul 
lich erforscht. Auch hinsichtlich stilistischer 
venienz bedürfte es mancher Klärung, wenn 
nach den zahlreichen Verlusten überhaupt I 
möglich ist, so daß danach wenigstens eine g 
Chronologie erstellt werden könnte. Das Gött 
ger Bild liefert mit der Jahreszahl 1680 imms 
eine zusätzliche Markierung und stellt von der 
tlerten Arbeiten das früheste Gemälde vor dr 
von 1685 und 1698 dar. Zeitlich am nächsten s 
ihm die "Steinigung des hl. Matthäus" von 1( 
en Tunika. Dieses Blau wiederholt sich in der 
ten Fiepoussoirgruppe, das Flot im Mantel der 
aren Mutter im linken Biidteil. Die Stoffiich- 
der Gewandung wird vor allem rechts neben 
s in ihrer Schilderung auf einen effektvollen 
apunkt zugeführt, wo eine in grllnsilberne Sei- 
ekleidete Mutter ihr Kind Jesus Zum Segnen 
ischiebt, während unmittelbar dahinter eine 
iche Rosaseide gekleidete Frau ihr Kind her- 
ägt. Dabei ist der Farbauftrag durchaus lasie- 
fein, so daB die Leinwandstruktur auch in 
Lichtern deutlich mitspricht. Lichter bringen 
m die frischen lnkarnattöne der nackten, pral- 
(inderleiber mit deutlicher Durchgliederung 
Gliedmaßen in die abendliche Szene. Die 
trachten sind locker, etwas stereotyp hinge- 
. Die Architektur vereint versatzstllckweise. 
ehe Saulenschäfte mit dorischen, links er- 
inen kanneiierte Lisenen. Das Versatz- 
(artige der Architektur wird vor allem durch 
Fehlen eines architektonischen Abschlusses 
oben hin erzielt, so daB besonders im Mittei- 
tie Bezugspunkte unklar bleiben und durch 
msätziiche Personengruppe im Hintergrund 
zre Verunklärung erfolgt". Am äußersten 
:en Bildrand fungiert ein rustizlertes Gewän- 
Jck als Repoussoir. 
man nach unmittelbaren Vorbildern für Herre 
s Ausschau, so fällt auf, daß die Thematik 
istus als Kinderfreundu nach A. Pigler" ab 
dem 16. Jahrhundert eine sehr verbreitete war und 
gerade in der niederländischen Malerei gehäuft 
auftritt. Über Herregouts' römische Aufenthalte 
sind keine Details bekannt geworden. Sein Oeuvre 
iaßt aus Gründen sparlicher Überlieferung wenig 
stringente Schlüsse nach italienischen Lehrern 
und Vorbildern zu. Höchstens, daß sich ganz all- 
gemein sagen läßt, Herregouts muB, was die Fiu- 
renverteilung betrifft, die Kunst eines Flaffael ge- 
schätzt haben, auch die Tizians von den Farben 
her und von der Heildunkelmaierei her den Cara- 
vaggismus. Venezianisches iäßt sich nicht ver- 
leugnen. im Göttweiger nKinderfreund-Christusu 
uberwlegt der streng konstruktive Aufbau, was ei- 
ne bisher nicht bei Herregouts gesehene Hinwen- 
dung zur Kunst des Nicolas Poussin (1594 - 1665) 
verraten könnte, die ihm die "klassischen Empfin- 
dung und den repräsentativen Bildaufbau eintru- 
gen. Bisher ist lediglich im Altarbild der Karmeli- 
ter-Barftlßerkirche zu Brügge in bezug auf das Ko- 
lorit auf Van Dyck verwiesen worden, dazu müßte 
mit selber Intention auch Peter Paul Rubens als 
ein Vorbild genannt werden. Über diesen Synkre- 
tlsmus hinaus zeigt Herregouts durchaus eigene 
Charakteristika, wie die Mikrokephalie und Über- 
längung seiner Figuren, das kuilssen- und versatz- 
stückartige Einsetzen von Architekturteilen ohne 
folgerichtigen Zusammenhang und die durchsich- 
tige, additive Ebenenstaffelung in die Biidtiefe 
hinein. 
Anmerkungen 18 - 21 
" Eine nachträgliche Beschneidung des Gemäldes bei A: 
rung in die Räume das neuen Stiftes lleE sich nicht lests 
" A. Pigier, Barocktheman, Eine Auswahl von Varzeichnissi 
ikonographle des 17. und 1a. Jahrhunderts i, Eudapesti 
S. 301 -3D3. 
1' vgi.: G. K. Nagler, Neuss allgemeines KDrlstler-Lexlk: 
LinUD! 1905. s. 437i. 
" Fr. Jos. van dort Branden, Geschiedenis der Antwerpsche 
derschooi, Filinoorstrest 1883, S. 948.
	        
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