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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 172 und 173)

 
wieder waren bestimmend, sich mit der Fra- 
nes Neubaues zu beschäftigen, der entspre- 
d der hervorragenden Bedeutung des institu- 
ur auf der Ringstraße entstehen sollte. Dern 
lum wurde der Grund nächst der Stubentor- 
xe im Anschiuß an den Stadtpark für einen 
au, der auch eine Kunstgewerbeschule ent- 
n sollte, zur Verfügung gestellt. Als Architekt 
e Heinrich von Ferstel ausersehen, der im 
i 1868 mit dem Museumsbau beginnen konn- 
m 4. November 1871 erfolgte die feierliche 
ißsteiniegung. Ferstel war es gelungen, ei- 
lau aufzuführen, der in seiner iiStileinheit-i zu 
testen Leistungen der Ringstraßenarchitek- 
es sogenannten vWiener Stiles-i, zählt. 
em Museum und seiner Schule, die als eine 
rseile kunstgewerbliche Akademie organi- 
war, hatten Eiteiberger und seine Mitarbeiter 
Voraussetzungen geschaffen, um auf breite- 
Basis ihr Reform-, Erziehungs- und Förde- 
awerk durchzuführen. Eitelberger war über- 
, daß dies mit einer Reform des Zeichenun- 
hts schon in den Volks- und Mittelschulen 
inen müsse und nur durch die Gründung von 
alschulen für die einzelnen Berufszwelge ge- 
eistet werden konnte. Auf seine Initiative 
es im Jahre 1872 bereits acht Fachschuien, 
waren es 77, an denen 167 Lehrer unterrichte- 
lie fast alle an der zentralen Bildungsanstalt 
lluseums ausgebildet worden waren, und um 
war das Fachschuiwesen mit 128 Unter- 
aanstalten und rund 24.000 Schülern einer der 
itendsten Faktoren des gewerbiich-indu- 
len Unterrichtswesens der Monarchie gewor- 
Jurch diese Einrichtung eines gewerblich-in- 
ielien Bildungswesens wurde die von der 
alstelle des Museums und seiner Schule an- 
ebten Reformen bis in die fernsten Kronlän- 
etragen und gewährleisteten iene Einheit in 
lielfalt, die diesen museal-wissenschaftli- 
Reformern als die einzige Rettung erschien, 
em durch die industrielle Revolution hervor- 
enen Stiichaos wirksam zu begegnen und 
tzeitig den Nationaiwohistand zu heben. 
leltausstellung in Wien im Jahre 1873 
lich "die Summe dessen zu ziehen, was die Zeit in 
allen Arten der Produktion, Verwertung und Pflege 
des Schönen zu leisten vermag oder zu erringen 
bestrebt istn. 
Die Schaustellung der Kunstindustrie im österrei- 
chischen Pavillon machte allen offenbar, daß die- 
ser Zweig der Wirtschaft regsam, lebendig und 
voll Schaffenskraft war. Neben dem Alten brachte 
sich kräftig das Neue zur Geltung, das in eine 
ganz bestimmte Richtung zielte, nämlich in eine 
ßfreie, moderne Wiedererwerbungu der Renais- 
sanceformen. Damit hatte sich Eitelbergers Ge- 
schmacksreform im heimischen Kunstgewerbe 
und in der Kunstindustrie durchgesetzt, allerdings 
mit wneu wienerischen Eigenschaftenx. 
Konnte man auf der Weltausstellung von 1873 die 
Wirksamkeit des Österreichischen Museums für 
Kunst und industrie in vielen Belangen feststel- 
len, so brachte die Kunst- und Kunstgewerbeaus- 
stellung zu München im Jahre 1876 die allgemeine 
Anerkennung auf europäischer Ebene. Bezeich- 
nend hierfür war das Urteil des kaufmännischen 
Direktoriums von St. Gallen: "Österreich tritt auf 
der Kunstgewerbeausstellung in München mit ei- 
ner Vielseitigkeit, keuschem Geschmack und mei- 
sterhafter Technik in die Schranken, die den zum 
Staunen bringen muB, der Österreichs Leistungen 
auf diesen Gebieten seit der Pariser Ausstellung 
1867 nicht mehr kontrollieren konnte. Überall 
drücken die Schulen nachweisbar nach; in allen 
Branchen geht die Kunstgewerbeschule in Wien 
bahnbrechend und den Reigen eröffnend voran 
oder treten industrielle auf, die sich von jener 
 
Schule resp. deren tüchtigen Leitern den We 
sen lassen. Teils werden die vorhandener 
stisch-technischen Verfahren vervollkom 
teils neue resp. alte, aber verlorengegangen 
deraufgenommen, und überall spielt ein gel 
ter Geschmack mit, die fröhliche Renais: 
kommt zu neuem Leben, sich geschmeidig Ul 
gezwungen unseren Verhältnissen und Wünl 
und sogar Gewohnheiten anbequemend. 
Wir konstatieren daher die eigentümliche Er 
nung, daß Österreich, seit 1866 der politl: 
Führerschaft Deutschlands beraubt, inzwi: 
unbestritten die Führerschaft in der deut: 
Kunstindustrie errungen hat und auf der die: 
gen Ausstellung behauptetm 
Die Kunstgewerbeschule des i-Österreichi: 
Museums für Kunst und Industrien 
Die "bahnbrechenden Funktion der Wiener i 
gewerbeschule und ihre überragende Bede 
bekundeten sich in dem schnellen Anstie 
Schüierzahlen. im Jahre 1868 zählte man in 
Klassen 24 Schüler, 1873 waren es 126, 187 
und 1900 besuchten 254 diese Musteranstal 
ständige Wachstum machte es daher notwi 
einen eigenen großen Schulbau zu errichte 
Herbst 1877 bezog man die neuen Werkst 
und Lehrsäie. Auch diesen Bau hatte Heinric 
Ferstel "vornehm in den Linien und Verhä 
sen: als Materialrohbau im Renaissances 
richtet und für die Fassadendekoration 
Techniken, wie schon beim Museumsbau, ve 
det. Noch einmal sollte in diesem Jahrzehr 
Aufstieges Eltelberger Gelegenheit haben, i 
ler Welt seine Lebensarbeit erfolgreich zu d: 
strieren: auf der Weltausstellung vom Jahre 
in Paris, wo Österreich durch das Fernbleibe 
Deutschen Reiches wganz Deutschland zu v 
tenu hatte. Neben den Arbeiten prominente 
men fielen vor allem die Leistungen der Vl 
Kunstgewerbeschule und der zahlreichen 
schulen auf. Dies veranlaßte Friedrich Pech 
deutschen Berichterstatter, zu schreiben: 
man wissen, was die deutsche Kunstindustri 
einst etwa leisten wird, so kann man dies a 
sten bei der österreichischen sehen, die der
	        
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