Was die Datierung des Werkes Herregouts'
trifft, läßt sich aus den bekannten spärlichen
ten keine dichte Chronologie erstellen, zumal
Werk seines Bruders Jan Baptist Herregouts
1640- 1721) nicht eindeutig von dem Hent
geschieden" ist. Auch er war zu Brügge ein vit
schättigter und gesuchter Kirchen- und Por
maler und ist teilweise in denselben Kircher
Werken nachgewiesen. Ein im Krieg vernichti
nicht näher identifiziertes Damenporträt auf
der Wallraf-Sammlung WRM 1923 wird gar D
Herregouts (1603 - 1662), dem Vater Hendriks
Jan Baptists, zuzuschreiben sein.
Für die "Steinigung des hl. Matthäus-i in St.
zu Antwerpen läßt sich eine Datierung für
29. Januar 1681 erbringen, an dem "meester H
co Herregoutsii" 425 Gulden erhielt. Keine D
rung ist bekannt für die "Basiliusmarter" in
Antwerpener Basiliuskirche. Undatiert sind fe
die "Himmelfahrt Mariensu in der Magdalene
che und der "hl. Dominikus vor dem Kruzifix
der Frauenkirche zu Antwerpen. Lediglich
Hochaltarblatt in der Kirche der Unbeschu
Karmeliter ist noch mit 1698 datiert, in desser
he die "Verzückung des hl. Augustinus" in de
hannesspitalkirche gestellt wird. Eine weitere
tierung auf 1685 liefert das „Jüngste Gerichtl
Annenkirche in Brügge. Die Kölner Porträts
behren ebenfalls jedweder genaueren Datier
da auch das Alter der Porträtierten in der lnsc
nicht immer genannt wird und so über derer
bensdaten keine Rückschlüsse ermöglicht
den können.
Durch Signatur und Datierung Herregouts wä
dem Göttweiger Gemälde besondere Bedeu
zu, denn des Künstlers Oeuvre ist in seiner
samtheit bis heute unzureichend und unzul
lich erforscht. Auch hinsichtlich stilistischer
venienz bedürfte es mancher Klärung, wenn
nach den zahlreichen Verlusten überhaupt I
möglich ist, so daß danach wenigstens eine g
Chronologie erstellt werden könnte. Das Gött
ger Bild liefert mit der Jahreszahl 1680 imms
eine zusätzliche Markierung und stellt von der
tlerten Arbeiten das früheste Gemälde vor dr
von 1685 und 1698 dar. Zeitlich am nächsten s
ihm die "Steinigung des hl. Matthäus" von 1(
en Tunika. Dieses Blau wiederholt sich in der
ten Fiepoussoirgruppe, das Flot im Mantel der
aren Mutter im linken Biidteil. Die Stoffiich-
der Gewandung wird vor allem rechts neben
s in ihrer Schilderung auf einen effektvollen
apunkt zugeführt, wo eine in grllnsilberne Sei-
ekleidete Mutter ihr Kind Jesus Zum Segnen
ischiebt, während unmittelbar dahinter eine
iche Rosaseide gekleidete Frau ihr Kind her-
ägt. Dabei ist der Farbauftrag durchaus lasie-
fein, so daB die Leinwandstruktur auch in
Lichtern deutlich mitspricht. Lichter bringen
m die frischen lnkarnattöne der nackten, pral-
(inderleiber mit deutlicher Durchgliederung
Gliedmaßen in die abendliche Szene. Die
trachten sind locker, etwas stereotyp hinge-
. Die Architektur vereint versatzstllckweise.
ehe Saulenschäfte mit dorischen, links er-
inen kanneiierte Lisenen. Das Versatz-
(artige der Architektur wird vor allem durch
Fehlen eines architektonischen Abschlusses
oben hin erzielt, so daB besonders im Mittei-
tie Bezugspunkte unklar bleiben und durch
msätziiche Personengruppe im Hintergrund
zre Verunklärung erfolgt". Am äußersten
:en Bildrand fungiert ein rustizlertes Gewän-
Jck als Repoussoir.
man nach unmittelbaren Vorbildern für Herre
s Ausschau, so fällt auf, daß die Thematik
istus als Kinderfreundu nach A. Pigler" ab
dem 16. Jahrhundert eine sehr verbreitete war und
gerade in der niederländischen Malerei gehäuft
auftritt. Über Herregouts' römische Aufenthalte
sind keine Details bekannt geworden. Sein Oeuvre
iaßt aus Gründen sparlicher Überlieferung wenig
stringente Schlüsse nach italienischen Lehrern
und Vorbildern zu. Höchstens, daß sich ganz all-
gemein sagen läßt, Herregouts muB, was die Fiu-
renverteilung betrifft, die Kunst eines Flaffael ge-
schätzt haben, auch die Tizians von den Farben
her und von der Heildunkelmaierei her den Cara-
vaggismus. Venezianisches iäßt sich nicht ver-
leugnen. im Göttweiger nKinderfreund-Christusu
uberwlegt der streng konstruktive Aufbau, was ei-
ne bisher nicht bei Herregouts gesehene Hinwen-
dung zur Kunst des Nicolas Poussin (1594 - 1665)
verraten könnte, die ihm die "klassischen Empfin-
dung und den repräsentativen Bildaufbau eintru-
gen. Bisher ist lediglich im Altarbild der Karmeli-
ter-Barftlßerkirche zu Brügge in bezug auf das Ko-
lorit auf Van Dyck verwiesen worden, dazu müßte
mit selber Intention auch Peter Paul Rubens als
ein Vorbild genannt werden. Über diesen Synkre-
tlsmus hinaus zeigt Herregouts durchaus eigene
Charakteristika, wie die Mikrokephalie und Über-
längung seiner Figuren, das kuilssen- und versatz-
stückartige Einsetzen von Architekturteilen ohne
folgerichtigen Zusammenhang und die durchsich-
tige, additive Ebenenstaffelung in die Biidtiefe
hinein.
Anmerkungen 18 - 21
" Eine nachträgliche Beschneidung des Gemäldes bei A:
rung in die Räume das neuen Stiftes lleE sich nicht lests
" A. Pigier, Barocktheman, Eine Auswahl von Varzeichnissi
ikonographle des 17. und 1a. Jahrhunderts i, Eudapesti
S. 301 -3D3.
1' vgi.: G. K. Nagler, Neuss allgemeines KDrlstler-Lexlk:
LinUD! 1905. s. 437i.
" Fr. Jos. van dort Branden, Geschiedenis der Antwerpsche
derschooi, Filinoorstrest 1883, S. 948.